Nintendo Switch ausprobiert: Unser Ersteindruck von der neuen Konsole

Und die Skepsis bleibt. Trotz einiger Stunden mit der neuen Nintendo Switch sind wir noch nicht vollkommen von der wechselhaften Konsole überzeugt. Wir haben die Mischung aus stationärer und mobiler Spielemaschine ausprobiert.

Nintendo Switch ausprobiert: Unser Ersteindruck von der neuen Konsole

Eines vorweg. Auch wenn ich unverändert der Auffassung bin, dass die Grundidee nicht so neu und innovativ ist, wie sie hier und da beschrieben wird, ist das Konzept von Switch schlüssig, spannend und gelungen. Gerade der nahtlose Wechsel zwischen Handheld-Entertainment mit der Tablet-Einheit (das eigentliche Herz) und der Basis-Station für Spaß am großen Fernseher scheint tadellos zu funktionieren. Wir Spieler erhalten im Grunde volle Flexibilität: Möchten wir auf Switch nur ein kleines Casual-Game am Touchscreen erleben? Vielleicht doch lieber ein „Zelda“ unterwegs? Besser gemütlich auf der Couch am riesigen HDTV? Alles kein Problem. Und dank der Joy-Con-Controller passt ihr sogar die Gamepad-Eingaben euren Bedürfnissen und Vorstellungen an. Das alles ist eine erstaunlich runde Sache, wie ich auf einer Veranstaltung in Berlin feststellen durfte.

Nintendo lud Presse, Blogger und Influencer ins Berliner Motorwerk ein – auch ich war dabei, um mir die neueste Konsole der Japaner genauer anzuschauen. Auf dem erstklassig organisierten Event fiel vor allem eines auf: Nintendo wollte den Gästen gar nicht mal nur Honig ums Maul schmieren, sondern sie einfach spielen lassen. Zahllose Anspielstationen und erklärende Mitarbeiter brachten so in angenehmer Atmosphäre die Möglichkeiten von Switch näher. Dass man unter anderem Journalisten davon überzeugen wollte, an Gewinnspielen teilzunehmen – nunja. Für so etwas bin ich wohl zu alt. Und zu kritisch. Geschenkt, denn ich war schließlich dort, um mir Games und Hardware anzugucken. Trotz sehr viel Zeit und getesteter Spiele muss ich sagen: Bei mir sprang der Funke noch nicht über.

Mario Kart 8 auf Switch. Nun. Mario Kart eben. (Foto: Sven Wernicke)
Mario Kart 8 auf Switch. Nun. Mario Kart eben. (Foto: Sven Wernicke)

Hardware hinterlässt erstaunlich guten Eindruck

Das Positive vorweg: Mir gefällt die Hardware. Nach wie vor kommuniziert Nintendo keine präzisen technischen Details, was mich stört. Dennoch wirkt das System wohl überlegt, intelligent und extrem facettenreich. Die eigentliche Konsole hinterlässt einen wertigen, sehr gut verarbeiteten Eindruck. Die Docking-Station ist offensichtlich auch nicht nur billigstes, extrem leichtes Plastik, wie ich zugegeben erst befürchtet hatte. Switch ist ein Lifestyle-Produkt, was mir als jemand im Alter von weit über 35 Jahren absolut zusagt.

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Ein Highlight sind die Joy-Con-Controller. Wirklich. Sie liegen gut in der Hand und erwecken den Eindruck, als wären es geschrumpfte Wiimotes der Wii. Handschlaufe inklusive. Doch was im Inneren verbaut ist, kann im besten Fall faszinieren. Die sogenannte HD-Vibration lässt – abhängig vom Spiel – das Gefühl entstehen, als würden sich in den Gamepads Kugeln befinden oder Spieler den Euter einer Kuh melken. Ja, klingt skurril, aber dieser Effekt, wohl durch sensible Motoren hervorgerufen, lässt eine verdammt authentische Atmosphäre entstehen. Auch anwesende Kollegen waren überaus beeindruckt von dem Feature, das sich nicht leicht beschreiben lässt. Das müsst ihr tatsächlich einmal probieren.

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Ansonsten lässt sich der Joy-Con-Controller als „gewöhnungsbedürftig“ bezeichnen – und das ist jetzt ausnahmsweise gar nicht mal negativ gemeint. Beide Einheiten sind recht klein, bem rechten ist der Analogstick etwas zu mittig platziert, im Verbund als komplettes Gamepad fehlt mir etwas der Halt. Das ist Nörgelei auf einem gehobenen Niveau. Bereits in der zweiten Spielstunde fielen mir die (trotzdem vorhandenen) Makel nicht mehr weiter auf. Im Zweifelsfall wird der Pro-Controller separat erhältlich sein, der zwar preislich recht happig (80 Euro) ausfällt, mit dem es sich allerdings hervorragend spielen lässt. Schickes Design, ergonomisch, klassisch – echt nett!

Was gibt es noch zu sagen? Das 720p-Display von Nintendo Switch ist in Anbetracht der Größe von 6,2 Zoll vollkommen zufriedenstellend, die präsentierten Spiele sind zum Teil aktuellen Smartphone- und Tablet-Spielen überlegen. Da steckt also schon ordentlich Power in der winzigen Konsole. Wie viel? Das muss sich zeigen.

Schlussendlich schwirrte durch meinen Kopf immer ein „Switch ist wie Wii NextGen“ . Das ist vielleicht gar nicht mal so unpassend: Statt Wiimote und Nunchuck gibt’s jetzt kabellos zwei getrennte Controller-Einheiten, die zusammengesetzt und auseinandergenommen werden. Mobiles Spielen ist dank Smartphones längst zu einer Alltäglichkeit geworden, bei Switch ist das sehr viel besser gelöst als noch bei der Wii U. Nintendo hat also die Ansätze weiter verfolgt und nutzt zugleich aktuelle technische Möglichkeiten.

