Mikroplastik schadet der Umwelt. Das weißt du bereits, sonst würdest du diesen Beitrag nicht lesen. Hier geht es darum, wie du das Mikroplastik, das sich beim Waschen aus deiner Kleidung löst, auffangen kannst, damit es nicht mit dem Abwasser in die Umwelt gelangt. Kläranlagen können Mikroplastik nicht herausfiltern. Das ist deine Aufgabe.
Grundig hat im Frühjahr 2022 zwei Waschmaschinen vorgestellt, die bereits über einen eingebauten Filter für Mikroplastik verfügen. Die Grundig GW7P79419W für 9 kg Wäsche und die Grundig GW7P510419W für 10 kg. Es gibt aber auch Lösungen, die du an deinem Gerät zuhause nutzen kannst – egal welches Modell.
Zwei Fragen versuchen Wissenschaftler und Unternehmer zu beantworten: 1. Wo sitzt der Filter? Im Wasserkreislauf der Waschmaschine? Frei in der Trommel? Hinter dem Ablaufschlauch? 2. Wie wird gefiltert? Mit einem feinmaschigen Netz? Oder mit Mechanismen, die der Natur abgeschaut wurden?
- Waschmaschinen von Grundig
- In welchen Programmen wird gefiltert?
- Wann muss der Mikroplastikfilter gewechselt werden?
- Mikroplastikfilter für jede Waschmaschine
- Jugend forscht
- Der Natur nachempfunden
- Filterball für die Trommel
- Wäschesack für die Trommel
- Das Problem mit dem Mikroplastik
- Wie lässt sich Mikroplastik vermeiden?
- Fazit
Wie filtert Grundig das Mikroplastik in der Waschmaschine?
Durch die Reibung in der Waschmaschine lösen sich kleine Partikel von den Chemiefasern in deiner Kleidung. Dieses Mikroplastik befindet sich dann in der Seifenlauge.
Die beiden neuen Waschmaschinen von Grundig schicken das belastete Wasser deshalb mehrmals durch einen Mikroplastikfilter, der sich im Waschmittelfach befindet. Durch diese Anordnung kannst du den Filter gut erreichen und einfach wechseln.
Die Technik ist nicht vollkommen, aber immerhin schafft es Grundig nach eigenen Angaben, bis zu 90 Prozent der textilen Mikrofasern im Wasser herauszufiltern.
Welche Programme filtern Mikroplastik?
Die Grundig-Waschmaschinen nutzen den Mikroplastikfilter nur in einigen Programmen:
- Pflegeleicht
- Hemden
- Outdoor/Sport
Diese Programme sind für Kleidung vorgesehen, die viel Mikroplastik in Form von Chemiefasern enthalten kann.
Sofern ihr euch an die Waschsymbole in der Kleidung haltet und Bettwäsche, Handtücher, reine Baumwolle sowie Jeans im Baumwollprogramm wascht und leichte, stretchfähige Kleidung mit Elastan, Nylon oder Polyester im Pflegeleichtprogramm.
Bei der Reinigung von Funktionskleidung mit Membran müsst ihr nicht nur aufpassen, dass kein Mikroplastik in die Umwelt gelangt, sondern auch, dass die Membran nicht beim Waschen beschädigt wird.
Wann muss der Mikroplastikfilter gewechselt werden?
Mit der Zeit sammelt sich einiges an Mikroplastik im Filter der Waschmaschine. Ihr entfernt dann nicht das gesammelte Plastik, sondern den gesamten Filter.
Eine LED zeigt dir an, wann es soweit ist – normalerweise nach drei bis sechs Monaten. Der Austausch dauert wenige Sekunden. Grundig übernimmt die Entsorgung.
Ein Recyclingunternehmen zerlegt dann den Mikroplastikfilter professionell. Dieser besteht selbst zu 98 Prozent aus recyceltem Kunststoff. Die Versendung des Filters ist kostenlos.
Die Waschmaschinen mit Mikroplastikfilter von Grundig werden keine Eintagsfliegen sein. Stattdessen werden wir immer mehr solcher Geräte sehen, denn in Frankreich sind diese Filter bei neuen Waschmaschinen Pflicht, die ab 2025 in den Verkauf kommen.
