Der Name Nikon steht vor allem für hochwertige Objektive und starke Spiegelreflexkameras. Seit jeher gibt es ein Duell mit dem Nebenbuhler Canon. Doch der Markt hat sich mit Systemkameras und immer besseren Smartphone-Kameras grundlegend gewandelt. Nikon hat nun mit den Profi-Vollformat-Systemkameras Z6 und Z7 spät aber eindrucksvoll auf den Trend reagiert.
Beide neuen Modelle sind eine Ansage. Weg von der halbherzigen Alibi-Lösung Nikon 1 mit dessen mickrigem 1-Zoll-Sensor. Hin zu echtem Profi-Equipment. Dass Nikon den Kameras der Z-Serie einen Vollformatsensor spendiert, spricht Bände: Seht her, wir nehmen spiegellose Systemkameras endlich ernst!
Nikon Z-Serie: Vollformat und kompakt
Beide neuen Kameras der Z-Serie sind fast identisch aufgebaut. Durchaus kompakt, mit mechanischen Einstellrädern, einem Vollformatsensor, aber auch einem laut Nikon sehr großen 55-mm-Z-Bajonett. Es soll vor allem viel Licht auf den Sensor treffen. Beim Sensor handelt es sich jeweils um einen rückwärtig belichteten BSI-Sensor, Prozessor ist bei beiden Expeed 6, der Autofokus arbeitet mit Phasenerkennung (PDAF).
Die Z7 löst mit 45,7 Megapixeln auf und bietet eine Lichtempfindlichkeit von ISO 64 bis 25 600. Die Z6 löst mit 24,5 Megapixeln auf und deckt einen Empfindlichkeitskeitsraum von ISO 100 bis 51200 ab. Beide Kameras sollen auch in puncto Geschwindigkeit von Prozessor und Autofokus Sony übertreffen. Daneben eignen sie sich auch als 4K-Videokamera. Die Z7 setzt dabei auf Wunsch auch 8K-Oversampling ein.
Die Z7 kostet mit Gehäuse und FTZ-Adapter UVP 3.849 Euro, erhältlich soll sie ab September sein. Die Z6 soll im November in die Regale kommen und dann mitsamt FTZ-Adapter UVP 2.449 Euro kosten. Jeweils klare Profipreise. Auch die ersten drei Z-Objektive stehen zur Verfügung, das beste mit einer stolzen Maximalblende von f/0.95.
Nikons neue Liebe zu Systemkameras – warum?
Dass dieser Zuspruch gänzlich freiwillig kommt, darf in leise Zweifel gezogen werden. Die Zeiten sind vorbei, in denen es das für Nikon überschaubare Duopol mit Canon gab und der Rest kaum ins Gewicht fiel. Vor allem Sony setzte den beiden Etablierten zuletzt mit auffälligen spiegellosen Systemkameras mächtig zu. Die Alpha 6000 stellte mit einem atemberaubend schnellen Autofokus und Serienbildmodus den Massenmarkt auf den Kopf. Die Alpha 7 brachte einen professionellen Vollformatsensor erstmals für Systemkameras.
Mit der Z6 und der Z7 hat Nikon den Kampf gegen Sony nun angenommen und seinerseits endlich Profi-Systemkameras vorgestellt. Der 2011 erstmals vorgestellten Nikon 1-Serie konnte man dieses Prädikat leider nicht ausstellen. Kompakte und wirklich schöne Gehäuse zwar, aber letztendlich eine enttäuschende Bildqualität. Auch das konnte man damals als Botschaft verstehen: Echte Qualität bieten nur unsere Spiegelreflexkameras.
Dass das nun vorbei ist, zeigt auch der den Z6 und Z7 serienmäßig beigelegte Bajonettadapter FTZ. Der erlaubt es, die für Spiegelreflexkameras gefertigten Nikkor-Objektive an die neue Z-Serie anzuschließen. Für Profis nun also die fröhlichere Botschaft: Schaut her, eure nächste könnte genauso gut eine Systemkamera sein.
Nur eins hat Nikon mit den beiden neuen Z-Kameras noch nicht ins Visier genommen: den Massenmarkt. Wann kommt sie bloß endlich, eine handliche, erschwingliche Vollformatkamera jenseits der 1.000 Euro? Eine Kamera, die auch solche Freizeitfotografen wieder anlocken könnte, die sich längst mit einer guten Smartphone-Kamera begnügen.
Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Wer weiß, vielleicht reicht Nikon in absehbarer Zeit eine Z5 nach, die diese Ansprüche erfüllt. Dass der Hersteller verstanden hat, worum es geht, hat er zumindest mit der neuen Z-Serie nun endlich bewiesen.
Bilder: Nikon
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