3 Monate mit einem Plug-in-Hybrid: Ein Erfahrungsbericht

Ein Auto mit Plug-in-Hybrid könnte längst Alltag sein. Trendblogger Frank Müller stellte es trotzdem vor manche Herausforderung. Das Beste aus den beiden Welten Elektroauto und Verbrennungsmotor? Ja und nein.

3 Monate mit einem Plug-in-Hybrid: Ein Erfahrungsbericht

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 13.Oktober 2019 und wurde von uns am 23. Januar 2021 aktualisiert.

Seit über einem Jahr fahre ich einen Plug-In-Hybrid als Firmenwagen. Genauer gesagt, einen Active Tourer 225 xe, da bei uns in der Agentur nur BMW in Frage kommt. Ein Hybrid sollte es zum einen aus Umweltgründen sein, zum anderen, das sei auch zugegeben: um von der vergünstigten Dienstwagenbesteuerung zu profitieren.

Der Plug-in-Hybrid beim Pendeln zur Arbeit

Um zur Arbeit und zurück zu kommen, fahre ich täglich knapp 70 km. Eine Strecke dauert zwischen 30 und 40 Minuten, mit öffentlichen Verkehrsmitteln wären es im allerbesten Fall mindestens 90 Minuten. Also pendele ich mit dem Wagen. Bei dieser Strecke reicht der Akku meist für eine Hin- und Rückfahrt.

Wenn ich in meinen Heimatort einfahre, kann ich vielleicht noch 1-2 Kilometer rein elektrisch zurücklegen. Spätestens zu Hause ist dann aber nichts mehr übrig. Der Wagen muss wieder an die Steckdose. Entweder in der Garage oder an eine öffentliche.

Öffentliche Stromtankstellen für Plug-in-Hybride

Kostenlos und ohne Anmeldung bei Mainova

Plug-in-Hybrid tanken hier kostenlos

Ein kostenloser Anruf ist nötig
So tanke ich Naturstrom
Strom fließt

In Hessen habe ich Glück. Durch Zufall entdecke ich zehn Fußgängerminuten von zu Hause eine kostenlose Stromtankstelle des Stromversorgers Mainova: „Hier kostenlos Naturstrom tanken“. Das mache ich doch gerne. Dazu muss ich nur die kostenlose Nummer anrufen, die im Display der Stromtankstelle angezeigt wird, schon öffnet sich die Abdeckung der Steckdose.

Schuko-Stecker rein, Typ2-Stecker ins Auto, abschließen und zu Fuß ab nach Hause. Nach 3 Stunden dann noch ein kleiner Spaziergang, und den Wagen mit (fast) voller Batterie wieder abholen. Bedingung ist, nicht zu vergessen, den Ladestrom auf maximal zu stellen. Es sind oft die regionalen Energieversorger, die öffentliche Ladestationen anbieten, oft sogar kostenlos. Mit etwas Glück auch an eurem Wohnort.

Beim Aldi auch E-Bikes

Beim Aldi kann ich mit einem Typ2-Kabel für eine Stunde laden, während ich einkaufe. Die Schuko-Steckdosen sind derweil zum Aufladen von E-Bikes gedacht.

Alle Steckertypen bei Euronics

Von mir nicht getestet, aber darauf sei natürlich auch hingewiesen: Seit 2018 rüstet EnBW zahlreiche Euronics-Fachmärkte mit Ladestationen für Elektroautos aus. Aktuell (Oktober 2019) haben über 50 Euronics-Filialen eine solche Ladestation, die alle nur erdenklichen Steckertypen unterstützen. Als Kunden erhaltet ihr an der Kasse für jeden Kauf einen Gutschein, den ihr mit den Ladekosten verrechnen könnt.

Euronics-EnBW-Ladestation
Euronics-EnBW-Ladestation

Bis Ende 2020 möchte EnBW deutschlandweit über 1.000 Ladestationen anbieten. Vornehmlich übrigens in Norddeutschland, da der Süden bereits über ein engmaschiges Ladenetz verfüge.

Rekuperation macht Spaß

Rekuperation nennt es sich, wenn das Fahrzeug die Bremsenergie nutzt, um die Elektrische Reichweite wieder zu erhöhen. Im Normalfall gewinnt ihr damit nur wenige Kilometer, aber manchmal habt ihr richtig schöne Erfolgserlebnisse. Es macht nämlich ziemlich Spaß, zuzusehen, wie die elektrische Reichweite zunimmt.

So zum Beispiel nach einem Ausflug zum Sonnenuntergang auf den Feldberg. Beim Start zeigt das Display 38 km elektrische Reichweite an. 16,3 km sind es laut Google Maps bis zum Feldberg. Oben angekommen, stehen noch 15 km Reichweite auf dem Display. Aber dank Rekuperation bei der Bergabfahrt sind es zu Hause dann wieder 23 km, zwischendurch waren es sogar mal 25 km. So macht das Spaß.

