Konkurrenz belebt das Geschäft – und tut dem Konsolen-Dreikampf zwischen Sony, Microsoft und Nintendo richtig gut. Das bewies kürzlich Valve mit dem Steam Deck, das PC-Spielern eine eigene Plattform bietet. Logitechs G Cloud hingegen konzentriert sich hauptsächlich auf Cloud Gaming. Kann das zu einem Erfolg werden?
Fokussiert auf Cloud Gaming
Eine tragbare Videospielkonsole mit vollwertiger Controller-Ausstattung und langer Akkulaufzeit? Was zunächst klingt wie direkte Konkurrenz zu Nintendo Switch und Valve Steam Deck, entpuppt sich als zunächst interessante, dann aber doch streitbare Alternative.
Einzigartig ist das Logitech G Cloud in der Konsolenlandschaft deshalb, weil es konsequent auf Cloud-Gaming-Dienste setzt, statt die Spiele auf lokaler Hardware zu berechnen.
Xbox Cloud Gaming, Nvidia GeForce Now und Steam Link sind als Streaming-Trio bereits vorinstalliert. Dem Vernehmen nach habe Logitech mit den drei Anbietern zusammengearbeitet, um Hard- und Software aufeinander abzustimmen, damit die in der Cloud berechneten Games mit geringster Latenz und bester Bildqualität auf dem Logitech G Cloud laufen. Eine stabile wie schnelle WLAN-Verbindung ist aber Pflicht.
Da Android 11 samt Google-Diensten vorinstalliert ist, kannst du bequem weitere Apps aus dem Google Play Store nachladen – ob aber die grafisch prächtigsten Spiele auf der Hardware laufen, ist fraglich.
Mittelklasse-Hardware im edlen Gehäuse
Denn ein Blick aufs Datenblatt verrät, dass das Konsolen-Debüt von Logitech hardwaretechnisch doch unterhalb der Konkurrenz von Nintendo und Valve rangiert. Das Prozessor-Modell Snapdragon 720G werkelt seit 2020 in Mittelklasse-Handys wie dem Xiaomi Redmi Note 9 Pro. Genug für weniger anspruchsvolle Spiele oder eben Cloud Gaming, wo die Berechnung nicht auf dem Gerät selbst stattfindet. Aber bei anspruchsvollen Android-Blockbustern dürfte die Konsole an ihre Grenzen stoßen.
Gleiches beim Speicher: Der dürfte bei 4 GB RAM und 64 GB ROM schnell belegt sein, und du musst ihn mit einer Micro-SD-Karte aufrüsten. Das immerhin ist möglich.
Akku und Bildschirm sind dafür ordentlich proportioniert: Mit 6.000 mAh ist die Batterie groß genug, um eine Betriebsdauer von 12 Stunden pro Ladung zu gewährleisten. Das 7 Zoll große IPS-Display mit einer Auflösung von 1.920 mal 1.080 Pixeln kann durchaus mit Switch und Steam Deck konkurrieren. Dass das Handheld aber lediglich 450 nits hell strahlt und Bewegtbilder nur in 60 Hz wiedergibt, enttäuscht ein wenig. Das ginge noch deutlich heller und flüssiger.
Die Knopf- und Stickausstattung fällt für eine Spielekonsole erwartbar aus: Zwei Analogsticks, ein Steuerkreuz, vier Aktionstasten auf der Vorderseite plus 4 Schultertasten und eine Handvoll Buttons für Lautstärke und Menüsteuerung sind vorhanden. Bei der Stick-Anordnung und Button-Beschriftung orientiert sich Logitech an Microsofts Xbox-Controller, dem De-facto-Industriestandard.
Haben Switch und Steam Deck etwas zu befürchten?
Logitech ruft für das G Cloud für Vorbesteller 299,99 US-Dollar auf und wird das Handheld später für 349,99 US-Dollar anbieten. Hinzu kommt bei US-Preisen die Mehrwertsteuer, die von Bundesstaat zu Bundesstaat variiert. Ob und wenn ja, zu welchem Preis Logitech G Cloud nach Europa kommt, ist derzeit noch nicht klar.
Logitech punktet mit der Cloud, Nintendo wiederum mit eigenen Spiele-Leckerbissen. Auf Nintendo Switch, Switch Lite und der Switch OLED sind vor allem die strahlkräftigen Videospiel-Marken zuhause: Super Mario, Kirby, Pokémon oder Zelda. Die laufen auf dem G Cloud nicht; möchtest du diese zocken, brauchst du eine Switch.
Valve wiederum lockt mit dem Zugriff auf faktisch die ganze Steam-Bibliothek und bietet PC-Spielern ein kuscheliges, portables Konsolenheim. Und sollte doch mal Ebbe im Steam-Konto herrschen? Dann sind mit wenigen Klicks Emulatoren installiert, die vom Atari 2600 bis zum Nintendo GameCube viele Jahrzehnte Videospielgeschichte auf den Schirm zaubern.
Logitechs Kaufargument sind die drei genannten Cloud-Gaming-Anwendungen. Statt klobiger Xbox oder stromfressenden Monster-Rechner brauchst du nur das Handheld und eine WLAN-Verbindung, um klassische und moderne Games zu spielen. Sagt Logitech.
Nicht verschweigen sollte Logitech dabei, dass du für die Xbox-Anwendung ein laufendes Game-Pass-Ultimate-Abo zu 12,99 Euro pro Monat benötigst und Spiele auf GeForce Now und Steam kaufen musst. Ausnahmen sind Free-to-Play-Spiele wie Fortnite oder World of Tanks, die ohne Zusatzkosten laufen. Dass G-Cloud-Käufer einen Vorzugspreis oder Gratis-Spiele erhalten, ist unwahrscheinlich.
Für wen ist Logitech G Cloud?
Käufer der Logitech G Cloud verlassen sich ganz auf die Cloud. Die Frage wird sein, ob sie hier das Beste oder das Schlechteste aus drei Welten bekommen werden. Der Akku, die Steuerung und die Bildschirmauflösung immerhin machen Mut. Geld spart Logitech den Kunden über den älteren Mittelklasse-Prozessor. Ein potenter Snapdragon der 8er-Generation hätte das Gerät noch deutlich teurer gemacht.
Was sagt ihr dazu? Ist G Cloud für euch interessant? Sagt es uns in den Kommentaren!
Das Logitech G Cloud erscheint am 17. Oktober 2022 in den USA. Vorbesteller bezahlen 299,99 US-Dollar plus Steuern; reguläre Käufer müssen 349,99 US-Dollar plus Steuern löhnen. Ein Europastart ist nicht bestätigt.
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Ich bevorzuge doch eher die lokale Lösung,
Also ein Gerät das nichts kann aber 350 Euro kostet. Für 1000 Euro mehr bekommt man einen fast identisch aussehende Aya Neo Next, nur ist das ein vollwertiger Windows Gaming PC.