Polaroid OneStep 2 Viewfinder im Test: Schöner Retro-Spaß für Sofortbild-Liebhaber

Früher war alles besser? Zumindest bezogen auf die Polaroid OneStep 2 hat sich gegenüber den berühmten Sofortbildkameras von damals nichts verschlechtert. Die Retro-Cam im Test.

Polaroid OneStep 2 Viewfinder im Test: Schöner Retro-Spaß für Sofortbild-Liebhaber
Die neue Polaroid ist sehr klassisch. (Foto: Sven Wernicke)

Eigentlich besitze ich bereits eine uralte Polaroid SX70 (1979, schätze ich) und eine aus der 600er-Reihe (zirka aus dem Jahr 1994) – wozu bräuchte ich noch eine weitere Sofortbildkamera? Nun, es war natürlich die Neugierde, die mich zur neuen Polaroid OneStep 2 führte. Sie erschien bereits 2018 und tritt in die Fußstapfen der Klassiker von damals. Der „Fotoapparat“ ist tatsächlich eine Mischung aus Retro und Moderne.

Polaroid gibt’s wieder?

Hinter der Bezeichnung „Polaroid Originals“ verbirgt sich seit geraumer Zeit das ehemalige Project Impossible, das nach dem endgültigen Ende von Polaroid versuchte, erst einmal die Filme für die alten Kameras wieder zu produzieren. Das war ein aufwändiger, aber auch erfolgreicher Prozess. 2017 führte der polnische Investor und Impossible-Chef Oskar Smołokowski die letzte Produktionsstätte von Polaroid-Filmen im niederländischen Enschede mit der nach wie vor bestens bekannten Marke zusammen, um unter Polaroid Originals noch einmal richtig Gas zu geben.

Ein Herz für Retro-Freunde. Die Polaroid OneStep 2 Viewfinder sieht wirklich richtig gut aus. (Foto: Sven Wernicke)
Ein Herz für Retro-Freunde. Die Polaroid OneStep 2 Viewfinder sieht wirklich richtig gut aus. (Foto: Sven Wernicke)

Die Resultate sind nicht nur besagte Film-Kassetten, sondern auch neue Kameras. Einerseits verkauft das Unternehmen komplett überarbeitete Polaroid-Geräte von damals, beispielsweise die Polaroid 636 OneStep (Shoplink). Langsam tastet man sich auch an eigene Produkte heran. Hier kommen wir zum aktuellen Neuzugang Polaroid OneStep 2 Viewfinder. Es ist eine Sofortbildkamera ganz im Stil der Klassiker, aber mit ein paar neuen Ansätzen. Spätestens dann, wenn ihr sie in den Händen haltet, bemerkt ihr: In Polaroid Originals steckt jede Menge Herzblut für das schöne Format.

Polaroid OneStep 2 Viewfinder im Test: Ausgepackt und begeistert

Allein die Verpackung versprüht unglaublich viel Retro-Charme. Und das, was euch im Inneren erwartet, könnte euch wie mich begeistern. Ich entschied mich für das hellblaue Modell der OneStep 2 in der „Summer-Edition“, die mich beim Auspacken regelrecht anlachte. Als ich sie in die Hand nahm, fiel schon die erstaunliche Wertigkeit auf: Kein Billig-Plastik, hier wackelt nichts. Und das hohe Gewicht (immerhin 460 Gramm ohne Kassette) lässt Gedanken an wertlosen Plunder aus China gänzlich verschwinden. Wow!

Kurioserweise fühlt sich die Polaroid OneStep 2 Viewfinder von Anfang an wie eine echte Polaroid an. Mich erinnert sie an meine Polaroid 636, auch wenn sie sich optisch eher an einer alten Spectra anlehnt. Und natürlich ist die eigentliche Vorlage, die OneStep (1) aus dem Jahr 1977. Aufklappen müsst ihr sie nicht, Linse und Blitz sind also nicht geschützt.

Dem Lieferumfang liegen eine Trageschlaufe, ein gutes Handbuch und ein USB-Kabel bei. USB-Kabel bei einer analogen Sofortbildkamera. Wieso das denn?

Die modernen Elemente der OneStep 2 Viewfinder

Der kleine USB-Port dient nur einem Zweck: Ihr ladet den integrierten Akku der OneStep 2 auf. Dadurch muss der Hersteller keine Batterien mehr in die Filme integrieren, was sicherlich Geld spart, aber auch die Umwelt schont. Das starke Blitzlicht verbraucht ordentlich Energie. Aufladen könnt ihr den Akku übrigens unterwegs problemlos mit einer Powerbank, was ich als weiteren Vorteil ansehe. Die Instax-Kameras des Mitbewerbers Fuji Film verlangen dagegen teure Foto-Batterien.

Sogar ein Stativ könnt ihr verwenden. Hier der Anschluss. (Foto: Sven Wernicke)
Sogar ein Stativ könnt ihr verwenden. Hier der Anschluss. (Foto: Sven Wernicke)

Dass die Zeit nicht ganz stehengeblieben ist, deuten weitere Elemente an. Acht LEDs auf der Oberseite stellen dar, wie viele Fotos ihr noch schießen könnt. Besonders spannend ist die „Froschzunge“. Das ist eine schwarze, elastische Fläche, die frisch geknipste Bilder vor Lichteinfall schützt. Sie zieht sich über das Papier, wodurch eine entspannte Entwicklung des Films sichergestellt ist. Eine hervorragende Idee.

