QNAP TS-453D im Test: NAS auf Hochtouren

Vor einigen Jahren galten NAS noch als schnöde Netzwerkspeicher. Nützlich, ja. Aber nicht sonderlich attraktiv. Die QNAP TS-453D zeigt, dass sich das geändert hat. Ihr könnt das Gerät auch als PC nutzen oder um eure eigene WordPress-Installation zu hosten.

QNAP TS-453D im Test: NAS auf Hochtouren

Fazit: eine lohnende Investition für die eigene Datensicherheit

Die QNAP Turbo Station 453D ist eine ebenso leistungsstarke wie flotte NAS-Lösung mit vielen Komfortfunktionen. Egal ob Filesharing, WordPress-Hosting oder Videoüberwachung: Mit wenigen Klicks habt ihr den Netzwerkspeicher auf eure Aufgaben und Anforderungen zugeschnitten. Der potenten Hardware stehen umfangreiche Software-Optionen und ein komfortables Betriebssystem zur Seite.

Einzig der höhere Anschaffungspreis trübt den hervorragenden Gesamteindruck ein wenig. Ja, günstig ist die TS-453D nicht. Dafür seid ihr umso besser aufgestellt, solltet ihr eine schnelle, dauerhaft sichere Netzwerkspeicher-Lösung suchen.

NAS-Überblick: Alles was ihr zu Netzwerkspeichern wissen müsst

Ersteindruck und Preis

Das von QNAP bereitgestellte NAS-Modell TS-453D gehört nicht zu den Einstiegsgeräten. Die unverbindliche Preisempfehlung lag zur Veröffentlichung bei 530 Euro – exklusive Speichermedien. Damit liegt der Bezugspreis auf dem Niveau eines Einstiegs-PCs.

Lieferumfang der QNAP TS-453D
Bevor wir euch das Gerät zeigen, hier ein Blick auf die „Dreingaben“. Netzwerkkabel, Stromstecker, Ersatzschrauben und ein Schwung Handbücher.

Der Ersteindruck: Das sah auf den Fotos größer aus! Die QNAP TS-453D ist ein schön kompaktes, wenngleich schweres Kraftpaket. Mit den Maßen 168 x 170 x 226 mm passt es bequem in Regale oder unter Schreibtische. Für den Test bugsierten wir es in eine Flurkommode, deren Rückseite wir zur besseren Belüftung entfernten.

Aufbau des QNAP TS-453D: Kompakt und schnörkellos

Ohne Festplatten bringt die TS-453D 2,37 kg auf die Waage. Mit voller HDD-Bestückung sind es über 4 kg. Im Lieferumfang enthalten sind neben dem Gerät die notwendigen Strom- und Netzwerkkabel sowie eine Kurzanleitung. Heißt: Festplatten sind standardmäßig nicht dabei. Bis zu vier HDDs mit jeweils maximal 4 Terabyte finden in den Einschüben Platz. Möchtet ihr Daten aus einer externen Quelle einspielen, schließt ihr Mobilfestplatten und USB-Sticks rückseitig an.

Front und Seite der QNAP TS-453D sind optisch auf Minimalismus getrimmt. Auf Fotos sieht sie übrigens wesentlich größer aus.

Die NAS-Front ist spartanisch aufgebaut. Power-Knopf und Status-LEDs kennen wir aus anderen Geräteklassen. Die Lämpchen zeigen uns Netzwerkverbindung, Laufwerkszustand und USB-Aktivitäten an. Das zweite Bedienelement auf der Vorderseite erleichtert das Überspielen vom externen Medium auf die internen HDDs. Drückt ihr die USB-One-Touch-Kopie-Taste (sie heißt wirklich so), sind die Daten flugs rübergezogen.

HDD_Einschübe der QNAP TS-453D
Vier Festplatten finden in der QNAP TS-453D Platz.

Die aus Stahlblech gestanzte Rückseite ist dominiert vom Lüfter mit 12 cm Durchmesser. Hier nutzt QNAP jeden Quadratzentimeter aus, um die Abluft mit wenigen Umdrehungen aus dem Gehäuse zu transportieren. Darauf gehen wir später ein. Vier USB-Ports (dreimal 2.0 und einmal 3.1) dienen dem Anschluss externer Peripherie. Zwei Gigabit-Buchsen (RJ45) und der HDMI-Output sichern die schnelle Datenübertragung und Bild-Ausgabe an ein Display.

