Billige Objektive: An diesen Nachteilen leidet die Bildqualität

Uns fiel ein billiges Objektiv für nur 36 Euro in die Hände. Nach ein paar Wochen Praxis zeigt sich: Die Optik vom Typ Neewer verrichtet ihren Dienst für den Preis gar nicht so schlecht, aber die Bildqualität leidet und der Wunsch nach einem vernünftigen Objektiv wird täglich größer.

Billige Objektive: An diesen Nachteilen leidet die Bildqualität
Neewer 36-Euro-Objektiv

Die Frage, ob es etwas taugen würde, stellte sich erst einmal nicht. 36 Euro sollte das Objektiv bloß kosten. Mit einer Maximalblende von f/1.6! Das war selbst billiger als die Aufstecklinse für mein Smartphone, die ich ein paar Wochen davor gekauft hatte. Warum nicht mal gucken, wie gut das ist? Ich griff zu.

Denn das Objektiv vom wenig bekannten chinesischen Fotoausrüster Neewer war die perfekte Spielerei für meine betagte, aber immer noch geschätzte Systemkamera Sony Nex-3. Die kommt von Haus aus nur mit einem f/3.5-5.6-Standard-Vario-Objektiv daher. Das Neewer-Objektiv mit 32mm Festbrennweite verspricht mit einer Blende von f/1.6 also hübschere Schärfentiefe-Spielereien für einen lächerlich geringen Betrag.

Bildvergleich: Standard- vs. Billig-Objektiv

Und nach ein paar Wochen des Testens zeigt sich, dass das billige Objektiv zwar maßgeblich tut, was es soll. Aber zwei besonders große Schwächen sind selbst für den Laien unübersehbar, und darunter leidet die Bildqualität.

Dass das billige Objektiv ohne Motor daher kommt, also nicht mit dem Autofokus der Sony-Kamera gesteuert werden kann, wusste ich. Darauf wies der Hersteller ganz klar hin. Und irgendwo hatte das auch Charme: Mal richtig lernen, von Hand zu fokussieren. Alte Schule, wie einst die Profis.

Doch schon bald zeigte sich, dass nicht nur ich so meine Probleme mit dem manuellen Fokussieren hatte, sondern auch das Objektiv. Auf dem Vorschaubild auch mit MF-Unterstützung der Kamera sah das Motiv gelungen aus. Das spätere Bild allerdings war dann noch lange nicht scharf. Viele Bilder misslangen, weil das Objektiv das mit dem Schärfepunkt eben doch nicht so gut hinbekam.

Hier einmal ein kleiner Bildvergleich zwischen dem Neewer- und dem Standard-Sony-Objektiv, das zeigt, wie unter billigen Objektiven am Ende doch die Bildqualität leidet:

Für alle Motive habe ich für einen fairen Vergleich eine Blende von f/5.6 gewählt. Das Neewer-Objektiv (links) mit Festbrennweite von 32mm hat hier eine geringere Schärfentiefe. Das Zoomobjektiv von Sony (18-55mm, auf 32mm eingestellt) entsprechend mehr. Während beim Sony allerdings das Bokeh gleichmäßig wirkt, hält man es beim Neewer gerade im Vordergrund auf den ersten Blick für unecht. Es wirkt fast wie die oft hässlich hereingerechnete, künstliche Unschärfe aktueller Smartphone-Kameras.

Viel Unschärfe, aber hässliches Bokeh

Und das ist der zweite große Nachteil des billigen Objektivs: Das Bokeh ist zwar da und klar erkennbar, aber die Qualität der Unschärfe ist schlicht enttäuschend, gerade im Vordergrund. Und das geht zu Lasten der Bildqualität.

