Es war rund zwei Wochen vor Weihnachten. Wir planten bereits die Feiertage – ein paar gemütliche Stunden wollte ich bei meinen Eltern verbringen. So die Idee. Doch um den 12. Dezember herum ging es meinem Vater nicht gut. Er beklagte sich über Unwohlsein und starke Rückenschmerzen. Normalerweise wehrt er sich gegen jeden Besuch bei einem Arzt, doch die Probleme waren so akut, dass er seine Hausärztin konsultierte. Die verschrieb ihm Physiotherapie. Die Familie war beruhigt, die Weihnachtsplanungen gingen weiter.
Doch kurze Zeit später verschlechterte sich der Zustand meines Vaters deutlich. Meine Schwester rief den Notarzt, denn meine Mutter war mit den Nerven am Ende. Der Arzt nahm ihn mit einem Krankenwagen mit. In der Klinik die Diagnose: Hexenschuss. Die Schmerzen waren allerdings so stark, dass er nicht einmal seine Physiotherapie wahrnehmen konnte. Und die ganze Familie war wieder besorgt. Und es wurde noch schlimmer…
Der Echo Show 10 als Lebensretter
Ich sollte bei dieser Geschichte wohl dazu sagen, dass sich meine Eltern ungern helfen lassen – auch nicht von ihren drei Kindern. Möglichst alles selbst hinbekommen und „aussitzen“ ist die typische Methode. Und so war mein Vater irgendwann nur noch genervt davon, dass meine Geschwister und ich ständig anriefen, um nach seinem Befinden zu fragen. Plötzlich ging niemand mehr ans Festnetztelefon und ans Handy. Was war da los?
Meine Mutter, seit über 50 Jahren an der Seite meines Vaters, war der Situation nicht gewachsen. Sie sah, wie er nicht mehr essen wollte und fast den ganzen Tag schlief. Sie dachte, er müsse sich noch weiter ausruhen. Und uns – ihre Kinder – wollte sie nicht beunruhigen. Das taten meine Eltern aber, da sie schließlich kurzfristig jeden Kontakt abbrachen. Aber mit einer Sache hatten sie nicht gerechnet – mit ihrem Echo Show 10. Den hatte ich ihnen in ihre Wohnung gestellt. Vor allem für Videotelefonate mit ihrem Enkelkind. In diesem Fall erwies sich der Echo Show als echter Lebensretter.
Alexa, hilf!
Ich hatte den Echo Show 10 so eingerichtet, dass ich mich via „Drop In“ auch einschalten kann, ohne dass meine Eltern den Videoanruf explizit annehmen müssen. Das aktivierte ich nicht, um sie auszuspionieren, sondern um ihnen das Telefonieren im Alltag zu erleichtern. Ich konnte auf diese Weise testen, ob die Festnetz- und Mobiltelefone meiner Eltern überhaupt noch funktionierten. Und das taten sie. Sie klingelten, aber niemand nahm ab! Was zum Teufel war geschehen?
Sehr besorgt schrie ich in mein Smartphone, mit dem ich den Echo Show 10 meiner Eltern angerufen hatte. Nach fünf, sechs Versuchen hörte ich plötzlich Geräusche. Tatsächlich kamen meine Mutter und mein Vater vor die Kamera. Ich sah meinen extrem schwachen Vater und meine ängstlich schauende Mutter. Ich spürte, dass sie nicht wusste, was sie machen sollte. Doch mein Vater war sichtlich noch stark genug, um keinen Arzt rufen zu wollen. Er wehrte sich und betonte, es würde ihm schon bald wieder besser gehen.
Was macht man als Sohn, der sich dieses „Elend“ ansehen musste? Ich beriet mich mit meinen Geschwistern und wir entschieden, noch einen Tag zu warten. Denn: Wir respektierten und respektieren natürlich den freien Willen unserer Eltern.
5 nach 12
Am nächsten Tag das gleiche Spiel: Niemand ging ans Telefon, auch nicht meine Mutter. Ich rief mit dem Echo Show 10 an und nach einiger Zeit kämpfte sich mein Vater vor das Gerät. Das war schlimm anzusehen, wie er sich quälte. Und er dämmerte kurz weg, während ich mit ihm sprach. Jetzt zögerten wir nicht mehr und holten den Notarzt.
Diagnose: Sepsis. Eine schwere Blutvergiftung. Künstliches Koma, wochenlang auf der Intensivstation, künftig vermutlich querschnittsgelähmt und viele Wochen, wenn nicht Monate hat er bei einer Intensivreha noch vor sich. Wie es ihm danach gehen wird und ob er es wirklich schafft? Völlig unklar. Ein Arzt meinte mal zu mir: „Als er eingeliefert wurde, war es 5 nach 12“. Ein paar Stunden oder ein Tag später – er hätte Weihnachten nicht überlebt.
Ohnehin war das für meine Familie das schlimmste Fest, das wir uns bis dahin vorstellen konnten. Wir rechneten ständig damit, dass das Krankenhaus anruft und uns etwas mitteilt, was wir nicht hören wollen. Tatsächlich überbrachten uns die Ärzte häufig gute und schlechte Nachrichten. Das waren viele Wochen der reinste Horror, ein kontinuierliches Auf und Ab. Vor allem für meine Mutter, die sich natürlich Vorwürfe machte und doch nichts tun konnte. Noch immer habe ich so etwas wie ein Anruf-Trauma. Wenn mein Telefon in der Hosentasche vibriert, habe ich sofort die Angst, jemand hält Hiobsbotschaften für mich bereit.
Dankbarkeit
Und ich bin dankbar. Es war eine gute Idee, den Echo Show 10 bei meinen Eltern zu installieren – für den Fall des Falls. Ich konnte sie auf diese Weise erreichen und damit vielleicht auch den Tod meines Vaters zu Weihnachten abwenden. Wenn alles klappt, was ich sehr hoffe, ziehen meine „Alten“ bald ins betreute Wohnen. Mit Notknopf und professioneller Hilfe bei Bedarf, aber auch mit Bewahrung ihrer Eigenständigkeit. Ich überlege bereits, wohin ich den Echo Show stellen könnte. Oder vielleicht wäre der neue Echo Show 15 direkt im Wohnzimmer als stylisches Accessoire und potenzieller Lebensretter praktischer?
Trotzdem: Ein solch smartes Gerät sollte niemand zum Überwachen zum Beispiel der Eltern benutzen. Ich würde nie heimlich via „Drop In“ mal in die Wohnung schauen. Doch wenn ich ein schlechtes Gefühl habe, ist ein solches Alexa-Maschinchen eine echte Bereicherung.
Vielleicht ist ein Show auch für dich und deine Angehörigen sinnvoll? Vor allem, um mit Videotelefonie in Kontakt zu bleiben, aber auch bei Gefahr im Verzug besser die Situation einschätzen zu können. Ich würde mich jederzeit wieder für einen Echo und dieses Einsatzgebiet entscheiden.
Verfasst am 2.3.2022, am Tag des Geburtstags meines Vaters. Happy Birthday, Vati! Während ich diese Zeilen schreibe, bist du noch in der Intensivreha. Ich hoffe, wir können bald deinen Geburtstag nachfeiern!
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