Die Fitbit Blaze hat mir etwas beigebracht. Mit den Daten, die die Sensoren der Smartwatch liefern, habe ich gelernt, wie mein Schlaf verläuft. An meinem Verhalten wird das wohl nur wenig ändern, dabei gibt sich die Fitbit Blaze alle Mühe. Sie ist keine Uhr, auch keine Verlängerung des Smartphones, sondern ein Wearable, das für sich steht – und das dem Träger hilft, den eigenen Körper besser zu verstehen und sportlicher zu leben. Und damit auch gesünder.
App installieren, Fitbit-Konto anlegen
Nach dem Auspacken springt die Fitbit Blaze sofort an, der Akku ist bereits etwas geladen. Es kann also sofort losgehen mit der Einrichtung. Auf dem Display wird angezeigt, fitbit.com/setup zu öffnen, doch dort erwartet mich der Hinweis, die Fitbit-App herunterzuladen. Es gibt sie für Android, iOS, Windows und macOS. Ich entscheide mich für die Koppelung mit meinem Sony Z5 Compact. Die Smartwatch will viele persönliche Dinge wissen: Alter, Geschlecht, Größe und Gewicht. Diese Angaben werden allerdings auch gebraucht, um die gemessenen Daten richtig einordnen zu können.
Ich richte noch ein Fitbit-Konto ein, das ist leider Bedingung. Dann wird das Smartphone recht einfach über einen Code gekoppelt, der von der Uhr abgelesen und auf dem Smartphone eingegeben wird. Jetzt sehe ich in der App, dass der Ladestand des Akkus doch recht niedrig ist. Ich erhalte eine E-Mail, in der ich darauf hingewiesen werde, dass ich die Fitbit Blaze laden muss und wie das geht. Ich folge der Anleitung, doch die Smartphone-App hängt sich auf. Ein Neustarten der App hilft schließlich.
Die Uhr will wissen, ob ich gut aussehen möchte
Jetzt möchte Fitbit wissen, wie ich die Blaze nutzen möchte:
- Meine Übungen und Trainings steigern
- Gesünder ernähren
- Gewicht kontrollieren
- Schlaf verbessern
- Meine täglichen Schritte und Aktivitäten steigern
- Ich weiß nicht genau, bin aber neugierig
Mehrere Antworten zu geben, ist nicht möglich, daher entscheide ich mich für den besseren Schlaf. Fitbit möchte nun wissen, warum erholsamer Schlaf für mich wichtig ist:
- Gesund sein
- Gut aussehen
- Mehr Energie haben
- Fit werden
- Keine dieser Aussagen trifft auf mich zu
Okay, verstanden. Bei diesen Fragen geht es nicht um eine wissenschaftlich Evaluierung, sondern um Motivation. Fitbit möchte mich einfach nur bei der Stange halten. Dann wird es praktisch: Ich soll ein Schlafziel festlegen und bleibe beim Defaultwert: 8 h pro Nacht. Dann soll ich zwei weitere von sechs möglichen Zielen festlegen (muss ich aber nicht). Ich entscheide mich für Schritte zählen (hätte lieber zurückgelegte Kilometer gewählt, gibt es aber nicht, Minuten gäbe es) und den täglichen Wasserkonsum. Auch hier wähle ich die Vorgaben von 8000 Schritten und 2,2 Liter Wasser pro Tag.
Probleme beim Einrichten
Auf dem Dashboard erscheint die Aufforderung, die Firmware zu aktualisieren, doch der Akkustand ist zu niedrig. Ich drücke die Trackereinheit aus dem Rahmen und setze sie in die mitgelieferte Ladeschale ein, die ich mit dem USB-Port des Laptops verbinde. Bis zu zwei Stunden soll das vollständige Laden dauern und Energie für bis zu fünf Tage liefern. Weder auf der Uhr noch in der App lässt sich ablesen, ob der Akku geladen wird bzw. wie der aktuelle Ladestand ist. Ich bin irritiert.
