Huawei Watch D2 im Test: So gut geht Blutdruckmessung am Handgelenk

Auf den ersten Blick könntest du die Huawei Watch D2 mit der Apple Watch verwechseln: Auf der rechten Seite findest du die markante, dreh- und drückbare Krone. Und direkt darunter ist die Funktionstaste – wie bei der Smartwatch aus Cupertino. Auch das eckige Gehäuse hat frappierende Ähnlichkeiten. Und doch ist einiges anders bei der Huawei Watch D2. Wie schon ihr Vorgänger befindet sich im Armband ein Luftkissen, das sich bei Bedarf aufpumpt. Genauso wie bei einem Handgelenks-Blutdruckmessgerät misst du direkt an der Uhr deinen Blutdruck. Sozusagen überall und jederzeit. Das ist schon ziemlich cool. Das gilt allerdings nicht für die anfängliche Einrichtung und die Ladestation.

Inhalt:

• Aufwändige Anpassung
• So funktioniert das Blutdruckmessen
• Weitere Funktionen
• Neuerungen gegenüber dem Vorgänger
• Nachteile der Huawei Watch D2
• Fazit

Aufwändige Anpassung des Armbands

Im Vergleich zu anderen Smartwatches ist die Einrichtung der Huawei Watch D2 eine ganze Ecke komplexer. Denn erst einmal musst du mit einem zum Lieferumfang gehörenden Maßband deinen Handgelenksumfang feststellen. Ist das erledigt, entscheidest du dich für eines der beiden mitgelieferten Armbänder. Das ist wichtig, denn nur so kann die Uhr präzise Blutdruck-Werte messen.

In 12 (!) Schritten erklärt dir eine Kurzanleitung, wie du das Armband tauschst – das ist wenig intuitiv und deutlich aufwändiger als bei Apple oder Samsung. Einerseits mögen die Maßnahmen dank der integrierten „Airbags“ für die Blutdruckmessung erforderlich sein, andererseits hätte es doch sicher gerade beim Wechsel der Armbänder eine leichtere Methode geben können.

Passt die Uhr erst einmal, ist diese Hürde schnell vergessen. Trotzdem bereitet die Fummelei nicht allzu viel Freude. Ähnliches gilt für die anfängliche Konfiguration. Die ist zwar unkompliziert und ähnlich simpel wie bei anderen Smartwatches, doch für das Herunterladen und Installieren des ersten Updates benötigte die D2 knapp eine Stunde.

Aufpumpen, bitte!

Wie schon bei der Huawei Watch D ist das Blutdruckmessen das Highlight der D2. Tatsächlich beeindruckend ist auch die erste Messung: Nahezu geräuschlos pumpt sich das Luftkissen auf – mit einem Druck von bis zu 250 mm/Hg. Nach rund einer Minute kannst Du das Ergebnis auf der Uhr oder in der nötigen App Huawei Health ablesen. Wichtig hierbei: Bewege dich nicht und halte dein Handgelenk vor die Brust auf Herzhöhe.

Für den Praxistest stand mir ein Noname-Blutdruckmessgerät fürs Handgelenk zur Verfügung, das sehr ähnliche Resultate lieferte wie die Huawei Watch D2. Im Vergleich zu einem immer präziseren Blutdruckmessgerät mit Oberarm-Manschette sind die Resultate dezent niedriger, aber nahezu identisch. Hier verwendete ich recht aktuelle Angaben meiner Hausärztin und meines Kardiologen.

Gut zu wissen: Die Huawei Watch D ist bezogen auf die Blutdruckmessung ein medizinisches Produkt, also auch entsprechend genau und zertifiziert. Besonders spannend ist daher die Langzeit-Blutdruck-Messung, ähnlich wie bei einer Langzeit-Messung durch ein Gerät deines Arztes. Die sogenannte ABPM-Funktion prüft auf Wunsch automatisiert zum Beispiel alle 30 Minuten den Blutdruck, um nach mindestens 18 Stunden aufschlussreiche Details zu offenbaren.

