Rückwärtslaufende Stromzähler am Balkonkraftwerk: Ist das legal?

Manche Stromzähler laufen rückwärts, wenn du überschüssigen Strom deines Balkonkraftwerks einspeist. Das ist nur für eine Übergangszeit legal.

Rückwärtslaufende Stromzähler am Balkonkraftwerk: Ist das legal?
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Ein Mythos wabert durchs Netz: Man könne mit rückwärtslaufenden Stromzählern seine Stromrechnung richtig drücken! Aber ist das erlaubt? Wir schaffen Klarheit.

Inhalt:

Ganz klare Antwort: Nein, aber. In vielen Wohnobjekten sind noch analoge Stromzähler installiert. Die zeigen den Stromverbrauch mittels Rollenzählwerk an und eine kleine rotierende Aluminiumscheibe lässt erahnen, wie viel Strom du aktuell verbrauchst.

Analoger Stromzähler aus dem VEB Elektro-Apparate-Werke Berlin-Treptow
Kennt jedes Kind: analoge Stromzähler. Mittlerweile ein Relikt. (Foto: Zenwort)

Diese Technik ist zwar alt, aber bewährt. Nur gibt es noch viele Stromzähler ohne sogenannte Rücklaufsperre – allen voran die Ferraris-Zähler. Sind die installiert und speist dein Balkonkraftwerk (BKW) Strom über das Hausnetz ins reguläre Stromnetz ein, dreht der Stromzähler rückwärts. Der Stromverbrauch wird dann für den Stromanbieter nicht mehr genau erfasst.

Rückwärtsdrehende Stromzähler sind für vier Monate geduldet

Die Lage war in einem solchen Fall bislang eindeutig: Wer mehr Strom einspeiste, als er entnahm und einen rückwärtslaufenden Stromzähler besaß, machte sich strafbar. Bußgelder oder – bei größerem Betrug – sogar Gefängnisstrafen wären die Folge.

Umgehen konnten das BKW-Besitzer nur, wenn sie die frisch installierte Anlage beim Stromanbieter meldeten und auf einen Zählertausch drängten. Denn längst gibt es digitale Zähler, die in vielen Fällen Zweirichtungszähler sind. Dazu etwas weiter unten mehr.

Solarpaket I
Das Solarpaket I ist eine Textwüste – und ein guter Schritt für Photovoltaik in Deutschland. (Eigener Screenshot)

Denn wichtig ist festzuhalten, dass der Gesetzgeber im Solarpaket I (PDF) die unbefriedigende Situation entschärft hat. Mit der Verabschiedung des neuen Regelwerks bleiben Balkonkraftwerk-Besitzer weiterhin verpflichtet, ihre neu installierten Anlagen beim Marktstammdatenregister (MaStR) anzumelden. Von dieser Anmeldung soll der Messstellenbetreiber (in der Regel der lokale Stromanbieter) automatisch erfahren. Eine separate Anmeldung beim Messstellenbetreiber ist weiterhin möglich und kann den Anmeldeprozess deines Balkonkraftwerks beschleunigen. Notwendig ist sie aber nicht mehr.

Der Messstellenbetreiber ist dennoch in der Pflicht binnen vier Monaten nach BKW-Registrierung alte, ungeeignete Stromzähler durch neue zu ersetzen. Einen Antrag müssen BKW-Besitzer nicht stellen.

Bis der Austausch vonstatten gegangen ist, ist es rechtlich zulässig, dass sich dein alter Stromzähler rückwärtsdreht.

Deine Vorteile eines Zweirichtungszählers

Rückwärtslaufende Stromzähler sind nur auf den ersten Blick ein Vorteil. Denn längst sind die digitalen Zweirichtungszähler der Standard, da sie genauer messen und zwei Zählwerke besitzen.

Diese Zweirichtungszähler messen zum einen den Bezug – also die Höhe des verbrauchten Stroms. Außerdem messen sie die Stromeinspeisung – also wie viel Energie du mittels Balkonkraftwerk ins Netz befördert hast. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn du mittels Einspeisevergütung Geld verdienen willst.

Einige moderne Zweirichtungszähler sind gleichzeitig Smartmeter mit Anschluss ans Internet. Sie können dir Auskunft geben, wie viel Strom du wann verbrauchst und erzeugst. Ideal, um die Potenziale deiner Photovoltaik-Anlage einzuschätzen.

Ob ein Zweirichtungszähler bei dir verbaut ist, erkennst du übrigens an zwei Pfeilen, die in entgegengesetzte Richtung zeigen.

Zweirichtungszähler mit Symbol
Zweirichtungszähler kannst du anhand dieses oder eines ähnlichen Symbols identifizieren: zwei Pfeile, die in entgegengesetzte Richtung zeigen. (Foto: Asurnipal)

Während Zweirichtungszähler nach und nach zum Standard werden und Netzstellenbetreiber sie kostenfrei für dich tauschen müssen, kannst du Smartmeter derzeit nur mieten. Aber hier hat der Gesetzgeber die jährliche Zähler-Miete auf 20 Euro gedeckelt. Schließt du eine PV-Anlage mit mehr als 15 kWp an, kostet der passende Smartmeter maximal 50 Euro pro Jahr. Bei mehr als 30 kWp Leistung der Anlage sind bis 120 Euro fällig.

Fazit: Rückwärtslaufende Stromzähler sind nur geduldet

Der Mythos, man könne über rückwärtslaufende Stromzähler seine Stromkosten effizient senken, ist nicht wahr. Denn nach wie vor gilt das als Manipulation eines Stromzählers, und das ist strafbar. Die Ausnahme regelt das Solarpaket I. Denn nach Inbetriebnahme deines Balkonkraftwerks steht der Messstellendienstleister unter Zugzwang, binnen vier Monaten einen Zweirichtungszähler einzubauen.

Bis das geschieht, ist der rückwärts laufende Stromzähler geduldet. Mehr aber auch nicht.

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