Gigaset L800HX im Test: Festnetzpremiere für Smart Speaker

Smart Speaker können vieles, nur keine Festnetztelefonie. Eine Marktlücke, in die der Gigaset L800HX stößt. Im Test verraten wir euch, was er sonst noch kann.

Gigaset L800HX im Test: Festnetzpremiere für Smart Speaker

Der Gigaset L800HX vereint vier Geräteklassen in einem kompakten Gehäuse: Dect-Freisprechanlage, Bluetooth-Lautsprecher, Smart-Home-Steuerung und intelligente Alexa-Funktionen. Dabei macht das Gerät einiges anders als die Amazon-Originale.

Smart Speaker? Was ist das?

Der anhaltende Triumphzug sprachgesteuerter Assistenten ist nicht zu ignorieren. Ob Siri im iPhone, Google Assistant im Android-Gerät oder Amazons Alexa: Sprachassistenten erleichtern den Alltag enorm. Statt sich mühsam durch Menüs zu klicken, reicht eine kurze Frage, um die Wettervorhersage abzurufen, Notizen zu diktieren oder den Wecker zu stellen. Wie ihr Alexa-Skills entdeckt und aktiviert, zeigen wir euch an anderer Stelle.

Foto: Amazon
Foto: Amazon

Smart Speaker brillieren außerdem als Freisprechanlage. Nicht nur, aber auch diese Funktion erklärt, wieso die smarten Lautsprecher so beliebt sind. Und dann wird es geradezu paradox: Amazon Echo und Co. können bis heute keine „normalen“ Festnetztelefonate abwickeln. Das ändert Gigaset mit dem L800HX.

Lieferumfang: Deutsche Sparsamkeit

Der Gigaset-Lautsprecher bringt mit Verpackung und Zubehör 1,6 kg auf die Waage. Den Löwenanteil, nämlich 1.180 Gramm, steuert der Lautsprecher selbst bei. Die anderen 420 Gramm verteilen sich auf die Verpackung samt Füllmaterial, ein 174 Seiten starkes Handbuch und das Netzteil.

Auf weitere Dreingaben verzichtet Gigaset. Zumindest ein Aux-Kabel für Audioübertragungen wäre preislich noch drin gewesen, so müsstet ihr im Falle eines Falles ein solches dazukaufen.

Vorbildlich ist die Anleitung, die auf Deutsch, Englisch, Italienisch, Spanisch und Französisch verfasst ist. In wenigen Sätzen stellt der Hersteller die Erstinstallation, die Einrichtung der Gigaset-Companion-App und weitere Konfigurationen vor. Die Lektüre zeigt, dass die Entwickler trotz des gewaltigen Funktionsumfangs eine intuitive Bedienung im Sinn hatten.

ModellGigaset L800HX
MaßeHöhe: 23 cm, Durchmesser: 11 cm
Gewicht1.180 Gramm
AkkuKeiner, Betrieb über Netzteil
Technische VoraussetzungenKostenlose Android- bzw. iOS-App zur Einrichtung
KonnektivitätDECT-Telefonie, WLAN a/b/g/n/ac, Bluetooth, Aux-Anschluss
KI-IntegrationAlexa
Anzahl der Mikrofone3

Das Design: Wuchtig und elegant

Beim Design setzt Gigaset eigene Akzente. Die zylindrische Form folgt den Smart-Speaker-Spitzenmodellen Google Home und Amazon Echo. Wie diese ist auch der Gigaset L800HX in Stoff gekleidet. Das feine graue Textil macht einen edlen und freundlichen Eindruck, die orangefarbene Gigasetfahne ist der einzige und sehr dezente Farbtupfer.

Gigaset L800 HX

Akku, Display oder Wähltasten sucht ihr vergebens, das Gerät wird ausschließlich über Spracheingabe oder die fünf Knöpfe an der Oberseite bedient: laut, leise, Mikrofon stummschalten, abnehmen/auflegen und Funktion umschalten.

Ersteinrichtung: Einfach, mit kleinen Umwegen

Die Inbetriebnahme ist denkbar einfach. Ihr bringt den Lautsprecher über das Netzteil an den Strom und schon fährt das Gerät hoch. Dann kommt euer Smartphone zum Zug: Über die kostenlose Gigaset-App für Android oder iOS meldet ihr den Lautsprecher im heimischen WLAN an. Ohne Verbindung zum Internet könnt ihr die Sprachassistentin nicht nutzen.