QNAP TS-453D
Ein HDMI-Ausgang? Wenn ihr wollt, nutzt ihr die QNAP TS-453D als Desktop-Ersatz. Möglich wäre es…

Mehr RAM und zusätzliche Hardware-Karten

Bemerkenswert ist die Metallblende am oberen Rand. Ihr entfernt sie, wenn ihr eine PCIe-Erweiterungskarte verbauen möchtet. Auf der Platine des TS-453D finden Speichererweiterungskarten, Netzwerk-Adapter oder WiFi-Interfaces Platz. Ferner könnt ihr den Arbeitsspeicher der Hauptplatine von 4 GB auf 8 GB verdoppeln. Handelsüblicher Notebook-RAM (260 Pins, DDR4) ist kompatibel.

Ein Blick auf die weitere Hardware verrät, dass der Vergleich mit einem Stand-PC angebracht ist. Ein Intel Celeron werkelt im Inneren, die Steckplätze sind standardisiert.

Links: Mit Hilfe eines Schraubendrehers könnt ihr die Plastikblende abnehmen. Mittig: Darunter findet ihr den Metallkäfig und die sauber zusammengesetzte Hardware. Rechts: Erweiterungen finden im PCIe-Slot Platz. Fremd-Hardware ist kompatibel, sofern sie mit Linux arbeitet.

ModellQNAP TS-453D
Formfaktor / Gewicht (leer)168 x 170 x 226 mm / 2,37 kg
Anzahl der Bays4
ProzessorIntel Celeron J4125 mit 2,0 GHz (bis zu 2,7 GHz im Boost)
RAM4 GB DDR4-RAM mit 260 Pins (erweiterbar auf 8 GB)
BetriebssystemQTS (Linux-basiert)

Ersteinrichtung des QNAP TS-453D

In unserem großen NAS-Überblick schrieb ich von verschiedenen Unterkategorien der flotten Netzwerkspeicher. Die Einstiegsmodelle um die 100 Euro funktionieren nach dem Plug-n-Play-Prinzip. An Strom und Router anschließen, anschalten, fertig! Zu dieser NAS-Kategorie gehört der QNAP TS-453D eindeutig nicht! Und das nicht wegen seines höheren Preises, sondern weil es ein mächtiges Betriebssystem mit sich führt, das mehr leistet, als Dateien zu verwalten.

QNAP TS-453D QFinder
Mit dem QFinder lokalisiert ihr den NAS im Heimnetzwerk.

Nachdem ihr den TS-453D betriebsbereit gemacht habt, schaltet ihr den NAS ein. Ein Beep signalisiert die Einsatzbereitschaft. Jetzt loggt ihr euch mit Smartphone bzw. PC über eine im QR-Code verschlüsselte Adresse oder den QFinder (für Windows, Mac OS und Ubuntu) ein und legt den Namen sowie das Zugangspasswort fest. Schon ploppt der NAS in der Netzwerkumgebung auf und ist via Browser zu erreichen.

Die Einrichtung schließt ihr ab, indem ihr den Speicherpool festlegt, also die Festplatten miteinander koppelt. Klassisch bietet die TS-453D einen RAID-Verbund an, bei dem jeweils zwei Speichermedien der direkten Datenspeicherung oder dem Backup dienen. Mögt ihr es riskant, könnt ihr die volle Kapazität ausschöpfen. Im Falle eines HDD-Ausfalls sind die Backups futsch.

QNAP TS-453D RAID
QNAP erläutert euch im Drop-Down-Menü die Vor- und Nachteile der jeweiligen RAID-Einstellung. So wissen auch Laien, was sie da überhaupt tun.

Ich entschied mich für einen Mittelweg: 3 Festplatten mit insgesamt 12 TB Speicherplatz und die vierte HDD als Rückfalllösung, sollte eine der anderen Platten ein Hardware-Defekt drohen. Die Einrichtung abgeschlossen, machte ich mich mit dem Betriebssystem vertraut.

QTS: Das NAS-Betriebssystem als Schweizer Taschenmesser

QNAP verwendet auf Linux basierendes OS mit dem Namen QTS in Version 4.4.2. Optisch erinnert es an Android auf einem Tablet mit angeklebter Taskleiste und Startmenü am oberen Bildschirmrand. Die wesentlichen Funktionen sind einen Klick entfernt. Die Systemsteuerung, Dateiverwaltung, das App Center als Marktplatz für neue Anwendungen oder Malware-Erkennungssoftware sind von Werk ab installiert. Zur Wiedergabe von Medieninhalten spendiert QNAP eine Streaming-Schnittstelle und den Cayin Media Sign Player.

QNAP QTS
QTS heißt QNAPs Betriebssystem. Bequem zu bedienen, leicht zu konfigurieren. Hier gibt es nichts zu bemängeln.

