Das Motorola Moto G5 Plus, das ich kürzlich an dieser Stelle getestet habe, hat es bereits gezeigt: Die Einstiegsklasse lassen die aktuellen Moto-G-Smartphones weit hinter sich. Das kann ich nach dem Test auch für den kleinen Bruder Moto G5 unterschreiben. Offiziell zwar langsamer als das G5 Plus, weniger leistungsfähig und ganz und gar nicht hübsch, aber im Test erstaunlicherweise in Teilen leicht überlegen. Gehen wir als Erstes mal die Pros und Cons durch:
Die Vorzüge des Moto G5
- Handschmeichler
- Ohne Last durchaus flott im Betrieb
- Angenehme Software-Oberfläche
- Gehäuserücken abnehmbar, Akku austauschbar
- Schnelllademodus
- Vergleichsweise leicht und handlich
- Bluetooth 4.2, A-GPS und Glonass
- Full-HD-Display
- Dual-SIM-fähig
- Moto Infos informieren auf dem Sperrbildschirm über Neuigkeiten
Die Nachteile des Moto G5
- Pardon: Hässliches Design mit sehr dominanter Einrahmung, zumindest in der goldenen Version
- Keine optimalen Empfangseigenschaften, kein WLAN ac
- Kamera nicht ganz so gut wie im G5 Plus, besonders bei schlechten Lichtverhältnissen
- Um die SIM-Karte zu wechseln, muss zunächst der Akku herausgenommen werden
- Keine Benachrichtigungs-LED
- Keine Galerie-App, Google Fotos als Standard
- Nerviges „Hello Moto“-Jingle beim Hochfahren
- Gerät schickt Daten an Motorola. Opt-out kompliziert
- Nach Betätigen der Kamera und Wechsel in den Standby-Modus schaltet sich die Kamera von selbst wieder ein.
- Mittelmäßiger Akku
- Langfristig zu wenig Speicher (16 GB, davon 10 GB frei)
- Audio-Ausgang mobbte meinen Kopfhörer
Zwei Herzen schlagen ach in meiner Brust. Die Produktdesigner bei Motorola und Lenovo mögen mir verzeihen. Aber ich finde den Goldjungen, den man mir zum Testen gegeben hat, einfach hässlich. Die sehr dominante Einrahmung wirkt fünf Jahre alt, an den Rändern ist viel Platz verschenkt. Und dann natürlich die Farbe… Aber auch die silbergraue Version, die es als Alternative gibt, wirkt auf mich kaum hübscher. Ist das nur Geschmackssache oder kann man das sogar objektiv festlegen? Auch der Fingerabdrucksensor ist meines Erachtens – wie auch im G5 Plus – an der Stelle unterhalb der Navigationsbuttons deplatziert. Lenovo weist aber darauf hin, dass sich dieser in der Moto-App zu einem intelligenten Home-Button umfunktionieren lässt. Die Steuertasten verschwinden dann und es wird kein Platz verschenkt.
Moto G5: Flink und wendig
Dann wiederum bin ich erstaunt, wie sehr mir die Benutzung des Moto G5 gefallen hat. Das Gehäuse ist eigentlich nur ein bisschen kleiner als das des G5 Plus (5,0 vs. 5,2 Zoll) und doch liegt es für meinen Geschmack perfekt in der Hand. Selbst das Browsen und Navigieren gelang mit dem Moto G5 gefühlt schneller. Ich weiß, dass kann per se nicht sein, denn das G5 Plus hat mehr RAM, mehr Speicher, den besseren Grafikchip und obendrein eine höhere Snapdragon-Version (625 vs. 430). Und doch fühlte sich die Benutzung des G5 runder und angenehmer an. Von den Verbindungsproblemen wie im G5 Plus (im Testbericht beschrieben) wurde ich im G5 trotz ähnlicher Voraussetzungen auch nicht derart heimgesucht.
Moto G5 schaltet sich von selbst wieder ein
Natürlich hat das G5 Nachteile. Der Akku hielt bei mir im Test nicht ganz so lange durch wie der des G5 Plus. Besonders ärgerlich fand ich, dass eine von Motorola angepriesene Gesten-Innovation das Smartphone zuweilen wieder anschaltet, obwohl man es gerade auf Standby geschaltet hatte. Das ist etwa bei Benutzung der Kamera der Fall. Da verstaut man das G5 nach erfolgreichem Schnappschuss wieder in der Tasche und ahnt nicht, dass der Touchscreen noch aktiv ist. Diverse Freunde hätte ich dabei beinahe aus Versehen mitten in der Nacht angerufen. Man muss sich erst durch die Einstellungen kämpfen, um das wieder auszuschalten.