Die Huawei Watch D2 ist, wie auch ihr Vorgänger, letztlich trotzdem ein Lifestyle-Produkt. Wiederholt auffällige Messergebnisse solltest du unbedingt mit einem Experten wie deinem Hausarzt besprechen. Dem stehen im Zweifel noch genauere Messgeräte zur Verfügung. Bei meinem Test aber fühlen sich die Werte glaubwürdig und authentisch an, da sie sich wie gesagt auch mit den zur Verfügung stehenden Messergebnissen decken. Mehr kann und soll die Smartwatch nicht erledigen, sie liefern dir also keine Diagnosen oder Verhaltensweisen. Und das ist auch gut so.

Weitere Funktionen der Huawei Watch D2

Darüber hinaus ist die Huawei Watch D2 mit einer Armada an Sensoren ausgestattet, die du natürlich einsetzen darfst und sollst. Hauttemperatur, Blutsauerstoff-Sättigung, Stresslevel, Schlafverhalten (inklusive Schlaf-Apnoe-Erkennung), getätigte Schritte – es ist alles dabei, was du benötigen könntest.

Auch fehlen ausführliche Fitness-Funktionen nicht. Erstelle dir einen individuellen „Stay Fit“-Plan, lass dir einen von der KI generieren oder tracke einfach deine aktuelle Aktivität – auf Wunsch mit offline heruntergeladenen Karten oder vorhandenen GPX-Dateien. Über 80 Sport-Modi integrierte Huawei, die du in der Health-App aufrufst und konfigurierst. Sechs Aktivitäten erkennt die Uhr selbständig. Zugegeben: Das fühlt sich zu Beginn etwas überfordernd und unübersichtlich an, ist aber nach etwas Einarbeitung soweit logisch aufgebaut.

Alles in allem überzeugt die Huawei Watch D2 bezogen auf das Messen deiner Gesundheitsdaten auf voller Linie. Hier fehlt nichts. Zum Einsatz kommt übrigens der sogenannte Sensor TrueSeen 6.0, den Huawei auch in der Huawei Watch GT 5 und GT 5 Pro verbaut.

Viele Neuerungen gegenüber dem Vorgänger

Die Huawei Watch D2 legt in vielen Bereichen gegenüber der Vorgänger-Smartwatch zu. Das fängt bei dem nun größeren und mit bis zu 1500 Nits sehr hellen AMOLED-Display an: 1,82 Zoll statt vorher 1,64 Zoll. Wie die Apple Watch setzt Huawei jetzt auf eine drehbare Krone zur Navigation. Auf Dauer ist diese Bedienung angenehmer als das Hangeln durch die Menüs via Touchscreen. Aber das ist eine Frage des Geschmacks – beides ist möglich.

Die Huawei Watch D2 wirkt nicht mehr so klobig wie die D1, was sicherlich am im Verhältnis zum größeren Display schmaleren Armband und möglicherweise auch an der Krone liegt. Auf jeden Fall ist sie attraktiv, wenn auch subjektiv betrachtet recht groß und damit auffällig.

Neu sind Bluetooth 5.2 (statt Bluetooth 5.1) und ein integriertes NFC-Modul. Zweitgenanntes findet bisher keine Verwendung. Es ist unklar, ob künftig noch die Option für Bezahlmöglichkeiten folgt. Dazu ist die Huawei Watch D2 bisher nicht in der Lage, der Hersteller arbeitet eigenen Aussagen zufolge an einer Lösung.

Technische Daten der Huawei Watch D2

Abmessungen	48 × 38 × 13,3 mm
Gewicht	40 g
Display	1,82 Zoll AMOLED-Bildschirm 480 × 408 Pixel 347 ppi
Sensoren	9-Achsen-IMU-Sensor (Beschleunigungssensor, Gyroskop, Magnetometer) Optischer Herzfrequenzsensor EKG-Sensor Umgebungslichtsensor Barometersensor Temperatursensor Differenzialdrucksensor Hallsensor
Akku	Induktives Aufladen 524 mAh Laufzeit bis zu 6 Tage (bei typischer Nutzung)
Konnektivität & Funktionen	Bluetooth 5.2 NFC Lautsprecher Mikrofon IP68-Zertifizierung
Anforderungen	Android 8.0 oder höher iOS 13.0 oder höher

Neben besagter Schlaf-Apnoe-Erkennung oder SpO2-Messung (beides ebenfalls neu) gibt’s übrigens auch einen Zyklus-Kalender und ein Höhenmeter-Monitoring. Bluetooth-Anrufe sind erstmals möglich. Denn Mikrofon und Lautsprecher sind jetzt integriert.

