E-Book-Reader mit Farbdisplay: Lohnt sich der Kauf?

Lange Akkulaufzeit, handlich wie ein Buch und auch noch bunt?! Moderne E-Book-Reader mit Farbdisplay bieten Vorteile. Aber es gibt auch Haken…

E-Book-Reader mit Farbdisplay: Lohnt sich der Kauf?
Foto: PocketBook

Comics, Magazine, Webseiten – diese Inhalte auf einem herkömmlichen E-Book-Reader darzustellen funktioniert zwar, aber das Lesen ist nicht unbedingt ansprechend. Denn die kolorierte Pracht von Mangas beispielsweise kommt auf einem monochromen E-Ink-Panel kaum zur Geltung. Abhilfe versprechen E-Book-Reader mit Farbdisplay. Die sind noch rar gesät, doch es gibt sie. Du solltest dir aber bewusst sein: Technisch kommen sie bei der Farbdarstellung an ihre Grenzen. Noch!

Inhalt:

PocketBook InkPad Color 3: Vollwertiger E-Book-Reader mit Farbdisplay

Das PocketBook InkPad Color 3 ist gegenwärtig der einzige E-Book-Reader von einem größeren Hersteller mit Farbdisplay. Bei dem kommt ein E-Ink Kaleido 3 Farbdisplay zum Einsatz. Aber auch so ist es gut ausgestattet: Quadcore-Prozessor, Unterstützung von nahezu allen relevanten Formaten und der Onleihe, integrierter Lautsprecher, Bluetooth und 32 GB Speicher. Der 2.900 mAh große Akku hält bis zu einem Monat.

Das PocketBook InkPad Color 3 ist ein ausgereifter E-Book-Reader mit Color-Display. (Foto: PocketBook)
Das PocketBook InkPad Color 3 ist ein ausgereifter E-Book-Reader mit Color-Display. (Foto: PocketBook)

Technische Daten PocketBook InkPad Color 3

Display:7,8 Zoll-E-Ink Kaleido 3 mit 4.096 Farben
300 ppi (monochrom)
150 ppi (farbig)
Smartlight-Hintergrundbeleuchtung
Gewicht:270 Gramm
Akku:2.900 mAh (Bis zu einen Monat Akkulaufzeit)
Speicher:1 GB RAM
32 GB ROM
Sonstiges:Bluetooth Lautsprecher mit Vorlesefunktion
IPX8-zertifiziert

Das PocketBook InkPad Color 3 verfügt über eine Smartlight-Beleuchtung für einen höheren Lesekomfort. Das ist gerade aufgrund des Displays mit reduzierter Helligkeit durch Vorhandensein des RGB-Filters nützlich.

PocketBook Viva: Erster E-Book-Reader mit Gallery 3

Ende 2022 kündigte PocketBook den mächtigen E-Book-Reader PocketBook Viva an. Doch durch „Entwicklungsproblemen seitens Zulieferer“ gibt es nach wie vor keinen Verkaufsstart. Im Jahresverlauf 2024 könnte es mit dem Spitzenmodell des Unternehmens soweit sein.

Das PocketBook Viva erscheint eventuell noch 2024. (Foto: PocketBook)
Das PocketBook Viva erscheint eventuell noch 2024. (Foto: PocketBook)

Technische Daten PocketBook Viva

Display:8 Zoll-E-Ink Gallery 3
300 ppi (monochrom)
300 ppi (farbig)
Smartlight-Hintergrundbeleuchtung
Gewicht:300 Gramm
Akku:tba
Speicher:64 GB ROM
Sonstiges:Bluetooth 5.2
Lautsprecher mit Vorlesefunktion

Der E-Ink-Bildschirm mit Gallery 3 findet Verwendung, also die derzeit beste Lösung für E-Book-Reader mit Farbdisplay. Das heißt: Auf dem 8 Zoll großen Display kannst du problemlos farbige Comics, Zeitschriften oder Fachbücher mit Grafiken genießen – bei einer hohen Auflösung von 1440 x 1920 Pixeln (300 ppi).

