Game & Watch – Zelda im Test: Retro für Hardcore-Fans

35 Jahre „The Legend of Zelda“ feiert Nintendo mit einer Retro-Konsole. Die ist liebevoll bestückt. Switch-Besitzer brauchen sie aber nicht.

Game & Watch – Zelda im Test: Retro für Hardcore-Fans

Vergangenes Jahr überraschte Nintendo seine Fans mit einer liebevollen Hommage an die Game-&-Watch-Telespiele und den zeitlosen NES-Klassiker »Super Mario Bros.«. Die tragbare Retrokonsole mit zwei Famicom/NES-Games, einem Minispiel und einer Uhr im kultigen Handheld-Format bekommt nun eine Neuauflage: Game & Watch mit The Legend of Zelda.

Lieferumfang und Ersteindruck

Der Inhalt der schnieke gestalteten Verpackung fällt spärlich aus. Neben der Mini-Konsole findet ihr im Karton noch eine Kurzreferenz, eine Anleitung, ein USB-C-Ladekabel und eine Pappe, die ihr mit wenigen Handgriffen zum Ständer umbauen könnt. Switch-Nutzer freuen sich außerdem über 300 Goldpunkte, die sie im Nintendo eShop für Software und DLCs einlösen können.

Unter Wert produziert ist der Ständer für die Mini-Konsole. Nintendo nutzt kurzerhand das Papp-Innenleben in Hochglanz. (Foto: Nintendo)

Design und Verarbeitung sind wie gewohnt erstklassig. Das Kunststoffgehäuse ist kaum größer als eine Checkkarte, eine goldfarbene Metallplatte veredelt die Vorderseite, auf der sich neben Steuerkreuz, zwei Aktionsknöpfen noch Start, Select und drei Buttons für die Menünavigation befinden. Alle Bedienelemente haben klare Druckpunkte, mir persönlich sind A und B als zentrale Aktionsknöpfe aber etwas zu klein geraten.

Die Rückseite hat ein nettes Gimmick. Hier leuchtet das Triforce, das legendäre Göttinnen-Artefakt der Spielreihe.

Rechterseits sitzen der On/Off-Knopf und die USB-Ladebuchse, linkerseits hat Nintendo den Mono-Lautsprecher untergebracht. Stereoklang gibt es nicht und auch keine Möglichkeit, Kopfhörer anzuschließen. Regler für Lautstärke und Helligkeit sind im schmalen On-Display-Menü untergebracht. Der eingebaute Akku hält viele Spielstunden durch und im Standby sogar einige Monate.

Display mit Skalierungsproblemen

In der Mitte sitzt das hintergrundbeleuchtete LC-Display mit 2,4 Zoll Diagonale. Seine Auflösung beträgt 320 mal 240 Pixel im 4:3-Format. Damit ist das Retro-Handheld hochauflösender als das Famicom bzw. NES (256 x 224 Pixel, 8:7-Seitenverhältnis) oder der Gameboy (160 mal 144 Pixel, 10:9-Seitenverhältnis).

Beide Game-&-Watch-Modelle unterscheiden sich in Details.

Durch die höhere Bildpunktezahl und das jeweils andere Seitenverhältnis ist die Konsole gezwungen, die Inhalte fürs Display hochzurechnen und zu strecken. Der visuelle Gesamteindruck ist gut, dennoch erzeugen die NES-Titel im horizontalen Scrolling unschöne Artefakte. Das GameBoy-Spiel hingegen könnt ihr via Menü auf das korrekte Seitenverhältnis trimmen.

4 Spiele – nur ein Highlight

Nintendo bestückt die Winzkonsole mit vier Titeln und zwei Uhren. »Vermin« – ein Game-&-Watch-Original – fällt unter ferner liefen und ist keine weitere Erwähnung wert. Mit »The Legend of Zelda« und »Link’s Adventure« sind die beiden Erstlinge der Reihe dabei.

Das Debüt zeigt auch 35 Jahre später, was die Grundzutaten eines soliden Abenteuerspiels sind. Auf diesen bauen die meisten anderen Zelda-Titel und Genrevertreter anderer Hersteller auf. Der direkte Nachfolger »Link’s Adventure« brach mit der Formel und gehört bis heute zu den kontroversesten Serienteilen. Das liegt nicht zuletzt am frustrierend hohen Schwierigkeitsgrad und dem wilden Mix aus Top-Down- und Seitenansicht.

Das ist vielleicht auch der größte Unterschied zwischen beiden Game-&-Watch-Retrokonsolen. »Super Mario Bros.« ist abseits der 8-Bit-Grafiken in Sachen Gameplay eine Messlatte, während die Zelda-Urahnen ungeschliffen und vollkommen aus der Zeit gefallen wirken. Aber es gibt ja noch eine Dreingabe…

Das Highlight: Link’s Awakening!