Gleiches mit der Sammlung der Nutzerdaten bei der Einrichtung des Geräts. Hier zu widersprechen, ist nicht offiziell vorgesehen und mühsamer, als einfach „ja“ zu sagen. Dass Google Fotos die Standard-Galerie-App ist, hatte ich auch im Testbericht des G5 Plus schon kritisiert. Ich möchte nicht, dass der Service meine Bilder nach Gesichtern filtert und dann den US-Behörden zur Verfügung stellt.
Nur 16 GB Speicher, Kopfhörer-Anschluss mag keine Kopfhörer
Was auf jeden Fall zur Abwertung führt, ist der gering bemessene Speicher. 16 GB sind mir heute einfach zu wenig. Gut, immerhin 10 GB davon sind frei nutzbar, aber das Auslagern von Daten und Apps auf eine Speicherkarte ist immer nur der zweitbeste Weg, wie ich neulich leidvoll erfahren musste. Mit ziemlicher Sicherheit dürfte auch das System über die Zeit vor allem unter Last deutlich an Geschwindigkeit verlieren. Aber immerhin: Im Gegensatz zum G5 Plus habe ich das G5 auch mit der Installation von 30 willkürlichen Apps während meiner Testzeit nicht in die Knie zwingen können. Motorola will auch eine G5-Version mit 32 GB Festspeicher und 3 GB RAM veröffentlichen. Ich rate Interessenten tunlichst dazu, zu dieser Version zu greifen!
Leider hatte ich mit dem Kopfhörer-Anschluss im Moto G5 ähnliche Probleme wie im G5 Plus. Meinen Standard-Kopfhörer und meine zusätzlich darin g getesteten Desktop-Lautsprecher mochte das Gerät weder erkennen noch akzeptieren. Ich fand mich eines Nachmittags in einer Kölner U-Bahn wieder, wollte Musik hören, aber das Moto G5 war nur manchmal dazu zu überreden, ein paar Sekunden lang Musik über den Kopfhörer anzuspielen. Nach einem kurzen Moment schaltete das Gerät immer wieder auf den internen Lautsprecher um. Nichts zu machen.
Kamera im G5 muss sich dem G5 Plus geschlagen geben
Über die Kamera im Moto G5 wäre noch zu sprechen. Tagsüber erschienen mir die Bilder etwas pixeliger und weniger detailreich als die im G5 Plus, aber nicht so, dass es negativ auffallen würde. Bei schlechten Lichtverhältnissen schlägt sich allerdings der HDR-Modus des G5 Plus besser als der des G5. Die Frontkamera finde ich ähnlich gut bemessen. Einen Vorteil des True Color-Flash des G5 Plus, den das G5 nicht hat, konnte ich indes nicht wirklich feststellen:
Ein Vorteil der Kamera im Moto G5 ist außerdem – ich sage es mal ganz unverblümt – dass die Kamera nicht heraussteht. Anders als im Moto G5 Plus schließt die Linse mit dem Gehäuse ab. Hier weitere Beispielfotos, mit der Kamera des G5 geschossen:
Fazit
Zur Abwertung führen in meinem Testurteil des Moto G5 der gering bemessene Speicher, das wenig einladende Design und die nicht ganz idealen Empfangseigenschaften. Sie erwiesen sich in der Praxis zwar als besser als die des Moto G5 Plus, aber doch als schlechter als vergleichbare Smartphones.
Trotzdem hat Motorola es geschafft, mit dem Moto G5 ein Smartphone vorzustellen, dass man sehr gerne in die Hand nimmt, das trotz des eigentlich langsamen Prozessors flink arbeitet und das zumindest tagsüber recht anständige Fotos schießt. Der Version mit 32 GB Speicher gäbe ich gut und gerne die gleiche Punktzahl wie dem G5 Plus. Nun ist es eben ein halber Punkt weniger. Dafür ist das G5 UVP auch für unter 200 Euro zu haben.
Gesamtnote Motorola Moto G5: 5,5/10
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Was für eine schreckliche Rezension!