Digital Detox ist gegenwärtig ein großes Thema. Zu Recht! Denn häufig scheint es, als hätten wir die Kontrolle über unseren Smartphone-Konsum verloren. So sehr, dass sogar Apple und Google das Problem erkannt und mit den Funktionen „Bildschirmzeit“ (iOS) und „Digitales Wohlbefinden“ (Android) Lösungsversuche parat haben. Von allerlei anderen Apps ganz zu schweigen, die unser „Rumspielen“ am Telefon überwachen und kontrollieren wollen.
Digital Detox? Wo ist eigentlich das Problem?!
Ich selbst nutze unter Android die App QualityTime. Auch andere (meiner) Vorschläge aus der Vergangenheit probierte ich ausgiebig aus. Doch die Handysucht konnte ich mit diesen zugegeben nur in Maßen eindämmen. Besagte QualityTime nehme ich wahr, aber reagiere nicht wirklich auf die Statistiken. Zwar half das Abschalten von Benachrichtigungen und der Verzicht auf das Abrufen von Emails, nur: Ich verbringe trotzdem an manchen Tagen schlicht viel zu viele Stunden mit dem Smartphone, entsperre es unzählige Male und frage mich immer häufiger, was das eigentlich soll.
In diesem Zusammenhang möchte ich auf einen Artikel bei Zeit Online hinweisen, der die dringende Notwendigkeit, sich bewusst einzuschränken, gut erklärt. Wir tun unserem Gehirn wahrlich nichts Gutes an, wenn wir es nicht schaffen, unser Smartphone (und die sozialen Netzwerke) maßvoll zu verwenden. Vielleicht müssen wir uns dafür selbst austricksen, uns zu einer Veränderung zwingen und uns Alternativen für die Dinge suchen, die wir eigentlich wirklich gerne mit dem Smartphone anstellen?
Ich kann euch keine für euch perfekt passenden Ratschläge an die Hand geben. Doch eventuell können euch diese Tipps bei eurem persönlichen Digital Detox behilflich sein?
Für Musikfreunde: Altes Smartphone wiederbeleben
Der Digitalverband Bitkom schätzt, dass in Deutschland weit über 100 Millionen alte Handys und Smartphones in Schubladen verstauben oder darauf warten, wieder verwendet oder (fachgerecht) entsorgt zu werden. Im Fall von Digital Detox wären die vielleicht drei, vier Jahre alten Geräte noch gut zu etwas zu gebrauchen.
Sehr viele Menschen verwenden ihr Telefon vorzugsweise als mobilen Musicplayer. Wer das Smartphone zu Hause lässt, kann demnach auch nicht mehr so einfach Musik hören. Eine Lösung wäre es, das alte Handy wieder genau dafür zu gebrauchen. Zu Hause füllt ihr via WLAN beispielsweise eure Spotify-Playlist, mehr braucht’s im Grunde nicht.
Sollte „Ich will doch Musik unterwegs hören“ für euch die Ausrede sein, immer das Smartphone bei euch tragen zu wollen – ein altes Telefon ohne SIM-Karte und weitere Apps genügt als Alternative. Besitzt ihr eine große MP3-Sammlung, bekommt ihr für wenig Geld MP3-Player wie den Intenso Music Mover (Shoplink).
Für Foto-Liebhaber: Digitalkamera statt Smartphone
Seit zig Monaten spiele ich mit dem Gedanken, mir eine kompakte Digitalkamera zuzulegen und stattdessen das Smartphone bei meinen Wanderungen und Spaziergängen einfach zu Hause zu lassen. Weniger Ablenkung in der Hosentasche, aber zugleich immer etwas dabei, was mir am Herzen liegt. Denn ich knipse sehr gerne und möchte die Ergebnisse zum Beispiel bei Instagram teilen.
Zwar konnte ich mich noch nicht so recht für eine Digicam entscheiden, doch die meisten aktuellen Vertreter verfügen über WIFI und/oder Bluetooth für eine schnelle Übertragung von Fotos und Videos aufs Smartphone. Outdoor-Lösungen wie die Olympus Tough halte ich schon für sehr reizvoll, grandios wäre auch die zugegeben sehr teure Sony DSC-RX 100 IV (Shoplink).
Ein weiteres Argument für Digitalkamera statt Smartphone ist in meinen Augen, dass ihr euch auf eine Sache konzentriert, also auf das Fotografieren. Im besten Fall nehmt ihr eure Umwelt auch wieder etwas intensiver wahr, statt neben dem Knipsen noch bei Facebook, Twitter und Co. vorbeizuschauen….
Für die, die nicht aufs Smartphone verzichten wollen
Ihr hört gerne Musik und liebt die Kamera eures Smartphones? Eine Erreichbarkeit ist euch auch wichtig? Wieso dann krampfhaft nach Lösungen suchen, wenn es theoretisch auch einfach sein kann: Löscht alle Apps, die eure Zeit fressen. Soziale Netzwerke solltet ihr dann komplett entfernen.
Verzichtet auf Spiele und Tools, die ihr nur für euren Job installiert habt. Also Anwendungen wie Trello und Co. Tipp: Einige Messenger wie Signal und Threema lassen sich ohne Telefon an einem stationären PC, Laptop oder Tablet verwenden.