Mikroplastikfilter für jede Waschmaschine
Du kannst deine Waschmaschine ebenfalls mit einem Mikroplastikfilter nachrüsten, auch wenn das keine Pflicht werden sollte. Das slowenische Unternehmen Planet Care beispielsweise bietet einen Mikroplastikfilter, den du an den Abwasserschlauch deiner Waschmaschine schrauben kannst.
Planet Care bietet passende Wechselkartuschen, zum Beispiel das Starter-Kit für 60 Euro, das für etwa 60 Waschgänge reicht.
Der Vorteil gegenüber der Lösung von Grundig ist, dass sie an jeder Waschmaschine funktioniert. Der Nachteil: dass sie letztlich nur einmal filtert, wenn das Abwasser das Gerät verlässt und nicht mehrmals wie bei Grundig in der Waschmittelschublade.
Mikroplastik: Jugend forscht
Der Mikroplastikfilter für Waschmaschinen ist keine Raketenwissenschaft. Das hat 2019 schon die damals 15-jährige Leonie Prillwitz im Rahmen von Jugend forscht gezeigt.
Mit ihrer selbst gebauten Lösung hat sie den Preis auf dem Gebiet der Umwelttechnik von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt erhalten. Schau dir im Video an, wieviel Platz dieser Filter einnimmt, aber er funktioniert.
Mikroplastikfilter der Natur nachempfunden
Die Aufgabe der Unternehmen ist jetzt, nicht nur kleine Lösungen zu finden, sondern auch effektive. Anfangs werden die Lösungen noch so aussehen, das sie möglichst feine Netze verwenden, die viel Mikroplastik herausfiltern, ohne zu verstopfen. Doch die Wissenschaft forscht auch an anderen Lösungen.
Leandra Hamann entwickelte als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) bionische Filter für textile Mikrofasern. Das sind Filter, die der Natur nachempfunden sind.
Ihr Vorbild sind Filtrierer oder Suspensionsfresser – also Tiere, die Nährstoffe aus dem Wasser filtrieren. Dieselben Techniken sollen Kunststoffpartikel, die kleiner als 5 Millimeter sind, aus dem Abwasser der Waschmaschine filtern.
Filterbälle für die Trommel
Korallen nachempfunden ist der Cora Ball, ein 10 cm großer Ball, den du direkt zur Wäsche in die Trommel geben kannst.
Seine Oberfläche besteht aus mehreren Ringen, sodass Wasser ins Innere gelangen kann und die Mikrofasern im Ball hängenbleiben. Die Fusseln aus Mikroplastik kannst du anschließend über die gelbe Tonne entsorgen.
Ein Drittel der Synthetikpartikel aus dem Waschwasser soll der Cora Ball herausfiltern.
Wäschesäcke für die Trommel
Mit dem Guppyfriend Washing Bag gibt es auch einen Wäschesack, der keine besondere Filtertechnik aufweist, aber ein ähnliches Ergebnis verspricht. So zumindest der Hersteller.
Wäschesäcke werden jetzt schon genutzt, um bei feiner Wäsche den Abrieb zu minimieren und Kleidung mit Haken und Ösen separat zu halten. Dieses Prinzip soll auch weniger Mikroplastik entstehen lassen. Wie groß dieser Effekt ist und ob er schon gemessen wurde, ist mir leider nicht bekannt. Ich würde jedoch nicht blind auf diese Methode vertrauen.
Welche Probleme verursacht Mikroplastik?
33 Prozent des Staubs in deiner Wohnung ist Mikroplastik, der aus Textilien stammt, sagt die Plastic Soup Foundation. 30 Millionen bis 3 Milliarden synthetische Mikrofasern gelangen in Deutschland pro Jahr ins Wasser, fast alle über die Waschmaschine, schreibt die International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN).
Bis zu 3.000 Mikrofasern von Kleidung und Textilien gelangen laut bund.net pro Waschgang ins Abwasser. Planet Care nennt sogar eine Zahl von bis zu 700.000 Fasern bei einer 6-kg-Wäsche. Das Fraunhofer Institut rechnet etwas anders und nennt mehrere hundert Milligramm Mikrofasern je Kilogramm Wäsche bei einem Waschgang.
