Wer im Urlaub schöne Fotos machen will, braucht nicht zwingend eine Profikamera. Der Markt, der hier oft unüberschaubar wirkt, lässt sich zum Glück aufschlüsseln. Wir helfen euch dabei.
Wer kennt sich schon mit Kameras aus! Es gibt etliche Modelle in allen Größen, Formen und Farben, Modelle für Profis und blutige Einsteiger und jedes Jahr kommen ein paar Dutzend dazu. Und eigentlich will man doch nur im Urlaub ein paar schöne Fotos schießen. Die gute Nachricht: Das ganze lässt sich aufschlüsseln und die Suche sich vereinfachen, wenn man ein paar Tipps beherzigt.
Wohin geht’s?
Zunächst die Frage, um was für einen Urlaub es eigentlich geht. Soll es ein Sport- und Actionurlaub werden, ihr im Paraglider oder Mountainbike durch die Gegend ziehen, ist die Lösung schnell gefunden: Eine Actioncam dürfte was für euch sein. Geht es auf Safari, solltet ihr euch eine Spiegereflex mit einem großen Teleobjektiv mitnehmen. Schaut ihr euch vornehmlich Landschaften oder Städte an und wollt ihr eure Erlebnisse später den Lieben zuhause zeigen, dann solltet ihr weiterlesen.
Vier Kameratypen, alle mit Vor- und Nachteilen
Profis würden mir jetzt auf die Finger klopfen. Natürlich gibt es mehr als vier Kameratypen. Für den Halbprofi- oder Amateurbereich allerdings gibt es diese vier Hauptklassen, die sich unterscheiden lassen in:
Spiegelreflexkamera
In einer Spiegelreflexkamera arbeitet ein schwenkbarer Spiegel, der das Bild zunächst über den optischen Sucher anzeigt und bei der Aufnahme hochklappt. Vorteile: Ein optischer Sucher verbraucht keinen Strom, dadurch meist lange Akku-Ausdauer, Profi-Objektive verleihen einem Bild Tiefe, können ausgetauscht werden, Preise liegen nicht selten unterhalb einer Systemkamera. Nachteile: Ein eher sperriges Gehäuse. Eine Spiegelreflexkamera mitsamt Objektiv ist nicht gerade klein, dafür aber schwer.
Lest dazu auch unseren Kaufratgeber für Spiegelreflexkameras!
Systemkamera
Eine Systemkamera erinnert optisch und funktionell an eine Spiegelreflexkamera, verzichtet aber auf den Schwenkspiegel. Dadurch ist eine kompaktere Bauweise möglich. Ein optischer Sucher fehlt dafür, der Betrachter sieht das Motiv über das Display oder einen elektronischen Sucher. Vorteile: kompaktere Bauweise, weniger Gewicht, schnellere Bildfolgen möglich, Objektive erzeugen Tiefe und lassen sich austauschen. Nachteile: Akkulaufzeit meist deutlich geringer als bei einer Spiegelreflexkamera.
Lest dazu auch unseren Kaufratgeber für Systemkameras!
Edelkompaktkamera/Bridgekamera
So genannten Edelkompakte, Bridgekameras oder Superzoom-Kameras werden meist unter der Klasse der Kompaktkameras geführt, dabei ist der Begriff nicht ganz korrekt. Denn optisch und technisch sind die Geräte kaum von einer Systemkamera zu unterscheiden, also keineswegs kompakter. Größter Unterschied: die Objektive lassen sich nicht austauschen, dafür ist ein Zoom-Objektiv fest verbaut, das sowohl Normal-, Weitwinkel als auch Telefunktion abdeckt. Die Objektive sind nicht selten lichtstark, die Geräte an sich leicht, dafür geizen die Hersteller oft bei der Größe des Sensors.
Kompaktkamera
Kompaktkameras sind auch als „Urlaubsknipsen“ bekannt, die so flach sind, dass sie problemlos in eine Hosentasche passen. Das integrierte Zoombojektiv fährt beim Einschalten teleskopartig aus. Die Geräte haben meist deutlich kleinere Sensoren verbaut und im Vergleich zu oben genannten Typen eine eingeschränkte Funktionalität. Dafür sind sie kompakt, preiswert und bieten gegenüber Smartphone-Kameras den Vorteil eines optischen Zooms.
