Die richtige MicroSD-Speicherkarte fürs Smartphone: Worauf ihr achten müsst

Um eine MicroSD-Karte als Speichererweiterung für ein Android-Smartphone zu verwenden, kommt es nicht nur auf die Schreib- und Leseraten an.

Die richtige MicroSD-Speicherkarte fürs Smartphone: Worauf ihr achten müsst
Samsung MicroSD-Speicherkarte

Dieser Beitrag stammt ursprünglich aus dem Januar 2017 und wurde von uns im Januar 2021 umfassend überarbeitet.

Nicht immer statten die Hersteller der Smartphones, die ihr kauft, sie mit üppig viel Speicher aus. Um ihr upzugraden, könnt ihr zu einer externen MicroSD-Speicherkarte greifen. Diese sollte nur schnell genug dafür sein.

Schnelle MicroSD-Karte als Speichererweiterung

Im Grunde ist es einfach. Viele Bezeichungen stehen auf einer Speicherkarte. Damit ihr sie in einem Smartphone auch dafür einsetzen könnt, um den internen Speicher darauf auszulagern, muss sie schnell genug sein. Das sollen die Aufschriften A1 oder A2 sicherstellen.

Allerdings erlauben nicht alle Smartphone-Hersteller die seit Android 6 prinzipiell mögliche Adoptable Storage, also das Auslagern des internen Speichers auf eine MicroSD-Karte, etwa für Apps. Das sind ausgerechnet einige der wichtigsten Gerätehersteller wie Samsung, Sony und Huawei. Bei diesen könnt ihr auf einer externen Speicherkarte nur systemunkritische Daten wie Bilder und Dokumente ablegen.

Sollte die Bezeichnung A1 oder A2 fehlen, sollte sich euer Blick auf die UHS-Speed- und Video-Speed-Klassen richten. UHS-Geschwindigkeits-Klasse 3 etwa bedeutet eine Schreibgeschwindigkeit von mindestens 30 MB/s, was für 4K-Videos ausreicht.

Angaben auf einer MicroSD-Speicherkarte verstehen

Auf einer modernen MicroSD-Karte bringen die Hersteller heute gleich mehrere Bezeichungen unter, die ein Mensch erst einmal verstehen muss. Wir gehen das am Beispiel einer aktuellen SanDisk-Speicherkarte einmal Schritt für Schritt mit euch durch:

MicroSD-Speicherkarte. Bild: SanDisk
MicroSD-Speicherkarte. Bild: SanDisk

Ganz oben seht ihr den Namen des Herstellers (SanDisk) und die Bezeichnung der Karte. „Extreme Pro“ etwa ist leistungsfähiger als „Extreme“.

Logisch dürfte für euch auch die Angabe der Speichergröße sein. In unserem Beispiel: 256 GB Daten. Die Speichergröße ist übrigens nicht oder kaum relevant für die Schreib- und Lesegeschwindigkeit. Direkt neben der Angabe findet ihr die Bezeichnung des Standards microSD XC. Auch das ist schnell erklärt:

microSDbis 2 GB
microSDHCHigh Capacitybis 32 GB
microSDXCExtended Capacitybis 2 TB
microSDUCUltra Capacitybis 128 TB

Vielleicht schmunzelt der eine oder die andere bei der Bezeichung „High Capacity“ für Speicherkarten ab 4 GB Größe. Denn das ist heute wirklich nicht mehr „hoch“. MicroSD-Karten gibt es allerdings schon seit 2005 und damals waren einige Gigabyte schon eine Menge.

Aber zurück zu unserem Beispiel. Auf der Speicherkarte findet ihr unten in einem U-förmigen Container die Zahl 3. Damit ist die UHS Speed Class gemeint, UHS steht für „Ultra High Speed“:

UHS-Speed-KlasseMindest-Schreibgeschwindigkeit
UHS Speed Class 110 MB/s
UHS Speed Class 330 MB/s

Von den UHS-Speed-Klassen gibt es nur zwei: U1 mit 10 MB/s und U3 mit 30 MB/s. Ein U2 gibt es nicht. Schön hierbei: Es handelt sich um garantierte Mindestgeschwindigkeiten. 30 MB/s sollen hier etwa ausreichen, um die Datenmenge eines 4K-Videos mit 30 fps aufzuzeichnen.

UHS Speed und Videospeed
UHS Speed und Videospeed

Wollt ihr eine noch schnellere Karte, um etwa 4K-Videos aufzuzeichnen, kommt die Video-Speed-Klasse ins Spiel. Die findet ihr auf unserer Beispiel-Karte rechts unter der Bezeichnung V30:

Video Speed ClassMindest-Schreibgeschwindigkeit
V66 MB/s
V1010 MB/s
V3030 MB/s
V6060 MB/s
V9090 MB/s

Vielleicht fällt euch hier schon etwas auf. Unsere Beispielkarte schafft sowohl in der UHS-Speed-Klasse wie auch in der Video-Speed-Klasse mindestens 30 MB/s. Die beiden Klassen beziehen sich auf die Schreibrate, unabhängig vom Datentyp. Hier ist beides also identisch. Während es von UHS-Speed-Klassen aber nur zwei gibt, gibt es von Video-Speed-Klassen mehr. Anfang 2021 was das Nonplusultra hier V90, also eine Mindestschreibgeschwindigkeit von 90 MB/s.

