Virtual Reality sorgte vergangenes Jahr für riesiges Aufsehen. Solltet ihr euch bisher nicht ausgiebig mit dem Thema beschäftigt haben, sind euch sicher noch Menschen mit großen Brillen auf dem Kopf in Erinnerung geblieben, oder? Doch 2017 ging es mit einem „seltsamen“ Begriff namens Augmented Reality weiter, auf das sich sogar Apple stürzte und das bereits viele Millionen iPhone-Nutzer ausprobieren können. Und dann ist da noch Mixed Reality, das von Microsoft vorangetrieben wird.
Puh. Alles verwirrend? Wo liegen die Unterschiede? Wozu sind diese Dinge gut? Und wie könnt ihr mal reinschnuppern? Der Reihe nach…
Was ist Mixed Reality?
Wir könnten weit ausholen, um Mixed Reality zu erklären. Diese Bezeichnung wurde von den Forschern Paul Milgram und Haruo Takemura schon 1994 gewählt, um das Verwischen von Realität durch computergenerierte Inhalte zu erklären. Und jetzt – über 20 Jahre später – gewinnt Mixed Reality nicht nur in Science-Fiction-Filmen und theoretischen Abhandlungen an Bedeutung, sondern in unserem Alltag.
https://www.youtube.com/watch?v=xTT_3DhTMI8
Unverändert ist der Grundgedanke, den Microsoft aufgriff und in Form geeigneter Hardware 2017 zunehmend in den Handel bringen möchte. Setzt eine Brille auf und beobachtet durch diese beispielsweise eure Wohnung. Die Peripherie erzeugt zusammen mit einem verhältnismäßig leistungsstarken Computer zusätzliche Objekte, die nicht nur die Realität erweitern, sondern diese zum Teil überdecken. Aus eurem Wohnzimmertisch wird beispielsweise ein Mischpult, aus eurer Küche mit herumliegenden Gegenständen vielleicht eine fiktive Urlaubsinsel. Hindernisse im Raum werden berücksichtigt. Allerdings kann aus einem Stuhl etwas ganz anderes werden. So der Grundgedanke.
Nötige Hardware für Mixed Reality
Mit dem Creators Update von Windows 10, das Microsoft ab Mitte Oktober 2017 kostenlos zur Verfügung stellt, wird das Betriebssystem für Mixed Reality fit gemacht. Ob euer PC gut genug ist, findet ihr mit einer entsprechenden App heraus, die im Windows Store zur Verfügung steht.
Nötig ist zudem eine Brille, die nicht nur Microsoft anbietet. MR-Peripherie bekommt ihr auch von Acer, Dell, HP, Lenovo und Samsung. Ab rund 450 Euro sind die Systeme erhältlich, die über integrierte, hochauflösende Displays und sogenanntes Inside-Out-Tracking verfügen. Bei zweitgenanntem Element handelt es sich um Sensoren, die die Umgebungen in Echtzeit scannen können. Diese Informationen fließen in fiktive Welten ein.
Im Profi-Segment wird Samsung mit dem HMD Odyssey eine besonders hochwertige MR-Brille 2018 veröffentlichen. Diese setzt auf einen sehr hohen Betrachtungswinkel (110 Grad statt der üblichen 90 Grad), Highend-Kopfhörer von AKG und ein ausgefeiltes Tracking-System. Gegenüber den anderen Lösungen der Konkurrenz ist auch die Auflösung der Displays höher, was ein besseres Erlebnis verspricht.
Und da ist nach wie vor Microsofts HoloLens, das Computer und Brille in einem Gerät vereint, sehr handlich ausfällt und für den Redmonder Konzern der MR-Auftakt war. Bis dieses System für Ottonormalverbraucher zu einem angenehmen Preis erhältlich sein wird, werden allerdings noch ein paar Jahre vergehen.
Was ist Augmented Reality?
Bei Augmented Reality (AR) könnte man meinen, es handele sich um eine abgespeckte Variante von Mixed Reality. Denn hier braucht ihr nicht zwangsläufig eine Brille, es genügt für das erste „Aha“-Gefühl schon ein Smartphone. Das Spiel „Pokémon Go“ zeigte schon vor vielen Monaten, was wir unter AR verstehen sollen: Die Realität wird um zusätzliche Informationen, lustige Kampfmonster oder andere kleinere Aspekte erweitert.
Die Abgrenzung zwischen AR und MR ist recht schwierig, letztlich macht es der Anteil: Bei Augmented Reality erweitern digitale Elemente das real von euch Wahrgenommene. Bei Mixed Reality dagegen kann die echte Umgebung größtenteils verschwinden und von Computerfiguren und dergleichen überdeckt werden.
https://youtu.be/ISJWZpFIAlQ
AR-Ansätze gab es sogar schon in den 1960er-Jahren. Ein faszinierendes Experiment wagte der Wissenschaftler Ivan Sutherland mit „The Sword of Damocles“. Das war eine Brille, die Computergrafiken in Räume projizierte.