Ebenso gibt sich die OneStep 2 Viewfinder etwas flexibler: Ihr dürft normale 600er- und i-Type-Filme verwenden.

Mit LEDs. Sie zeigen an, wie viele Fotos ihr noch schießen könnt. (Foto: Sven Wernicke)
Mit LEDs. Sie zeigen an, wie viele Fotos ihr noch schießen könnt. (Foto: Sven Wernicke)

Tja, viele Neuerungen sind es nicht. Nach wie vor bekommt ihr keine Möglichkeit, eure Bilder auch digital zu sichern. Doch das hätte gravierende Auswirkungen auf die gesamte Architektur der Kamera gehabt. Ich für meinen Teil brauche nicht noch mehr Dateien, die auf Festplatten „verstauben“. An meiner Polaroid-Wand ist dagegen noch sehr viel Platz.

OneStep 2 Viewfinder: Viel Freude mit der klassischen Sofortbildkamera

Die OneStep 2 Viewfinder sieht nicht nur wie eine klassische Polaroid-Kamera aus, sie fühlt sich auch wie eine solche an. Erinnert ihr euch noch an eure Sofortbildkamera früherer Tage, kommt schnell das „Aha“-Erlebnis auf. Beispielsweise stellt ihr schon nach dem ersten geschossenen Foto fest, dass das durch den Sucher gewählte Motiv nicht mit dem Ergebnis übereinstimmt. Ihr müsst beim Fotografieren berücksichtigen, dass Sucher und Linse nebeneinander platziert sind (Parallaxenfehler). Wir reden schließlich nicht über ein Spiegelreflex-System wie bei der SX70.

Die Froschzunge sorgt dafür, dass das geschossene Foto sich in Dunkelheit entwickeln kann. Die Polaroids sind sehr lichtempfindlich. (Foto: Sven Wernicke)
Die Froschzunge sorgt dafür, dass das geschossene Foto sich in Dunkelheit entwickeln kann. Die Polaroids sind sehr lichtempfindlich. (Foto: Sven Wernicke)

Es ist auch ganz klar, dass die Kamera niemals perfekte Ergebnisse liefert. Filter, Nachbearbeitung? Könnt ihr alles vergessen. Dieser Umstellung mag für Digital-Fans etwas eigenartig sein, offenbart aber sehr viel Experimentierfreude und Kreativität, auf die man sich gerne einlässt. Etwas Spielraum habt ihr durchaus: Ihr könnt den Blitz ein- und ausschalten sowie die Helligkeit etwas regeln.

Und: Da ein Polaroid-Film sehr teuer ist, ist jedes Foto eine Kostbarkeit. Das Drücken des Auslösers ist stets mit etwas Nervenkitzel verbunden. Das macht auch die OneStep 2 Viewfinder zu einem spannenden „Spielzeug“ für Fotografie-Freunde. Meine Begeisterung brachte ich an anderer Stelle ja schon einmal zum Ausdruck…

Ein Größenvergleich: Links die in der Regel günstigeren Instax-Fotos, rechts Polaroid. Es sei aber betont: Das Bild auf der rechten Seite ist noch nicht fertig entwickelt. (Foto: Sven Wernicke)
Ein Größenvergleich: Links die in der Regel günstigeren Instax-Fotos, rechts Polaroid. Es sei aber betont: Das Bild auf der rechten Seite ist noch nicht fertig entwickelt. (Foto: Sven Wernicke)

Fazit: Die OneStep 2 Viewfinder ist klassisch gut

Mit 1-2-3 Filmen á 8 Fotos kostet die OneStep 2 Viewfinder gut und gerne 150 Euro. Das ist ein stolzer Preis für ein Retro-Gadget. Auch, weil eine 600er-Polaroid auf dem Flohmarkt im guten Zustand um die 40 Euro kostet.

Trotzdem kann und möchte ich die aktuelle Kamera von Polaroid Originals empfehlen: Hier klappert nichts, die häufig problematischen Walzen sitzen fest und führen die Fotos sicher sowie ohne Kratzer nach außen. Dort schützt die „Froschzunge“ eure Werke, bis das Bild fertig entwickelt ist. Die Verantwortlichen machten sich viele Gedanken, wie man das Original verbessern kann. Und das ist echt gelungen.

Ein feines Produkt, wenn auch relativ teuer. (Foto: Sven Wernicke)
Ein feines Produkt, wenn auch relativ teuer. (Foto: Sven Wernicke)

Reizt euch eine Sofortbildkamera im legendären Polaroid-Format, greift zur OneStep 2 Viewfinder. Gerade die aktuellen Varianten (Sumer Edition oder sogar ein Modell passend zur Netflix-Serie „Stranger Things“) sind verdammt attraktiv. Seht die OneStep 2 auf keinen Fall als perfekten Fotoapparat. Das ist sie nicht. Vielmehr ist sie kreatives Werkzeug für Fotografen, das Spaß machen will. Und dies bekommt sie echt gut hin!

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