Immer genannt: Die Mindestschreibgeschwindigkeit

Die Vermutung liegt also nahe, dass unsere Beispielkarte nicht weit über 30 MB/s Schreibgeschwindigkeit schafft, sonst hätte SanDisk eine höhere V-Klasse angegeben.

Bei allem stellt ihr fest, dass immer von der Mindestschreibgeschwindigkeit die Rede ist, nie von der Lesegeschwindigkeit. Die liegt in der Regel deutlich höher, ist aber weniger der Flaschenhals als die Schreibgeschwindigkeit, die für das schnelle Ablegen gerade sehr großer Datenmengen wie für Videosequenzen wichtiger ist.

Hier markiert: App Performance Class A2 und UHS-Klasse I
Hier markiert: App Performance Class A2 und UHS-Klasse I

Unterhalb der Video Speed Class findet ihr auf unserer Beispielkarte noch ganz klein und unscheinbar eine römische I. Damit ist die UHS-Klasse gemeint. Dahinter verbirgt sich die Busgeschwindigkeit, also die maximalmögliche Geschwindigkeit, mit der Speicherkarte und Endgerät sich austauschen können. Heißt: Schreib- und Lesegeschwindigkeit der Karte können nicht höher sein als die maximale Busgeschwindigkeit. Wie schnell sie aber tatsächlich sind, geben diese Werte nicht an.

UHS-Klassemax. Busgeschwindigkeit
I104 MB/s
II312 MB/s
III624 MB/s

MicroSD-Karten mit UHS-II oder III übrigens ein klein wenig anders aus als UHS-I-Karten. Sie verfügen über zusätzliche Kontakte auf der Rückseite, die den schnelleren Datenaustausch gewährleisten sollen. Pferdefuß der Geschichte: Das jeweilige Endgerät (Smartphone oder Kamera) muss diese zusätzlichen Kontakte unterstützen, sonst fällt der Maximalbus auf UHS-I zurück. Selbst Anfang 2021, als wir dieses Update schreiben, gab es erst wenige Geräte, die diese zusätzlichen Kontakte unterstützen. Der Aufpreis für UHS-II oder III lohnt sich also vielfach nicht.

(Micro)SD-Karten mit UHS-II- oder III-Bus haben mehr Kontakte auf der Rückseite als Standard-Karten. Grafik: SD Association
(Micro)SD-Karten mit UHS-II- oder III-Bus haben mehr Kontakte auf der Rückseite als Standard-Karten. Grafik: SD Association

App-Performance-Klassen wichtig für internen Speicher

Auf unserer Beispielkarte findet ihr ferner die Aufschrift A2. Und hier wird es jetzt für die Nutzung der Speicherkarte im Smartphone interessant. Denn A1 und A2 steht für Karten, die sich besonders für die Verwendung als interner Speicher eignen sollen. Das sollen möglichst viele IOPS garantieren: Input/output operations per second.

Application Performance ClassMinimum-SchreibgeschwindigkeitMinimum IOPS bei zufälligem Lesen/Schreiben
A110 MB/s1500/500
A210 MB/s4000/2000

Mehr Zugriffe in kurzer Zeit sind hier natürlich besser. A2 bietet bereits deutlich mehr davon als A1. Und schaut ihr euch die Tabelle an, dürfte euch auch Folgendes auffallen: Die Mindestschreibgeschwindigkeit ist bei beiden App-Performance-Klassen gleich niedrig. Darauf kommt es also nur am Rande an, wenn ihr eine MicroSD-Karte als internen Speicher nutzen wollt. Die Schreibgeschwindigkeit ist aber da wichtig, wo das System Fotos und Videos auf der Karte ablegen will.

Geschwindigkeitsklassen von (Micro-)SD-Karten
Geschwindigkeitsklassen von (Micro-)SD-Karten. Grafik: SD Association

Manchmal geben die Hersteller auch Datenraten, Schreib- und Lesegeschwindigkeiten auf den Karten an. Die klingen oft sehr hoch, meinen aber fast immer nur Bis-Zu-Geschwindigkeiten. Abhängig sind die Datenraten natürlich auch vom Endgerät, in das ihr die Karte einsetzt. Die schnellere Busrate einer UHS-II-Klasse etwa bringt euch nichts, wenn das Endgerät die zusätzlichen Kontakte der Karte nicht lesen kann. Und das ist leider bei den meisten Smartphones der Fall.

Unser Rat: Schaut genau hin

Wollt ihr eine MicroSD-Speicherkarte als internen Speicher verwenden, auf den ein Smartphone auch Apps ablegen kann, dann raten wir zu einer Karte, die A2 beherrscht. Also die Application Performance Class der 2. Generation mit möglichst vielen Schreib-Lese-Zugriffen pro Sekunde.

