Besser spät als nie: Deutsche Bahn testet Gratis-WLAN im Regionalexpress

Wer auf schnelles Internet im Regionalverkehr hofft, wird bei der Deutschen Bahn noch lange warten müssen. Zwei Züge mit Gratis-WLAN fahren jetzt zwischen Mönchengladbach und Münster. Testweise.

Besser spät als nie: Deutsche Bahn testet Gratis-WLAN im Regionalexpress
Der Regionalexpress mit Gratis-WLAN ist außen am Aufkleber zu erkennen (Bild: Deutsche Bahn)

Berufspendler haben es nicht leicht. Die Zeit im Zug wird nicht als Arbeitszeit angerechnet, also macht es sich jeder so gemütlich wie möglich (wenn auch nicht so wie zuhause): Kaffee im Thermobecher, Musik auf den Ohren. Doch was ist eigentlich mit Internet? Der WLAN-Zugang im ICE ist jetzt kostenlos. In der zweiten Klasse haben wir ihn auch schon für euch getestet.

Daten über das jeweils beste Mobilfunknetz

Dass auch in den Regionalzügen Gratis-WLAN angeboten werden soll, forderte Verkehrsminister Dobrindt schon Anfang 2015. Seit dem 13. März 2017 lässt die DB Regio zwei von geplanten vier Regionalexpress-Zügen mit kostenlosem Internetzugang fahren – auf der Linie RE 42 zwischen Mönchengladbach und Münster, beim Einsteigen zu erkennen an der auffälligen Fensterbeklebung. Die Testphase ist auf ein Jahr angelegt.

Am Ende des Viadukts in Altenbeken lauert ein Funkloch in allen drei Netzen
Am Ende des Viadukts in Altenbeken lauert ein Funkloch in allen drei Netzen
commons.wikimedia.org/Eah, Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported

Der Zug wurde dafür mit einer Mobilfunkantenne auf dem Dach ausgestattet. Zusätzlich musste im Inneren ein Kabel über die komplette Zuglänge verlegt werden, damit in jedem Wagen ein Hotspot funken kann. Die Internetanbindung geschieht wie im ICE gebündelt über alle drei Mobilfunker. Eine WhatsApp-Nachricht kann also über das LTE-Netz der Telekom rausgehen, die Antwort über das UMTS-Netz von Vodafone oder Telefónica reinkommen – abhängig vom besten Netzempfang.

Ein Problem ist die Netzversorgung

Das hört sich erst einmal nach der gleichen Chose an wie im ICE, doch es gibt auch Unterschiede. In einem Regionalzug sitzen erst einmal weniger Menschen. Die Bandbreite, die ein einziger Zug benötigt, muss deshalb nicht so hoch sein. Andererseits ist die Mobilfunkversorgung entlang den Strecken im Nahverkehr nicht so gut wie im Fernverkehrsnetz, auch wenn 87 Prozent des Regio-Netzes über eine ausreichende Abdeckung verfügen soll. Aber das wird ja gerade getestet. Die aktuelle Strecke führt durch ein Ballungsgebiet wie auch über flaches Land, aber nicht durchs Mittelgebirge und auch nicht durch (viele) Tunnel. Da hat es sich die Bahn zu Beginn leicht gemacht.

DB regio hat gemessen, wie gut die Mobilfunkanbindung entlang ihrer Strecken ist (Bild: dbregio.de)
DB Regio hat gemessen, wie gut die Mobilfunkanbindung entlang ihrer Strecken ist (Bild: dbregio.de)

Der Login soll so einfach sein wie im ICE: Smartphone zur Hand nehmen oder Laptop aufklappen. Browser öffnen. Mit den Bedingungen einverstanden erklären. Fertig. Persönliche Daten werden nicht erhoben. Unser Test hat gezeigt: Wenn es im ICE funktioniert, funktioniert es schnell – der Login wie auch das anschließende Surfen. Das lässt auch für den Regionalexpress hoffen. Später soll es dort auch ein Content-Portal geben, über das Nachrichten und Spielfilme abzurufen sind, ohne die Daten über das Mobilfunknetz zu schicken.

Privatbahnen bereits mit Gratis-WLAN

Sicherlich soll durch einen Medien-Server im Zug das Mobilfunknetz nicht an seine Grenze gebracht werden, es geht aber auch um die damit verbundenen Kosten. In einem Regioexpress fahren zwar weniger Personen als in einem ICE. Insgesamt sind aber viel mehr Menschen in Nah- als im Fernverkehr unterwegs. Und die Mobilfunker halten die Hand auf. Noch ist aber nicht klar, wer den Datenverkehr bezahlen soll. Den Fernverkehr betreibt die Deutsche Bahn in Eigenregie, da werden die Kosten auf den Preis umgelegt. Im Regionalverkehr bestellen jedoch die Länder Mobilität als Dienstleistung und machen dafür auch genaue Vorgaben. Die Bahn sagt da: Wer es bestellt, muss auch dafür zahlen. Der Verdacht liegt nahe, dass dann Geschwindigkeit und Bandbreite stärker begrenzt werden als im ICE.

Dass es auch anders geht, zeigen übrigens die Konkurrenten der Bahn. Im Enno beispielsweise, der zwischen Hannover und Wolfsburg verkehrt, gibt es schon länger einen kostenlosen Internetzugang für die Fahrgäste. Meistens funktioniert er, manchmal auch nicht. Doch das WLAN liefert Daten auch in den Funklöchern, in denen Handytelefonate abbrechen. Wohlgemerkt, das ist kein Test-, sondern der Regelbetrieb.

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