Selfie-Optimierung: Mit KI erfindet Adobe das Photoshoppen neu

Nach der Aufnahme den Kopf noch ein wenig drehen? Machine Learning macht es möglich. Adobe hat nun gezeigt, wie das auf dem Smartphone aussehen könnte – und damit vielleicht auch die Zukunft von Photoshop.

Selfie-Optimierung: Mit KI erfindet Adobe das Photoshoppen neu
Selfie (Bild: laura6/Pixabay)

Eure Fotos wirken langweilig, weil ihr nicht mit Photoshop umgehen könnt? Kein Problem. Adobe entwickelt gerade eine App, die viel mehr kann und sich mit einem Wisch auf dem Smartphone bedienen lässt. Hört sich nach Magie an? Naja, fast. Machine Learning macht es möglich, eine Spielart der künstlichen Intelligenz. Bevor ihr euren Freunden ein Selfie schickt, verändert ihr es fix und ansprechend, damit diese so richtig neidisch werden. Es sei denn, sie nutzen die gleiche App.

Adobe Sensei nutzt künstliche Intelligenz

Direkt nach Aufnahme des Selfies könnt ihr den Hintergrund unscharf setzen, damit ihr selbst mehr heraustecht. Ihr könnt den Kopfwinkel verändern, damit euer Blick niedlicher wirkt, und das Selbstporträt so wirken lassen, als sei es aus größerer Entfernung aufgenommen worden. So kommt niemand auf die Idee, ihr würdet alle Fotos bloß aus Armlänge aufnehmen; das könnte ja bedeuten, ihr hättet keine Freunde. Schließlich könnt ihr noch den persönlichen Stil eines Fotografen kopieren, indem ihr einfach eines seiner Bilder auswählt, das ihr besonders mögt. Mit Farbpalette, Belichtung, Kontrast, Farbsättigung und Körnigkeit wird sein individueller Stil auf euer Bild übertragen.

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In der neuen Anwendung kombiniert Adobe Research mehrere Techniken seiner AI-Plattform Sensei: 3D Facial Mapping, Automatic Portrait Masking und Style Transfers. Dafür wurden nicht einfach nur bestehenden Algorithmen verbessert, beim Machine Learning hat die Software beispielsweise Designern bei der Arbeit zugeschaut und mit Hilfe neuronaler Netze selbst gelernt, wie ein Gesicht oder ein Objekt vom Hintergrund getrennt wird. Beim 3D Facial Mapping geschieht dies nun automatisch. Ein echtes 3D-Modell liegt jedoch nicht vor, so dass der Kopf nicht nach Belieben gedreht werden kann, doch weit genug (vor dem Hintergrund, aber auch auf dem Körper), dass eine andere Perspektive entsteht.

Software macht, was bislang nur Objektive konnten

Da wird mit einem Wisch über das Display das Kinn ein wenig nach unten gedrückt und nicht mehr so offensichtlich in die Kamera geschaut, oder der Kopf ein wenig zur Seite gedreht oder geneigt. Es werden Effekte der professionellen Porträtfotografie möglich, die sonst nur mit den Objektiven einer richtigen Kamera erzeugt werden können. Dafür muss nicht nur das Gesicht vom Hintergrund getrennt werden, auch alle Einzelheiten des Gesichts müssen separat erfasst werden. Sonst wirkt das Gesicht schnell zu schmal und die Nase darin zu groß. Das will doch keiner.

Beim Automatic Portrait Masking lässt sich zusätzlich der Eindruck einer geringeren Tiefenschärfe erzeugen. Normalerweise kann der kleine Kamera-Sensor eines Smartphones im Hintergrund nicht die gleiche Unschärfe erzeugen wie eine Spiegelreflexkamera. Mobile Geräte mit zwei Kameras auf der Rückseite versuchen diesen Effekt zu simulieren, indem sie berechnen, wo das Objekt im Vordergrund aufhört und der Hintergrund beginnt. Mit Machine Learning gelingt dies auch mit einer Kamera.

Das neue Photoshop?

Wer Instagram-Filter mochte, wird die Funktion Style Transfers lieben. Anstatt aus einer begrenzten Zahl an Vorgaben zu wählen, die lediglich einfache Filter sind und auch so wirken, könnt ihr ein beliebiges Foto wählen und dessen Stil auf euer Selfie übertragen. Auch hier handelt es sich nicht bloß um ein paar Zeilen Programm-Code. So einfach die Anpassungen auf dem Smartphone aussehen, die Berechnungen werden wohl (zumindest anfänglich) in der Cloud geschehen, die beim Photoshop-Erfinder Adobe Creative Cloud heißt.

Adobe verrät nicht mehr, als in dem Video gezeigt wird. Immerhin bestätigte das Unternehmen, dass die App bereits wie gezeigt funktioniert und keine Bilder per Computer hineinfabriziert wurden. So schön das auch aussieht, es stellt sich die Frage: Wollen wir das? Wir empören uns über Fake News. Doch Bilder, die mit Photoshop bearbeitet wurden, halten wir längst für normal: in der Werbung zum Beispiel oder auf Zeitschriften. Über den schnellen Zugang auf dem Smartphone werden sie weiter in den privaten Bereich eindringen und sich gleichzeitg immer mehr vom Original entfernen.

Bild: Pixabay/laura6

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2 Kommentare zu “Selfie-Optimierung: Mit KI erfindet Adobe das Photoshoppen neu

  1. Natürlich werden es einige wieder übertreiben! Aber in dem Video verändert er ja nicht wirklich seine Person. Ich kann keinen Unterschied zum bearbeiteten Foto und zur Person in live erkennen. So liegt es dann an einem selbst, wie weit man mit der Veränderung gehen möchte. Spätestens bei einem Treffen liegen die Karten dann offen auf dem Tisch bzw. fällt die Maske :-). Aus fotografischer Sicht finde ich es aber spannend, wenn ich unkompliziert Korrekturen vornehmen kann. Ich freue mich darauf und bin sehr gespannt.

  2. Genau, das Unkomplizierte ist der eigentliche Gewinn. Bislang muss man noch einige Kenntnisse mitbringen, um Veränderungen per Photoshop nicht schlecht aussehen zu lassen. Machine Learning wird wohl nicht das beste Ergebnis hervorbringen, aber doch wohl eines, das gut genug ist.

    Und auch da hast du recht, ob die Technik angewendet wird, um nur ein Foto aufzuhübschen oder um jemanden zu täuschen, das liegt an einem selbst. Und fliegt im letzten Fall meist auch auf.

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