Problemkind: Software

Wo ist jetzt nun das Problem? Das sehe ich bei der Software. Ja, „Zelda“ und „Splatoon 2“ sind zweifelsohne Blockbuster, für die etliche Early Adopters und leidenschaftliche Fans blind zu Switch greifen werden. Nur ICH weiß aktuell nicht, wieso ich die Konsole zum Launch brauche. „1-2 Switch“ wird eine überaus launige Minispiele-Sammlung für relativ wenig Geld, die hätte Nintendo aber besser der Konsole beilegen sollen. Nüchtern betrachtet ist diese Kollektion kaum mehr als eine ganz nette Spielerei für Partys und zum Zeigen, wozu die Hardware in der Lage ist. Von Langzeitspielspaß kann keine Rede sein.

Zelda ist der einzige ernsthafte Blockbuster. (Foto: Sven Wernicke)
Zelda ist der einzige ernsthafte Blockbuster. (Foto: Sven Wernicke)

Nintendo präsentierte zudem Retro-Spiele und Indie-Entwicklungen, die für mich keinesfalls Kaufgründe wären. Und auch ein „Arms“, ein etwas anstrengendes Boxspiel, wird nicht jeden kicken. Spielerisch hätte man das wohl in ähnlicher Form auch schon auf der Wii realisieren können.

Ein kleiner Geheimtipp könnte übrigens „Snipperclips“ sein, das als Geschicklichkeits- und Puzzlespiel ideal für zwei Teilnehmer ist und sehr knackig ausfällt. Enttäuscht war ich dagegen von „Super Bomberman R“, das mein potentieller, rein subjektiver Favorit war. Ich bemerkte beim Spielen eine leichte Latenz, also eine Verzögerung zwischen Eingabe und Ausgabe. Das ist bei diesem Spiel nicht optimal. Ob das auch bei der finalen Version so sein wird? Hoffentlich nicht.

Andere Titel waren unter anderem „Just Dance 2017“, „Fast RMX“ oder „Skylanders Imaginators“ – alles Spiele, die man nicht zwingend sofort bzw. im März erwerben muss. Zumal wir bei diesen nicht über Exklusiv-Entwicklungen reden. Sowieso ist das bisherige Lineup für die kommenden Monate ist nicht gerade überaus imposant, doch zweifelsohne eine Frage des Geschmacks. Sind für euch genügend vielversprechende Titel dabei, seht ihr das  gar nicht als Problem an.

Interessante Strategie

Vielleicht ist es gar nicht so tragisch, dass so wenige Spiele zum Launch angeboten werden. Allen Anschein nach verfolgt Nintendo auch eine clevere Strategie. Der Verkaufsstart am 3.3.2017 wurde bewusst nach dem Weihnachtsgeschäft gewählt, um so Lieferengpässe zu umgehen und sich langsam auf Weihnachten 2017 vorzubereiten. Bis dahin wird das Games-Portfolio deutlich angestiegen sein, Nintendo kann genügend Konsolen produzieren und wahrscheinlich verlockende Bundles in den Handel bringen. Sicher auch welche, bei denen ihr Geld sparen können.

Sieht klobig aus, aber klappt nach etwas Eingewöhnung gut. (Foto: Sven Wernicke)
Sieht klobig aus, aber klappt nach etwas Eingewöhnung gut. (Foto: Sven Wernicke)

Nach über vier Stunden mit Switch bin ich nicht mehr ganz so misstraurisch, denn ich glaube langsam, dass die Konsole ein Erfolg werden könnte. Der Aspekt, dass ihr theoretisch auch im Park oder im Zug sowie vielleicht in der Schul- und Mittagspause spielen dürft, ist schon amüsant. Alleine oder mit Freunden immer und überall – ein zeitgemäßer Gedanke, keine Frage. Bei „1-2 Switch“ sind sogar Herausforderungen dabei, bei denen der Bildschirm nur Mittel zum Zweck ist. Ungewöhnlich, aber eben auch potentiell eine grandiose Sache. Für Familien zum Beispiel. Eine Nintendo-Mitarbeiterin sprach im Fall von „1-2 Switch“ sogar von einer modernen Alternative zur klassischen Brettspiele-Sammlung. Irgendwie treffend.

So sehr mich aktuelle Hardware zum Spielen reizt, aus Sicht eines normalsterblichen Spielers und Konsumenten beschleicht mich das Gefühl, als bräuchte ich Switch noch nicht zum Verkaufsstart. Wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege, rechnet man bei Nintendo sogar damit. Nicht ohne Grund geht man nicht einmal von Lieferengpässen aus. Da mich aber das System insgesamt zunehmend überzeugt, kann ich einen Kauf später dieses Jahr nicht mehr ausschließen. Ich hoffe nur, dass Nintendo mehr auf die Kunden achtet: Ich möchte bereits erworbene Virtual-Console-Spiele von Wii und Wii U kostenlos mit auf Switch übernehmen. Das ist wohl aktuell nicht geplant. Genauso könnte die Konsole soooo perfekt für Apps wie Netflix, Spotify und Co. geeignet sein und damit sogar Streaming-Playern Paroli bieten.

Am Schluss bleibt mir nur zu sagen: Go, Go, Go Nintendo! Macht was daraus und überzeugt( nicht nur) mich komplett! Es fehlt nicht mehr viel.

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