Das letzte Spiel im Bunde ist »The Legend of Zelda: Link’s Awakening«, erschienen 1993 für den Gameboy. Zunächst: Es gibt eine erweiterte Fassung für den Gameboy Color aus dem Jahr 1998, die Nintendo aber leider nicht installierte. Stattdessen also die Ursprungsfassung, die vollständig deutsch lokalisiert vorliegt und von allen Vollversionen noch das meiste Flair versprüht.

Links Reise auf Cocolint gehört noch immer zu den besten Spielen überhaupt.

Die nett erzählte Geschichte und das durchdachte Spieldesign treffen auf charmante Grafiken und eingängige Melodien. Dieses wohlig-warme Retrogefühl, dass frühere Videospiele einfach mehr Seele besaßen, bestätigt dieses spielerische Kleinod mit jedem Bit und jedem Byte.

Der Vollständigkeit halber: Eine Uhr im Zelda- und ein Timer im Zelda-II-Design sind noch als Extras dabei. Und ihr könnt ohne Nachteile zwischen den Spielen wechseln, da der Game & Watch den aktuellen Spielstand frisch hält.

[SPOILER] Die 7 Easter Eggs

Wie beim Vorgänger, kommen Fans beim Game & Watch – The Legend of Zelda in den Genuss von insgesamt 7 Easter Eggs, die wir euch natürlich nicht vorenthalten wollen.

  • Alle Zelda-Spiele: Drückt während des Spiels die Tasten Start+Select+A+B gleichzeitig und ihr kommt in ein Speichermenü.
  • The Legend of Zelda: Wählt im Auswahlbildschirm euren Spielstand an und haltet 5 Sekunden lang die A-Taste gedrückt. Dann startet ihr das Spiel mit 16 vollen Herzen, was den Erkundungstrip wesentlich entspannter gestaltet.
  • Zelda II: Link’s Adventure: Befindet ihr euch im Auswahlbildschirm, markiert ihr euren Spielstand und haltet den A-Knopf 5 Sekunden gedrückt. Ihr startet das Spiel mit 8 Leben, voller Herz- und Mana-Anzeige.
  • Link’s Awakening: Selbes Prozedere, das aber nur bei neuen Spielständen funktioniert. Haltet den A-Button bei der Spielstandauswahl gedrückt, bis während des Spiels die Zelda-Melodie ertönt. Verlasst dann die Hütte und schon habt ihr eine volle Herz-Leiste.
  • Zelda-Uhr: Drückt ihr hier für 5 Sekunden die Taste A, spielt die Uhr den Zelda-Soundtrack und die passenden Sounds ab, während Link auf dem Bildschirm die Monster bekämpft. Drückt ihr A+B gleichzeitig, blinken manche Untergründe auf.
  • Zelda-II-Timer: Haltet den A-Knopf für 5 Sekunden gedrückt und ihr startet ein Minispiel, in welchem ihr eine fixe Anzahl an Gegnern in kurzer Zeit besiegen müsst.
  • Vermin: Wählt Game A oder Game B an und haltet den A-Button für 5 Sekunden gedrückt. Dann startet das Game-&-Watch-Spiel im Hardcore-Modus.

Fazit: Ein Game & Watch für Hardcore-Fans

Trotz aller Nostalgie: Die Games haben ordentlich Patina angesetzt und insbesondere die ersten Zelda-Spiele für Famicom/NES sind Neueinsteigern nicht mehr als Klassiker vermittelbar. Für »Link’s Awakening« gilt das nicht. Es deklassiert aber – oh Paradoxon – als Paradebeispiel eines Action-Adventures die 8-Bit-Originaltitel um Längen.

Ein Pflichtkauf ist das Game & Watch daher nicht, wollt ihr nur mal in die Ursprünge reinschnuppern. Denn alle genannten Titel könnt ihr auf dem betagten 3DS für wenige Euro kaufen. Auf der Switch, Switch Lite oder Nintendo Switch OLED gibt es »The Legend of Zelda«, »Link’s Adventure« und den SNES-Kracher »A Link to the Past« gratis, sofern ihr eine Nintendo-Online-Mitgliedschaft abgeschlossen habt. Und »Link’s Awakening« gibt es als charmantes Switch-Remake, eigens für die Hybridkonsole neu entwickelt.

Hardcore-Fans der Reihe schrecken die Kritikpunkte nicht. Sie können sich auf einen gut verarbeiteten, ausdauernden Handheld freuen, der sich nicht nur in den Händen, sondern auch in der Vitrine gut macht und das ist, was sie erwarteten: Eine Zeitreise durch die Geschichte einer legendären Videospielreihe.

Das Game & Watch – The Legend of Zelda ist bereits erschienen und bei Euronics für knapp 60 Euro erhältlich.

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Ein Kommentar zu “Game & Watch – Zelda im Test: Retro für Hardcore-Fans

  1. Ein sehr interessanter Beitrag und vielen Dank für die Klasse Tipps!
    Ich werde wohl meinen „A“ Button mal etwas länger drücken!

    Und ein Nostalgie Trip ist Links Awakening immer wieder für mich. Auch wenn mich das Game sehr oft frustriert hat in meiner Kindheit.
    Danke für die tolle Arbeit

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