Die Politik will also Solarenergie fördern. So weit, so gut – diese Worte hören wir gern. Was uns aber auffällt: Viele Länder schieben die Fördermöglichkeiten elegant zum Bund und dessen hohe Einspeisevergütung, die Mehrwertsteuersenkung und KfW-Kredite. Aber gehen wir es einmal Land für Land durch…
Dieser Artikel wurde am 20. März 2024 umfangreich aktualisiert und die Fördermöglichkeiten aller Bundesländer neu gecheckt.
Inhalt:
- Baden-Württemberg
- Bayern
- Berlin
- Brandenburg
- Bremen
- Hamburg
- Hessen
- Mecklenburg-Vorpommern
- Niedersachen
- Nordrhein-Westfalen
- Rheinland-Pfalz
- Saarland
- Sachsen
- Sachsen-Anhalt
- Schleswig-Holstein
- Thüringen
- Bundesweite Fördermaßnahmen
- Kommunal geht manchmal was
- Fazit: Es tut sich etwas – aber nicht genug
Baden-Württemberg: Zinsgünstiges Darlehen fürs ganze PV-Projekt
Privatpersonen erhalten 2024 in Baden-Württemberg eine Solaranlagen-Förderung als Darlehen für die eigene Photovoltaik. Das Programm läuft seit September 2023 und ist ohne offizielles Ablaufdatum.
Bist du Mieter oder Hausbesitzer in Baden-Württemberg, kannst du die Förderbedingungen hier auf den Seiten des Projekts „Wohnen mit Zukunft: Photovoltaik“ einsehen.
Die Midnestsumme für ein Förderdarlehen beträgt 5.000 Euro. Die Kreditlaufzeit kann 5, 10, 20 oder 30 Jahre sein – wobei in die ersten 1 bis 5 Jahre tilgungsfrei sind. Die Zinsen bewegen sich in einem Rahmen zwischen 4,16 % und 4,26 %, eine Sondertilgung ist möglich.
Auch wenn das Land hier kein Geld „verschenkt“, lohnt sich ein Blick auf die Konditionen. Denn neben der Anlage aus Photovoltaik-Anlage und Batterie selbst sind die Planung und Projektierung, erforderliche Baumaßnahmen, die Installation und der Anschluss sowie sonstige Kosten (darunter Wallboxen, Messeinrichtungen und weitere Verkabelung) förderungswürdig.
Ausgenommen von der Finanzierung sind gewerbliche Antragsteller, Anlagen an Gebäuden mit mehr als drei Wohnanlagen, Ferienhäuser/-wohnungen sowie Wochenendhäuser oder Zweitwohnsitze.
Bayern: Wolkige Aussichten für Solarenergie
Bayern finanzierte in den zurückliegenden Jahren großzügig die Installation von Solaranlagen. Für 2024 gibt es auf Landesebene jedoch keine Förderung von Photovoltaik-Anlagen. Wohnst du in Bayern und möchtest eine Förderung, musst du dich an die KfW wenden.
Berlin: Förderung für Privatgebrauch und Gewerbe
Das Land Berlin hat für die Solaranlagenförderung das Programm SolarPlus aufgelegt. Das fördert neben Solargeneratoren seit 10. Februar 2023 auch Stecker-Solaranlagen, also Balkonkraftwerke.
Besonders fein: Mieterinnen und Mieter mit Erstwohnsitz in Berlin können einen Zuschuss von maximal 500 Euro für ihr Balkonkraftwerk (im Fachchinesisch Steckersolargerät) erhalten. Das deckt einen Großteil, in manchen Fällen sogar den gesamten Preis eines neuen Balkonkraftwerks. Alle Förderrichtlinien kannst du in diesem PDF einsehen.
Hauseigentümerinnen und -eigentümer erhalten einen Zuschuss von 300 Euro pro Kilowattstunde nutzbarer Speicherkapazität, wenn sie einen Solargenerator installieren.
Auch fürs Gewerbe hat Berlin die Solaranlagen-Geldbörse geöffnet. Kleine Unternehmen erhalten eine Förderung von 65 % der Gesamtsumme. Mittlere Unternehmen können 55 % und große Betriebe immerhin noch 45 % der Gesamtsumme zurückerhalten.
Der Antrag ist elektronisch auf der Internetseite der IBB Business Team GmbH zu stellen. Die Auszahlung erfolgt in der Regel nach drei Monaten nach Projektabschluss und der Zusendung eines Verwendungsnachweises. Dieser besteht aus einem Sachbericht und einem „zahlenmäßigen Nachweis“.
Das Programm läuft bis Ende 2023 und schöpft aus einer Gesamtsumme von 6,9 Millionen Euro.
Brandenburg: Keine Förderung
Das Land Brandenburg hält auf seinem Energieportal fest, dass es derzeit (also 2024) keine Fördermöglichkeiten durch das Land gibt. Es lohne sich über die Einspeisevergütung des EEG eine Solaranlage zu installieren.
