Mehr Mut zu physischen Tasten!

Kodak hat etwas beinahe Revolutionäres in das geplante Kamera-Smartphone Ektra eingebaut: einen Auslöseknopf für Fotos. Moment, denkt sich der fachkundige Leser. Solche Knöpfe gab es doch früher öfter mal. Warum eigentlich heute nicht mehr? Und für viele, viele weitere Funktionen in Smartphones, Tablets oder Laptops?

Mehr Mut zu physischen Tasten!

Etwas Neues lassen sich die Hersteller ja schon immer wieder einfallen. Tablets werden wasserdicht, Smartphones erhalten Fingerabdrucksensoren (die ich kritisch sehe) oder Always-on-Displays. Die neuen Apple MacBook Pro verfügen über die OLED-Leiste Touch Bar innerhalb der Tastatur. Gemunkelt wird auch in etwas fernerer Zukunft über E-Ink-Tastaturen.

Alte Knöpfe einfach wieder erfunden

Und dann wundert man sich wieder, dass einige gute alte Ideen im Laufe der Zeit aufgegeben werden. Um dann ein paar Jahre später mit viel Tamtam neu geboren zu werden. Etwa ein Auslöseknopf, um direkt aus dem Schlafmodus heraus die Kameras zu starten, ohne dass man ein Smartphone erst entsperren müsste. So umgesetzt im geplanten Kamera-Smartphone Kodak Ektra (siehe Beitragsbild).

Und man erinnert sich: Das gab es doch schonmal, etwa in einigen wenigen Android Phones, aber dafür serienmäßig in Windows Phones. Letztere haben aber mehr oder weniger ihr letztes Stündlein geschlagen (Wiedergeburt im kommenden Jahr als Surface Phone möglich). Apple und Hersteller von Android-Phones bieten zwar reichlich Foto-Schnickschnack und betonen jeder für sich, dass die Kamera eines Smartphones immer wichtiger würde und man selbstverständlich die beste davon hätte. Einen Knopf, um diese mit einem Tipp zu starten, haben aber leider die wenigsten.

Samsung Galaxy S7 Edge: Spitzenkamera, aber leider kein physischer Auslöseknopf dafür.
Samsung Galaxy S7 Edge: Spitzenkamera, aber leider kein physischer Auslöseknopf dafür.

Und wo wir gerade beim Thema sind. Gehe ich spazieren, höre ich gerne eine Spotify-Playlist. Gefällt mir ein Song und würde ich den gerne noch einmal abspielen, muss ich zunächst mein Smartphone aus der Tasche ziehen, das Gerät entsperren, die App öffnen (denn Spotify bietet in der Vorschau nur einen Vorwärts-, keinen Zurück-Button an) und dann in der App die Zurück-Taste betätigen. Ich habe das Gefühl, das ginge einfacher.

Immer erst entsperren? Was soll das?

Warum nicht gleich einen physischen Schnellstartknopf für eine beliebige Funktion in ein jedes Gerät einbauen? Das neue Blackberry DTEK60 mag nicht spektakulär sein, hat aber eine solche Taste spendiert bekommen. Oder wie wäre es damit, Skip-Tasten in die Lauter-Leiser-Tasten zu integrieren (ja, manche Smartphones haben das, aber eben längst nicht alle). Das iPhone besitzt seit jeher einen Kippschalter für den Lautlos-Modus. Knöpfe in der Form würde ich mir viel mehr wünschen.

Nur vor, nicht zurück: Hat man keine passenden Kopfhörer mit Fernbedienung, muss man hier erst das Telefon entsperren, die Spotify-App aufrufen und kann dann zurück skippen.
Nur vor, nicht zurück: Hat man keine passenden Kopfhörer mit Fernbedienung, muss man hier erst das Telefon entsperren, die Spotify-App aufrufen und kann dann zurück skippen.

Wie wäre es zum Beispiel mit drei Wahltasten auf der Rückseite, die sich frei programmieren lassen? Die erste könnte die Kamera anschalten, die zweite eine Playlist starten, die dritte den aktuellen Wetterbericht auf den Sperrbildschirm holen. Bei der Kodak Ektra dachte ich aufgrund der etwas tieferen, Kamera-artigen Bauweise: Warum nicht zusätzlich ein Einstellrad einbauen, von denen System- und Spiegelreflexkameras gleich mehrere haben?

Instagram-Bild mit einem Klick

Wenn sich Apps direkt von der Laptop-Tastatur schnellstarten lassen, dann wäre das für mich persönlich ein Gewinn. Noch besser natürlich, wenn sich diese frei programmieren ließen. Eine E-Ink-Tastatur, wie etwa Apple sie vermeintlich plant, ginge in die Richtung. Mein Fernseher besitzt eine Netflix-Taste auf der Fernbedienung. Praktisch! Man muss nur hoffen, dass der Dienst noch ein paar Jahre gefragt ist. Den Fernseher könnte man unter Umständen deutlich länger besitzen.

Die Kodak Ektra hat auf der breiten Seite eine Schlaufenhalterung. Hier hätte der Hersteller auch ein Einstellrad unterbringen können.
Die Kodak Ektra hat auf der breiten Seite eine Schlaufenhalterung. Hier hätte der Hersteller auch ein Einstellrad unterbringen können.

Ein Klick, um auf dem Tablet das aktuelle Fernsehprogramm der ARD zu streamen. Ein Knopf, der jeweils die neueste Folge der Lieblingsserie öffnet. Das Rädchen einmal weitergedreht, um die Verschlusszeit oder die Lichtempfindlichkeit der Smartphone-Kamera zu verstellen, wie auf Fujifilm-Kameras. Ein Tipp, um Twitter, Facebook oder Instagram zu öffnen. Viele Schaltungen, die sich mit Diensten wie IFTTT noch zusätzlich programmieren ließen…

Mehr Mut zu physischen Tasten! Wir gehen immer noch viel zu weite Wege mit unseren Alltagsgeräten. Es muss nicht so übertrieben-dekadent anmuten wie mit einem Amazon Dash. Aber aus den Millionen von Möglichkeiten, die uns ein Smartphone, Tablet oder PC bieten, machen wir immer noch viel zu wenig.

Bilder: Hersteller

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Ein Kommentar zu “Mehr Mut zu physischen Tasten!

  1. Smartphones unterscheiden sich immer weniger, da grundlegende Eigenschaften auf den SoC wandern und spezielle durch Software-Lösungen ersetzt werden. Da wird dann zum Beispiel die digitale Bildstabilisierung der optischen vorgezogen – ist Update-fähig und günstiger.

    Hochpreisige Geräte werden aber nach wie vor den Unterschied suchen. Früher war das dann eine Frage, ob man HSDPA hatte oder nicht. Welche LTE-Kategorie heutzutage das Smartphone beherrscht, spielt dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Wir werden wohl eine Reihe Smartphones mit hochwertigen Kameras sehen, die mit einer speziellen Optik ausgestattet sind. Ich finde aber auch deine Vorschläge gut. Mir würde zum Beispiel eine Stummschalten-Taste zwischen Lauter und Leiser gefallen.

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