Insgesamt lässt sich sagen: Huawei hat seine Hausaufgaben gemacht und sorgt vor allem für eines: Die Huawei Watch D2 fühlt sich noch viel mehr wie eine Smartwatch an.

Nachteile der Huawei Watch D2

Obwohl die Huawei Watch D2 einen stimmigen Eindruck hinterlässt und von Anfang an sehr wertig wirkt, gibt’s einige Aspekte, die negativ auffallen.

Schwerwiegende Probleme sind das nicht, aber gerade die Mitbewerber zeigen, wie es anders oder gar besser geht…

• Ladestation: Auch 2024 noch setzt Huawei auf einen USB-A-Anschluss. Ärgerlicher ist allerdings das seltsame Auflegen der Uhr auf die Station. Aufgrund des speziellen Armbandes kannst du Smartwatch nicht vernünftig auf einer geraden Fläche platzieren. Diese Lösung wird einer Uhr für knapp 400 Euro nicht gerecht.
• Armband: Besagtes Armband lässt sich zwar tauschen, aber Standard-Armbänder kannst du nicht verwenden. Das ist freilich dem Luftkissen für die Blutdruckmessfunktion geschuldet. Allerdings bietet Huawei keine alternativen Armbänder an, du kannst die Uhr also nicht individualisieren.
• Kaum Apps: Das verwendete Betriebssystem HarmonyOS 5.0 lässt sich prima bedienen, aber bietet kaum Apps an. Bekannte Anwendungen wie Strava, WhatsApp, Google Maps oder Spotify gibt es entweder gar nicht oder sind nur als Drittanbieter-App indirekt nutzbar. Mit der App-Vielfalt von WearOS (Google) oder watchOS (Apple) kann Huawei nicht konkurrieren.

Fazit: Überzeugende Smartwatch mit Blutdruckmessung

Bisher hat sich kaum ein Smartwatch-Hersteller an eine vollwertige Blutdruckmessung gewagt, Huawei kann man daher als Vorreiter bezeichnen. Im Vergleich zu Samsungs Galaxy-Watch-Reihe musst du die Huawei Watch D2 nicht jeden Monat neu kalibrieren, was ein deutlicher Komfortgewinn ist. Auch das Erstellen von EKGs und Intervallmessungen macht die Uhr spannend für all diejenigen, die ihre Herzfunktionen kontinuierlich überwachen wollen. Die erhalten mit der D2 nicht einfach nur ein langweiliges Messgerät, sondern eine vollwertige Smartwatch mit zahllosen Mess- und Fitness-Funktionen. Oben drauf gibt’s eine beachtliche Akkulaufzeit von drei bis sechs Tagen – abhängig davon, wie häufig du zum Beispiel deine Gesundheitsdaten kontrollierst. Mit eingeschalteter ABPM-Funktion kommt sie immerhin noch auf einen Tag.

Optisch mag sie sich vielleicht etwas zu sehr an der Apple Watch orientieren, das dürfte vermutlich die wenigsten stören. Dass es bisher keine Armbänder zum Wechseln und leider kaum Apps gibt, ist dagegen bedauerlicher. Auch passt die billig anmutende Ladestation nicht zu einem solch wertigen Produkt wie der Huawei Watch D2. Sei’s drum: Das sind im Verhältnis zu dem Gebotenen Kleinigkeiten, die du vernachlässigen kannst.

Die besten Smartwatches mit EKG & Blutdruck (2024): Für Gesundheit und Kontrolle

Legst du Wert auf eine echte Blutdruckmessung an einer Smartwatch, hast du kaum eine andere Wahl als die Huawei Watch D2. Aber auch trotz fehlender Alternativen ist die Uhr klasse und ein treuer Begleiter – auch bei Job, Sport und in der Nacht zum Tracken des Schlafs. Knackpunkt könnte höchstens der relativ hohe Preis sein. Doch er fühlt sich in Anbetracht des Gebotenen absolut fair an.

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