10 Tipps für bessere Fotos

Das Motiv erkennen, Unschärfe klug einsetzen oder auchmal: die Perspektive wechseln. Mit 10 Tipps für bessere Fotos erweitern wir eure Sicht.

10 Tipps für bessere Fotos
Sachsen fördert derzeit keine Photovoltaik, arbeitet aber an einem Kreditprogramm. (Foto: Daniel Wendorf)

Ihr habt das Motiv im Kasten – und der Schreck folgt auf dem Fuße. Das Licht zu hell, der Horizont schief oder ein Ast ragt unschön ins Bild. Wir geben euch 10 Tipps, wie ihr bereits vor dem Drücken des Auslösers die Zutaten für bessere Fotos zusammenbringt, egal ob mit Smartphone oder Profikamera.

Alle der Beispiele haben wir diesmal in einer Galerie arrangiert. Um die Fotos in voller Auflösung zu sehen, klickt oder tippt einfach auf das Foto.

Tipp 1: Das Motiv erkennen

Ein gutes Foto konzentriert sich auf das Wesentliche. Ein Gebäude, mehrere Familienmitglieder oder einen landschaftlich interessanten Ort herauszustellen ist das Fundament eines guten Foto-Motivs.

Zwei Negativbeispiele: Links der Dresdner Striezlmarkt, rechts das Dixieland in Dresden. Was da nun eigentlich das Motiv sein soll, ist nicht klar. (Fotos: Daniel Wendorf)

Die Konzentration darauf leitet den klaren Bildaufbau. Erfahrene Fotografen widerstehen dem Drang, alles auf einmal ablichten zu wollen. Die Fokussierung auf ein Motiv, und sei es in Wechselbeziehung zu einem anderen Gegenstand oder dem Hintergrund im Bild, erzählt mehr als jedes Foto, das alles einzufangen versucht.

Wenngleich auch diese Fotos nicht perfekt sind, sind die Motive hier wesentlich besser herausgearbeitet. (Fotos: Daniel Wendorf)

Tipp 2: Das Motiv an den Betrachter ranholen

Eine simple Regel. Setzt das Motiv groß in Szene! Geht etwas näher an das Motiv ran, gebt ihm Raum in eurem Foto. Je mehr Platz das Motiv einnimmt, desto interessanter ist es für den Betrachter.

Links der Goldene Reiter in Dresden in bekannter Postkartenansicht. Rechts eine Nahaufnahme, die viele Details offenbart. Die wahnsinnigen Augen des Reiters, die Halsschlagadern des Pferdes, selbst der Dreck auf der Rüstung ziehen die Blicke auf sich. (Fotos: Daniel Wendorf)

Dies hat auch einen weiteren Effekt: Ihr löst auch von den bekannten Postkartenmotiven und schafft etwas Eigenes. Denn im schlimmsten Falle reproduziert ihr nur, was andere schon unzählige Male ablichteten und ins Netz stellten. Den Trend zum Einheitsfoto dokumentiert der Instagram-Account Insta Repeat.

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Ist das noch spannend? Eher nicht…

Tipp 3: Raus aus dem Zentrum

Habt ihr das Hauptmotiv gefunden, stellt ihr es vermutlich instinktiv in die Bildmitte. Das ist zunächst nichts, was zu rügen wäre. Ein im Zentrum platziertes Motiv wirkt ruhig und statisch. Für mehr Dynamik könnt ihr das Hauptmotiv aus dem Zentrum herauszurücken. Um den Blick des Betrachters zu lenken, hilft das Dreiergitter.

Die Einteilung in diese Bildbereiche kommt dem goldenen Schnitt nahe – und was ihr an den Nahtstellen zu zwei Kacheln platziert, zieht automatisch die Blicke auf sich.