Keine zusätzliche Hardware für Augmented Reality nötig
Ihr müsst euch keine seltsamen Apparaturen auf den Kopf stecken, um AR auszuprobieren. Die aktuell einfachste Methode ist durchaus besagtes „Pokémon Go“, aber auch eine Reihe von Anwendungen für aktuelle iPhones und iPads. Dank des von Apple entworfenen ARKit sind längst allerlei Apps verfügbar, mit denen ihr sozusagen durch euer mobiles Gerät schaut. Entdeckt tanzende Menschen in eurer Wohnung, nutzt virtuelle Zollstöcke zum Abmessen von Wänden oder erweckt virtuelle Haustiere zum Leben – das ist schon eindrucksvoll. Auch, weil ihr eben nicht zwangsläufig teure Hardware benötigt.
Letztlich habt ihr häufiger schon AR-Elemente genutzt, als ihr vielleicht glaubt. Apps zum Darstellen des Sternenhimmels, das Einblenden von Verkehrsinformationen auf die Windschutzscheibe (Head-up-Displays), die Gesichtsfilter von Facebook, Snapchat oder Instagram – all das sind AR-Spielereien, die mal mehr, mal weniger nützlich sind.
Was ist Virtual Reality?
Virtual Reality (VR) unterscheidet sich dahingehend von MR und AR, dass ihr euch mit einer Brille vor den Augen quasi von der Realität abschottet. Euch werden vollständig virtuelle Welten serviert, die durch hochwertige Sensoren und leistungsstarke Rechentechnik das Gefühl vermitteln, ihr würdet euch komplett in einem digitalen Szenario befinden.
VR, seit 2016 ein großes Thema vor allem für Spieler, wurde durch die Brille Oculus Rift bekannt, obwohl erste Entwicklungen in diesem Segment schon in den 1990er Jahren begannen. Nur damals war die Hardware noch gar nicht in der Lage, eine zufriedenstellende Unterhaltung zu bieten.
Welche Hardware benötige ich für VR?
Im Hier und Jetzt gibt’s längst einige spannende Lösungen, darunter HTC Vive, besagte Oculus Rift und PlayStation VR für die PlayStation 4. Die ersten beiden Brillen-Systeme setzen einen höherpreisigen PC voraus, PlayStation VR eine aktuelle Sony-Konsole. Einsteiger können mit Google Cardboard erste VR-Luft schnuppern, sehr viel stimmiger sind die anspruchsvollen Smartphone-VR-Brillen Google Daydream View und Gear VR.
Nach dem Hype letztes Jahr ist VR aktuell in einer Art Sackgasse angelangt. Zwar versuchen sich Hersteller an einsteigerfreundlichen Standalone-Brillen, darunter ist zum Beispiel die Oculus Go, bisher waren die Preise für den Einstieg zu hoch und die Mehrwerte zu gering.
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AR, VR, MR – was denn nun?
Ich hoffe, ihr konntet euch einen kleinen Überblick über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen AR, VR und MR verschaffen. AR und MR sind konzeptionell recht nah beieinander, MR wiederum besitzt Ähnlichkeiten mit VR. Gerade die noch 2017 erscheinenden MR-Brillen von Dell, HP und Co. lassen sich zum Teil auch als Virtual-Reality-Headset einsetzen, sie verfügen außerdem über Augmented-Reality-Features. Nur sind sie immer an Kabel und Windows-10-basierte PCs gebunden.
Eine Tatsache ist die entscheidende: Die Einsatzmöglichkeiten unterscheiden sich gravierend. AR harmoniert perfekt mit mobilen Geräten wie Smartphones und Tablets, um uns in unserem Alltag mit weiteren Inhalten zu versorgen. VR lässt uns dagegen komplett abtauchen, was speziell für Gamer sehr faszinierend sein kann. Ebenso finden sich im Business-Sektor viele VR-Anwendungen. Mixed Reality ist irgendwo dazwischen angesiedelt: Etwas AR hier, etwas VR dort, das Entertainment entsteht meist vor dem PC. Ob es das ist, was wir wollen? Das werden die nächsten Jahre zeigen.
Meine persönliche Meinung? AR besitzt sehr viel Potential, um Arbeit und Freizeit zu „erweitern“. Und das Mobiltelefon tragen wir doch eh immer mit uns herum. Darum schätze ich, dass Augmented Reality die Zukunft gehört, während VR in der Nische bleibt, dort aber auf Interesse bei Experten und Enthusiasten stößt. Und MR? Wird womöglich mit VR zusammengeführt. Oder anders herum wird VR in MR aufgehen. So oder so freue ich mich auf das, was da noch auf uns zukommt – sowohl im mobilen als auch im stationären Bereich.
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