Meine Recherche im Netz ergibt, dass auf der Uhr eine dynamische Anzeige erscheinen soll, wenn der Akku geladen wird. Ich sehe jedoch nichts und verbinde das Ladegerät mithilfe eines Netzsteckers direkt mit der Steckdose. Irgendwann lässt sich die Systemaktualisierung durchführen. Das Akkusymbol ist jetzt orange statt rot. Doch auch in Zukunft springt es nur in sehr groben Schritte von wenig über mittel zu vollständig geladen. Eine Prozentangabe gibt es nicht. Und tatsächlich ist nach drei Tagen recht plötzlich der Saft weg, als ich dachte, noch mehr Zeit zu haben. Aber gut, darauf lässt sich einstellen.
Lange keine Uhr mehr getragen
Zurück zur Einrichtung. Das erste Mal aufgesetzt/angezogen bin ich erstaunt, dass die Fitbit Blaze gut sitzt. Das Armband ist aus einem Kunststoff, der an Gummi erinnert, es lässt sich aber auch tauschen. Die Löcher für die Breitdornschließe liegen so eng, dass die Weite passend gewählt werden kann. Die Smartwatch soll schließlich nicht ums Handgelenk schlackern wie eine nachgemachte Rolex, sondern eng anliegen, damit die Sensoren direkt auf der Haut liegen. Trotz meiner mädchenhaft dünnen Arme sitzt die Fitbit Blaze auf dem viertletzten Loch (von zwölf). Sie kann also durchaus auch von Frauen getragen werden. Erst nach einigen Tagen wünschte ich mir, das Armband wäre aus weichem Leder.
Um Energie zu sparen, ist das Display die meiste Zeit ausgeschaltet. Erst wenn ich den Arm hebe, um auf die Smartwatch zu schauen, wird der Bildschirm erleuchtet. Doch das geschieht auch, wenn ich abends im Bett liege und die Hände unter den Kopf schiebe. Genau genommen registriert der Bewegungssensor, wenn die Uhr gekippt wird. Wenn ich an einem Tisch sitze und nicht möchte, dass mein Gesprächspartner den Blick auf die Uhr mitbekommt, muss ich eine unnatürliche Bewegung machen, um das Display zu aktivieren. Das wird natürlich sofort registriert. Dann wird die Zeit auch noch auf einer viel zu kleinen Analoguhr angezeigt, die leider nicht den Bildschirm ausfüllt.
In den ersten Tagen nutze ich deshalb das Display gar nicht. Die Uhr lese ich nach wie vor vom Smartphone ab und auch die Daten, die die Fitbit Blaze sammelt. Das liegt nicht nur an der Größe des Displays, sondern auch an der seltsamen Menüführung. Unter dem Punkt Heute, den ich nach einem Wisch und einem Fingertipp erreiche, finden sich die aktuellen Daten des Tages. Um mal einen schnellen Blick darauf zu werfen, ist mir das zu mühsam. Die anderen Menüpunkte (Übung, Fitstar, Relax, Timer, Alarme und Einstellungen) nutze ich gar nicht. Ich schaue stattdessen nur auf die App, die ich genauso schnell geöffnet habe.
Ich erfülle die Erwartungen, die Fitbit Blaze nicht ganz
Mein erstes Tagesziel ist, 8.000 Schritte zu gehen. An mehreren Tagen der Woche gehe ich eine schnelle Runde durch mein Viertel und die Herrenhäuser Gärten sowie an der Leine entlang und wieder zurück. Die 6,5 Kilometer schaffe ich in etwa 60 Minuten. Nach dem Walk habe ich ein Großteil meines Tagespensums erfüllt. Angezeigt werden dennoch nur etwas 5 km. Präzise scheint die Messung nicht zu funktionieren, was aber wohl nicht der Fitbit Blaze anzukreiden ist, denn um die Standortdaten zu ermitteln, greift sie auf den GPS-Empfänger meines Smartphones zu.