Zwei Fotos – aber das Motiv steht woanders. Das linke Foto wirkt statisch, der Ballon scheint zu stehen. Das rechte Foto allerdings suggeriert, der Ballon bewege sich. (Fotos: Daniel Wendorf)

Das Raster auf dem Smartphone einblenden

Die meisten Smartphones haben eine Funktion, mit der ihr in der Kamera-App das Dreier-Raster einblenden könnt. Beim Samsung Galaxy S9 funktioniert das über die Kameraeinstellungen und dann über die Funktion „Raster“, die euch die oben erwähnte Dreier-Rasterung oder ein auf Instagram abgestimmtes Foto-Quadrat anbietet.

Beim ZTE Axon 10 Pro heißt die Funktion „Gitter“ und bietet neben dem Dreier-Raster noch die goldene Spirale an.

Nutzer des Apple iPhone finden das Raster unter Einstellungen – Kamera – Raster.

Tipp 4: Störende Objekte am Rand vermeiden

Die Kamera erfasst mehr, als ihr ablichten wollt. Objekte am Rand können ein Foto dominieren und irritierend wirken. Beispielsweise ein Baum, der mit seinen Farben nicht zur restlichen Komposition gehört. Besonders störend sind Pflanzen, die in „der Luft hängend“ ins Foto hineinragen. Positiv immerhin: Diese Störmotive könnt ihr durch einen klugen Zuschnitt noch ausmerzen.

Objekte, die aus dem Nichts in Bild hineinragen, empfinden viele als störend. Wo das Geäst im linken Foto herkommt? Keine Ahnung, aber weg damit! Die rechte Version wirkt so ruhiger und harmonischer. (Foto: Jürgen Vielmeier)

Retusche? Günstig und komfortabel auf dem Smartphone

Das Foto oben ist leicht retuschiert. In Smartphone-Zeiten sind Apps für solche Spielereien günstig. Hier nutzten wir Photoshop Express auf Android, dessen Reparaturfunktion das Geäst nach Markierung als Störung einstufte und gegen den ansonsten dominierenden Blauverlauf des Himmels austauschte.

Photoshop Express gibt es in der Grundversion kostenlos für Android (hinter diesem Link) und für iOS (hinter diesem Link). Das Upgrade auf die Pro-Version kostet einmalig 5,49 Euro.

Tipp 5: Mit dem Format spielen

Ihr schießt Fotos gewohnheitsmäßig im Hoch- oder Querformat? Dann zwingt euch dazu, das jeweils andere Format zu nutzen. Im Gebirge etwa betont das Querformat die Weite, das Hochformat vermittelt hingegen ein Gefühl der Vertikalen.

Die Junge Garde und das Semper-Denkmal – beide in Dresden. Die Formatwahl beeinflusst die Wahrnehmung des Betrachters von Weite und Höhe. (Fotos: Daniel Wendorf)

Unter die Arme greift euch hierbei eine Weitwinkel- oder Ultraweitwinkellinse im Smartphone. Oder das Objekt-Äquivalent für die Spiegelreflexkamera.

Tipp 6: Richtig scharfstellen

Alles muss knackscharf auf eurem Foto sein? Versucht es einmal damit, das Motiv durch selektive Schärfe herauszustellen und den Hintergrund zu verwischen. Der so entstehende Bokeh-Effekt verleiht eurem Foto eine künstlerische Note.

Zwei Beispiele hierzu. Das erste zeigt einen Käfer, der auf ein paar Blumen läuft. Der Käfer als Leitmotiv des Fotos ist durch selektive Scharfzeichnung herausgestellt, der Hintergrund so eingestellt, dass er die Umgebung abbildet. Aber eben nicht dominiert.

Ein Käfer auf Nahrungssuche – dank selektiver Scharfzeichnung ist dieser vom Vorder- und Hintergrund „entkoppelt“. So kommt er besser zur Geltung. Eine offene Blende und der Fokus auf die Vögel sorgen für ein angenehmes Bokeh. (Fotos: Daniel Wendorf)

Beispiel zwei sind kleine Vögel, die in der Nähe einer Straßenbahnhaltestelle nach Essbarem zwischen den Bodenplatten pickten. Mit einer kleinen Blende wären die Autos am angeschlossenen Parkplatz und die Wartenden noch zu erkennen. Durch die hier gewählte offene Blende und den Fokus auf die Tiere verschwimmt der Hintergrund zu einem grauen Vorhang.