Wer sich die Anlage nicht sofort leisten könne, hat ja die Möglichkeit, einen zinsgünstigen KfW-Förderkredit zu erhalten.
Bremen: 25 % für Bremerhaven
Die Freie Hansestadt Bremen bietet keine Zuschussförderung von Photovoltaikanlagen oder Balkonkraftwerken. Das gilt aber nicht für Bremerhaven. Lebst du in der Nordsee-Exklave, dann kannst du immerhin 25 % der PV-Anlagen-Anschaffung als Zuschuss erhalten.
Die Förderrichtlinien sind streng:
- Stecker-Photovoltaik-Geräte, also Balkonkraftwerke, sind nicht förderfähig.
- Die Förderung erfolgt durch die BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH.
- Wollen Antragsteller eine Förderung für die gesamte Anlage, müssen sie ausdrücklich auf eine Einspeisevergütung nach § 19 ff EEG verzichten. Willst du Geld für eingespeisten Strom erhalten, greift die Förderung für den Energiespeicher.
- Antragsteller erhalten 25 % der förderfähigen Kosten zurück. Wenn die Antragsteller eine neue PV-Anlage auf eine eigens genutzte Wohnimmobilie installieren oder den Batteriespeicher nachrüsten lassen.
- Die Installation muss durch einen Fachbetrieb erfolgen.
- Antragsteller müssen einen Grundbuchauszug als Nachweis des Immobilieneigentums und das Angebot eines Fachbetriebs zur Installation der Solaranlage bereithalten.
Den Antrag und alle Infos findest du auf den Seiten der BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH.
Hamburg: Zwang ohne Förderung
Die Hansestadt Hamburg verpflichtet alle Bauherren, seit 1. Januar 2023 auf ihren Neubauten Photovoltaik-Anlagen zu errichten. Ab 2025 gilt die Photovoltaik-Pflicht auch bei Dacherneuerungen bestehender Gebäude. Deshalb gibt es auch 2024 keine Förderung.
Eine Förderung gibt es nicht. Hamburg verweist wie so viele andere Bundesländer auf die Einspeisevergütung nach dem EEG und zinsgünstige KfW-Kredite.
Hessen: Neue Förderung als Darlehen
Das Land Hessen geschafft 2024 Klarheit zur Solarförderung. Ein neues Darlehensprogramm speist sich aus einem KfW-Fonds – einen Zuschuss gibt es also nicht. Dafür aber sind die Zinsen mit 1,00 % p.a. enorm günstig! Ein tilgungsfreies Jahr gibt es ebenfalls, was bei einer festen Laufzeit von 10 Jahren angenehm ist.
Das Darlehen kannst du ab 10.00 Euro bis 50.000 Euro pro Vorhaben beantragen. Dabei musst du aber die Voraussetzung erfüllen, vor Beginn der Installationsarbeiten einen Antrag bei der WIBank zu stellen. Eine Abnahme durch einen Fachbetrieb ist außerdem eine weitere Bedingung. Erfüllst du diese nicht, kann die WIBank das Darlehen sofort zurückfordern.
Alle Details findest du auf der Infoseite der WIBank.
Mecklenburg-Vorpommern: Keine Förderung
Das Bundesland im Nordosten hat kein Förderprogramm für 2024 aufgelegt. Die Restmittel aus einem früheren Förderprogramm sind seit 29. Februar 2024 aufgebraucht. Ein neues Programm ist nicht angekündigt.
Niedersachsen: Keine Euros für PV
Niedersachsen fördert 2024 keine Solaranlagen. Da die PV-Anlagen in der Regel wirtschaftlich zu betreiben sind, gibt es nur noch den KfW-Kredit. Auch Niedersachsen verweist zudem auf die Einspeisevergütung ins öffentliche Stromnetz.
Nordrhein-Westfalen: Neue Förderrichtlinien 2024
Mit einem neu aufgelegten Solarförderprogramm 2024 will NRW in den kommenden vier Jahren bis zu 60 Millionen Euro in den Ausbau der Photovoltaik stecken. Das Projekt heißt „Gigawattpakt“, 50 Landkreise, Kommunen, energiewirtschaftliche Unternehmen und Projektträger sind in diesem zusammengeschlossen – es wird aber nicht für Privatpersonen aufgelegt.
Eine Übersicht aller Fördermöglichkeiten hat die NRW-Landesregierung in einem PDF zusammengefasst.
Rheinland-Pfalz: „Förderung existiert nicht mehr“
Das Land Rheinland-Pfalz verweist wie viele andere Länder einerseits auf die hohe Einspeisevergütung. Andererseits auf den KfW-Kredit, um eine Solaranlage finanziell stemmen zu können.
Daneben soll die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz den Seiten der Energieagentur desselben Landes nach zwei Darlehen mit günstigen Zinsen und Tilgungszuschüssen bieten. Aber weder das Programm zur Modernisierung selbst genutzten Wohnraums, noch die Darlehensförderung zur Modernisierung von Mietwohnungen sind im Netz erreichbar.
