Alleskönner Smartphone? Auch wenn die mobilen Begleiter sich damit rühmen, nahezu alles zu können: Beim Wandertest mit dem Smartphone lernten wir, wo diese Alleskönner an ihre Grenzen stoßen. Und wo GPS-Geräte für Wanderer und Fußgänger diese Gemarkung einfach überschreiten.
Das Smartphone als Navigationssystem
Warum überhaupt ein GPS-Gerät für Fußgänger und Wanderer kaufen, wenn doch Smartphones bereits eine Navi-Funktion haben? Als Feature führt Android Google Maps, auch auf iPhones findet ihr von Apple bereitgestelltes Kartenmaterial und auf Wunsch ebenfalls Google Maps.
In Ermangelung eines iPhones nutzte ich Google Maps auf meinem Samsung Galaxy S9, um im nächtlichen London vom Themse-Ufer zum Hotel zurückzufinden. Dabei traten auch die ersten Schwierigkeiten auf. Nicht, dass die App nutzerunfreundlich wäre. Aber sie versucht, extrem viele Möglichkeiten in sich zu vereinen.
Da wäre das Kartenmaterial selbst, das Google zufolge immer aktuell sein soll. Das heißt, dass neben dem gültigen Straßenraster und den korrekten -namen auch Staus und Baustellen eingespeist sind.
Die App macht es einfach, auf Karten relevante Informationen zu Hotels, Restaurants und Einkaufsgelegenheiten zu suchen. Die Routenfunktion ist hinter einem auffälligen blauen Button zu finden. Ihr gebt euren Standort ein, wählt das Ziel und ob ihr mit dem Auto, dem Zug, dem Fahrrad oder zu Fuß reist. Fertig.
In der Stadt brauchbar, in der Natur eher nicht
Oder doch nicht? Auf dem Rückweg versagte die Navigationsfunktion einige Male. Google änderte den Weg zweimal ohne ersichtlichen Grund. Als ich dann in der Nähe des berühmten Barbican Centers durch schummrig beleuchtete Gassen schlich, war mir etwas mulmig. Glücklicherweise war das Hotel nicht mehr weit. Mein Eindruck in der Stadt: Die Navigation funktioniert schon, wenngleich nur mit Schluckauf.
Irritiert war ich, als ich die Auswertung der App durchging. Google Maps zeichnete Routen auf, die ich gar nicht lief. Zwar befand ich mich auf der Brücke vor den Houses of Parliament, bin aber nicht ans andere Themse-Ufer gegangen.
Wenige Wochen später wiederholte ich das Navigationsexperiment, dieses Mal in der Sächsischen Schweiz bei einem Wochenendausflug mit der Familie. Das Smartphone war wieder dabei und sollte uns durch die Natur leiten. Prima: Google Maps kennt viele, aber nicht alle Wanderwege. Das wäre weiter nicht schlimm, wäre ein anderes Problem gar nicht erst aufgetreten. Im tiefen Dickicht der Wälder setzte die Navigation aus. Keine Position, keine auch nur ungefähre Lage, wo wir uns befänden.
Das Fazit nach zwei sehr unterschiedlichen Einsätzen ist durchwachsen. Dort, wo die Infrastruktur es zulässt, ist die Fußgänger-Navigation mindestens gut. In London waren mir einige Wege etwas abenteuerlich, in der Sächsischen Schweiz mischte sich Enttäuschung darunter, da die Verbindung zu den GPS-Satelliten häufig abbrach. Hinzu kam, dass die Routenfunktion ordentlich Strom aus dem Akku saugte.
GPS-Geräte: Hochpräzise Spezialisten
Das Smartphone ist heutzutage so etwas wie ein digitales Schweizer Taschenmesser. Viele Funktionen, untergebracht in einem kompakten Gehäuse. Gegen Hardware, die auf nur eine Sache spezialisiert ist, haben sie allerdings oft das Nachsehen.
Weil ich wissen wollte, ob sich ein „echtes“ Wander-Navi im Feldversuch besser schlägt, organisierte ich ein entsprechendes Gerät. Garmin stellte dafür das eTrex Touch 35 bereit. Zugegeben, ich fremdle etwas mit dem Design. Zu sehr habe ich mich an Smartphones gewöhnt, die als flache Technikflundern auf meinem Schreibtisch liegen können. Das Garmin-GPS hingegen ist so kompakt wie ein Stein, den ihr in eure geöffnete Handfläche legen könnt.
Die Gerätetiefe hängt unmittelbar mit der technischen Ausstattung zusammen. Zwei AA-Batterien müsst ihr einsetzen, um das Garmin-GPS überhaupt starten zu können. Ein Batterie-Paar reicht für eine Betriebsdauer von 16 Stunden. Das hört sich nach wenig an, aber im direkten Vergleich mit dem Smartphone ist die Dauer überzeugend. Zumal die Stromversorgung mit einem weiteren Duo an Batterien leicht wiederherzustellen ist.
Groß könnte ich nun über die technische Ausstattung und dergleichen referieren, möchte aber ganz gerne zum eigentlichen Punkt zurückkehren: Wie schlägt sich das Garmin eTrex Touch 35 im Vergleich zum Smartphone?
