Bridgekameras und Superzoomkameras: Es muss nicht immer Spiegelreflex sein

Bridgekameras sind eine interessante Alternative für Urlaubsfotografen. Sie bieten lichtstarke Objektive, einen enormen Zoom und meist die Möglichkeit, manuell zu belichten. Einen gravierenden Nachteil gegenüber Spiegelreflexkameras haben sie aber.

Bridgekameras und Superzoomkameras: Es muss nicht immer Spiegelreflex sein

Canon hat in die Superzoomkamera PowerShot SX60 HS einen 65-fachen Zoom eingebaut. Das kommt einem Fernglas gleich, und wer sich damit im Stadion hoch oben auf die Südtribüne stellt, kann immer noch erkennen, ob der Schiedsrichter gelbe oder rote Ringel am Socken trägt. Und wem das immer noch nicht reicht, der kann das Motiv mit „ZoomPlus“ auf das 130-fache vergrößern. Laut Canon immer noch in hoher Qualität. Willkommen in der Welt der Superzoomkameras!

Bridgekameras: Die mit dem Superzoom

Das Beispiel der Canon PowerShot ist sicher ein Extremwert, aber klassisch für diese Kameraklasse ist ein starker Zoom mit 20-, 30- oder eben auch 60-facher Vergrößerung. Aber natürlich ist das nicht die einzige Eigenschaft dieser Kameras, die auch Bridgekameras genannt werden.

Den Namen Bridgekamera tragen sie deswegen, weil sie die Brücke zwischen kompakten Einsteiger- und sperrigen Spiegelreflexkameras bilden sollen. Wer mehr Qualität möchte als mit einer kleinen Urlaubsknippse, aber kein großes Sammelsurium an Objektiven mit sich herumschleppen, der könnte geneigt sein, zu einer Bridgekamera zu greifen. Diese werden zwar zu den Kompaktkameras gezählt; wirklich kompakt sind sie aber letztlich nur im Vergleich zu den noch größeren Spiegelreflexkameras, denen sie auch ein wenig ähnlich sind.

Von oben einer Spiegelreflexkamera nicht unähnlich: Bridgekamera Canon PowerShot SX60 HS. Bild: Canon
Von oben einer Spiegelreflexkamera nicht unähnlich: Bridgekamera Canon PowerShot SX60 HS. Bild: Canon

Anders als in einer Spiegelreflexkamera aber ist in eine Bridgekamera ein Superzoom-Objektiv fest eingebaut. Es deckt meistens zahlreiche Brennweiten ab, vom Weitwinkel bis hin zu einem starken Tele. Trotzdem sind diese Objektive nicht selten überraschend lichtstark. Die Panasonic Lumix FZ72 etwa schafft in der kleinsten Brennweite eine Blendenzahl von f/2.8. Mehr Licht als viele Vario-Objektive von Spiegelreflex- oder Systemkameras erzielen.

Vorteile über Vorteile

Trotzdem sind Bridgekameras oft vergleichsweise leicht. Preiswertere Modelle werden meist in ein Plastikgehäuse gesteckt. Müßig natürlich zu erwähnen, dass sie – je nach Preislage – auch modern ausgestattet sind. Über eine Videofunktion (immer häufiger auch in 4K) und einen elektronischen Sucher verfügen ohnehin alle, zahlreiche Motivprogramme stehen zur Auswahl. Nicht wenige Superzoomkameras haben einen schnellen Autofokus, manuelle Einstellungsmöglichkeiten, viele ermöglichen die unverfälschte Aufnahme im RAW-Format, lassen sich ins WLAN einbinden oder können HDR-Fotos aufnehmen.

Beispielbild aus einer Panasonic DMC FZ72. Man kommt nah an so manches Wildtier heran. Dafür wirken die Farben ein wenig verwaschen. Bild: Panasonic
Beispielbild aus einer Panasonic DMC FZ72. Man kommt nah an so manches Wildtier heran. Dafür wirken die Farben ein wenig verwaschen. Bild: Panasonic

Bridgekameras sind damit eigentlich die idealen Begleiter für Menschen, die es praktisch mögen und die trotzdem mehr Qualität wollen als mit einfachen Urlaubs-Kompaktkameras. Sie können 200 Euro kosten, aber auch weit über 1.000 Euro, ganz nach euren Qualitätsansprüchen.

