Die meisten Smartwatches und Fitnesstracker sind mittlerweile in der Lage, ein EKG zu erstellen und so möglicherweise gefährliche Spannungsveränderungen am Herzen zu erkennen. Die Messung des Blutdrucks an einer Armbanduhr gilt dagegen nach wie vor als Königsdisziplin. Denn eine solche sollte bestenfalls auf eine Oberarmmanschette verzichten. Doch es gibt sie: Die Smartwatches mit EKG und Blutdruckmesser, die aber bei ernsthaften Problemen keinen Arztbesuch überflüssig machen. Gute und durchaus präzise Hilfsmittel sind sie dennoch.
Inhalt:
- Huawei Watch D
- Samsung Galaxy Watch5 (Pro)
- Kardena Care Pro 2
- Preistipp: Samsung Galaxy Watch4
- Hochwertige Smartwatches mit EKG
- Wie funktioniert die Blutdruckmessung an der Smartwatch?
- Wie funktioniert EKG an der Smartwatch?
- Fazit: Brauche ich EKG und Blutdruck an der Smartwatch?
Huawei Watch D: Armband als Blutdruckmanschette
Die weltweit erste Smartwatch mit Blutdruckmanschette verfolgt einen unkonventionellen Ansatz: Der Hersteller integriert im Armband eine Hochleistungs-Mikropumpe, die beim Starten des Messvorgangs das Armband aufpumpt. So erhältst du eine vollwertige Handgelenks-Blutdruckmanschette und damit auch präzise Ergebnisse, die maximal +-3 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule; Einheit zur Messung des Blutdrucks) vom realen Blutdruck abweicht. Als medizinisches Messgerät ist die Uhr ebenfalls zertifiziert – das gilt auch fürs EKG.

Darüber hinaus ist die Huawei Watch D eine vollwertige Smartwatch mit über 70 Workout-Modi, einer angenehm langen Akkulaufzeit und mit zahlreichen Sensoren ausgestattet. Sie besitzt unter anderem einen integrierten Temperatursensor. Insgesamt 8 fotoelektrische Sensoren überwachen auf Wunsch ununterbrochen die Herzfrequenz.
Highlights der Huawei Watch D
Akkulaufzeit | 7 Tage bei typischer Nutzung (6x pro Tag Blutdruckmessung, 5x pro Tag EKG) |
Besonderheiten | Vollwertige Blutdruckmessung EKG-Analyse mit 24/7-Gesundheitsmanagement Blutdruckmessung mit Handgelenksmanschette Wasserdicht nach IP68 Relativ lange Akkulaufzeit |
Kompatibilität | Android 6 oder höher iOS 12 oder höher |
Samsung Galaxy Watch 5 (Pro): Blutdruck nur nach Kalibrierung
Die Blutdruckmessung an einer Samsung Galaxy Watch5 oder Watch5 Pro hat einen Haken: Du benötigst hierfür ein reguläres Blutdruckmessgerät mit Oberarmmanschette. Denn alle 28 Tage musst du deine Smartwatch mit diesem neu kalibrieren, um stets korrekte Daten zu erhalten. Den Rest übernimmt der Photoplethysmogramm (PPG)-Sensor, der in der Uhr verbaut ist.