Wenn das Mikroplastik erst einmal im Abwasser ist, gelangt es auch über die Flüsse in die Meere und über Fische wieder bei uns auf den Teller und in unsere Körper. Besonders leichtes Mikroplastik im Hausstaub atmen wir ein und nehmen es über die Lungen in unsere Körper auf.
Wie kannst du Mikroplastik vermeiden?
Mikroplastik löst sich in der Waschmaschine durch Reibung. Was kannst du tun, um das zu unterbinden?
- Weniger Kunstfasern, mehr Naturfasern kaufen.
- Kunstfasern seltener tragen.
- Kunstfasern nicht so häufig waschen.
- Nur mit voller Trommel waschen.
- Bei geringerer Temperatur waschen.
- Wäschesäcke verwenden.
Die ersten drei Punkte vermeiden das Waschen von Kunstfasern. Die letzten drei Punkten reduzieren immerhin den Abrieb in der Waschmaschine.
Fazit: Mikroplastik vermeiden besser als filtern
Mikroplastik wird nicht wahrgenommen – aus den Augen aus dem Sinn. Es schädigt aber nachweislich die Umwelt und sogar direkt unsere Gesundheit.
Chemiefasern in unserer Kleidung sind eine Quelle für Mikroplastik. Sie sind dehnbar und lassen sich deshalb gut tragen, zerfallen aber auch leicht. Das meiste Mikroplastik entsteht beim Waschen. Doch in der Waschmaschine lässt es sich auch gut filtern.
Es wird deshalb immer mehr Waschmaschinen mit Mikroplastikfiltern geben. Ihr könnt aber auch einen Filter an eure Maschine anschließen oder einen Wäscheball oder Wäschesack nutzen.
Wie effektiv welche Methode filtert, ist nicht klar. Die Hersteller machen zwar Angaben, aber ein einheitliches Messverfahren gibt es noch nicht. Zumal die einzelnen Techniken immer besser werden.
Eines hilft auf jeden Fall: Wer weniger Kleidung mit Kunstfasern kauft, erzeugt auch weniger Mikroplastik.
Beitragsbild: Planet Care
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Da sind gute Tipps dabei
Vielen Dank! 🙂
Hallo, guter Beitrag, weil mit der nötigen Skepsis zu den aktuell erhältlichen Filterprodukten, wie auch zur dürftigen Datenlage in Sachen Menge Mikrofasern aus der Kleiderwäsche. Zu letzterem: eine EMPA Studie vor zwei Jahren schätzte 10 Mia. Fasern pro Tag auf 1.5 Mio. Einwohnern (im Kanton Zürich). Filter: Meine bisherigen wenigen Erfahrungen zeigen, dass der Wäschebeutel (Guppyfriend) a) zu mehr Waschgängen und damit Umweltbelastung führt, b) über den Reissverschluss Mikroplastik entweichen lässt (deshalb am meisten Faserreste in diesen Ecken), c) ein Teil der losen Fasern an der Wäsche hängen bleibt (deshalb relativ saubere Innenseite des Beutels) und dann sich bei der Benutzung der Kleider in der Umwelt verabschiedet und d) auch mal Waschmittelrückstände (Pulver) zurückhält. Gut ist, dass das Bewusstsein bei jeder Reinigung des Beutels geschärft wird und so weniger synthetische Kleider gekauft werden, ein Teil der Fasern (wenig!) tatsächlich aus dem Wasserkreislauf entfernt werden, und Kleider im Beutel geschont werden. Kurz, das kann noch nicht die Lösung sein.
Vielen Dank für die ergänzenden Informationen!
Ich sehe das genauso: Wir müssten uns mehr darauf konzentrieren, die Ursachen für die Umweltschäden zu beseitigen. Dann müssten wir uns weniger darum kümmern, die Schäden hinterher wieder zu beseitigen. In diesem Fall: Stoffe kaufen, die möglichst naturnah ist, sie nicht zu oft waschen und nicht zu schnell wegwerfen. Zeitlose und widerstandfähige Kleidung.