Leider nur sehr kleine Sensoren

Doch ihr ahnt es schon: Es muss noch ein „Aber“ kommen. Wären Bridgekameras wirklich nur toll, dann würde sie ja auch jeder Profil verwenden. Und genau hier zeigt sich das Problem: Fast alle dieser Superzoomkameras verwenden enttäuschend kleine Sensoren. Ich habe an dieser Stelle kürzlich von Bildsensoren in Kameras erzählt. Die Größe ist entscheidend. Kleine Sensoren bieten schlicht weniger Raum, um Details abzubilden, Bildrauschen ist die Folge. Größere 4/3-, APS-C- oder Vollformatsensoren bieten deswegen eine viel bessere Bildqualität als kleinere Sensoren.

Ein Vollformatsensor aus Profikameras etwa bietet achtmal so viel Fläche wie ein 1-Zoll-Sensor, der in teureren Bridgekameras zum Einsatz kommt. Herausragend ist aber auch das schon eigentlich nicht. Die meisten Systemkameras und Spiegelreflexkameras setzen mit 4/3- oder APS-C-Sensoren deutlich größere Sensoren ein. Preisgünstigere Kameras wie die Lumix FZ72 setzen gar nur auf einen 1/2,3“- oder 1/2,7“-Sensor. Das ist kaum größer als die winzig kleinen Sensoren, die in Smartphones eingebaut sind.

Bildsensoren: Je größer, desto besser. System- und Spiegelreflexkameras verwenden Sensoren von 1 Zoll, meist aber darüber. Bei Bridgekameras ist 1 Zoll derzeit schon das äußerste.
Bildsensoren: Je größer, desto besser. System- und Spiegelreflexkameras verwenden Sensoren von 1 Zoll, meist aber darüber. Bei Bridgekameras ist 1 Zoll derzeit schon das äußerste.

Die kleineren Sensoren bieten wiederum einen Vorteil, der sich bei genauerer Betrachtung aber als Nachteil herausstellt: Sie haben einen viel größeren Schärfebereich – im Bild wird nahezu alles scharf. Genau das aber wird dem Betrachter sehr schnell langweilig. Besonders schöne Fotos zeichnen sich meist durch gezielt eingesetzte Schärfen und Unschärfen aus. Fotografen können Details besonders herausstellen, indem sie nur das Motiv scharf stellen, wobei alles Überflüssige unscharf wird. Das ist mit dem meisten Superzoomkameras kaum möglich. Und selbst die teuersten Vertreter dieser Klasse, wie die fast 2.000 Euro teure Sony RX10 III verwenden nur einen 1,0-Zoll-Sensor.

Spiegelreflexkameras sind nicht unbedingt teurer

Ambitionierte Hobbyfotografen und Profis greifen deswegen weiterhin zu Edelkompakten, zu Spiegelreflex- oder Systemkameras. Denn diese müssen – zumindest mit einem Standardobjektiv ausgestattet – nicht einmal teurer sein. Und doch haben auch Superzoomkameras für viele Fotografen Vorteile. Um die gleichen Vergrößerungswinkel zu erreichen, müsste man bei Spiegelreflex- oder Systemkameras schon ein sehr schweres, großes (und teures!) Teleobjektiv mitschleppen. Es bleibt also Abwägungssache.

Obwohl sie sich optisch kaum von Spiegelreflexkameras oder Systemkameras unterscheiden, werden Bridgekameras (Superzoomkameras) in die Klasse der Komptaktkameras eingeordnet. Für Laien ist das manchmal etwas verwirrend. Der größte, auffällige Unterschied zwischen diesen Kameraklassen: Bei System- und Spiegelreflexkameras lassen sich Objektive austauschen, bei einer Bridgekamera nicht. Achtet auf die Unterschiede und lasst euch von eurem Euronics-Fachhändler beraten!

Beitragsbild: Sony

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