Urlaubs-Kompaktkameras: Wirklich so schlecht wie ihr Ruf?

Kein Mensch braucht heute noch eine Urlaubs-Kompaktkamera, wenn er doch ein Smartphone hat! Oder doch? Wir als emsige Smartphone-Knippser haben uns einmal das Angebot an Urlaubskameras angeschaut. Und zumindest eine Eigenschaft macht sie heute immer noch interessant.

Urlaubs-Kompaktkameras: Wirklich so schlecht wie ihr Ruf?

Kaum ein technisches Gerät gilt derzeit als überflüssiger als eine digitale Kompaktkamera. Ein Smartphone macht ja auch schöne Fotos, man hat es immer dabei und kann Schnappschüsse sofort mit seinen Freunden teilen. Wie soll eine Kompaktkamera da mithalten?

Ein Smartphone ist praktischer, aber ist es auch: besser?

Ob der Vergleich fair ist, ist unerheblich. Denn Verbraucher – das seid auch ihr und ich – gehen schlicht den Weg des geringsten Widerstands und der heißt: Smartphone. Notwendig ist allerdings die Frage, ob dieser Weg auch der bessere Weg ist. Und dem wollen wir heute einmal auf den Grund gehen. Vergleichen wir doch einmal ein Smartphone mit der Einstiegsklasse der Kompaktkameras. Sprich: Kameras ab 100 Euro, die man früher einmal mit in Urlaub genommen hat. Bieten die heute irgendwas extra im Vergleich zu einer Smartphone-Kamera?

Also mal im Euronics-Onlineshop nachgeschaut und dort „Kompaktkameras“ aufgerufen. Heute soll es mal nicht um die Luxusklasse der Kompaktkameras gehen oder um Bridgekameras und Superzoomkameras. Es geht um die gute, alte Urlaubsknippse, die um die 100 Euro kosten darf. Der Shop spuckt gleich als erstes folgende Kamera aus:

Canon Ixus 185

Der Sensor der Urlaubs-Kompaktkamera Canon Ixus 185 für etwas über 100 Euro ist mit 1/2.3 Zoll kaum größer als der gängiger Smartphones. Schön ist dafür die maximale Lichtempfindlichkeit von ISO 1600. Makroaufnahmen sind schon ab 1cm Entfernung möglich. Die Verschlusszeit lässt sich auf Wunsch variabel einstellen, ebenso der Weißabgleich. Wenn ihr wollt, lasst ihr die Programmautomatik die besten Einstellungen wählen oder stellt Kreativmodi ein, mit denen ihr Effekte wie Fischauge erzielen könnt. Ein Blitz ist eingebaut, ein elektronischer (kein optischer) Bildstabilisator ebenfalls. Videos nimmt die Ixus 185 dafür nur in HD-Ready (720p) auf. Unschlagbar an einer solchen Kamera ist natürlich der 8-fach optische Zoom. Bis zu 16-facher Vergrößerung soll der Digitalzoom ohne merklichen Qualitätsverlust auskommen. Dafür werden im Vergleich zu einem Smartphone WLAN oder zumindest Bluetooth schmerzlich vermisst.

Kurz gesagt: Vor allem der optische Zoom der Canon Ixus 185 schlägt ein Smartphone. Andere Modi ließen sich auf einem Telefon per App nachrüsten, andere nicht. Ohne WLAN aber lassen sich die Bilder unterwegs nur schwer mit Freunden teilen. Das spricht wieder für ein Smartphone.