Die Zukunft: Mit SD-Express sollen MicroSD-Karten noch schneller werden. Grafik: SD-Associtaion
Die Zukunft: Mit SD-Express sollen MicroSD-Karten noch schneller werden. Grafik: SD-Associtaion

Ist zusätzlich noch eine hohe Video Speed Class wie V30, V60 oder V90 vorhanden, könnt ihr damit sichergehen, auch hochformatige 4K-Videos und Bilder in höher Auflösung oder im RAW-Format aufzunehmen. Das kostet etwas mehr. Kauft also (wie immer) nicht zu billig. Wollt ihr einen deutlich höheren Datenbus dank UHS II oder UHS III, zahlt den Aufpreis nur, wenn ihr sicher seid, dass euer Endgerät ihn auch unterstützt.

Weiteres über Speicherkarten findet ihr in unserem Beitrag SD-Karten für Kameras und Smartphones. Und falls ihr einen schnelleren Speicher benötigt, als euch eine externe Speicherkarte bieten kann, dann hilft euch vielleicht unser Beitrag über (internen) UFS-Speicher.

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9 Kommentare zu “Die richtige MicroSD-Speicherkarte fürs Smartphone: Worauf ihr achten müsst

  1. Wo sehe ich denn, welche Schnittstelle mein Smartphone unterstützt? Die teuerste „II“-Karte bringt mir ja nichts, wenn mein Gerät nur eine I-er Schnittsrtelle zur Verfügung stellt ….

    1. Welches Gerät hast du?

      Hast leider Recht. Die meisten Hersteller schreiben nichts dazu, welchen UHS-Typ sie unterstützen. Nach meinen Recherchen sollten UHS-II-Karten aber bei den allermeisten modernen Smartphones mit der Möglichkeit zur Speichererweiterung problemlos passen. Zur Not: einfach mal ausprobieren und die Karte umtauschen, falls es nicht klappt. Wäre dann nicht schön für den Händler, aber anders kannst du es ja meist nicht herausfinden.

  2. Danke schön für deine ausführlichen „Geheim-„Infos.

    Kaufte heute eine neue Micro SD USH-I 123 GB 80 MB/son Sandisk.
    Enttäuschenderweise ist mir ähnliches passiert wie dir.

    Wenige Datenmengen von 1 GB – 6 GB brauchen 20 min zur Übetragung von PC auf Smartphone.
    Vom Gefühl geht die Datenübertragung schneller, wenn ich von PC direkt auf die Micro SD kopiere.

    Ist es erlaubt, eine formatierte, beschriebene Micro SD Karte jetzt noch umzutauschen, genauer gesagt, Geld zurück?

    1. Hallo Ultra. Das hängt davon ab, auf welchem Wege du die Karte gekauft hast. Wenn online, dann kannst du die Karte ohne Angabe von Gründen binnen 14 Werktagen zurückschicken und dir das Geld erstatten lassen. Wenn im Laden gekauft, liegt es im Ermessen des Händlers. Auch von Euronics-Markt zu Euronics-Markt sind die Bedingungen unterschiedlich. Ich würde vorschlagen: Versuch es. Wenn du dem Händler die Sachlage erklärst und die Karte direkt vor Ort gegen eine bessere mit UHS-II tauschen möchtest, sehe ich da gute Chancen.

  3. Ich habe ein ähnliches Problem.
    Wenn ich versuche die Karte zu formatieren erhalte ich die selbe Info (Zu langsam), allerdings kann ich nach der Formatierung trotzdem keine Apps auf die Karte verschieben, ich erhalte dann die Fehlermeldung „zu wenig Speicherplatz“, was ja ausgesuchter Blödsinn ist, da das Handy ja sehr wohl in der Lage ist den Speicherplatz auszulesen (und ihn mir ja auch anzeigt). Kann mir da jemand helfen?

    1. Hallo Tori,

      Gute Frage! Was ich dazu finde, kann das mehrere Ursachen haben: Falsche Formatierung, Partitionierungen innerhalb der MicroSD-Karte (und dein Smartphone will auf die falsche zugreifen), defekte Karte, falsche Speicherverwaltung (vielleicht versucht dein Telefon trotz eingesetzter Karte weiterhin auf den Systemspeicher zu schreiben) oder vielleicht auch ein sehr altes Android-Smartphone (vor Version 6.0), das das Speichern von Apps auf dem externen Speicher noch nicht unterstützt. Hast du die Karte direkt im Smartphone formatiert und mit welchem Smartphone arbeitest du?

      Gruß
      Jürgen

  4. Danke für den wirklich informativen Beitrag!
    Ich habe derzeit ein Problem im „DJI Osmo Pocket 2“ (Mini-Gimbal-Video-Kamera) bei Verwendung einer Samsung 128GB Evo Select, micro SDXC, UHS-1-Card, Class 10, U3, 4K Ultra HD. Nach ca. 30 Sekunden wird angezeigt, dass die Speicherkarte zu langsam wäre und die Aufzeichnung bricht jeweils ab. Ich würde nun eine Karte mit Video Speed Class V60 aussuchen.

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