Mieten statt kaufen liegt im Trend. Also will auch ein Technikgigant wie Electrolux da nicht fehlen. Die so genannte Sharing Economy mit Diensten wie AirBnB (Wohnungen), Car2Go (Autos) oder auch Foodsharing für nicht mehr benötigte Lebensmittel hat sich in diesem Jahrzehnt etabliert. Eine Art preiswertere Parallelwirtschaft ist entstanden, die gleich mehrere Kundenvorteile auf einmal vereint: Sharing ist meist lukrativ für den Privatanbieter und -verbraucher, spart wertvolle Ressourcen und stellt nicht zuletzt auch Sozialkontakte her.
Die Leidtragenden sind die Hersteller, es sei denn, sie fahren vielgleisig und sind finanziell an Diensten wie MyTaxi (Daimler) oder DriveNow (BMW) beteiligt. Private Dienste wie die Taxi-Alternative Uber bringen ganze Wirtschaftszweige in Unordnung.
„Enorme Komplexität“
Dass auch Electrolux nun auf den Zug aufspringen will, klingt zunächst einmal nach Marketing. Jonas Samuelson, Chef des Elektroriesen, der hinter bekannten Haushaltsmarken wie AEG, Privileg und Zanussi steht, sprach zumindest in einem Interview mit der „Financial Times“ (Paid-Article) davon, dass man eine derartige Möglichkeit teste. Später konkretisierte er: Eine solches Angebot zu starten, sei erst einmal nicht vorgesehen und Waschmaschinen, die über die notwendige Technik verfügten, ebenfalls nicht. Das Thema beherberge ohnehin eine enorme Komplexität.
Kurz gesagt war die Idee schlicht, dass Käufer einer Electrolux-Waschmaschine (hierzulande AEG), ihre Maschine anderen Menschen zur Verfügung stellten. Das könnten Nachbarn ebenso sein wie bisher nicht persönlich bekannte Mitglieder einer gemeinsamen Online-Community. Neben dem bloßen Waschen könnte es auch Dienste obendrauf geben wie Trocknen oder Bügeln.
Komplexität ist dabei in meinen Augen noch untertrieben. So umweltfreundlich die Idee auch klingt: Ein Uber fürs Waschen dürfte schlicht nur für einen kleinen Prozentsatz der Bevölkerung überhaupt in Frage kommen. Und dabei ist ein möglicher Streit über eingelaufene Kleidung noch das geringste Problem; das ließe sich ja in den Fußnoten festhalten.
Muss ich wirklich Fremde in mein Haus lassen?
Aber zunächst einmal haben Menschen ohne Waschmaschine in den meisten Städten immer noch die Möglichkeit, ihre Wäsche im Waschsalon in geeichten Industriemaschinen selbst zu waschen. In manchen Städten muss die Stadt eine Waschmaschine gar als Grundversorgung stellen. Klar, konkurrieren könnte ein Uber für Waschmaschinen mit Waschsalons über den Preis. Was weniger kostet, klingt schon einmal interessant.
Die wichtigste Frage aber dürfte sein: Wer wäscht denn eigentlich und was macht man in der Zwischenzeit? Das Uber-Prinzip würde bedeuten, der Besitzer der Maschine wäscht. Der Kunde könnte seine Wäsche also abgeben und später wieder abholen. Nur so kann ich mir das eigentlich überhaupt vorstellen.
Komplizierter klingt der umgekehrte Weg: Der Besitzer der Electrolux-Waschmaschine ließe den Kunden ins Haus und der würde selbst waschen. Also jemand Fremden in die Wohnung lassen, während man selbst gar nicht zuhause ist, oder zuhause bleiben? Und in der Zwischenzeit? Trinkt man einen Tee zusammen, isst Kuchen? Klingt alles irgendwie nicht so praktikabel, wenn eine Ladung Wäsche gut und gerne 2 Stunden benötigen kann, es sei denn, man benutzt ein Ultrakurz-Programm.
Höchstens in der Nische interessant
Denn manche Dinge verleiht man einfach nicht gerne. Dazu gehören etwa ein Auto oder ein Fernseher. Wer sein Zimmer über AirBnB vermietet, wacht meist im Nebenraum oder vermietet die Zimmer effektiv gewerblich. Motto: Andere können das ja nutzen, aber ich will die Kontrolle behalten.
So bleiben ein Uber für Waschmaschinen, wie von Electrolux angedacht, oder auch ein privater Waschsalon vor allem eines: schöne Ideen. In der Nische für einige Nutzer sicher als Zusatzbrot möglich, gerade an Urlaubsorten. Ansonsten halte ich ein sinnvolles Teilen von Haushaltsgeräten nur für möglich unter Menschen, die sich kennen, vertrauen und auf weniger Konsum verständigt haben.
Solltet ihr eine neue Waschmaschine suchen – gerne auch, um sie später an eure Freunde unterzuvermieten 😉 – findet ihr solche Haushaltsgeräte natürlich bei Euronics, auch von der Electrolux-Marke AEG.
Beitragsbild: Ryan McGuire unter CCO Public Domain
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Okay, dass das eine Schnapsidee war, ist offensichtlich: Niemand will andere Leute in seine Wohnung lassen, damit die dort waschen können, und keiner möchte seine eigene Wäsche zum Waschen woanders hinbringen (das liegt glücklicherweise hinter uns). Aber: Waschmaschinen stehen die meiste Zeit ungenutzt herum. Es wäre schon gut (Geld, Umwelt), die besser auszulasten.
Der geniale Gedanke hinter der Sharing Economy ist übrigens nicht, dass sich verschiedene Leute ein Gerät teilen, sondern das ein Einzelner immer wieder andere Geräte nutzen kann. Bei Uber ist es das Auto, das gerade am nächsten ist. Beim Waschen wäre es das Gerät, das du gerade brauchst, um deine Kleidung sauber und adrett zu bekommen: normale Waschmaschine, Trockner, extra-große Waschmaschine für Betten, chemische Reinigung, Wäschemangel.
Electrolux (oder Miele) könnte dann für die Dienstleistung Waschen einen bestimmten Betrag verlangen und die Maschine zur Verfügung stellen, die man gerade braucht. So wollen es Daimer und BMW mit ihren Carsharing-Töchter machen. Da sind Smart und Mini genauso im Angebot wie große Limousinen.
Die Autoproduzenten setzen übrigens darauf, dass der Absatz dadurch nicht zurückgeht, da Autos, die den ganzen Tag fahren, auch schneller kaputt gehen. Bei Waschmaschinen wäre es nicht anders.