Lohnt es sich überhaupt, ein Fahrrad zum E-Bike upzugraden?
Ist es sinnvoll, das Fahrrad mit einem Elektroantrieb zu veredeln? Die Antwort ist ein klares: Jein. Es gilt, dass Komfort vor Ersparnis rangiert.
Auf den Preis allein solltet ihr nicht schielen. Selten führt die Kombination aus billigem Fahrrad und günstigem Nachrüst-Set zu einem runden Fahrerlebnis. Vielleicht, weil der Rahmen das zusätzliche Gewicht nicht halten kann. Vielleicht, weil der Motor schnell den Geist aufgibt oder dessen Reichweite nicht euren Ansprüchen genügt. Der Vergleich mit kompletten E-Bikes ist daher zu empfehlen. Viele Hersteller bieten günstige Einstiegsmodelle an.
Anders sieht es aus, wenn ihr bereits ein qualitativ gutes Bike besitzt. Dann kann es Sinn ergeben, einen Motor nachzurüsten, um den Fahrkomfort zu erhöhen. Die Mehrbeanspruchung können vor allem Bikes der höheren Preisklassen schultern.
Was bei einer Aufrüstung problematisch ist
Bevor ihr zum nächsten Fachhändler stürmt, machen wir euch auf kleinere Einschränkungen aufmerksam. E-Bikes sind wahrlich keine Leichtgewichte. Neben den ohnehin üblichen Fahrrad-Komponenten kommen noch einige Kilos für Kabel, Akku und Motor obendrauf. Zwei bis neun Kilogramm mehr wiegt der Drahtesel dann. Bei längeren Touren macht sich das bemerkbar.
Hinzu kommen konstruktionsbedingte Schwierigkeiten. Nicht jeder Fahrradrahmen kann einen Akku halten, nicht jedes Rad die plötzliche, schnelle Beschleunigung aushalten. Bevor ihr ein Set kauft, sollten ein Fahrrad-Händler oder eine Werkstatt euer Zweirad auf Upgrade-Fähigkeit prüfen.
Front, Mitte oder Heck? Die Motorenfrage
Am geläufigsten sind unter den Aufrüst-Sets solche mit Heck- und Mittelmotor. Ein am Hinterrad montierter Motor passt zu den meisten Fahrradrahmen, vorausgesetzt, eine Kettenschaltung ohne Rücktritt ist vorhanden. Die elektrischen Antriebe sind leise und verschieben den Schwerpunkt nach hinten. Das sorgt für ein angenehmes Fahrgefühl.
Ein Mittelmotor verteilt sein Gewicht optimal. Trotz des höheren Gewichts ist die Zuladung kaum zu spüren. Jedoch erfordern sie einen starken Rahmen. Keine Empfehlung sind am Vorderrad zu montierende Motoren, auch wenn die vergleichsweise leicht einzubauen sind. Diese Frontantriebe ziehen ordentlich, schränken aber zeitgleich die Manövrierfähigkeit ein. In der Folge untersteuert das Rad bei höheren Geschwindigkeiten stark.
So viel kostet ein Upgrade-Kit
Die Sets, um ein Fahrrad zum E-Bike zu machen, kommen meist mit allen Materialien zur Montage: Schrauben, Riemen, Kabel. Die Einstiegpreise liegen bei ungefähr 250 Euro, doch ein erster Blick aufs Datenblatt verrät, dass ihr dafür nur ein Minimum an E-Tauglichkeit erhaltet. Wirklich sinnvoll werden die Kits ab etwa 900 Euro. Nach oben hin ist die Preisskala fast offen. Bei allem über 2.000 Euro solltet ihr aber beginnen, die Angebote von Komplett-E-Bikes gegenzuchecken. Denn taugliche E-Bikes, teils mit wunderschönen Retro-Fahrrädern als Basis, gibt es ungefähr ab dem gleichen Preisniveau.
Billiger geht immer – und das ist nicht gut
Während der Recherchen stießen wir – einmal mehr – auf Online-Angebote aus Fernost. Schon ab 113 Euro waren Nachrüstsets zu haben. Die meisten Angebote lieferten nur grobe technische Daten, waren mit miesen englischen oder deutschen Texten versehen und ließen uns daher ratlos zurück.
