Das Medium E-Mail war eine Zeitlang völlig verschrieen. Zu laut, zu nervig, zu viel Spam. Einige, wie der Chef des französischen IT-Beraters Atos Origin, wollten sie gar ganz abschaffen. (Was ist eigentlich aus der Idee geworden, Thierry Breton?)
Mittlerweile hat sich das alles ein Stück weit beruhigt. Teams haben erkannt, dass sie die E-Mail zwar nicht ersetzen, aber einen Großteil der Aufgaben mit anderen Tools wie Slack besser bewerkstelligen können. Hier im Euronics Trendblog verwenden wir etwa die Trello-Alternative MeisterTask für die tägliche Themenplanung, aber auch weiterhin E-Mails.
Die E-Mail wird immer besser
Denn die Anbieter von E-Mail-Programmen haben das Problem in den letzten Jahren tatsächlich ein Stück weit in den Griff bekommen. Es gibt jetzt „intelligente“ Posteingänge, Mute-Buttons, Kalender-Integrationen, vor allem aber bessere Spam-Filter. Es kommt schlicht nicht mehr so viel Schrott an wie noch vor einigen Jahren.
Und daran trägt auch Google einen Anteil. Der Webmailer GMail, den ich seit fast 15 Jahren gerne benutze, wurde in den vergangenen Jahren immer weiter verbessert. In den Labs und der auf Produktivität getrimmten Alternative Google Inbox experimentierte Google munter weiter. Mails lassen sich etwa wie in einer To-Do-Liste abhaken, man kann später wieder daran erinnert werden oder einzelne Absender temporär ausblenden.
Ganz ehrlich: All das brauche ich nicht. Was ich an GMail aber sehr gelungen finde und was für mich die drei Killerfunktionen sind:
- Standardmäßige Verlauf-Darstellung. Auf deutsch: Mails zum gleichen Betreff werden als nur eine Mail angezeigt. Sorgt ungemein für Ordnung!
- Die Sortierung in die drei Fächer „Allgemein“, „Social Networks“ und „Werbung“. Auch das hat mächtig für Ordnung gesorgt. Google bietet noch weitere Fächer an. Diese drei reichen mir aber. Mehr würden wahrscheinlich auch wieder des Guten zu viel sein.
- Die Integration mit dem Google Kalender. Manche Termine, etwa von Flugreisen oder Hotelbuchungen, die per E-Mail eingehen, übernimmt Google automatisch für den Kalender. Das spart Zeit und erleichtert einem das Leben.
Neues GMail-Design: die Funktionen
Nun hat Google ein neues GMail-Design mit weiteren Funktionen vorgestellt. Nicht alle Nutzer kommen sofort in den Genuss – ich zum Beispiel leider auch nicht 🙁 – aber in den nächsten Wochen sollen alle Nutzer auf das neue Design zugreifen können, wenn sie wollen. Neue Funktionen dort:
- E-Mails mit Ablaufdatum (Google fasst dies unter das Thema Sicherheit)
- Information Rights Management: Entfernt bei entsprechenden E-Mails aus Vertraulichkeitsgründen wahlweise die Möglichkeiten, diese weiterzuleiten, zu speichern, zu drucken oder Anhänge davon herunterzuladen.
- Besser sichtbare Sicherheitswarnungen
- Künstliche Intelligenz mit Möglichkeiten wie automatischer Erinnerung, intelligenter Antwort (gibt es schon bei Google Inbox) und wichtigen Benachrichtigungen. Hier erhaltet ihr etwa über die mobile App nur dann eine Benachrichtigung auf dem Smartphone, wenn GMail eine neue Mail für wichtig hält.
- Direkte Shortcuts im Posteingang. So könnt ihr Anhänge anzeigen und anklicken, ohne einen Verlauf öffnen zu müssen. Ihr könnt E-Mails auf diese Weise auch aufschieben (snoozen) oder direkt Einladungen zu einem Termin beantworten (also eine verbesserte Integration mit dem Google Kalender).
- Bessere Integration von anderen Google-Tools in der Seitenleiste. So sollt ihr dort Kalendereinträge vornehmen oder einen Anhang mit Google Docs direkt an Ort und Stelle bearbeiten können.
Alles in allem klingt das wie eine Vielzahl an Funktionen, die man wohl nicht zwingend brauchen wird. Ich persönliche finde aber die bessere Integration des Kalenders spannend, weil ich den auch standardmäßig benutze. Oder die Möglichkeit, Anhänge besser zu verwalten. GMail bekommt hier eine Menge Funktionen von Inbox und einiges lässt man dafür aus. Warum nicht zum Beispiel langsam mal eine Verschlüsselung anbieten? Die meisten handelsüblichen Mobile Messenger sind heute verschlüsselt, E-Mails nicht.
Die E-Mail verbessern statt sie abzuschaffen
Was Google mit dem GMail-Redesign aber zeigt: Der bessere Weg, dem Posteingangschaos Herr zu werden, ist mit der E-Mail, nicht gegen sie. Der Versuch, sie abzuschaffen, sollte als gescheitert betrachtet werden. Was man aber noch tun kann, ist, sie aufzubohren, besser zu machen. So in etwa, wie Google das mit der SMS plant.
Ist es schlimm, dass wir die E-Mail so schnell nicht loswerden? Ich denke nicht, denn mit GMail hat mir das Medium E-Mail in den letzten Jahren sehr viel Spaß gemacht und wird es ziemlich sicher auch noch in Zukunft.
Auf das neue GMail-Design sollt ihr zugreifen können, wenn ihr im GMail-Posteingang oben auf das Zahnrad-Symbol für die Einstellungen klickt. Dort soll sich die Option „Probiere das neue Gmail“ verbergen. Zumindest für einige Nutzer. Wenn ihr die Option dort noch nicht seht, müsst ihr noch ein paar Tage warten…
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Ich finde die Kombination aus E-Mail und Taskmanagern hervorragend. Ohne Mails ginge es meiner Meinung nach nicht, aber ich muss auch nicht jede Aufgabe in einer Mail packen und möglichst Gott und die Welt davon unterrichten. Weise ich eine Aufgabe im TM zu (und hinterlege dazu eine entsprechende Beschreibung / Anforderung), ist keine Mail mehr nötig.