Beim Wandern ist es sehr praktisch, ein GPS-Gerät mit sich zu führen. Die Wege sind zwar meist gut ausgeschildert, wenn aber mal ein Schild fehlt, steht man wortwörtlich im Wald und weiß nicht weiter. Aber muss man sich für gelegentliche Wanderungen gleich ein GPS-Gerät zulegen? Ich habe den Brückentag genutzt, um 3 Tage an die Wanderwege der Saarschleife mit Smartphone und Komoot zu erkunden. Ein Erfahrungsbericht.
Warum nicht einfach mit Karten wandern?
Wir haben es versucht, mich Karten zu wandern. Aber selbst bei einer Tageswanderung ging das daneben. Wir kamen zwar schließlich ans Ziel. Wo genau wir zwischendurch herumgeirrt sind, haben wir erst bei einer späteren Wiederholung der Tour feststellen können.
Das Problem: wenn man nicht ständig in die Karte schaut, weiß man irgendwann nicht mehr, wo man sich eigentlich befindet. Und schließlich will man bei einer Wanderung ja die Natur genießen. Nicht auf die Karte starren.
Warum kein GPS-Gerät zur Navigation?
Natürlich wäre ein GPS-Gerät wie das Garmin eTrex Touch 25 TopoActive Europa Outdoor Navigationsgerät am besten geeignet. Aber das iPhone habe ich sowieso ständig dabei, und eine schmale Powerbank mit Lightning-Anschluss muss ich auch nicht extra anschaffen. Außerdem reizt es mich immer, mal wieder neue Software auszuprobieren.
Warum Komoot?
Natürlich gibt es eine Menge Apps, die Offline-Navigation für Fußgänger ermöglichen. Kollege Peter Giesecke zum Beispiel berichtet, dass er Tagestouren am Rechner vorbereitet und dann mit Maps.me navigiert. Und auch bei Google Maps kann man ja inzwischen Offline-Karten herunterladen. Das Kartenmaterial der Apps, die ich bereits ausprobiert hatte, nahm allerdings häufig eine Menge Speicherplatz auf dem iPhone ein – nicht schön, wenn man nur ein Modell mit 16 GB besitzt. Das hält sich bei Komoot in Grenzen. Da lädt man nur das Material der geplanten Tour, wenn man will.
Zudem ist Komoot weniger allgemeine Outdoor-Navigation als vielmehr Outdoor-Community. Man kann Touren anderer Komoot-Nutzer entdecken und seine Highlights teilen. Zum Glück muss man das nicht, alles lässt sich auch auf privat stellen. Aber wenn man mal auf neue Ideen kommen oder Touren in unbekanntem Gebiet planen möchte, ist Komoot sehr hilfreich.
Mehr Infos als nur Entfernung und Richtung
Wanderungen können als GPX-Dateien aus dem Internet geladen und am Rechner in Komoot importiert werden. Es gibt auch ein interaktives Höhenprofil. Dadurch sieht man ganz einfach, wo auf der Strecke es steil bergauf geht und wo man wieder etwas verschnaufen kann.
Auch der Schwierigkeitsgrad und der Untergrund werden vermerkt. Auf dem Bildschirmschuss erkennt man, wie das aussieht.
Der Test: Drei Tage Wandern mit App-Navigation
Für den Test habe ich eine Tour mit drei moderaten Runden ausgewählt. Seit einigen Jahren wandern wir 2-3 Tage mit Freunden über deutsche Wandersteige, diesmal sollte es eine Gegend sein, in der wir noch nie waren. Da wir nur mit leichtem Gepäck wandern wollten, hatten wir die Tour am Rechner rund um unsere Unterkunft geplant. Zum Glück gibt es in der Gegend am Saar-Hunsrück-Steig 111 Traumschleifen, also gut beschilderte Touren, die wieder zum Ausgangspunkt zurückführen. Die GPX-Daten ließen sich herunterladen und in Komoot importieren. Dann konnten wir sie noch nach Geschmack anpassen. Also z.B. einen Schlenker zu einem Gasthaus auf halber Strecke einbauen, oder zu einem netten Aussichtspunkt.
Die geplanten Routen sind dann im Komoot-Konto gespeichert und über den Browser oder die App abrufbar. Um Datenvolumen zu sparen, hatte ich sie bereits vor der Wanderung als Offline nutzbar markiert und auf mein iPhone 5S heruntergeladen.
Tag 1: Knapp 14 km
Schon beim Loslaufen stellten wir fest, dass man in dieser Gegend eigentlich kein zusätzliches Gerät oder Karten benötigt. Die Beschilderung ist vorbildlich. Bei früheren Wanderungen waren wir gelegentlich sehr dankbar für das Garmin GPS-Gerät, mit dem unser Freund uns wieder auf den rechten Weg zurückführte, den wir wegen mangelnder Beschilderung verlassen hatten. Aber hier konnte man getrost den Schildern folgen.
Also schaltete ich auch nach einiger Zeit die Navigationsansagen aus. Diese weisen ansonsten an Gabelungen und Kreuzungen den richtigen Weg, ohne dass man einen Blick auf das Display werfen müsste.
Tag 2: Immer auf die Richtung achten
Am zweiten Tag dann begehen wir einen Anfängerfehler. Wir laufen nicht direkt zum angegebenen Startpunkt, weil wir schon kurz davor auf die Traumschleife treffen, die wir laufen wollen. Allerdings gehen wir sie nicht in der geplanten Richtung, sondern rollen sie von hinten auf. Das hätte man bemerken können, weil die einzelnen Wegpunkte nummeriert sind. ich wunderte mich zunächst nur, dass immer die falsche Richtung angesagt wurde. Rechts statt links, links statt rechts. Nachdem das zwei- bis dreimal passiert war, fiel mir auf, dass wir nun viel zu früh auf das Rasthaus stoßen würden, was ursprünglich nach zwei Dritteln der Strecke kommen sollte. Zum Glück gab es noch ein weiteres, was dann passte.
Richtig blöd war aber, dass ich einen Haken beim Start der Navigation nicht rausgenommen habe. Bei Internetverbindung plante die App die Route nun eigenmächtig um. Aus dem circa 16 km langen Rundweg wurde so eine Strecke von ungefähr 10 km, die irgendwo im Wald endete. Erst ganz am Schluss machte Komoot wieder den Rundweg daraus. Aber da waren wir schon wieder am Start angekommen – nach gut fünf Kilometern ohne App-Führung.
Tag 3: Wenn man alles richtig macht, läuft’s
Daraus schlau geworden, entfernte ich nach dem Start der Navigation am dritten Tag das Häkchen zur automatischen Anpassung. Und natürlich gingen wir diesmal in der richtigen Richtung.
Fazit: Für Tageswanderungen reicht die App völlig aus
Der Akkustand meines iPhone 5S war nach gut 4 Stunden Bewegung von fast 100 % auf 35 %-45 % gesunken. Dazu kam noch mal eine Pause von vielleicht einer Stunde. Ist man länger unterwegs, sollte man auf jeden Fall eine vernünftige Powerbank mitnehmen. Dazu möglichst ein kurzes Lightning-Kabel oder Micro-USB-Kabel, je nach Smartphone. Für alles gerüstet ist man mit einem Kombi-Kabel für Micro-USB- und Lightning-Geräte. Und natürlich gibt es auch Powerbanks mit integriertem Kabel.
Die nächste Wanderung wird jedenfalls wieder am Rechner geplant und aufs Smartphone geladen. Wer mag, kann sich hier die Touren anschauen. Das sollte auch ohne Registrierung klappen.
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