Amazon hat kürzlich eine Reihe von neuen Produkten vorgestellt. Darunter auch Halo Rise. Das ist eine neue Art der Überwachung, und zwar im Schlaf. Halo Rise ist laut Amazon ein kontaktloser Schlaftracker. Du stellst das Gerät einfach auf deinen Nachttisch und schläfst ein. Die Sensoren nehmen dann deine Atem- und Bewegungsmuster wahr, womit sie deine momentane Schlafphase bestimmen.
Das Gerät unterscheidet zwischen Tiefschlafphasen, leichten Schlafphasen und REM-Schlafphasen. Am nächsten Morgen siehst du dann, wie du geschlafen hast, also wie lange du in welcher Phase verbracht hast.
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Halo Rise lernt und nimmt die Umgebung wahr
Dabei kommt auch Machine Learning zum Einsatz. Das ist eine Unterart der künstlichen Intelligenz. Damit lernt Halo Rise, wie du dich im Schlaf bewegst, und untersucht deine Atemmuster, um deine Schlafphasen präziser bestimmen zu können. Auch die Bedienung ist kinderleicht. Du stellst das Gerät einfach auf den Nachttisch und es verrichtet seine Arbeit, sobald du einschläfst.
Dabei überwacht es allerdings nicht nur dich, sondern auch deine Umgebung. Eingebaute Umgebungssensoren messen die Temperatur, Luftfeuchtigkeit und die Lichtverhältnisse in deinem Schlafzimmer. Diese Daten kann Halo Rise dann mit deinen Schlafdaten abgleichen und sehen, welchen Einfluss deine Umgebung auf deinen Schlaf hat.
„Halo Rise wurde entwickelt, um intelligent im Hintergrund zu arbeiten und Ihnen eine völlig neue und mühelose Möglichkeit zu bieten, Ihren Schlaf zu verwalten und eine Harmonie zwischen Schlaf und Leben zu erreichen,“ sagt Melissa Cha, Vizepräsidentin von Amazon Smart Home and Health.
Klingt toll, zumindest, wenn man Überwachungsmaßnahmen nicht scheut und dann noch ruhig schlafen kann.
Amazon schreibt sich Datenschutz auf die Fahne
Aber laut Amazon funktioniert Halo Rise mit mehreren Datenschutz- und Sicherheitsebenen, die deine Informationen sicher und in deiner Kontrolle behalten sollen. So werden Daten zum Beispiel auf dem Weg in die Cloud verschlüsselt, wo Amazon sie schließlich speichert. Deine eigenen Schlafdaten sollst du jederzeit herunterladen und löschen können.
Als weitere Maßnahme verspricht Amazon, die Daten nicht für Marketing, Produktempfehlungen oder Werbung zu nutzen. Auch verkaufen will Amazon sie immerhin nicht. Beruhigend ist ebenfalls, dass Halo Rise über keine Kameras oder Mikrofone verfügt. Gerade im Schlafzimmer, wo manche von uns nicht nur schlafen, wäre das auch unangebracht.
Apropos, der kontaktlose Schlaftracker funktioniert auch, wenn mehrere Menschen im gleichen Bett schlafen. In diesem Fall überwacht Rise immer die Person, die am nächsten zum Tracker schläft.
Weitere Extras
Neben der Funktion als Schlaftracker fungiert Halo Rise auch als Nachtlicht, Uhr und Wecker. Letzteres soll dich nur dann wecken, wenn du dich sowieso gerade in einer leichten Schlafphase befindest. Das sorgt dafür, dass du mit viel Energie in den Tag starten kannst. Dabei soll das LED-Licht einen Sonnenaufgang simulieren, der dich sanft erwachen lässt.
Wenn du schon eine Alexa von Amazon zu Hause hast, kann diese mit Halo Rise zusammenarbeiten. Die beiden können nämlich Daten austauschen. So kannst du Alexa fragen, wie du geschlafen hast, und sie erzählt es dir. Alexa kann dich auch über Rise mit deinem Lieblingssong wecken oder du kontrollierst die LED des Trackers mit deiner Stimme.
Ich behalte meine Schlafdaten lieber für mich
Halo Rise klingt futuristisch und smart mit nützlichen Funktionen. Ich hätte aber trotzdem ein flaues Gefühl im Magen, wenn mich verschiedene Sensoren kontaktlos die ganze Nacht überwachen. Anscheinend tun sie das auch nicht nur in der Nacht. Rise startet den Vorgang laut Amazon automatisch, dazu muss es aber wissen, wann ich eingeschlafen bin. Daraus folgt, dass es meine Bewegungen und meine Atmung auch überwacht, wenn ich nicht schlafe.
Außerdem weiß das Gerät stets, wie warm es in meinem Schlafzimmer ist, wie hell es ist und welche Luftfeuchtigkeit gerade herrscht. Im Grunde ist das nichts Schlimmes, trotzdem gebe ich auch diese Daten ungern preis. Denn da wäre auch noch der Aspekt des Machine Learning.
Ich weiß nicht, was die KI über mich lernt und in welcher Form diese Daten verwendet werden. Amazon sagt mir zwar, dass sie diese nicht verkaufen und nicht für Werbezwecke oder Marketing verwenden. Das ist allerdings auch nur ein Versprechen. Ob Amazon das hält und für wie lange, ist eine andere Frage.
“Du kannst deine Daten doch löschen lassen”. Das ist eine super Sache. Wenn ich das allerdings wollen würde, würde ich die besagten Daten gar nicht erst sammeln lassen. Und das werde ich auch nicht tun. Das beschränkt sich nicht nur auf Amazons Schlaftracker, ich nutze auch keine Fitness-Armbänder oder Smartwatches von anderen Herstellern.
Wenn du das anders siehst und dir ein Halo Rise auf den Nachttisch stellen willst, musst du dich noch gedulden. Vorerst wird der kabellose Tracker nur in den USA erscheinen, wo er ab Ende des Jahres für rund 140 US-Dollar erhältlich ist.
Titelbild: Amazon
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Der nächste Schritt ist dann, wenn es nicht eh schon so ist, dass jemand ständig überwacht, wo und wann ich auf welchem Scheißhaus sitze und wie hart mein Stuhl ist.
Ich finde die Art der Überwachung des Menschen einen EXTREMEN EINGRIFF IN DIE PRIVATSPHÄRE und die Regierung sollte lieber mal unter dem eigenen Teppich kehren.