Im PocketBook Viva werkelt ein leistungsstarker Quadcore-Prozessor. Alle relevanten Buch- und Hörbuchformate unterstützt der E-Reader, genauso vier Grafikformate (u.a. für Comics).

Kindle mit Farbdisplay: Eine Frage der Zeit

Der wohl bekannteste Hersteller von E-Book-Readern ist Amazon. Die Kindle-Reihe setzt bisher ausschließlich auf monochrome Displays. Recht konkreten Gerüchten zufolge arbeitet der Konzern aber am ersten Kindle mit Farbdisplay, der 2025 erscheinen könnte. Von Modellen mit Bildschirmdiagonalen zwischen 7 und 10 Zoll ist die Rede, genauso soll ein Advanced Color ePaper (ACeP)-Panel zum Einsatz kommen. Gemeint ist damit vermutlich das E-Ink Gallery 3 oder ein Nachfolger der Technologie.

Andere Hersteller wie Kobo und Tolino dürften folgen – 2024 oder 2025.

Boox Tablet Note Air3 C

Das Note Air3 C ist eigentlich ein auf Android 12 basierendes Tablet mit Octacore-Prozessor, 4GB RAM und 64 GB-Flash-Speicher. Es ist einerseits ein E-Book-Reader, aber zugleich ein Arbeitsgerät. Mache Notizen via Stylus, um diese zu digitalisieren. Hinterlasse Notizen in Büchern und fokussiere dich auf produktive Arbeit – auf Wunsch komplett monochrom.

Stylisch ist dieses auf Arbeit und E-Book-Funktionen ausgelegtes Gerät auch. (Foto: Boox)
Stylisch ist dieses auf Arbeit und E-Book-Funktionen ausgelegtes Gerät auch. (Foto: Boox)

Technische Daten Boox Tablet Note Air3 C

Display:10 Zoll-E-Ink Kaleido 3 mit 4.096 Farben
300 ppi (monochrom)
300 ppi (farbig)
Frontlicht mit CTM (warm und kalt)
Gewicht:430 Gramm
Akku:3.700 mAh
Speicher:4 GB RAM
64 GB ROM
Sonstiges:Lautsprecher und Mikrofon
microSD-Speicherkartenslot
Betriebssystem: Android 12

Apps lassen sich aus dem Google Play Store herunterladen. Trotz der „Power“ ist das Boox Tablet Note Air3 C nicht für schnelle Bewegungen ausgelegt, zum Beispiel für Spiele oder dergleichen. Es ist vielmehr eine stylische Mischung aus E-Book-Reader und Arbeitstierchen mit einem E-Ink-Bildschirm. Das Device fällt in die Kategorie E-Ink-Tablet.

Wie funktionieren E-Ink-Displays?

Ein wesentlicher Unterschied zwischen E-Book-Reader und Tablet ist das Display: Während bei Tablets oftmals reguläre leuchtstarke, farbige LCD- oder OLED-Panels Verwendung finden, bieten E-Book-Reader mit ihrem elektronischen Papier einen anderen Ansatz: Das Gerät lädt Millionen winzige Kapseln, die mit schwarzen und weißen Farbpartikeln gefüllt sind, elektrisch auf. Durch Stromimpulse steigen diese Partikel auf, du nimmst sie beim Betrachten entweder als Schwarz oder Weiß wahr. Eine Hintergrund- oder Front-Beleuchtung ist hierfür nicht zwingend nötig, erhöht aber den Lesekomfort.

Solange der E-Book-Reader keine neuen Stromimpulse an jede einzelne Kapsel (entspricht jeweils einem Pixel) sendet, bleibt das Dargestellte unverändert – und das bei einem sehr niedrigen Energieverbrauch.

Seit Erscheinen des ersten richtigen E-Book-Readers mit E-ink-Display im Jahr 2004 (Sony Librié EBR-1000EP) hat sich an dem Grundkonzept nichts geändert. Doch die technischen Möglichkeiten verbesserten sich in den letzten Jahren deutlich – hin zu farbigen E-Ink-Displays. Maßgeblich verantwortlich ist die E-Ink Holdings, von der nahezu alle relevanten Technologien in diesem Segment stammen – sowohl bezogen auf die monochromen Displays, als auch auf die E-Ink-Farbbildschirme.