Tipp 7: Den Hintergrund korrekt wählen

Selbst wenn der Hintergrund verschwimmt, können seine Details vom eigentlichen Hauptmotiv ablenken. Je weniger strukturiert und gleichmäßig der Hintergrund ist, desto wirkungsvoller ist das Hauptmotiv.

Oh, Pferde! Und im Hintergrund Touristen, Schirme, Stühle, Gebäude… kurzum: Viel zu viel zu sehen. Kein weißer Hintergrund, sondern graue Wolken. Diese Nebelkrähe kommt da noch besser zur Geltung. (Fotos: Daniel Wendorf)

Ein Extrembeispiel für einen möglichst neutralen Hintergrund liefert das Foto einer Nebelkrähe an einem dunstigen Tag. Auch wenn der Hintergrund statisch grau aussieht, sind es tief hängende Nebelwolken, die diese schöne Decke zeichnen. Dadurch hebt sich sich das kontrastreiche Gefieder der Krähe ab und stellt sie, ausschließlich sie, in den Vordergrund. Der Mast, auf dem sie balanciert, ist nur noch Zierde.

Tipp 8: Licht, Licht, Licht!

Fotografie lebt vom Licht. Eine Binse? Leider ein Fehler, der sich häufig einschleicht. Unter- oder überbelichtete Fotos verschlucken Details. Smartphones gleichen dies in der Regel durch eine Automatik aus. Spitzenmodelle wie das Samsung Galaxy S9+ bieten hingegen auch einen Profi-Modus, in dem ihr jeden Aspekt manuell einstellen könnt.

Premium-Smartphones wie das Samsung Galaxy S9 bieten einen Profimodus für Fotos. Mit den Einstellungsmöglichkeiten sind viele zunächst überfordert. Aber einmal die Funktionsweise verinnerlicht, holt ihr das Maximum aus eurer Kamera raus. (Fotos: Daniel Wendorf mit Material von Samsung)

Ab und an hilft euch eine HDR-Kombination. Diese setzt sich aus einem gut belichteten, einem unterbelichteten und einem überbelichteten Foto zusammen. Die drei Dateien verrechnet eine Software miteinander und erhöht so den Kontrastumfang. Bei folgendem Foto des Dresdner Hauptbahnhofs haben wir das Verfahren angewendet – und mal richtig eskalieren lassen, um zu zeigen, was auch bei ungünstigen Lichtbedingungen noch rauszuholen ist.

Eine HDR-Aufnahme (links) bietet einen viel höheren Farbumfang. Damit ergeben sich neue Möglichkeiten in der Nachtfotografie und bei Gegenlicht. Doch auch Langzeitbelichtungen (rechts) haben ihren Reiz, sind ohne Stativ aber kaum möglich. (Fotos: Daniel Wendorf)

Rechts seht ihr die Fama auf der Zitronenpresse des Johanneum in Dresden. Das Foto entstand mit einer Langzeitbelichtung von 30 Sekunden bei ISO-Wert 100. Dadurch konnte der Sensor das Licht so aufzeichnen, wie wir es wahrnehmen.

Tipp 9: Spannung einfangen – und Zeit lassen

Architektur ist ein immer dankbares Motiv, weil sie sich nie verändert. Anders ist dies bei der Fotografie von Mensch, Tier und Natur. Hier solltet ihr euch Zeit lassen, euer Objekt studieren und erst dann auslösen, wenn tatsächlich etwas Spannendes passiert, das aus der Masse ähnlicher Motive heraussticht. Wie das im Extremfall aussehen kann, zeigt der Digitalsynopsis-Artikel „One Second before Disaster“.

Auch hier haben wir einige Beispiele. Das erste ist ein Pinguin aus dem Dresdner Zoo, der sich einen Spaß daraus macht, nach Zöpfen zweier Mädchen zu schnappen. Die Spannung entsteht hier aus dem Moment, in welchem der Pinguin zuzuschnappen versucht.