Üppiges Freizeitangebot mit Geocache-Bonus
Nach dem ersten Start wählt ihr die Region und Freizeitaktivität aus. Neben den obligatorischen Optionen Wandern und Radfahrern bietet Garmin auch das Jagen, Angeln und Bergsteigen an. Mein persönliches Highlight hingegen ist die Geocache-Funktion. Einen Premium-Account für die Suchcommunity vorausgesetzt, ladet ihr über die USB-Verbindung an eurem Rechner über 200.000 Verstecke herunter. Wie genau das funktioniert, verrät euch der Garmin-Support.
Fortan könnt ihr als Geocacher das Smartphone daheim lassen und euch nur mit dem GPS bewaffnet durch die Verstecke knobeln. Für mich war hingegen interessanter, wie gut sich Garmin als Navigationsgerät schlägt.
Und an diesem Punkt spreche ich gerne zuerst die Defizite an. Die Bildschirmdiagonale fällt mit 6,6 cm klein aus. Kein Vergleich zu den riesigen Displays aktueller Smartphones. Die haben auch Vorteile bei der Helligkeit und generellen Auflösung, während das Garmin eTrex Touch 35 ein wenig an Klapphandy-Zeiten erinnert.
Das Garmin eTrex Touch 35 im Praxistest
Das ist dann aber auch schon alles, was ich an Negativem finden kann. Die Bedienung ist außergewöhnlich intuitiv, hat man sich erst einmal daran gewöhnt. Was mir besonders ins Auge sticht, ist die Möglichkeit, die Kartenzeichnung zu simplifizieren. Normalerweise sind Gebäude-Umrisse und Grundstücksraster eingeblendet, auf Wunsch verschwinden diese. Dann zeigt das Garmin nur noch Wanderwege an.
Testtouren führten mich durch den Weißen Hirsch im Norden Dresden, über den Kurort Rathen an der Bastei entlang und schließlich auf den Papststein, wo das Smartphone die Routenverfolgung verweigerte. Das Garmin eTrex Touch 35 verlor den Kontakt zu den Satelliten allerdings nicht. Die präzise Navigation die Wanderwege entlang und den Felsen hinauf verlief problemlos.
Blieb noch ein Test zu absolvieren: Ist das Ding wie versprochen wasserdicht? Ein beherzter Wurf in die Elbe, dann das Garmin-GPS wieder rausgefischt. Und siehe da: Das Wasser lief einfach ab und das eTrex Touch 35 weiter.
Fazit: Das Smartphone wäre gerne manchmal, was das GPS-Gerät ist
Wo das Smartphone urban punktete und den Bonus im ländlichen Raum wieder verlor, konnte der GPS-Spezialist von Garmin überall überzeugen. Natürlich, das Smartphone ist ein ständiger Begleiter. Deshalb werden Google Maps und Co. erste Wahl sein, wenn es um Routen von A nach B geht.
Eine entspannte Radtour oder eine Wanderung auf unbekannten Pfaden würde ich dann doch lieber mit einem Device absolvieren, das nur als Navigationsgerät klassifiziert ist. Ob die Eindrücke auf alle GPS-Spezialisten übertragbar sind, darüber möchte ich nicht orakeln. Im direkten Vergleich allerdings ist das GPS-Gerät der klare Sieger. Das Kartenmaterial ist aktuell, die Bedienung komfortabel, das Touch 35 nervt zudem nicht mit Sofortnachrichten oder App-Alerts.
Das Garmin eTrex Touch 35 ist im Fachhandel erhältlich.
Jetzt kommentieren!
Das würde ich gerne als Produkttest testen,bin viel mit dem Fahrrad unterwegs und zu Fuß .
Das Smartphone schlagt das gps gerät in allen punkten sofern es das richtige gerät mit den richtigen Apps ist. Genauigkeit ist beim smartphon super, die vielseitigkeit ist nur beim smartphone gegeben und die akkulaufzeit ist bei richtiger nutzung auch deutlich besser. Mein tipp ist das oukitel wp2 mit solarpowerbank 25.000 mAh navigation mit komoot, poi suche und navigation osmand und ortsbegutachtung mit google maps satelitenansicht. Da ist dann auch telefon, internet und navi in einem sogar noch die lamera für den filmemacher. Am ende spare ich gewicht und platz.
Wenn man eine App beim Wandern nutzen würde die auch fürs Wandern gemacht ist klappt es auch mit dem Smartphone. Was erwartet ihr von einer App deren Karte kaum Wanderwege oder sonstige beim Wandern wichtige Informationen enthält?
Wiederholt doch das Experiment einfach mal z.B. mit Locus Map Pro oder OSMand+ mit einer Karte von OpenAndroMaps 😉
Gedruckte Karten sind etwas für die Unabhängikeit und zwar von Strom- und GPS-Netzen. Ein Minimum an eigenerm Orientierungssinn ist zudem in jedem Fall grundsätzlich unabdingbar. Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist der Wert wahrer Freiheit ohne Tracking.
Ich jedenfalls bin froh, ein solides Grundgerüst der Weltkarte im Kopf zu haben und zu wissen, im Notfall komme ich immer durch und ans Ziel.
Nutzloser Beitrag, wenn wieder mal Google Maps als Navigator-App genommen wird.
Ihr vergleich Äpfeln mit Birnen. Bitte testet richtig und benutzt das Smartphone dann im Offline-Modus. Das wäre ein korrekter Vergleich – und dann sieht die Garmin-Welt schnell veraltet und stehen geblieben aus (für oft mehr Euros).
Danke für den tollen Beitrag. Ich liebäugel jetzt mit einer GPS Uhr. Mal schauen ob dies auch geht.