Zur CES 2017 kann wieder einmal bewundert werden, was die Hersteller von Küchengeräten unter einer Smart Kitchen verstehen. Vor Jahren hieß es noch, die Kühlschränke der Zukunft könnten selbst nachbestellen, wenn etwas zur Neige ginge. Meiner kann das nicht, und ich kenne auch niemanden, der einen solchen Kühlschrank in seiner Küche stehen hat oder haben möchte. Nun sind es also Kühlschränke mit eingebautem Tablet in der Tür. Darauf laufen dann die gleichen Apps, die auch auf einem Tablet oder Smartphone laufen, das ich nebendran auf dem Küchentisch liegen habe. Innovativ ist das nicht. Doch die Namen der neuen Kühlschränke verraten, was sie noch alles können sollen.
Bei geschlossener Tür ins Innere blicken
Der LG Smart InstaView ist ein Side-by-Side-Kühlschrank mit einem 29 Zoll großen Touchscreen. Mit einem doppelten Fingertipp darauf lässt sich außen betrachten, was sich im Inneren befindet. Dafür gibt es eine 2-Megapixel-Kamera mit Superweitwinkellinse im Innenraum. Angeblich soll das Energie sparen, schließlich verbraucht der Kühlschrank mehr Energie, wenn die Tür geöffnet wird. Aber ich bezweifle, dass die ständige Tablet-Nutzung weniger verbraucht. Vielleicht hilft es, einen Blick ins Innere zu werfen, wenn man gerade im Supermarkt steht (auch das ist möglich), doch die Kamera erfasst nicht, was sich in den Flaschenhaltern in der Tür befindet und erst recht nicht, wie hoch der Füllstand in der Milchpackung ist.
Der Samsung Family Hub 2.0 sieht ähnlich aus, hier wurde ein 21,5 Zoll großer Touchscreen verbaut, doch sein Name kündigt an, worum es eigentlich geht: In der Smart Kitchen werden nicht die Geräte miteinander vernetzt, sondern die einzelnen Familienmitglieder. Statt Post-its werden elektronische Notizen hinterlassen, und auch der Familienkalender wird digital geführt. Dafür kann jeder sein eigenes Profil anlegen und mit einem Avatar oder Foto schmücken. Daneben werden die üblichen Apps angepriesen: Küchenuhr, Küchenradio, Rezeptsammlung, Einkaufslisten, Wetter, Familienfotos. Samsung lässt sogar das Fernsehbild eines Samsung-Fernsehers auf den Kühlschrank übertragen.
Vom Kühlschrank aus das Licht steuern
Alles schön und gut. Wenn ich mir jedoch die schönen Pressebilder anschaue, fällt mir eines auf: Ich sehe keinen Dreck. Ich dagegen habe stets klebrigen Teig an den Fingern oder ähnliches. Und damit möchte ich bestimmt nicht auf einem Touchscreen herumtapsen. Der Samsung Family Hub 2.0 verfügt deshalb – anders als sein Vorgänger Samsung RB 38 K 7998 S 4 – über eine Advanced Voice Technology, er lässt sich also per Sprachbefehl steuern. Die smarte Technik hat folglich ein zweites Interface erhalten, die Idee ist schon einmal nicht schlecht. Wer sich allerdings das zweite hier eingebundene Video anschaut (und dabei handelt es sich um eines, das Samsung selbst veröffentlicht hat), dann fällt auf, wie behäbig die Steuerung per Sprache noch ist. Bei mir in der Küche muss es schnell gehen, da kann und will ich nicht auf den Kühlschrank warten, bis er mir sagt, wieviel Roggenmehl ich zugeben muss.
Samsung wird das in den Griff bekommen. LG war allerdings ein wenig pfiffiger und hat einfach Amazons Sprachassistenten Alexa integriert. Von der Küche aus lassen sich damit auch alle Geräte des Smart Home steuern, die mit Alexa kooperieren – die Lampen von Philips Hue zum Beispiel. Und es werden immer mehr Geräte. LG stellt mit seinem Smart InstaView also einen weiteren Echo in die Küche (oder Dot oder Lenovo Smart Assistent). Und die Spracherkennung von Alexa ist bekanntlich exzellent. Die Kühlschrank-Namen haben also in die Irre geführt: LG macht damit den Kühlschrank zum eigentlichen Hub, nicht Samsung.
Sehr, sehr viel Geld
Was sollte man noch über die neuen Kühlschränke wissen? Streng genommen handelt es sich um Kühl-Gefrier-Kombinationen. LG scheint nur ein Modell angekündigt zu haben, Samsung spricht von verschiedenen Größen und meint damit offenbar auch verschiedene Bauformen. LG stattet seine smarten Kühlschränke mit dem Betriebssystem webOS aus, Samsung mit Tizen. Beide bringen eine eigene Benutzeroberfläche mit. Die Anbindung ans Internet geschieht über WLAN, was sich praktisch anhört, aber nicht immer unproblematisch ist, da das viel Metall und Wasser in der Küchenwand die Signale recht gut abschirmen.
Interessanterweise nennt LG keinen einzigen Kühlschrank-Wert – kein Fassungsvermögen, keinen Verbrauchswert. Der Energieverbrauch dürfte nicht unerheblich sein. Bei Samsung heißt es bloß, es sei die neueste Kühl-Technik verbaut. Getrennte Kühlkreisläufe sorgen dann dafür, dass Gerüche nicht von einer Zone in die andere überspringen und die Temperaturen in den einzelnen Bereichen recht genau gesteuert werden können – über den Touchscreen am Kühlschrank, per Sprachbefehl oder über das eigene Smartphone. Erscheinungstermine und vor allem Preise wurden noch nicht genannt. Ein Blick auf die Vorjahresmodelle lässt befürchten, dass es bei 3.500-4.000 Euro losgeht.
Da hole ich mir doch lieber einen soliden Kühlschrank der oberen Mittelklasse und stelle mir dazu einen eigenständigen Sprachassistenten in die Küche.
Beitragsbilder: Touchscreen-Kühlschränke von LG (rechts) und Samsung (Bilder: Hersteller)
Jetzt kommentieren!