Bezahlen mit WhatsApp? Warum nicht!

Kaum etwas ist komplizierter, als einem Freund mal eben schnell 10 Euro rüberzuschicken. Muss erst WhatsApp kommen, um dieses Problem zu lösen? Es sieht fast so aus.

Bezahlen mit WhatsApp? Warum nicht!

Mit dem Handy zu bezahlen, hat sich hierzulande immer noch nicht durchgesetzt. Vielleicht auch, weil es schlicht zu viele Möglichkeiten gibt, als dass Geschäfte und Kunden sie nutzen könnten. Ohne zu recherchieren, fallen mir auf den Schlag Lösungen von der Deutschen Post, Telekom, Apple, Samsung, PayPal und Google ein.

Noch schlimmer ist es, wenn man an die Möglichkeit denkt, einem Freund mal eben schnell 10 Euro bargeldlos zu überweisen. Sei es, weil man ihm die schon lange schuldet und gerade nur einen 50er klein hat. Sei es, weil der das Ticket für einen gemeinsamen Konzertbesuch vorgestreckt hat… Gründe gibt es genug. Möglichkeiten?

Ohne Vertrauen geht es nicht

Hier fallen mir wenige taugliche Lösungen ein. Es ist nicht so, dass es da gar nichts gäbe, nur ist die Hemmschwelle schlicht zu groß. Wer traut schon einem kleinen FinTech-Startup seine Bankdaten an? Einfacher ist es mit großen Namen in der Branche: PayPal etwa hat ein recht einfaches Bezahlsystem, bei dem man einem Freund einfach Geld überweisen kann, indem man dessen E-Mail-Adresse angibt (wenn dieser auch PayPal-Kunde ist). Leider ist diese Möglichkeit kaum bekannt und PayPal nicht der beliebteste unter den Bezahlanbietern.

Wie sähe es da mit WhatsApp aus? Unser aller mobiler Messenger könnte eine Online-Bezahlfunktion in eine kommende Version integrieren. Das haben die Code-Spezialisten von WABetaInfo herausgefunden. WhatsApp testet demnach eine Möglichkeit, Geldgeschäfte aus dem Messenger heraus zu tätigen. „Immediate Bank to Bank transfer with UPI“ heißt es in dem Code. UPI ist ein in Indien genutztes Geldtransfersystem namens Unified Payments Interface.

Was hier sehr komplex klingt, ist eigentlich recht simpel: Es geht darum, Freunden oder auch Firmen schnell Geld zu überweisen. Man verbindet das System einmalig mit seinen Bankdaten und kann dann darüber Geld empfangen und verschicken. Vor jeder Transaktion ist eine Bestätigung notwendig, damit Andere nicht beliebig Geld von eurem Konto abheben können. Sprich: Damit gehen kleine Überweisungen auf Knopfdruck.

Komplizierter, als eine E-Mail zu schreiben. Warum eigentlich?

Und etwas in der Form ist eigentlich längst überfällig. WhatsApp könnte es damit ermöglichen, dass ihr euren Kaffee im Restaurant mit dem Messenger bezahlt oder auch – und das wäre noch spannender – ihr eben etwas Geld an Freunde rüberschickt. Ohne euch jedes Mal in das Online-Banking-Tool eurer Bank einzuloggen und die IBAN und BIC-Nummer mit Betreff anzugeben. Was so aufwändig ist wie eine E-Mail zu schreiben, könnte bald WhatsApp-einfach gehen. Das wäre es doch!

Noch ist unklar, was WhatsApp eigentlich damit vorhat. Ob es mehr als ein Test ist, ob man die Funktion erst einmal nur regional anbieten könnte – darauf deutet das indische UPI-System hin. Und die Fallstricke lauern wie so oft im Vertrauen: Möchte man einem Dienst, der als Datenkrake bekannt ist, auch noch seine Bankdaten anvertrauen?

Vielleicht endet es genau da. Oder es fängt dort an. Denn wenn die ersten Freunde einen solchen Dienst erst einmal reihenweise nutzen, könnten andere ihn für sicher halten und es ebenfalls versuchen. Es ist sicher nicht egal, wer das übernimmt. Aber die Möglichkeit, kleine Geldbeträge zu überweisen, sollte im Jahr 2017 langsam einmal seinen Bürokratie-Charakter verlieren. Das muss einfacher werden. Viel, viel, viel, viel einfacher. Und wenn sich sonst kein Verfahren durchsetzt, dann zur Not eben mit WhatsApp.

Beitragsbild: Adrianna Calvo unter CC0-Lizenz

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