Ein E-Auto? Was daran ist neu?
Strombetriebene Autos aus deutschen Landen gibt es seit zig Jahren. Ob BMW, Mercedes oder Volkswagen: Bislang waren die Modelle eher experimenteller Natur.
Im sächsischen Zwickau bereitete der Auto-Konzern eine echte Revolution vor. 1,2 Milliarden Euro an Investitionen, neues Produktionskonzept und eine auf E-Mobilität getaktete Zuliefererkette. Das ostdeutsche Werk ist bestens aufgestellt, um den ID.3 zuverlässig zu fertigen.
Die Höhe des Investments signalisiert, dass Volkswagen weit über den ID.3 hinaus denkt. Die VW-Lenker spendierten erst kürzlich eine neue Presse für Karosserieteile. Die Batterien kommen aus dem 300 km entfernten Braunschweig. Das scheint eine lange Wegstrecke zu sein, ist aber innerhalb der Auto-Branche ein Katzensprung.
Grund 1: Der MEB von Volkswagen
Der VW ID.3 ist Vorbote einer neuen Ära. Nicht, weil er als erstes Auto des Volkswagen-Konzerns auf einen Elektroantrieb setzt. Audi e-tron und Porsche Taycan aus sind da prestigeträchtiger.
Der ID.3 ist das erste E-Fahrzeug, das dem Modularen E-Antriebs-Baukasten (MEB) entspringt. Das Designkonzept kennen VW-Fans vom MQB: Statt jedes Auto von Grund auf neu zu designen, stellt Volkswagen seinen Marken einen Baukasten zur Verfügung, aus dem sich die Ingenieure großzügig bedienen.
Fahrgestell, Batteriedesign und Position des Motors sind vereinheitlicht. Dadurch sinken die Kosten von der Entwicklung bis zur Produktion. Weitere Einheitsbauteile senken die Investitionen. Bis 2022 sollen VW, Audi, Seat und Škoda 27 neue Modelle produzieren. Insgesamt käme der Volkswagen-Konzern auf 70 verschiedene E-Autos. Ohne MEB nicht denkbar.
Grund 2: Günstiger Preis
VW bietet den ID.3 in der Basisversion für 40.000 Euro an. Damit liegt das Modell unter einem Tesla Model 3 und etwa gleichauf mit einem modernen Golf. 30.000 verbindliche Vorbestellungen verbucht Volkswagen, dabei soll dieser Fahrzeugtyp erst im September 2020 auf den Straßen rollen.
Käuferinnen und Käufer der First Edition wählen aus vier Farben und drei Ausstattungspaketen. Die Leistung 105 kW / 204 PS und Akku-Kapazität von 58 kWh ist ihnen gleich und entspricht dem mittleren Modell.
Grund 3: Sinnvolle Leistungs- und Komfortoptionen
Eine kleinere und größere Variante ergänzen das ID.3-Portfolio. Die theoretischen Reichweiten sind ausreichend für Stadtfahrten und Ausflüge aufs Land. Eine fundierte Aussage über die tatsächliche Performance zu fällen, ist erst nach dem Kaufstart möglich.
Modell | Akkukapazität | max. Reichweite nach WLTP |
ID.3 Pure | 45 kWh | 330 km |
ID.3 Pro | 58 kWh | 420 km |
ID.3 Pro S | 77 kWh | 550 km |
Die Basisversion verfügt über ein Navigationssystem, Digitalradio und Heizung für Lenkrads und Sitz. Das Plus-Paket für 6.000 Euro mehr integriert eine Rückfahrkamera, schlüssellosen Zugang, LED-Matrix-Scheinwerfer und 19-Zoll-Reifen.
Die Top-Ausstattung des ID.3 erhaltet ihr für insgesamt 50.000 Euro. Ein Augmented-Reality-Display in der Frontscheibe ergänzt das Armaturenbrett. Das Panoramadach flutet den Innenbereich mit Sonnenlicht.
Fahrassistenz und Smartphone-Ladeoption inkl. induktivem Laden vervollständigen den Komfort. Massagesitze und 20-Zoll-Reifen sind nette Dreingaben.
Grund 4: Es knirscht im VW-Konzern
Diesel-Gate, Debatte um E-Mobilität, Stress in der Chefetage und Corona. Nüchtern betrachtet hätte Volkswagen keinen schlechteren Zeitpunkt für die ID.3-Markteinführung erwischen können. Wenn es knirscht, muss der Sand aus dem Getriebe.
Man sollte also zwei Schritte zurücktreten und die Umstände neu bewerten. Der ID.3 bietet in dieser Gemengelage die Chance, nicht nur das MEB zu etablieren, sondern Kunden von der E-Mobilität zu überzeugen. Aus dem ID.3 lernt der Konzern viel für das kommende Jahrzehnt, in welchem die E-Mobilität ihren Durchbruch erleben könnte.
Grund 5: Förderungen, Preisnachlässe und Konjunkturpakete
In den vergangenen Monaten haben Konjunktur- und Förderpakete die Möglichkeiten eröffnet, günstiger an ein Elektro-Auto zu kommen. Bis zu 6.000 Euro steuert der Bund bei, weitere 3.000 Euro kommen von den Herstellern. Unterm Strich eine Ersparnis von satten 9.000 Euro! Befristet ist dieser Bonus bis Ende 2021.
Der verminderte Mehrwertsteuersatz von 16 % drückt den Preis ebenfalls – und wenn ihr die passende Ladeinfrastruktur für euer smartes Home sucht, gibt es je nach Bundesland weitere attraktive Fördermöglichkeiten. Bei uns erfahrt ihr natürlich auch, welche Vergünstigungen in euren Bundesländern zu beantragen sind.
Um das Dickicht der verschiedenen Wallboxen zu durchblicken, erfahrt ihr im Euronics Trendblog außerdem, was ihr bei der Auswahl der Charging-Stationen beachten solltet.
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