Wie bei allen Smartwatches mit Blutdruck-Messfunktion zeigt dir die Galaxy Watch5 den systolischen Blutdruck, den diastolischen Blutdruck und den ohnehin obligatorischen Puls (Herzschlag) an. Die größte Stärke der Armbanduhr ist: Sie sieht keineswegs wie ein medizinisches Produkt, sondern wie ein Lifestyle-Gadget aus. Die Smartwatch glänzt in vielen Bereichen, wie der Test der Galaxy Watch5 verdeutlicht.
Ein großer Nachteil ist aber: Für Blutdruck-Messung benötigst du ein Samsung-Smartphone. Die dafür nötige App ist für andere Android-basierte Telefone nicht verfügbar.
Highlights der Samsung Galaxy Watch5 (Pro)
Akkulaufzeit | Bis zu 50 Stunden (Watch5) Bis zu 60 Stunden (Watch5 Pro) |
Besonderheiten | Blutdruckmessung Herzfrequenzmessung Bioelektrische Impedanzanalyse (Körperfettanteil) Hauttemperatur-Messung App-Vielfalt dank WearOS |
Kompatibilität | Android 7 oder höher |
Kardena Care Pro 2: Mit Krankheits-Früherkennung
Hersteller-Aussagen zufolge handelt es sich bei der Care Pro 2 um „die leistungsfähigste Gesundheitsuhr der Welt“. Kardena verbaut die neueste Multioximeter-Sensorik des Regensburger Unternehmens Osram. Für Anwender:innen bedeutet dies: Umfangreiche und bestenfalls präzise Messdaten. Ähnlich wie bei der Samsung Galaxy Watch5 musst du die Blutdruckmessfunktion mit einem Blutdruckmessgerät mit Oberarmmanschette kalibrieren, danach steht die Funktion zur Verfügung.

Interessant ist, dass die Kardena Care Pro 2 eine Krankheitsfüherkennung bietet. Schilddrüsenüberfunktionen und sogar 13 Herzkrankheiten kann sie erkennen. Bei Bedarf sendet die Smartwatch die über längere Zeiträume gesammelten Daten zum Hausarzt.
Weiterhin besitzt die Care Pro 2 eine Überwachung der Körpertemperatur für den Menstruationszyklus, des Blutsauerstoffgehalts und eine Kontrolle des Schlafs. Das EKG fehlt nicht. Wer sich für das runde Modell der Care Pro 2 entscheidet, kann zusätzlich eine Brustkorb-Elektrode zur dauerhaften Messung der Pulswellenlaufzeit einsetzen.
Highlights der Kardena Care Pro 2
Akkulaufzeit | 4 bis 7 Tage |
Besonderheiten | Blutdruckmessung Herzfrequenzmessung Haut- und Körpertemperatur-Messung Ausführliche Schlaf-Analyse |
Kompatibilität | Android 6 oder höher iOS 9.0 oder höher |
Preistipp: Galaxy Watch 4
Für Schnäppchenjäger nach wie vor spannend ist die Samsung Galaxy Watch4 aus dem Jahr 2021. Sie ist technisch weitgehend mit der Galaxy Watch5 identisch – das bezieht sich auch auf die EKG- und Blutdruck-Messfunktionen. Und dank des Betriebssystems WearOS sowie der vorbildlichen Unterstützung seitens Samsung erhält sie nach wie vor Updates. Sie ist also trotz ihres „Alters“ auch 2023 unverändert eine Empfehlung.

Die Galaxy Watch4 ist oft im Angebot und bietet einen technisch stimmigen sowie optisch sehr gelungenen Einstieg in den Bereich der Smartwatches.
Hochwertige Smartwatches mit EKG
Wenn du auf Blutdruckmessung bei einer Smartwatch verzichten kannst, aber Puls bzw. Herzfrequenz im Blick behalten möchtest, lässt sich sagen: Fast alle relevanten Uhren verfügen über entsprechende Sensoren.
Für anspruchsvolle Nutzer:innen empfehlen sich Smartwatches wie die Apple Watch Series 8, die Withings ScanWatch, die Google Pixel Watch oder die Fitbit Sense 2. Sie alle sind bekannt für ihre stimmigen EKG-Messergebnisse und die umfangreichen Statistiken.

Möchtest du nachträglich doch noch deinen Blutdruck überwachen, lohnt sich ein smartes Blutdruckmessgerät, zum Beispiel das von Qardio. Das QardioArm lässt sich mit Apple Health und Samsung Health synchronisieren, ist aber zugleich präziser als eine Smartwatch-Blutdruckmessfunktion.
Wie funktioniert die Blutdruckmessung an der Smartwatch?
Smartwatches mit Blutdruckmessung nutzen in der Regel die für die Pulsmessung gedachten Sensoren. Infrarotes und rotes Licht durchleuchten die Hautschichten – das Blut absorbiert oder reflektiert dieses Licht. Daraus lässt sich der Blutdruck ableiten, vor allem bei längerer oder kontinuierlicher Messung.
Trotzdem ist meist ein Abgleich mit einem „richtigen“ Manschetten-Messgerät nötig, da sich die Blutdruckwerte mit den Jahren ändern können. Daher musst du zum Beispiel 1x im Monat eine Galaxy Watch5 neu kalibrieren. Alternativen wie die Huawei Watch D verfügen bereits über eine Manschette im Armband, sie können daher ein typisches Handgelenk-Messgerät ersetzen.