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Es muss also nicht gleich ein Feature Phone sein, obwohl zum Beispiel das Nokia 8110 (Shoplink) schon wieder sehr witzig und cool wäre. Aber Ablenkungen vom Smartphone zu schmeißen – das kostet Überwindung sowie sicherlich etwas Kraft und setzt den ernsthaften Willen voraus, sein Nutzungsverhalten wieder in normale Bahnen lenken zu wollen. Dazu gehört es auch, Benachrichtigungen abzuschalten und das Smartphone ab und an mal aus dem eigenen Sichtfeld zu legen. Aus den Augen, aus dem Sinn – das funktioniert tatsächlich!
Sich selbst regulieren
Wenn wir ständig zwischen Apps wechseln, in den sozialen Netzwerken oder im Internet was lesen, nebenbei auch noch in Messengern mit Freunden quatschen, dann gönnen wir unseren grauen Zellen zu wenig Ruhe. Uns fällt es zunehmend schwerer, uns auf eine Sache zu konzentrieren. Das kann die mentale Verfassung so angreifen, dass wir uns unzufrieden fühlen. Eine weniger radikaler Lösung, als einfach alles konsequent vom Smartphone zu entfernen, kann eine „Selbstregulation“ sein.
Selbstregulation heißt für mich: Legt für euch Zeiten fest, in denen ihr euch mit eurem Telefon explizit beschäftigt. Vielleicht am Abend nach dem Abendbrot gemütlich auf der Couch für ein Stündchen? Oder 20 Minuten in der Mittagspause, um mal „nach dem Rechten“ zu schauen und Nachrichten zu beantworten? Wenn ihr für euch klare Regeln aufstellt, wann es OK ist, kommt womöglich auch euer Kopf besser zur Ruhe.
In der Zeit, wo das Smartphone tabu ist, schaltet den Flugmodus ein oder trefft für euch sinnvolle Entscheidungen (Stumm, alle Benachrichtigungen deaktiviert etc.). Denn ständige Unterbrechungen solltet ihr vermeiden.
Dort anfangen, wo es nicht allzu sehr wehtut
Um es zu betonen: Ihr sollt nicht euer Smartphone aus eurem Leben verbannen, sondern mir geht es darum, wieder das Verhältnis zu dieser technischen Errungenschaft zu normalisieren.
Weitere Ansätze, die helfen könnten:
- Entfernt euer Smartphone vom Nachttisch. Das stört dort unter Umständen euer Schlafverhalten. Entscheidet euch stattdessen für ein Gerät, das aufs Wecken und Anzeigen der Uhrzeit spezialisiert ist – einen Wecker. Das darf freilich ein verspielter wie der Braun BNC 015 WHWH (Shoplink) mit Uhrzeitprojektion und Snooze-Funktion sein.
- Es kann nützlich sein, in der eigenen Wohnung Smartphone-freie Räume festzulegen, die für die ganze Familie gelten. Bad und Schlafzimmer erscheinen mir am sinnvollsten, wobei ich es persönlich auch begrüße, wenn das Telefon beim Frühstück oder Abendbrot nicht auf dem Tisch liegt.
- Sprecht mit euren Freunden, eurer Familie und mit den Kollegen über euren Smartphone-Konsum. Gemeinsam könnt ihr auch mal einen Handy-freien Tag pro Woche definieren. Dann seid ihr eben nicht oder höchstens telefonisch erreichbar. Wenn das nicht geht, ist das Festlegen einer handyfreien Zeit ein erster Schritt.
- Für die Uhrzeit holt ihr quasi ständig das Smartphone aus der Tasche? Greift zur guten, alten Armbanduhr. Statt Taschenlampen-App funktioniert auch – wer hätte das gedacht – eine echte Taschenlampe. Und der bessere Schrittzähler ist ein autonom funktionierender Fitness-Tracker. Das Samsung Gear Fit2 Pro (Shoplink) ist übrigens zugleich MP3-Player (inklusive Spotify) und Armbanduhr. Praktisch.
Kein Allheilmittel
Klar, der konsequente und dauerhafte Verzicht aufs Smartphone kann helfen, sich wieder besser zu konzentrieren und womöglich die innere Ruhe zu finden, die man im Laufe der Zeit verloren hat. Aber mal ehrlich: Wir wollen uns doch gar nicht von diesem liebgewonnenen „Gadget“ trennen.
Wie angedeutet: Wir sollten versuchen, unser Leben nicht vom Smartphone dominieren zu lassen. Das gefällt unserem Gehirn auf Dauer nicht, unserem Umfeld schon gar nicht. Oftmals ist es schlicht unhöflich denen gegenüber, die sich anschauen müssen, wie wir ständig aufs Display glotzen. Das gilt es zu verändern; wir müssen nicht so tun, als seien wir ständig beschäftigt.
Ich für meinen Teil hab auch Schwierigkeiten, mich in den richtigen Momenten vom Smartphone zu trennen. Angefangen habe ich in den letzten Wochen und Monaten mit dem Entfernen des Telefons aus dem Schlafzimmer und dem Kaufen eines Weckers. Während der Arbeit liegt das Handy an einem nicht erreichbaren sowie einsehbaren, aber bei Telefonanrufen hörbaren Ort.
Häufig packe ich das Smartphone auch in den Rucksack, wenn ich unterwegs bin. Quasi alle Benachrichtigungen sind deaktiviert, als nächstes ist eine eigene Kompaktkamera angedacht. Ich arbeite mich also langsam an einem für mich zufriedenstellenden Zustand heran. Leicht fällt mir das trotzdem nicht.
Ist Digital Detox für euch ein Thema? Was macht ihr, um euren Smartphone-Konsum unter Kontrolle zu behalten?
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