Die Gigaset-App (oben links) ist aufgeräumt und nahezu selbsterklärend. In zwei Minuten ist der Netzzugang eingerichtet und das erste Update installiert. Um die Alexa-Funktionen nutzen zu können, installiert ihr die Alexa-App für Android oder iOS (oben rechts) und meldet euch in dieser Anwendung an. Wechselt dann noch einmal in die Gigaset-Anwendung und koppelt den Alexa-Account mit dem L800HX. Geschafft!

Der L800HX als Lautsprecher: Massierende Bässe

Wie schlägt sich das Multitalent L800HX in der Praxis? Für mich als Musikhörer waren zunächst die Klangeigenschaften interessant. Ich höre viel und gerne Musik, oft auch Radio. Der L800HX gehört zu den besseren Lautsprechern, denen ich bislang begegnete. In seiner Preisklasse ist das Gigaset-Modell den meisten Konkurrenten gar überlegen.

Das Klangbild des L800HX ist ausgewogen. Weder dominieren die Höhen, noch die Bässe. Die Lautstärke reicht locker für die Beschallung eines Raumes mit 20 Quadratmetern aus. Einzig die Klangmodulation fällt je nach Verbindungsart mehr oder minder überzeugend aus.

Hatte ich den Lautsprecher via Bluetooth oder Aux-Kabel mit meinem Handy gekoppelt, fummelte der L800HX im Equalizer rum. Das wäre nicht weiter schlimm, würde das Gerät bei einer Klangeinstellung bleiben. Es war jedoch so, dass bei anspruchsvollen, abwechslungsreichen Songs wie „Age of Man“ von Greta van Fleet oder der Moldau von Bedřich Smetana mal die Bässe, dann die Mitten, dann die Höhen im Vordergrund standen.

Gigaset L800HX als Musikabspielgerät
Der L800HX ist eine gute Möglichkeit, Podcasts, Hörbücher oder Musikalben zu genießen. (Foto: Gigaset)

Interessanterweise greift der Lautsprecher nicht ein, wenn ihr die Musik über die Amazon-Services streamt. Dann ist das Klangbild in sich konsistent. Hier besteht für Gigaset also durchaus Nachholbedarf, um anspruchsvolle Ohren endgültig zu befriedigen.

Ein Wermutstropfen ist die Auswahl derzeit verfügbarer Streamingservices: Amazon Music, Deezer und TuneIn sind vom Start weg dabei. Google Music, Apple Music und Marktführer Spotify glänzen hingegen mit Abwesenheit. Das möchte Gigaset zeitnah ändern.

Der L800HX als Telefon: Hey Mama!

Vorausgesetzt, ihr nennt ein DECT-Festnetztelefon euer Eigen, mutiert der Gigaset-Lautsprecher zur komfortablen Freisprechanlage. Ihr könnt Alexa einerseits Telefonnummern diktieren oder aus den synchronisierten Kontakten per Sprachbefehl anrufen.

Die Klangqualität der Telefonate zwischen Smart Speaker und Festnetztelefon bzw. Handy ist um ein Vielfaches besser als jene Verbindungen zwischen Alexa-Geräten und Smart-Devices. Richtig im Raum positioniert wirkt es, als ob der oder die Angerufene neben euch stehen würde. Der Smart Speaker gleicht den Klang insofern aus, als dass eure Stimme stets die gleich Lautstärke hat, unabhängig davon, wie nah oder fern ihr euch vom Gerät befindet.

L800HX Telefonie
Der Gigaset L800HX ist die perfekte DECT-Freisprecheinrichtung. Euren Enkel müsst ihr dazu jedoch nicht Huckepack tragen. (Foto: Gigaset)

In den ersten Telefonaten – und das mit meiner Mutter – erwähnte ich beiläufig, dass der Lautsprecher Alexa-Skills beherrscht. Die meisten Smart Speaker unterscheiden, ob ihr die Passphrase im Gespräch beiläufig erwähnt oder aber zielgerichtet eine Funktion ansteuert. Der Gigaset L800HX konnte das im Test nicht und versuchte stattdessen, aus den Informationen des nachfolgenden Halbsatzes etwas Sinnvolles herauszuhören.