Langstrecke mit dem Plug-in-Hybrid

Wie sieht es bei Langstreckenfahrten aus? Bei der Fahrt von Frankfurt nach Hannover reichen die rein elektrisch gefahrenen knapp 40 km für eine Strecke. Bei Ankunft ist kein elektrischer Kilometer mehr übrig. Ich kann allerdings bei solchen Strecken in den Save-Modus schalten. Dann fahre ich rein mit Verbrennungsmotor und lade sogar die leere Batterie durch Rekuperation wieder auf. Spart dann natürlich keinen Sprit.

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Was sagt der Bordcomputer?

Beim normalen Pendeln meldet der Bordcomputer einen elektrischen Verbrauch von ca. 7,3 kWh und einen Benzinverbrauch von 3,6 l/100 km. Nach der Langstreckentour von 700 km ohne Aufladen der Batterie hat sich das Verhältnis etwas verschoben. Der Benzinverbrauch ist auf ca. 4 l/100 km gestiegen, der elektrische Anteil gesunken. Aber das wird sich nach ein paar Wochen pendeln wieder ausgeglichen haben.

Ein Artikel der Süddeutschen Zeitung über Hybrid-Autos konstatiert einen fragwürdigen Umweltnutzen. Es kommt halt auf den Fahrer an. Lädt dieser die Batterie nur unregelmäßig, verflüchtigt sich der ökologische Effekt. Da 1 kWh aber zur Zeit ca. 0,30 Euro kostet, hänge ich den Plug-in-Hybrid jede Nacht an die Steckdose. Außerdem macht das rein elektrische Fahren einfach Spaß.

Fazit: Plug-in-Hybrid, Verbrennungsmotor oder Elektrofahrzeug?

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Für mich ist der Plug-in-Hybrid zur Zeit die richtige Wahl. Nicht nur, weil er steuerlich gefördert wird. Allerdings würde ich mir eine größere Reichweite beim rein elektrischen Fahren wünschen. Statt rund 40 km wären mindestens 100 km für mich deutlich attraktiver. Dann könnte ich mit vollem Akku sorglos pendeln und der Benzinmotor müsste nur noch auf Langstrecken anspringen.

E-Cannonball 2019: Elektrisch auf der Langstrecke

Vielleicht kommen ja auch in den nächsten Jahren mehr Elektroautos wie der Sion von Sono Motors auf den Markt. Immerhin bringen auch die Hersteller klassischer Automobile immer mehr reine Elektroautos auf den Markt. Und die Reichweiten werden immer attraktiver. Nur bei der Langstreckenfahrt in den Urlaub ist der Verbrennungsmotor wegen der höheren Reichweite und des besser ausgebauten Tankstellennetzes momentan noch bequemer. 

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13 Kommentare zu “3 Monate mit einem Plug-in-Hybrid: Ein Erfahrungsbericht

  1. Hallo
    Ich überlege mir auch als Dienstwagen einen Plug in Hybrid zuzulegen. Es soll der in 2020 erscheinende Tarraco fr e von Seat werden. Fahre beruflich zu Kunden und komme auf 200 bis 400 km wenn ich fahre (2-3 mal in der Woche).

    Es motiviert mich die 0,5 % und der Gedanke die auch vorhandenen Kurzstrecken rein elektrisch zu fahren.

    Da aber Strom von mir bezahlt werden muss der Spritt aber auf die Firmentankkarte geht würde ich den Accu nur während der Fahrt laden.

    Irgendwie macht das keinen Sinn, kann dann besser einen neuen sauberen Diesel bestellen, der hat einen geringeren Verbrauch und weniger Schadstoffe als ein Benziner mit Plug in Hybrid der nur vom Verbrennungsmotor und der Bremsenergie geladen wird, oder???

  2. Wenn du den Plug-In-Hybrid nicht am Stromnetz laden willst, bringt es wirklich nichts, denke ich. Während der Fahrt lädt der Plug-In-Hybrid den Akku nur im Save-Modus oder im Auto-Modus beim Bergabfahren richtig auf. Ich muss meinen Sprit sowieso selbst zahlen, da ist das egal. Bzw. fahre ich da mit Strom sogar günstiger als mit Benzin.

    1. Ich fahre jetzt meinen Plug in Hybrid seit einen Monat und bin sehr zufrieden bis jetzt. Auch in unserer Stadt ist kosteloses Strom tanken möglich. Was wieder typisch ist, dass an keiner Säule ein Kabel dran ist und sich das Typ2 Kabel nur sehr langsam durchsetzt.
      Ein reiner Benziner oder Dieselfahrer muss sich keine Einfüllpistole selber kaufen. Als Elekto oder Teilelektro erst mal ein passendes Kabel kaufen 200€. Zu Hause laden funktioniert über einer Schukosteckdose prima. Ich habe kurze Wege so ist der Akku nie ganz leer…allerdings wird empfohlen eine Wallbox zu installieren, weil das Häusliche Stromkabelnetz angeblich nicht für Dauerbelastung geeignet ist. Auch nicht so einfach…klar wird das vom Staat gefördert, aber man muß wahrscheinlich wieder zuzahlen. Das sind jedenfalls erst mal meine Erfahrungen

      1. Ich lade auch nur über die Schukosteckdose, allerdings in der niedrigsten Stufe. Das reicht aber auch locker, um den Akku über Nacht vollzubekommen. Bei Ikea gibt es übrigens Ladesäulen mit integreirtem Kabel, da kann man auch ohne eigenes Kabel seinen Plug-in-Hybrid kostenlos laden.