Das zweite Foto kommt ebenfalls aus der Tierwelt und zeigt eine Biene, die an einer Hecke nach Essbarem sucht. Um zu zeigen, wie viel Geduld notwendig ist, haben wir einmal einige Versuche in den Sekunden vor dem finalen Foto daneben gestellt.

Geduld! Die Jagd auf ein brauchbares Bienenmotiv nahm etwa fünf Stunden in Anspruch. (Foto: Daniel Wendorf)

Bei solchen Fotos ist das Entscheidende der Faktor Zeit. Schnell mal nebenbei einen Schnappschuss zu machen, hält euch davon ab, die wirklich einzigartigen und erstaunlichen Augenblicke festzuhalten.

Doch selbst bei Architektur kommt es manchmal auf den perfekten Zeitpunkt an, wie das Bild der Dresdner Yenidze, zwischen dessen Schornstein und Kuppel sich der Sichelmond schob. Oder der Polizeihubschrauber, der im richtigen Winkel vorbeisauste und innerhalb eines kleinen Sekundenfensters in bestem Licht vorbeisauste.

Tipp 10: Neue Blickwinkel

Ihr habt ein schönes Motiv gefunden? Dann nehmt neue Blickwinkel ein! Klar, ihr könntet beispielsweise die Dresdner Frauenkirche aus den Perspektiven ablichten, die etliche Touristen wählen. Oder aber ihr entdeckt kleine Details, die anderen bislang scheinbar verborgen blieben. Vielleicht korrespondiert das Motiv mit einem anderen Objekt, das ihr miteinander kombinieren könnt?

Nicht ganz so prominent wie die schon genannte Kirche ist die Skulpturensammlung im Großen Garten und auf der Bürgerwiese. Weit über einhundert Plastiken, Statuen und Denkmäler laden zum Entdecken und Fotografieren ein. Welche Möglichkeiten sich aus einem kleinen Standortwechsel ergeben, zeigen wir an der Skulptur „Die Badende“ von Bruno Fischer.

Die Skulptur „Die Badende“ von Bruno Fischer. Drei Fotos, drei Blickwinkel und drei vollkommen andere Bildaussagen. (Fotos: Daniel Wendorf)

Das Linke Motiv inszeniert die Skulptur wie eine Dame, die der Fotograf heimlich entdeckt. Das mittige Motiv zeigt, wie sie von dannen zieht, während das rechte Bild dank der Licht- und Schattenspiele eine bedrohliche Kulisse aufbaut. Drei verschiedene Aussagen, ein Motiv.

Wie wichtig ist die Kamera-Wahl?

Die Tipps in diesem Beitrag sind unabhängig des Kamera-Modells gültig. Das Smartphone ist vermutlich eure erste Wahl, um Fotos zu schießen. Für einige Fotobeispiele im Beitrag nutzten wir das Samsung Galaxy S9 und das noch taufrische ZTE Axon 10 Pro.

Andere Fotos entstanden wiederum mit der Spiegelreflexkamera Canon EOS 750D, dem mitgelieferten Kit-Objektiv. Für Fotos wie jenes von der Nebelkrähe oder die Skulptur auf der Bürgerwiese im setzten wir ein Tele-Objektiv mit einer Brennweite von 70 mm bis 300 mm ein. Die Fotoreihe mit der Biene entstand mit Unterstützung eines Canon-Festbrennweitenobjektivs mit 50 mm in Kombination mit einer Vorsatzlinse.

Fazit: Das bessere Foto ist nur wenige Schritte entfernt!

Bessere Fotos? Was soll das schon sein? Fotos, die den Betrachter nicht langweilen. Diese zehn Tipps mögen euch als zu viel, vielleicht auch als zu trivial erscheinen. Doch mit ihnen kriegen eure Fotos einen ganz eigenen Pepp, eine spannendere Bildsprache und sie heben sich von der Instagram-Schnappschuss-Konkurrenz ab.

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