Aktuelle E-Ink-Technologien für Farbdarstellung

Für uns Konsumenten ist es wichtig zu wissen, welches Display nun in dem favorisierten E-Book-Reader steckt. Die aktuellen Technologien im Bereich der Farb-E-Ink-Displays sind:

E-Ink Kaleido 3

Der Farbbildschirm kann bis zu 4.096 Farben darstellen. Nach wie vor stellen die Mikokapseln nur Schwarz oder Weiß dar. Ein RGB-Farbfilter-Array sorgt für die Kolorierung – allerdings nicht so kontrastreich, wie du es von LCDs oder OLEDs kennst. Ohne zusätzliche Beleuchtung sind Kaleido-3-Displays deutlich dunkler als monochrome E-Book-Reader mit hochwertigem E-Ink-Carta-Display.

Kaleido 3 ist derzeit die aktuellste Technologie im Bereich der E-Book-Reader mit Farbe. (Foto: PocketBook)
Kaleido 3 ist derzeit die aktuellste Technologie im Bereich der E-Book-Reader mit Farbe. (Foto: PocketBook)

Gegenüber früheren Kaleido-Generationen (Kaleido Plus, New Kaleido, Kaleido) sind Farbdarstellungen in Auflösungen jetzt bis zu 150 ppi möglich (monochrom/E-Ink Carta: 300 ppi), auch klappt die Darstellung von Bewegtbildern besser. Doch dies ist oftmals aufgrund eines langsameren Bildaufbaus nicht optimal.

E-Ink Kaleido 3 liefert gerade bei der Darstellung von farbigen E-Books hochwertige Ergebnisse und lässt sich als ausgereifte Technologie bezeichnen. Doch besagte Latenz und „Ghosting“-Effekte sind keine Seltenheit.

E-Ink Gallery 3

Die neueste Technologie von E-Ink steht bereits in den Startlöchern, verzögerte sich bisher dank Produktionsschwierigkeiten. Gallery 3 ist das erste wirklich farbige E-Ink-Display. Die Mikrokapseln sind nicht mehr nur mit schwarzen und weißen Farbpartikeln gefüllt, sondern mit den Farben Cyan, Magenta und Gelb sowie Weiß. Das führt zum vollen Farbspektrum ohne einen Qualitätsverlust durch einen RGB-Farbfilter.

Gallery 3 ist die für E-Book-Reader neueste Technologie von E-Ink. (E-Ink Holdings)
Gallery 3 ist die für E-Book-Reader neueste Technologie von E-Ink. (E-Ink Holdings)

E-Ink Gallery 3 kommt bei monochromen Inhalten auf Reaktionszeiten von 350 Millisekunden, bei farbigen Darstellungen liegen die Werte zwischen 500 ms und 1.500 ms – abhängig vom jeweiligen Modus. Das ist eine deutliche Verbesserung gegenüber Kaleido 3. Zudem unterstützt Gallery 3 die Verwendung von Stylus-Eingaben, Auflösungen bis zu 300 ppi (für farbige Inhalte) und die Frontbeleuchtungs-Technologie ComfortGaze für reduziertes Blaulicht.  

Weitere Technologien

Während Anbieter E-Ink liefert und damit den gesamten E-Book-Reader-Markt mit seinen Technologien dominiert, schaffen es andere Hersteller bisher nicht, Paroli zu bieten. Alternativen wie Display Electronic Slurry (DES), Nxtpaper von TCL oder ClearLnk waren zwar auf verschiedenen Messen zu sehen, erreichten jedoch bisher keine Marktreife. Ernsthafte Konkurrenz ist (noch) nicht in Sicht.

Vor- und Nachteile von E-Book-Readern mit Farbdisplay

Die Vor- und Nachteile von E-Book-Readern mit Farbdisplay unterscheiden sich nicht allzu sehr von monochromen E-Readern mit E-Ink-Bildschirm.