Wenn ihr hauptsächlich einen Strandurlaub macht und höchstens mal für einen Tagesausflug in den nächsten größeren Ort fahrt, dann ist das euer idealer Kameratyp!
Und welche davon ist jetzt die beste Urlaubskamera?
Es bleibt sicher dabei: Kompaktkameras (einfache wie Edelkompakte) sind ideal für Schnappschüsse und bieten alles unter einem Dach. Schnell einsatzbereit, von Weitwinkel bis Tele alles in einem integrierten, nicht selten lichtstarken Objektiv. Allerdings sind in Kompakten meist nur sehr kleine Sensoren eingebaut. Selbst 1- oder 1,5-Zoll-Sensoren, mit denen Hersteller etwas teurerer Modelle manchmal werben, sind schmächtig im Vergleich zu den APS-C-Sensoren, die die meisten System- und Spiegelreflexkameras verwenden. In der Folge zahlt man den einfachen Bedienkomfort der Kompaktkameras mit dem Preis einer schlechteren Bildqualität.
Wer schöne Bilder im Alltag und im Urlaub will, wer sich mit dem Automatikmodus alleine nicht begnügt, der wird an einer Spiegelreflex- oder Systemkamera langfristig am meisten Freude haben.
Wie finde ich die perfekte Urlaubskamera?
Im Euronics-Shop findet ihr beide Klassen: Kompaktkameras in einer und Spiegelreflex- und Systemkameras in einer weiteren Kategorie. Welchem Typ man seine Gunst schenkt, ist Ermessenssache. Wichtig ist, sich beim Vergleichen mit ein paar Details auszukennen.
Worauf muss ich bei der Auswahl der Urlaubskamera achten?
Habt ihr euch für einen Kameratypen entschieden, ist das schon einmal die halbe Miete. Nun solltet ihr auf die Details achten. Wichtig sind folgende Dinge, die ihr vor dem Kauf in Erfahrung bringen solltet:
- Gibt es nur Automatikprogramme oder kann ich auf Wunsch manuell belichten? Das heißt: Lassen sich Blende, Verschlusszeit und Lichtempfindlichkeit wählen, idealerweise über ein praktisches Einstellungsrad? Diese drei Größen sind wichtig für die korrekte Belichtung und die Variation von Schärfe und Schärfentiefe. Einfache Kompaktkameras stellen fast alles scharf, was Bilder langweilig aussehen lässt.
- Wie lichtstark ist das mitgelieferte Objektiv? Wichtig ist zum einen die Blendenzahl, die der Hersteller angeben muss. Hier gilt: weniger ist mehr. Eine Maximalblende von 1:5.6 ist nicht so toll, Werte von 1:4, 1:3.2 oder gar noch weniger sind deutlich lichtstärker. Es kann durchaus Sinn machen, Kameragehäuse und Objektiv separat zu kaufen, denn Standardobjektive sind nicht immer die besten.
- Bei einer Bridgekamera kommt es auch auf die Brennweite an. Schön sind Objektive, die vom Ultraweitwinkel (18mm und noch darunter) bis zum weitestdenkbaren Zoom (400mm oder 600mm) alles abdecken und dabei trotzdem mit Blendenwerten unter 3.2 arbeiten.
- Welche Sensorgröße ist verbaut? Hier gilt die Faustregel: Je größer der Sensor, desto besser, da mehr Licht und mehr Details auf den Sensor treffen. Ein APS-C-Sensor liegt eine Stufe unter einem Kleinbildformat und bietet meist gute Fotos zu einem vernünftigen Preis. Eine Stufe darunter liegen 1,5-Zoll-Sensoren und die in Systemkameras manchmal noch verwendeten Micro-Four-Thirds (4/3-Zoll-Sensor). Kompaktkameras setzen meist nur Sensoren mit 1 oder noch weniger Zoll ein.
- Hat das Objektiv einen optischen Bildstabilisator (OIS), der sich auf Wunsch auch ausschalten lässt? Wenn ja: gerne mitnehmen!