Vielleicht schaffen die anderen da mehr? Im Shop finde ich zu einem ähnlichen Preis wie die Canon Ixus 185 noch die…

Sony DSC-W 830 B

Auch die Urlaubs-Kompaktkamera Sony DSC-W 830 B bietet nur Videoaufnahmen in HD-Ready (720p). Da kommt fast jedes heutiges Smartphone drüber. Dafür gibt es auch hier 8-fach optischen Zoom und einen optischen Bildstabilisator. Das schafft bei Smartphones eigentlich nur die Luxusklasse. Bilder können sofort auf dem Display retuschiert werden (aber auch das können Smartphones). Die Lichtempfindlichkeit geht bis ISO 3200 und – das ist schön – beginnt schon bei ISO 80. Damit werden auch Strandfotos mit gleißendem Sonnenlicht nicht überbelichtet. WLAN oder Bluetooth fehlen allerdings auch bei der Sony.

Kurz gesagt: Bis auf den 8-fach optischen Zoom und ISO 3200 bietet auch die Sony W 830 B hier kaum Vorteile gegenüber einem Smartphone.

Vielleicht ist mein Test schlicht nicht ganz fair. Und ich muss nach Geräten jenseits der 100-Euro-Marke schauen. Zum Beispiel die…

Panasonic Lumix SZ10

Und siehe da: Die Lumix SZ10 kostet nur unwesentlich mehr als die Canon Ixus 185, hat aber endlich WLAN an Bord. Dazu Full-HD-Videoaufnahme und einen ISO-Bereich von 100 bis 6400. Wir steigern uns hier also langsam. Der Schwenkspiegel lässt sich für Selfies hochklappen und der Selfie-Modus kann Anwender automatisch hübscher machen. Ja, sogar euch. Auch zahlreiche Filter à la Instagram sind schon eingebaut. Hier haben wir also eine Urlaubskamera, die eine ähnliche Funktionalität bietet wie Smartphones. Der 12-fach optische Zoom stellt eine Telefonkamera natürlich sogar noch in den Schatten.

Kurz gesagt: Die Panasonic Lumix SZ10 ergänzt kreative Smartphone-Funktionen noch um einen 12-fachen optischen Zoom.

Doch Halt mal: Wir wollten doch etwas Besseres als ein Smartphone mit aufgepflanztem Zoom. Und wenn eine Kamera sich wirklich nur anhand des optischen Zooms von einem Smartphone unterscheidet, dann ist das ein bisschen wenig. Vielleicht müssen wir also doch einmal in einer höheren Preisklasse nachschauen, zum Beispiel bei der…

Nikon Coolpix P 340

Gerade das weiße Modell der Urlaubs-Kompaktkamera Nikon Coolpix P 340 ist einladend schön. Mittlerweile bewegen wir uns im Preisbereich knapp unter 300 Euro. Nikon hat der Kamera einen 1/1.7-Zoll-Sensor spendiert. Das ist deutlich größer als in den meisten Smartphones (wenn auch deutlich unter den meisten Spiegelreflexkameras). Ein 5-fach-Zoom wirkt im Vergleich zu den anderen Kompaktkameras fast schon etwas wenig. Dafür erreicht das Objektiv mit einer Maximalblende von f/1,8 eine ähnliche Lichtstärke wie die besten Smartphones. WLAN und NFC erlauben es auch, das Smartphone als Fernsteuerung zu verwenden. Über das Einstellrad lassen sich die gewünschten Programme schnell anwählen, Verschlusszeit und Blende frei wählen.

Die Coolpix P 340 bietet außerdem Fokus Peaking (Markierungen, welcher Bereich scharf ist) und einen schnellen Autofokus. Außerdem erlaubt sie die Aufnahme im unverfälschten RAW-Format. Das ist aber eher etwas, was nur Profis oder ambitionierte Amateurfotografen wirklich brauchen.

Kurz gesagt: Ja, hier haben wir eine kompakte Urlaubskamera, die deutlich mehr kann als ein Smartphone. Dafür werden aber fast 300 Euro fällig.