Auch beim nächsten Motiv gewinnt den Bildvergleich in meinen Augen das teurere Sony-Objektiv. Das Neewer-Billigobjektiv (links) mit gleicher Blende übertreibt es hier bei der Hintergrundunschärfe ein wenig:

Die Hintergrundunschärfe wiederum bekommt das 36-Euro-Neewer beim letzten Bildvergleich ganz gut hin. Hier, bei weniger Vordergrund, erzeugt es mehr Tiefe:

Ein Blick in den Objektiv-Shop auf Euronics.de zeigt: Für ein Profi-Objektiv müsst ihr mit 1.000 Euro und noch weit mehr rechnen. Im Mittelfeld erhaltet ihr mit 150 bis 400 Euro aber meist sehr solide Qualität. Und dann gibt es eben noch billige Objektive, bei denen die Bildqualität leidet, weil bei ihnen an etwas gespart werden muss.

Was macht billige Objektive schlechter?

Billige Objektive verwenden – dem Preis geschuldet – meist billigere und daher schlechtere Materialien. Oft ist die Zahl der Linsenpaare reduziert, es wird billiges Glas verwendet – falls überhaupt Glas zum Einsatz kommt. Schlechteres Glas, das zu dem nicht vergütet ist, gibt das Motiv und die Farben weniger naturgetreu wider. Unschöne Lichtreflexe können auftreten.

Kein ganz runder Kreis: Die Blende des billigen Objektivs fasert ein wenig aus.
Kein ganz runder Kreis: Die Blende des billigen Objektivs fasert ein wenig aus.

Wichtig ist auch, wie fein die Lamellen die Blende abschließen. Das billige Neewer-Objektiv verwendet zwar über ein Dutzend Lamellen, schaut man aber genau hin, sieht man, dass die Öffnung nicht ganz kreisrund ist. Das hat zur Folge, dass die Ränder des Schärfebereichs auf dem Bild unsauber werden.

Fazit: Eine Spielerei, mehr nicht

Trotz der offensichtlichen Nachteile wirkt das billige Neewer-Objektiv noch durchaus im Rahmen. Der Hersteller hat hier größtenteils echtes Metall und Glas verbaut, nicht nur Plastik. Beim Anbringen und Abstecken hakt es ein wenig. Eventuell sind die Spaltmaße auf meine Sony Nex mit E-Mount-Objektivanschluss nicht perfekt abgestimmt. Ich gehe deswegen auch davon aus, dass schneller Staub ins Gehäuse eindringen wird.

Um einfach mal ein wenig zu testen, was sich so an Unschärfe-Effekten mit einer riesigen Blende von f/1.6 bewerkstelligen lässt, ist so ein billiges Objektiv für eine Weile ganz in Ordnung. Möchte man lange etwas von seinem Objektiv haben, muss man aber mehr investieren.

Und dazu würde ich raten, zumal ihr so viel mehr für ein halbwegs anständiges Objektiv mit ähnlichen Eigenschaften gar nicht bezahlt, wie für dieses Telezoom-Objektiv von Tamron (Shop) oder dieses Sony-SAL mit Festbrennweite (Shop).

Mehr als nur ok: Fotos mit Bokeh

36 Euro reichen nicht, aber 1.000 müssen es auch nicht sofort sein. Steigert euch langsam oder kauft eine neue Kamera durchaus mit Objektivset. Denn die mitgelieferten weisen in der Regel eine solide Mindestqualität auf, die billige Objektive nicht haben.

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2 Kommentare zu “Billige Objektive: An diesen Nachteilen leidet die Bildqualität

  1. Empfehlenswert, gerade bei den aktuellen Sonymodellen ist, sich alte manuelle Objeltive zu kaufen, wie zB Minolta oder Canon FD und diese zu adaptieren. Diese waren meistens sehr hochwertig vergütet und kosten oftmals nicht viel mehr als das hier getestete Objektiv und lassen sich prima manuell fokussieren.

    Auf wunsch zeige ich im Anhang mal, was mit einem Objektiv aus den 80ern so möglich ist =)

    1. Immer gerne! 🙂 Wobei ein Anhang hier nicht möglich ist, wohl aber ein Link, wenn du die Bilder irgendwo online hast?!

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