- Wie reaktionsschnell ist die Kamera? Wichtig, wenn euch kein Schnappschuss entgehen soll. Manchmal geben die Hersteller Werte für Einschaltbereitschaft, Auslöseverzögerung und Autofokus an. Alle drei sollten deutlich unter 1 Sekunde liegen, der Autofokus sogar besser bei 0,1 Sekunden. Auch, wie viele Bilder pro Sekunde in Serie geschossen werden können, ist indirekt ein Indikator für die Geschwindigkeit.
- Lässt sich der ISO-Wert anpassen? Dahinter verbirgt sich die Lichtempfindlichkeit. Die Hersteller auch preiswerter Fabrikate werben nicht selten mit Werten von ISO 6.400, 12.800 oder noch mehr, wodurch sich (mit dem Nachteil höheren Bildrauschens) auch im Dunkeln helle Bilder schießen lassen. Ebenso wichtig ist allerdings auch ein niedriger Mindest-ISO-Wert. Der kommt dann ins Spiel, wenn ihr am Strand oder in anderen hellen Umgebungen keine Überbelichtung wollt. Manche Kameratypen fangen erst bei ISO 200 an. Besser wäre ISO 100 oder 50.
Worauf wir noch gar nicht eingegangen sind, ist die Megapixelzahl. Einst war sie Teil des Wettrüstens der Kamerahersteller, während Fotoingenieure vergeblich darauf hinwiesen, dass mehr hier mitnichten besser ist. Inzwischen hat hier ein Umdenken eingesetzt. Einige Hersteller begnügen sich mittlerweile mit 10, 12 oder 14 Megapixeln statt mit 20 oder 30. Der Vorteil: Mehr „Platz“ für jedes Pixel auf dem Sensor. Gut ist, wenn man die Pixelmenge in den Einstellungen herunterregeln kann. Eure Bilder werden es euch danken.
Praxis Urlaubskamerakauf
Die Kollegen aus dem Vertrieb werden mich mit Stativen bewerfen, wenn sie das hier lesen. Aber wenn ich Qualität suche, gehe ich persönlich mit einer ganz einfachen Taktik in den Euronics Shop: Ich setze bei Kompaktkameras den Preisregler nach oben, mindestens 299 Euro. Et voilá: Alle Einstiegsgeräte herausgefiltert. Einige ordentliche Vertreter dürften dann mit durchs Raster fallen, aber ich habe hier nun eine überschaubare Auswahl an Modellen, unter denen ich gut vergleichen kann.
Bei Spiegelreflex- und Systemkameras würde ich umgekehrt vorgehen. Die Geräte können gut und gerne 1.000 Euro aufwärts kosten. Für wen es aber hauptsächlich um eine anständige Urlaubskamera geht, der sollte weit unter 1.000 Euro glücklich werden können. Ergo: Den Schieberegler auf Kameras bis 700 oder 800 Euro gelegt und danach weiter verglichen.
Ich hab wenig Zeit, gib mir ein paar konkrete Vorschläge!
Meine Vorschläge sind streng subjektiv. Es sind Kameras, deren technische Eigenschaften mir genügen und – ja, auch das ist wichtig – die mir optisch gefallen.
Systemkameras: Meine ganz persönliche Lieblingskameraklasse trotz geringer Akkulaufzeit. Viele Einstellungsmöglichkeiten, tolle Bilder, kompakte Bauweise. Mögliche Modelle: Panasonic DMC-GM1KEG-S, schönes Retrodesign. Nikon 1 J5 oder Sony Alpha 6000.
Spiegelreflexkameras: Nikon D 5300, Canon EOS 100 D
Edelkompaktkameras: Panasonic DMC FZ 200, Canon PowerShot SX 530 HS
Kompaktkameras: Sony DSC-HX90B, Canon PowerShot G9 X, Panasonic DMC-TZ81EG-S
Schaut bei uns im Blog auch nach den ausführlichen Kaufratgebern für Spiegelreflexkameras und Systemkameras. Ich wünsche euch viel Erfolg bei der Suche und fröhliches Knippsen im Urlaub!
Jetzt kommentieren!