Größer, höher, weiter – auch die Hersteller von Kaffeevollautomaten werben mit Superlativen. Guter Espresso gelingt bekanntlich nur mit ordentlich Druck. Sie versprechen oft 15 bar oder 19 bar.
Beworben wird allerdings der Druck, den die Pumpe maximal aufbauen kann. Das ist jedoch nicht der Druck, mit dem die Maschine das Wasser durch das Pulver drückt. Dort entscheidet sich aber erst, wie gut der Espresso wird.
Wie der Druck auf den Kaffee wirkt
Das Herzstück eines Kaffevollautomaten ist seine Pumpe. Der von ihr erzeugte maximale Druck ist der Pumpendruck. Der Druck, der auf den Kaffee wirkt, ist der Brühdruck, auch Extraktionsdruck genannt.
Der maximale Druck baut sich auf, wenn der Weg nach draußen komplett versperrt ist. Das ist aber gar nicht das Ziel, denn das Wasser soll ja durch das Kaffeepulver laufen. Mit welchem Druck das passiert – der effektive Brühdruck –, ist einer von mehreren Faktoren, wie gut der Espresso hinterher schmeckt.
Dabei verändert der puckfömige Block aus Kaffee seine Eigenschaft beim Durchlauf. Das trockene Kaffeepulver zu Beginn der Extraktion bietet dem Druck weniger Widerstand als das vom Wasser aufgequollene Pulver.
Aus diesem Grund verdichtet ihr auch das Pulver bei einem Siebträger, denn er arbeitet mit höherem Druck – bei einem Kaffeevollautomaten oder Herdkännchen aber nicht.
Faktoren, die den Druck mindern
Der Pumpendruck wäre viel zu hoch für einen guten Espresso. Der Kaffee mag es auch nicht, wenn der Brühdruck zu schnell ansteigt. Zudem erzeugen unterschiedliche Pumpensysteme einen unterschiedlichen Druck. Daher regeln Ventile den Druck herunter.
Welche Ventilart verbaut ist, hängt von der Pumpenart ab, aber auch von der Wertigkeit der Maschine. Günstige Modelle senken den Druck oft konstant. Hochwertige Modelle dagegen verfügen über komplexere Systeme zur Drucksteuerung.
Leztlich ist es aber der Kaffeepuck, der den Druck auf das richtige Maß bringt, indem er ihm einen Widerstand bietet. Der wiederum hängt von mehreren Faktoren ab:
- Fläche, auf dem der Druck wirkt
- Höhe des Pucks
- Verdichtung des Pulvers
- Mahlgrad
Wenn das Pulver mit Wasser(dampf) in Berührung kommt, quillt es auf – was den Druck weiterhin mindert.
Welchen Druck braucht ein Espresso?
Ein guter Espresso benötigt einen Extraktionsdruck von mindestens 9 bar. Generell lässt sich sagen: 9–11 bar sind okay. Wenige Maschinen arbeiten sogar mit einem Brühdruck von 12 bar.
Wenn der Druck zu niedrig ist, wird der Espresso hell und wässrig. Und so schmeckt er dann auch. In den meisten Fällen wird auch keine Crema entstehen. Bei zu hohem Druck dagegen kann er sehr dunkel werden und bitter schmecken.
Also noch einmal ganz klar: Bei vielen Maschinen findet ihr die Angabe 15 bar, bei einigen auch mehr, 18 bar oder 19 bar. Gemeint ist damit der maximale Pumpendruck. Wichtig für den Kaffee ist aber letztlich der Extraktions- oder Brühdruck.
Fazit: Worauf es wirklich ankommt
Beim Kauf eines Kaffeevollautomaten ist der Druck aber nur ein Kaufkriterium. Daneben solltet ihr noch auf weitere Eigenschaften achten:
- Mahlwerk
- Brühgruppe
- Lautstärke
Beim Druck ist nicht der maximale Pumpendruck entscheidend, sondern der effektive Brüh- oder Extraktionsdruck – der steht aber in keiner Bedienungsanleitung. Hochwertige Kaffeevollautomaten bekommen das alle hin.
Den Druck könnt ihr aber bei der Zubereitung selbst steuern – über Mahlgrad, Pulvermenge und Anpressdruck.
Für welchen Kaffeevollautomaten ihr euch letztlich auch entscheidet, den größten Einfluss auf den Geschmack haben immer noch die Bohnen. Da könnt (und sollt) ihr durchprobieren, bis ihr die Sorte gefunden habt, die euch schmeckt.
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vorgenannte info ist wie ein jain und wenig hilfreich
Welche Info hätte dir denn geholfen?
Der Beitrag erklärt, dass der Pumpendruck, mit denen die Hersteller werben, nicht entscheidet, ob ein guter Espresso aus der Maschine kommt, weil dafür der Brühdruck wichtig ist, dazu noch weitere Faktoren. Es wurde auch keine Entweder-oder-Frage gestellt. Von daher kann es auch kein Jain geben.
Interessant wäre jetzt noch, welcher Kaffeevollautomat wirklich mit 9 bar einen Espresso, sowie mit 5-9 bar einen Kaffee Crema brüht und dabei gleichzeitig die Brühzeit von max. 30 sec. einhält. Für einen Kaffee wird die 3-fache Menge Wasser, bei fast gleichen Druck, verwendet. Somit ist die Pumpenleistung entscheidend und eine variable Förderleistung unabdingbar. Hierzu macht allerdings kein Hersteller eine Angabe, stattdessen prahlen sie mit vielen bunten Icons für jede Kaffeespezialität.