Auf den Online-Seiten der ISB sind sie schlicht gelöscht, obwohl andere Stellen auf sie verweisen.
Daher sagen wir vorsichtig: Rheinland-Pfalz fördert private Photovoltaik nicht, sondern verweist auf die übliche Einspeisevergütung und auf KfW-Kredite.
Saarland: Keine Förderung
Das kleinste Flächenland der BRD bietet auch mit Stand März 2024 keine landesweite Förderung von Photovoltaik an. Punkt.
Sachsen: Förderung 2022 ausgelaufen
Die Sächsische Aufbaubank verwaltete bis 2022 die von der Landesregierung aufgelegte „Förderrichtlinie Speicher“. 2024 gibt es keine Förderung – Stand März dieses Jahres.
Gewerbetreibende könnten aber immer unverbindlich anfragen, ob Sachsen die Neuinstallationen fördere. So richtig verbindlich war man aber auch hier nicht.
Sachsen-Anhalt: Förderpause bis 2024
Sachsen-Anhalt hat angesichts des Wegfalls der Mehrwertsteuer auf PV-Anlagen und Batteriespeicher sein Landesförderprogramm „Sachsen-Anhalt speichert“ vorzeitig eingestellt.
Die Landesregierung prüfe aktuell, so steht es auch im März 2024 im Netz, inwieweit man Mieter und Unternehmen ab 2024 stärker unterstützen könne.
Schleswig-Holstein: Förderung für Balkonkraftwerke
Schleswig-Holstein stoppte das Förderprogramm „Klimaschutz für Bürgerinnen und Bürger“, in welchem auch die PV-Förderung enthalten war, am 16. November 2023. Für 2024 gibt es also noch kein Förderprogramm.
Thüringen: Mittel ausgeschöpft
Die Thüringer Aufbaubank förderte Solaranlagen im Freistaat. 2024 gibt es aber bislang kein neu aufgelegtes Förderprogramm.
Bundesweite Fördermaßnahmen: Keine Steuern, Einspeisevergütung und KfW-Kredit
Neben den Fördermöglichkeiten durch die Bundesländer hat die Bundesregierung drei Anreize geschaffen, um Solarenergie attraktiver zu machen.
- Wegfall der Mehrwertsteuer: Auf Solarmodule, Balkonkraftwerke und Batteriespeicher erhebt der deutsche Fiskus 2023 bis 2026 keine Mehrwertsteuer. Das senkt den Preis der am Markt befindlichen Lösungen um gut ein Sechstel.
- Einspeisevergütung: Erzeugst du Solarenergie fürs öffentliche Stromnetz, erhältst du eine Vergütung. Der Sockelbetrag liegt bei 8,6 Cents pro Kilowattstunde, ein Bonus kommt noch oben drauf. Wie hoch dieser ist, orientiert sich an der Anlagenleistung und dem Installationszeitraum. Nach 20 Jahren entfällt die Einspeisevergütung.
- Zinsgünstiger KfW-Kredit: Im gleichen Zuge wie ein Gros der Bundesländer die Solarförderung einstellt, verweisen diese auf einen zinsgünstigen KfW-Kredit. Das Programm 270 – Erneuerbare Energien-Standard – kannst du aber nur über deine Hausbank abwickeln. Die 5,21 % effektiver Jahreszins hängen von deinem Standort, deiner Wirtschaftlichkeit und der Qualität deiner Sicherheiten bei Zahlungsausfall ab. Die maximale Fördersumme beträgt 50 Mio. Euro – weshalb das Programm sich eher an Unternehmen orientiert. Die Details dazu findest du hier.
Unserer Einschätzung nach ginge hier mehr, wenn die Bundesregierung in einem Bundesplan die Förderwürdigkeit von Photovoltaikanlagen vollumfänglich anerkennen würde. So aber könnte die Privatnachfrage nach größeren und damit leistungsstärkeren Solaranlage gedämpft sein.
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Kommunal geht manchmal was
Eine Möglichkeit zur Förderung besteht übrigens noch. Dein kommunaler Energieversorger hat womöglich ein Förderprogramm aufgelegt. Manchmal geht es um die Teilfinanzierung, manchmal kriegst du mehr Geld für deinen eingespeisten Strom, hin und wieder bieten die Versorger an, auf eigene Kosten eine Anlage auf dem Dach zu montieren oder bestehende Solarmodule zu pachten.
Es kann sich für dich lohnen, einfach mal unverbindlich anzufragen.
Fazit: Etwas tut sich – aber nicht genug
Alles in allem bieten einige Bundesländer attraktive Förderungen an – aber 2024 sind noch viele Bundesländer ohne neu aufgelegte Programme. Was aber auffällt: Viele Zuschüsse sind nicht hoch genug oder die Haushaltsmittel reichten nicht, um die gewachsene Nachfrage zu bedienen. So bleibt der schale Geschmack, dass man eine echte Energiewende noch immer nicht mit aller Verve umsetzen will. Dabei würde von mehr Solarenergie jeder profitieren.
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(Aufmacher: torstensimon | Pixabay)
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