Das größte Problem heutiger Smartwatches mit Blutdruckmessung (ohne Manschette) ist die Tatsache, dass die „gemessenen“ Werte im Grunde Berechnungen sind, die Trends abbilden, aber keine mögliche Krankheit mit Garantie erkennen. Eine Smartwatch kann allerdings gesundheitliche Veränderungen abbilden und dient somit als Hilfsmittel bei der Früherkennung von Krankheiten.
Wie funktioniert EKG an der Smartwatch?
Auch bei der Puls- bzw. EKG-Messung kommt der Lichtsensor zum Einsatz, mit dessen Hilfe eine Pulswellenanalyse am Handgelenk möglich ist.
EKG (Elektrokardiografie) heißt: Die Uhr erstellt ein Elektrokardiogramm, das die elektrische Aktivität des Herzens darstellt. Es gibt den Herzrhythmus an, meist findet eine automatisierte Auswertung in der App der Smartwatch statt. So kann eine Smartwatch unter anderem gefährliches Vorhofflimmern erkennen und dich informieren.

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie und das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung stellten bereits vor Jahren fest, dass gute Smartwatches mit EKG-Funktion eine 95-prozentige Übereinstimmung mit professionellen Messgeräten bieten.
Bei Smartwatches handelt es sich um sogenannte 1-Kanal-EKGs, die zwar nicht extrem genaue Ergebnisse liefern, aber für die meisten Menschen völlig ausreichende Informationen – gerade für Alltag, Sport und Freizeit. Andererseits sind die Uhren nicht in der Lage, Durchblutungsstörungen des Herzmuskels oder gar einen Herzinfarkt eindeutig zu erkennen. Aber wie beim Blutdruck heißt es auch hier: EKG-Messung kann bei der Früherkennung von Krankheiten unterstützen.
Fazit: Brauche ich EKG und Blutdruck an der Smartwatch?
Du solltest von einer Smartwatch mit Blutdruckmessung und EKG nicht erwarten, dass sie dir medizinisch akkurate Ergebnisse liefert. Nicht ohne Grund geben die meisten Hersteller an, dass die Messungen Orientierungswerte von Lifestyle-Produkten sind. Es sind also keine medizinischen Messgeräte, wie sie der Hausarzt besitzt oder wie sie separat in Form eines Oberarm-Blutdruckmessgeräts mit Manschette erhältlich sind. Aber sie liefern dir Orientierungshilfen und können dich warnen, wenn die Messergebnisse auffällig oder gar bedenklich sind. Und das kann schon enorm hilfreich sein.

Im Jahr 2023 setzen fast alle der wenigen erhältlichen Smartwatches mit Blutdruckmessung ein „richtiges“ Messgerät zur Kalibrierung voraus. Wer das nicht möchte, hat nur eine Option: die Huawei Watch D. Persönlich empfehle ich, den Kauf einer Smartwatch nicht allein von der Blutdruck-Erfassung abhängig zu machen, eben weil die Werte nur Anhaltspunkte sind.
Anders sieht es beim EKG aus: Auch wenn es sich „nur“ um ein 1-Kanal-EKG basierend auf (Infrarot-)Sensoren handelt, sind die Resultate erwiesenermaßen gut genug, um mit ihnen etwas anfangen zu können. EKG und Puls sollten meiner Auffassung nach bei keiner Smartwatch fehlen, Blutdruck ist aktuell eher „nice to have“ und keine Pflicht-Funktion. In Zukunft dürfte uns in diesem Bereich sicherlich noch deutlich mehr Präzision erwarten.