Das Betriebssystem ist flott, komfortabel und flugs durchschaut. Das bedeutet nicht, dass die Möglichkeiten dadurch eingeschränkt wären. QNAP versteht es, die Übersichtlichkeit zu wahren. Die NAS-Leistung zu überwachen, den Speicher zu verwalten und neue Apps nachzuschaufeln, geht locker-flockig von Hand.

Womit ich bei einem Problem bin, das ich mit einem so komplexen wie flexiblen NAS habe. Was soll ich damit tun?

Die reflexartige Antwort ist, meine Daten zu verschieben, um unterwegs auf sie Zugriff zu haben und den Heim-PC zu entlasten. Das leisten die günstigeren Geräte ebenfalls und deshalb wäre die TS-453D viel zu leistungsstark.

Einige Beispiele aus dem Anwendungsspektrum

Hier kam mir der Redaktionsalltag entgegen, der mich vor Herausforderungen stellt. So musste ich für ein neues Format Mediendateien teilen. Eine einfache Aufgabe. Also gehe ich in die File Station, suche dort den Ordner, rechtsklicke und sende den frisch generierten Link via Mail zu oder kopiere ihn in die Zwischenablage. Lesezugriffe funktionieren ohne QNAP-Login, wenn ihr zuvor über die Internetadresse eures NAS geht. Im Heimnetz stellt die TS-453D die lokale IP-Adresse bereit, ein externer Zugriff ist dann nicht möglich. Für P2P-Datenaustausch könnt ihr die aMule-Anwendung nutzen.

Im App Center findet ihr neue Programme für euren NAS. Einfach mit einem Klick installieren – fertig!

Für ein privates Projekt rüstete ich die QNAP TS-453D zu einem WordPress-Server um, um neue Designs zu gestalten. Dank separater myPHP-Admin-Installation könnt ihr weitere SQL-Anwendungen wie Joomla, MediaWiki oder Cayin laufen lassen.

Als Medien-Server indes profitiert die TS-453D von der im Prozessor integrierten Grafikeinheit Intel 600. Diese ist eine Low-End-Lösung im Grafikkarten-Segment, flott genug, um Video- und Audio-Dateien in Echtzeit umzuwandeln und dann via Plex und Co. auf ein Abspielgerät eurer Wahl zu senden.

Noch ein Blick auf die Hardware. Links: Ihr könnt der TS-453D die Sporen geben, indem ihr den RAM auf 8 GB verdoppelt. Notebookspeicher ist damit kompatibel. Rechts: Vorsicht bei der Festplattenwahl! Nur spezielle NAS-Festplatten sind für den NAS-Dauerbetrieb ausgelegt.

Die QNAP TS-453D eröffnet euch viele Anwendungsoptionen. Sie alle aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Dieser NAS kann viel und beweist das im Alltag immer wieder.

Performance des QNAP TS-453D: Im Alltag grundsolide

Die Performance ist durchweg gut. In knapp 3 Wochen Dauertest zickte die Turbo Station nicht. Kein Ausfall der Software, kein Absturz, keine bösen Überraschungen. Übertrug ich größere Dateien, begrenzte meine WLAN-Karte die Datenrate auf etwa 30 Mb/s. Im Downstream erreichte ich komfortable 90 Mb/s, wobei auch hier die im Rechner verbauten Komponenten die Grenzen setzten. In Benchmarks anderer Redaktionen schöpfte die TS-453D fast die gesamte Gigabit-Bandbreite aus. Ein schöner Schmuckwert, der mit der Realität nicht viel zu tun hat. Die alltägliche Beobachtung ist die, dass Daten schnell von A nach B wandern.

Alles auf einen Blick: Wie die TS-453D performt, könnt ihr euch anzeigen lassen. Sie lahmt? dann lasst das Betriebssystem aufräumen!

Positiv zu nennen ist, dass die TS-453D kaum Abwärme produziert. So konnte ich sie in einer Kommode unterbringen, deren Rückseite ich entfernte. Zu hören war die NAS nur, wenn ich ein Update einspielte oder sie (neu) startete. Das kurze Biepen signalisierte Einsatzbereitschaft und von da an konnte ich sie wie ein weiteres Windows-Laufwerk nutzen.

Die QNAP TS-453D ist im Fachhandel erhältlich. Die UVP liegt bei etwa 530 Euro.

Update: An anderer Stelle haben wir ein günstiges NAS mit einem teuren verglichen und dafür die QNAP TS-453D als Referenzgerät hinzugezogen.

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