Irritiert bin ich, als es zum ersten Mal am Handgelenk vibriert – und dann immer wieder mal. Eigentlich hielt ich das für ein geniales Feature der Smartwatch: dezent auf etwas hingewiesen zu werden. Doch in dem Moment kam es für mich so überraschend, dass ich mich erschreckte. Der Blick aufs Display zeigte mir, dass ich mein Tagesziel erreicht hatte. Nichts, das ich in diesem Moment wissen wollte. Genauso bei den Badges, die ich mir regelmäßig verdiente, sowie bei den Erinnerungen, wenn ich noch etwas gehen sollte.
Die Auszeichnung konnte ich auch mit anderen teilen, wollte ich aber nicht. Zuhause entdeckte ich dann noch eine E-Mail in meinem Postfach, in der mir ebenfalls gratuliert wurde. Auch hier wurde ich aufgefordert, dies mit anderen zu teilen. Das war mir einfach zuviel. Ich möchte keine Wettkämpfe führen, sondern am Ende des Tages bloß sehen, was mir selbst nicht aufgefallen ist. Dann fiel mir auf, dass ich zwar vor dem Walk eine Übung begonnen, die Aufzeichnung aber nicht gestoppt habe. Das machte aber nichts, denn die Fitbit Blaze hatte meinen „Spaziergang“ korrekt erkannt. Die Smartwatch weiß also durchaus, was sie mit den Daten anzufangen hat, die ich ihr liefere.
Fazit: Wichtiges über mich gelernt
Mein zweites Tagesziel war es, genug Wasser zu trinken, doch wieviel ich trank, musste ich selbst eingeben. Wie soll eine Smartwatch das auch wissen? Letztlich machte sie nur, was ich sonst auch selbst mache: rechnen. 0,5 l Darjeeling plus 0,25 l Minztee usw. Auch ohne App weiß ich am späten Nachmittag, wieviel ich getrunken habe und ob ich noch nachfüllen muss. Dafür muss ich nicht ständig etwas eingeben. Schon am zweiten Tag hörte ich auf, dieses Tagesziel zu verfolgen.
Interessanter war schließlich, was ich über meinen Schlaf erfahren habe. Die Aufzeichnungen bestätigten, was ich schon längst befürchtet hatte: Ich brauche lange, um einzuschlafen – aber ich schlafe auch länger als gedacht. Hier schafft es die Fitbit Blaze wieder, selbstständig zu erkennen, wann ich mich ins Bett gelegt habe, wann ich eingeschlafen und wann ich aufgewacht bin. Über einzelne Abweichungen von einer Viertelstunde mal abgesehen. So habe ich dann als erstes am Morgen auf dem Smartphone meine Schlafphasen angeschaut. Sie ließen sich auch mit den Werten anderer Männer in meinem Alter vergleichen. Die Verteilung der Schlafphasen liegt im normalen Bereich. Da hat mir die Fitbit Blaze durchaus eine Erkenntnis oder ein gutes Gefühl verschafft. Lediglich zu wenig schlafe ich noch.
Die Fitbit Blaze kann selbstverständlich viel mehr, als ich von ihr verlangt habe – vor allem wenn sie zur Dokumenation des Trainings eingesetzt wird. Ich persönlich benötige sie aber nicht, um mich täglich zu bewegen, um gesund zu essen und ausreichend zu trinken. Dennoch hat sie mir geholfen, um mehr über meinen Körper zu erfahren. Beim Schlafverhalten war es sogar die einzige Möglichkeit, ohne gleich ins Schlaflabor zu gehen. Zu meiner Überraschung habe ich letztlich nur die Sensoren der Smartwatch genutzt, nicht das Display. Für mich wäre wohl ein Fitnesstracker besser geeignet, vielleicht sogar ein reiner Sleeptracker, wobei sich das nicht so genau abgrenzen lässt.
Jetzt kommentieren!