Bezeichnend: Keines der Sets konnte eine CE-Zertifizierung aufweisen, womit der Betrieb innerhalb der EU untersagt wäre.
Die Sets unterscheiden sich durch Reichweite, Kraftübertragung und die mitgelieferten Bordcomputer. Manche zeigen nur die Geschwindigkeit und den Akkustand an, die preisintensiveren Modelle bieten eine Reihe weiterer Informationen.
Das eDrive150start des Zwickauer Unternehmens Pendix unterstützt als Mittelmotor für 25 km bis 28 km, was zunächst dürftig erscheint. Mit einer Zuladung von nur 5,6 kg und dem kompakten 140-Wh-Akku ist dieses Kit aber perfekt für all jene, die kürzere Wegstrecken zurücklegen. Ein Display fehlt, Feinabstimmungen sind nicht möglich. Der Preis von 899 Euro ist dennoch fair, weil die Verarbeitung hochwertig und die Montage denkbar leicht ist.
Das Ansmann RM5.0 sei als Beispiel des Mittelpreissegments genannt. Der Heckmotor kostet knapp 1.250 Euro und umfasst neben dem Naben-Motor einen Unterrohr-Akku (mit 418 Wh; 522 Wh oder 630 Wh) bzw. einen Gepäckträger-Akku (324 Wh, 418 Wh oder 483 Wh). Ferner liegen ein LED-Display oder LC-Display bei, über das ihr den Motor einstellt und Informationen ablest. Den hohen Preis rechtfertigen Reichweite und Gewicht. Je nach Geschwindigkeitsstufe könnt ihr 65 km bis 130 km elektrisch zurücklegen.
Selbsteinbau oder Werkstatt-Montage?
Generell sind die Kits so simpel konstruiert, dass ein Selbsteinbau möglich ist. Zu empfehlen ist er aber nur, wenn ihr euch tatsächlich mit der Materie auskennt. Das umfasst neben der korrekten Verkabelung und Montage am Rahmen auch die Justierung der Bremsen und Gänge.
Wie das aussieht, zeigt ein Beitrag des MDR:
Die Hersteller schließen eine Haftung bei Selbstmontage übrigens aus. So schreibt das Unternehmen Ansmann in seiner Anleitung zum RM5.0-Kit:
Solltet ihr das Geld über haben, überlasst ihr den Einbau deshalb besser einer Werkstatt. Ihre Leistung ist dann zudem mit einer Funktionsgarantie abgedeckt.
Fazit: Das Upgrade lohnt – unter bestimmten Voraussetzungen
Ein Fahrrad zum E-Bike upgraden ergibt in vielen Fällen Sinn. Zwar müsst ihr noch immer ein wenig Geld in die Hand nehmen, dafür steigt nach der Umrüstung der Komfort. Bevor ihr allerdings zum nächstbesten Kit greift, empfehlen wir den Besuch beim Händler oder in der Werkstatt. Dort erfahrt ihr, ob euer altes Zweirad sich für die Nachrüstung eignet und wie viel es letztlich kostet.
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Da habt ihr aber den Marktführer bafang vergessen. Um 650€ mit 630 Wh Akku. Extrem robust und sehr leise.
Auch vergessen:
Die Umrüstung von Velogical, meiner Meinung nach das intelligenteste Konzept zum Nachrüsten von City- und Tourenbikes.
Mich würde interessieren, wie diese Hinterräder mit eingebautem Antrieb auf Dauer mit Erschütterungen bei Mountainbiketouren fertig werden. Schließlich ist neben dem Motor und dem Akku auch die komplette Elektronik in der Hinterradnabe verbaut, z.B. bei dem Zehus-Antrieb.
ich fahre ein Mountain Bike von Ghost mit einem Ansmann Motor, der 2 KG Mehrgewicht bringt. Bisher keine Probleme mit ü ber 5000 Kilometer. Ich dachte, wenn er 3000 Kilometer hält, wäre schon ganz gut. Jetzt traue ich dem Motor mehr als 10000 Kilometer zu.