Jollylook ist eine Sofortbildkamera aus Pappe im Retro-Look

Jollylook ist eine Sofortbildkamera aus Pappe für den Fuji Instax Mini Film. Sie sieht aus wie eine antike Balgenkamera und funktioniert ohne Batterie oder Elektronik. Die Finanzierung auf Kickstarter ist schon gesichert.

Jollylook ist eine Sofortbildkamera aus Pappe im Retro-Look

Polaroid hat auf der CES 2017 gerade wieder eine neue Sofortbildkamera vorgestellt, und auch andere Hersteller verkaufen fröhlich Kameras, die rein technisch gesehen schlechtere Fotos machen als die meisten Handys. Und jetzt erweist sich auf Kickstarter gerade eine Sofortbilkamera aus Pappe als Erfolg: Jollylook.

Warum eine Sofortbildkamera aus Pappe?

Der Erfinder Oleg Khalip erklärte seinem Sohn die Funktion einer analogen Kamera, als er auf die Idee zu Jollylook kam. Schließlich ist eine Kamera in der grundlegenden Funktion ziemlich simpel. Man braucht eine dunkle Kammer (= Camera obscura), lichtempfindliches Material und einen Verschluss, der Licht kontrolliert einlässt.

Ein manueller Verschluss aus Pappe und Gummibändern

Das Schwierigste war der Verschluss. Herkömmliche Modelle funktionierten nicht, also musste Oleg Khalip einen eigenen manuellen Verschluss entwickeln. Er ist ganz einfach und besteht aus nur vier Teilen: zwei dicken Pappstücken und 2 Gummibändern.

Der Fotograf hat die Wahl zwischen 1/250 und 1/160 Verschlusszeit. Normalerweise beträgt die Verschlusszeit 1/250, aber mit einem kleinen Gewicht, das man auf den Sucher steckt, kann man sie auf 1/160 verkürzen. Denn durch das Gewicht schließt sich der Sucher etwas schneller.

Außerdem gibt es noch einen manuellen Modus B für Langzeitbelichtungen. Dabei bleibt der Verschluss so lange geöffnet, wie man den Auslöser gedrückt hält.

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Blende mit sieben Einstellungen

Jollylook bietet mehr Blendeneinstellungen als die Kameras, denen sie nachempfunden ist. Die größte Blende ist aber nicht besonders lichtstark. Dafür ist aber der Verschluss ja auch deutlich langsamer als der moderner Kameras.

  • f/8
  • f/11
  • f/16
  • f/22
  • f/32
  • f/45
  • f/64
  • Lochblende

Die Linsen von Sucher und Objektiv

Der optische Sucher besteht aus einer Fresnelllinse, die nach oben geschoben wird, um den Verschluss zu spannen. Die Linse des Objektivs hat eine Brennweite von 110 mm und ist aus Polycarbonat. Das Material wird auch für andere Kameralinsen dieser Preisklasse verwendet. Schiebt man die Linse des Objektivs nach oben, bleibt nur noch die Lochblende, ein Loch in Kupferfolie mit einem Durchmesser von 0,6 mm. Verwendet man diese, kann die Verschlusszeit Minuten betragen.

Das Filmmaterial: Fuji Instax mini

Das Filmmaterial für die Jollylook gibt es überall zu kaufen. Der Entwickler hat sich für die Fuji Instax Mini Filmkassetten entschieden. Jede Kassette hat 10 Bilder, die mit 24 mm x 62 mm nicht gerade groß sind. Der Film besitzt die Lichtempfindlichkeit ISO 800, was auch die sehr kleinen Blenden erklärt.

Wie gelingen Fotos ohne Belichtungsmesser?

Es gibt die alte Fotografenregel: „ Wenn die Sonne lacht, 1/125 und Blende 8“, die bezieht sich allerdings auf eine Filmempfindlichkeit von ISO 100. Dementsprechend muss man mit der Jollylook ein wenig rechnen, um diese Regel anzuwenden.

Mit jeder Verdoppelung der ISO-Zahl kann man eine Blende weiter schließen, beziehungsweise eine Verschlusszeit kürzer wählen. Das heißt für die 800 ISO des Fuji Instax Mini-Films, bei Sonne im Freien müsste bei einer Verschlusszeit von 1/125 Blende 22 ideal sein. Mit diesem Wissen im Kopf kann man auch ohne Belichtungsmesser und ohne Blitz gute Fotos schießen.

Balgenkamera und manueller Filmtransport

Durch ihre Bauweise als Balgenkamera misst die Jollylook zusammengefaltet gerade mal 85 x 127 x 48 mm, sie lässt sich also sehr gut mitnehmen. Und auch der Filmtransport ist mit der Handkurbel clever gelöst.

Fazit: Mit Jollylook zurück zu den Ursprüngen der Fotografie.

Die Sofortbildkamera im Retro-Look scheint ein gelungener Versuch zu sein, die Ursprünge der Fotografie mit dem Spaß der Sofortbildfotografie zu verbinden. Die Kamera sieht aus wie eine antike Mittelformatkamera mit Balgen. Dieser Look macht sie heutzutage wirklich einzigartig. Die Bauweise ist außerdem für den Transport sehr praktisch, weil man sie klein zusammenfalten kann.

Die einfache Bauweise ohne Elektronik und Schnickschnack bringt den Nutzer zurück zu den Anfängen der Fotografie. Ein bis zwei Belichtungszeiten, ein paar Blendeneinstellungen, ein Sucher – mehr braucht man nicht. Schließlich war zu Beginn eine Kamera nicht mehr als ein lichtdichter Raum mit kontrolliertem Lichteinfall.

Wo wenig ist, kann wenig kaputtgehen. Und durch den fehlenden Belichtungsmesser schult man sein fotografisches Verständnis. Statt spontan die Kamera hochzureißen und danach der Automatik den Rest zu überlassen, wählt man stattdessen bei der Jollylook erst einmal die Fokuszone durch Herausziehen der Linse, spannt den Gummiband-Verschluss, schätzt das Licht ein, wählt anschließend die passende Blende und blickt darauf durch den Sucher. Dadurch muss man sich mehr mit dem Motiv beschäftigen und fotografiert deutlich bewusster.

Was allerdings noch schön wäre: eine Möglichkeit, zusätzlich ein Stativ für manuelle Belichtungen zu verwenden. Auch stellt sich die Frage der Haltbarkeit. Die verwendete Pappe ist zwar mit Vinyl überzogen, aber wie haltbar so eine Jollylook ist, wird sich letzen Endes wohl erst im Alltag zeigen.

Die Kickstarter-Kampagne läuft noch bis März 2017

Die Finanzierung von Jollylook war schon elf Stunden nach Start des Projekts auf Kickstarter gesichert. Bis zum 3. März kann man sich aber noch beteiligen. Für eine Jollylook Sofortbildkamera inklusive einem Fujifilm Instax Mini Pack muss man umgerechnet rund 35 Euro investieren. Im Juni 2017 sollen die Sets dann an die Unterstützer versendet werden.

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