Und 300 Euro sind ein Preis, für den man heute schon günstige Spiegelreflex- oder Systemkameras bekommt. Nicht dass diese immer zwingend besser wären. Aber es ist eine Preisschwelle, bei der man ins Grübeln kommt, ob sich die Investition lohnt. Gehen wir aber erstmal noch höher und schauen uns an, was eine Highend-Urlaubskamera kann, zum Beispiel die…

Panasonic Lumix TZ81

Bei der Urlaubs-Kompaktkamera Panasonic TZ81 liegen wir knapp unter 500 Euro. Dafür bietet Panasonic uns einen 30-fach optischen Zoom in einem Leica-DC-Objektiv, 4K-Videoaufnahme, WLAN, Programmautomatik oder manuelle Belichtung und Fokussierung. Es gibt einen 5-Achsen optischen Bildstabilisator, Autofokus-Mehrfeldmessung, zahlreiche Effektmodi und und und. Ja, hier bleiben kaum Wünsche offen; allenfalls der Bildsensor ist mit 1:2,33 Zoll etwas enttäuschend. Da liegen viele bessere Smartphones kaum drunter.

Kurz gesagt: In der Panasonic TZ81 haben wir dann eine Highend-Urlaubskamera, die gewichtige Vorteile gegenüber einem Smartphone bietet und fast keinen Wunsch offen lässt. Dafür werden hierfür fast 500 Euro fällig, ein Preis für den man auch eine ordentliche Systemkamera bekäme.

Fazit: Optischer Zoom und sonst fast nichts?

Die Kamerahersteller haben es nicht leicht. Wichtiger als ein perfektes Foto ist den meisten Urlaubsfotografen mittlerweile, dass man Bilder auf Knopfdruck und dort, wo man gerade steht, mit seinen Freunden teilen kann. Sprich: WhatsApp, Facebook oder Mail. Da kann keine Urlaubs-Kompaktkamera mithalten. Dafür bietet nahezu kein Smartphone optischen Zoom, was damit heute nach wie vor das Pfund ist, mit dem die Hersteller von Kompaktkameras wuchen können. Noch. Ein fairer Kompromiss ist, wenn eine Kompaktkamera wenigstens WLAN hat, womit man Bilder, etwa per App, nahtlos ans Smartphone übertragen kann.

Samsung und Panasonic hatten es einst mit Kompaktkameras mit Android als Betriebssystem versucht. Eigentlich die perfekte Brücke zwischen beiden Welten. Leider etwas teuer und den meisten dann doch das Geld nicht wert. Also verschwanden diese wieder vom Markt. Derzeit versucht lediglich noch Lenovo etwas Ähnliches: Smrtphones der Serie Moto Z können mit einem Kamera-Modul (Moto Mod) ausgestattet werden, das der Kamera einen 10-fach optischen Zoom finzufügt. Das Hasselblad True Zoom kostet allerdings 300 Euro – und damit wieder so viel wie eine gute Urlaubs-Kompaktkamera alleine.

Ich persönlich bleibe beim Smartphone. Eine Kamera wie die oben vorgestellte Panasonic Lumix SZ10 könnte ich mir zwar gut für den nächsten Urlaub vorstellen. Aber für mehr Funktionalität und Qualität greife ich lieber zu einer anderen Kameraklasse: der der kompakten Systemkameras.

Bilder: Hersteller

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2 Kommentare zu “Urlaubs-Kompaktkameras: Wirklich so schlecht wie ihr Ruf?

  1. Was ich an meinem Smartphone hasse, ist… das ich bei hellem Licht oder gar Sonnenschein nicht erkenne was ich fotografieren will. Ich vermisse den guten alten Sucher. Haben die Kompaktkamaras das Problem nicht? Es gibt ja keine mehr mit Sucher.

    Ich interessiere mich für die Canon IXTUS 185

  2. Was ich an meinem Smartphone hasse, ist… das ich bei hellem Licht oder gar Sonnenschein nicht erkenne was ich fotografieren will. Ich vermisse den guten alten Sucher. Haben die Kompaktkamaras das Problem nicht? Es gibt ja keine mehr mit Sucher.

    Ich interessiere mich für die Canon IXTUS 185
    Nein habe ich vorher noch nicht kommentiert

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