Entscheidende Vorteile sind:

  • Lange Akkulaufzeit: Mehrere Wochen langer Lesespaß – kein Problem für die meisten E-Book-Reader. Ausnahmen gibt’s, beispielsweise das auf Office-Anwendungen spezialisierte Boox Tablet Note Air3 C mit Android.
  • Klein und leicht: Auch E-Book-Reader mit Farbdarstellung sind in der Regel sehr leicht und kompakt. Sie fühlen sich damit ähnlich wie ein Buch an, was auch an der Darstellung der Textinhalte liegt.
  • Fokus aufs Lesen: E-Reader sind bewusst aufs Wesentliche reduziert. Du sollst mit ihnen Bücher lesen. Und das können sie perfekt: Displays spiegeln kaum bis gar nicht, sie unterstützen die gängigsten Formate und bieten kaum Ablenkungen wie Tablets. Auch kannst du Schriftgröße und Schriftart deinen individuellen Vorstellungen anpassen.
  • Neue Möglichkeiten: Leistungsstarke E-Reader bieten auch neue Elemente wie Vorlese-Funktionen oder das Abspielen von Hörbüchern. Im besten Fall lassen sie offene Angebote wie Onleihe zu, um nicht von kostenpflichtigen Angeboten abhängig zu sein.
  • Farbige Inhalte: Comics, Fachbücher mit Illustrationen, Fotobücher, Atlanten – viele Bücher wirken erst dann, wenn du sie in ihrer Farbenpracht genießen kannst. Mit E-Book-Readern mit Farbdisplay kannst du diese Inhalte endlich auf einem handlichen Gerät erleben und stets dabei haben.

E-Book-Reader mit Farbbildschirm besitzen dagegen einige Nachteile, die du vor dem Kauf im Hinterkopf behalten solltest:

  • Preis: Aufgrund der noch recht neuen Display-Technologie sind E-Reader mit Farbdarstellung deutlich teurer als Geräte mit monochromer Darstellung. Rechne mit um 40 bis 50 Prozent höheren Preisen – bei sonst identischer Ausstattung.
  • Darstellungsqualität: Heutige E-Book-Reader mit Farbdisplay bieten zwar ein gutes Lesen von Inhalten mit farbigen Elementen, doch häufig wirken diese blass. Bewegtbilder stellen diese oftmals nicht zufriedenstellend dar – hier sind Tablets deutlich besser geeignet.

Fazit: Lohnt sich der Kauf?

Möchtest du mit dem E-Book-Reader vor allem klassische Bücher lesen und vielleicht Hörbücher hören bzw. dir vorlesen lassen, kannst du getrost auf einen farbigen Bildschirm verzichten. Wozu mehr Geld ausgeben, wenn es gar nicht „bunt“ sein muss?

E-Reader mit Farbdisplay sind im Kommen und gewinnen zunehmend an Bedeutung. Doch die Technologien sind noch nicht ganz so weit... (Foto: Boox)
E-Reader mit Farbdisplay sind im Kommen und gewinnen zunehmend an Bedeutung. Doch die Technologien sind noch nicht ganz so weit… (Foto: Boox)

Favorisierst du Comics, elektronische Zeitschriften und andere farbige Inhalte, die du mit dem E-Reader betrachten möchtest, sieht die Sache schon anders an: Dann lohnt sich natürlich ein moderner Vertreter mit Farbdisplay. Dieser sollte unserer Auffassung nach mindestens über ein E-Ink Kaleido 3-Panel mit zusätzlicher Beleuchtung verfügen. Erwarte keine knackscharfen Kontraste und brillante Farben, ein E-Book-Reader ist schließlich kein Tablet.

Derzeit (Stand März 2024) bahnt sich die nächste Generation der E-Book-Reader mit Farbdisplay an. Diverse Hersteller dürften ihre Lösungen vermutlich ab 2025 am Start haben. Möchtest du nicht so lange warten, triffst du schon jetzt eine gute Wahl mit aktuellen Vertretern.

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