  3. Hallo Frank,
    wir möchten uns ebenfalls einen PiH zulegen, diesen zuhause über Nacht an der Steckdose laden, da wir rein elektrisch unsere Alltagsfahrten durchführen können.
    Wie sieht das dann aus, wenn z.B. in einer anderen Stadt das Auto an einer Säule geladen werden soll. Wie wird dies abgerechnet, muss ich mich bei einem Anbieter anmelden, über den die Abrechnung erfolgt, geht das über eine App auf dem Handy? Benötigt man eine spezielle Karte.

    Ganz herzlichen Dank für die Antworten.

    Gruss

    T.

  4. Hallo T,
    ich lade den Wagen ebenfalls zu Hause an der Steckdose auf. Wenn ich mal verreise und vor Ort elektrisch unterwegs sein will, schalte ich meist auf der Autobahn auf Save, damit ich mit vollem Akku ankomme. Unterwegs habe ich bisher nur die kostenlose Säule genutzt, die ich im Artikel erwähnt habe sowie die bei Ikea. Die haben auch den Vorzug, dass ich mir kein zusätzliches Kabel anschaffen muss. Habe nur das mitgelieferte mit dem Schuko-Stecker. An vielen Säulen braucht man ein eigenes mit einem speziellen Ladestecker. Deshalb kann ich zu den verschiedenen Anbietern und Preisen nicht viel sagen. Aber so viel ich weiß, braucht man schon bestimmte Karten für bestimmte Anbieter, um dort Strom tanken zu können. Ich finde die kostenlose App ChargEV auch ganz hilfreich, um Ladestationen zu finden. https://ev-freaks.com/de/chargev/
    Ich hoffe, das hilft dir ein bisschen weiter.
    Liebe Grüße
    Frank

    1. Wie muss ich mir das Laden an der Steckdose vorstellen?
      Mit der Kabeltrommel? Ist das nicht gefährlich?
      Grüße Heinz aus B.

      1. Mit der Kabeltrommel sollte man das lieber nicht machen. Ich habe eine Steckdose in der Garage, da reicht das zum Wagen gehörige Kabel aus. Auf der einen Seite ein Schuko-Stecker, auf der anderen der Stecker, der in die Ladebuchse des Wagens passt.
        Liebe Grüße
        Frank

  5. Leider wird nicht daran gedacht das die reinen E-Autos dringend kurzzeitig auf die öffentlichen Ladestationen angewiesen sind. Also bitte nicht durch PHEV verstopfen. Haben mich auf meiner 460km Urlaubsreise zur Verzweiflung gebracht.

    1. Hallo Herr Donner, bei allem Respekt aber das soll ja wohl ein Witz sein, oder? Die Ldestationen sind für alle da, auch für die PHEV`s. Wir verstopfen nicht sondern ziehen uns den benötigten Strom daraus. Bitte akzeptieren Sie das.

  6. ich fahre seit kurzem einen phev, merke aber schon, dass es schwierig ist, rein elektrisch zu fahren, weil die heizung oder kühlung sofort die unterstützung des verbrennungsmotors verlangt. das tut der liebe keinen abbruch und ich genieße trotzdem das ruhige gleiten. das hätte ich aber trotzdem gerne vorher gelesen oder gewusst.

    1. Hallo Pinco Pallino, das ist wahrscheinlich sowohl von der Temperatur als auch vom Wagen abhängig. Gerade bei Minustemperaturen geht rein elektrisches Fahren nicht direkt von Anfnag an, sondern erst nach 1-2 Minuten, das stimmt. Danach kann ich aber wieder auf rein elektrisches Fahren umschalten.

  7. Plugin ist in meinen Augen nicht sinnvoll und hat auch sicherlich keine Zukunft. Das sieht man zum einen am Verbot für diese Fahrzeuge ab 2035 und zum anderen am Wegfall der Prämie seit Anfang diesen Jahres. Von Autohändlern habe ich schon gehört, dass gewerbliche Kunden die Fahrzeuge nach 2-3 Jahren zurückbringen und im Kofferraum liegen die Original verpackten Ladekabel. Das sagt ja auch schon viel aus! Wie auch immer, es wird uns suggeriert, dass die Kombination aus Photovoltaik Anlage und Plugin einfach genial ist. Stimmt ja auch, jedenfalls für die Geldbeutel der Elektriker und andere…

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