Einen Mangel erkennt Gigaset darin nicht. Auf dieses Problem angesprochen, äußerte sich das Unternehmen, dass ihr die Alexa-Skills auch während des Telefonats aktiviert könnt, um beispielsweise die Lautstärke zu regeln. Das Argument ist nachvollziehbar, aber hier sollte Gigaset es dem Nutzer überlassen, ob die Skills während der Gespräche aktiv bleiben. Eine entsprechende An/Aus-Option in der ohnehin notwendigen Companion-App wäre wünschenswert.

„Alexa, wie viel von dir steckt im L800HX?“

Die Alexa-Sprachassistentin steckt nicht nur in Amazon-Geräten. Mittlerweile gibt es ein breites Angebot an Lautsprechern, die den smarten Service in ihrer Feature-Liste führen. Gegenüber den Echo-Geräten müssen Nutzer sogenannter Drittgeräte (zu denen auch der L800HX gehört) kleinere Einschränkungen hinnehmen.

Farbring LED L800HX
Der farbige Lichtring zeigt euch, in welchem Modus ihr das Gerät bedient.

Das betrifft beispielsweise die Passphrase. Auf Echo-Lautsprechern könnt ihr neben Alexa auch Aktivierungswörter wie das aus Star Trek entliehene „Computer“ nutzen, um die Assistentin zu aktivieren. Auf dem L800HX funktioniert ausschließlich „Alexa“. Das von Nutzern geschätzt Multiroom-Streaming ist auf diesem Modell noch vakant. Schade, denn die Festnetztelefonate in jedem beliebigen Raum weiterführen zu können, wäre eine Option, die den L800HX noch attraktiver machen würde.

Gigaset stellt hierfür zeitnah ein Update in Aussicht, das außerdem zwei Lautsprecher zu einem Stereo-Paar koppeln kann. Von diesen winzigen, noch vorhandenen Einschränkungen abgesehen, erhaltet ihr mit dem Gigaset L800HX eine vollwertige Alexa-Sprachassistentin.

Fazit: Gelungene Festnetz-Premiere der Smart Speaker

Chapeau Gigaset! Mit dem L800HX sind die Smart Speaker endlich auch in der Festnetztelefonie angekommen. Statt hässlicher Freisprecheinrichtungen auf Büro-Konferenztischen dürfte dort bald das schmucke Gerät heimisch werden.

Schade wäre, wenn es ausschließlich dort eingesetzt wird. Denn euch als Privatanwender bietet der L800HX eine hohe Qualität und enormen Funktionsumfang. Die Musikwiedergabe ist sehr gut, die Sprachqualität exzellent, die Bedienung hervorragend intuitiv. Mir persönlich gefällt das weiße Design mit dem edlen Stoffbezug in grau besser als die industriell kalte Gestaltung der Echo-Modellreihen von Amazon.

Das mag eine Geschmacksfrage sein, doch selbst nüchtern betrachtet ist der Gigaset L800HX kein schnöder Nachbau. Gigaset setzt eigene Duftmarken bei der Verarbeitungsqualität, der komfortablen Einrichtung und selbstredend bei der Festnetztelefonie via Smart Speaker, welche die gesamte Konkurrenz ignorierte.

Solltet ihr also nach dem Schweizer Taschenmesser unter den Smart Speakern suchen, das endlich Festnetztelefonie beherrscht, so werdet ihr im Gigaset L800HX fündig. Das Gerät ist ab sofort im Fachhandel erhältlich.

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5 Kommentare zu “Gigaset L800HX im Test: Festnetzpremiere für Smart Speaker

  1. alle Angerufenen mit denen ich bisher geredet habe sagen das die Sprachqualität schlecht ist (bin 40 cm vom Gigaset entfernt). Wenn man während des Telefonats „Alexa“ sagt wird die Tonübertragung kurz unterbrochen (Gesprächspartner: „ich höre Sie gerade nicht“), das ist ein NoGo

    1. Hallo Marcus!

      Das mit der Sprachqualität ist in der Tat ärgerlich – und im Test nicht aufgetreten. Wenn die Probleme schon immer da waren, kann ich zunächst ein Firmware-Update empfehlen. Wenn das nicht helfen sollte, riecht es nach einem Hardware-Defekt und damit wäre es ein Fall für den Gigaset-Support.

      Gruß

      Daniel

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