6 Möglichkeiten, KI im Unterricht sinnvoll einzusetzen

Mit KI im Unterricht Schreibblockaden beseitigen oder den Wortschatz erweitern. ChatGPT und Co. sind besser, als manche Eltern oder Lehrer denken.

6 Möglichkeiten, KI im Unterricht sinnvoll einzusetzen
Aufmacher KI in der Schule

Das Thema „künstliche Intelligenz“ ist derzeit das Trendthema schlechthin – auch an der Schule. Es fasziniert, auf eigene Eingaben hin (scheinbar) fundierte Antworten zu erhalten.

Für jedes Fach einzeln aufzuzählen, welche Anwendungen sich eignen, wäre müßig. Schließlich sollten (und müssen) Lehrkräfte auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Klassen eingehen und an ihrem jeweiligen Kenntnisstand entlang den Unterricht planen.

Fächerübergreifend gibt es aber 6 Anwendungsfelder, mit denen eine künstliche Intelligenz als Lehrerin oder Lehrer deinen Unterricht bereichern kann.

Inhalt:

Inhalte, Tippe und Hinweise liefern

Die künstlichen Intelligenzen sind keine emotional gesteuerten Dialogpartner, sondern rationale Algorithmen, die Empfindungen und Meinungen bestenfalls mit Hilfe diverser Versatzbausteine vorgaukeln. Sprich: die KIs sind objektiv in dem Sinne, dass sie basierend auf ihren Trainingsdaten die statistisch besten Antworten ausspucken.

Ausgabe von ChatGPT, nach der Frage nach guter Vortragsvorbereitung.
Auf die Frage hin, wie man sich am besten auf einen Vortrag vorbereite, erschafft ChatGPT einen ganzen Textwust. Gute Tipps sind dabei, aber auch Fachchinesisch, das für Schüler nicht ideal ist. (Eigener Screenshot)

Das kannst du dir als Lehrkraft dann zunutze machen, wenn du beispielsweise Alltagsprobleme und -situationen besprechen möchtest. Etwa, wenn es darum geht, ein Referat zu halten:

  • Wie bereite ich mich am besten auf einen Vortrag vor meiner Klasse vor?
  • Wie behalte ich alle Informationen beisammen?
  • Wie gehe ich bestmöglich auf Nachfragen und Kritik ein?
  • Wie kann ich Lampenfieber vermeiden?

Im Dialog mit der Klasse ergeben sich weitere Fragen, zu denen man die KI befragen kann. Diese spuckt dann immer detaillierte Antworten aus, weil auch der aktuelle Austausch mit ins Gespräch zwischen Klasse und KI einfließt.

Textarbeit für weitere Perspektiven und Informationen

Ergänzend zu bestehenden Büchern kann man ChatGPT und Konsorten auch befragen, um neue Perspektiven kennenzulernen. Die aus Lehrbüchern und von Arbeitsblättern bekannten Informationen sind ja in der Regel nur ein Bruchteil dessen, was jedes noch so kleine Thema hergibt.

KI im Unterricht
Weiß eine KI mehr als das Lehrbuch? Jedenfalls kann die künstliche Intelligenz neue Perspektiven einbringen. (Eigener Screenshot)

So können Lehrer und Schüler die KI zu einem bestimmten Thema aus dem Buch befragen – oder ganz ohne Vorkenntnisse eine der Aufgaben aus dem Lehrschmöker lösen lassen. Hiernach lässt sich vergleichen, welche Informationen bereits aus dem Buch bekannt sind und welche neuen Erkenntnisse und Perspektiven die KI liefert.

Auch offene Fragen sind eine Möglichkeit, den eigenen Horizont zu erweitern. Ob man hierbei an bestehende Ausarbeitungen anknüpft oder sich ein neues Themenfeld sucht, ist eigentlich egal.

Schreibblockaden beseitigen

Oft ist Kreativität in Klassen gefragt – Stichwort „Schulaufsatz“. Und dann ist sie da, die Schreibblockade. Die KI kann hier nach einem Prompt einen ersten Impuls zu einem Schreibthema gehen – sprich: Die Schülerin oder der Schüler hat nun einen Anfang und kann von diesem aus viel freier formulieren und arbeiten.

Google Gemini beim Aufsatz helfen in der Schule
Google Gemini liefert auf einen konkreten Prompt hin richtig guten Input! (Eigener Screenshot)

„Unterrichtsmaterial“ anfertigen

Zugegeben, KI-Modelle sind zum Zeitpunkt der Artikelerstellung noch in einiger Hinsicht äußerst wackelig aufgestellt. Vielfach hauen sie Fakten durcheinander, halluzinieren bei Fachbegriffen und Ereignissen usw. Nicht schlimm! Denn vorn steht ja eine Fachkraft, die den zu vermittelnden Stoff kennt: die moderne Lehrkraft.

Lernkontrolle mit KI
Die meisten KIs zaubern solche schnellen Kontrollen binnen Sekunden aus dem digitalen Hut. (Eigener Screenshot)

Und so kannst du mit einigen pointierten und gut formulierten Prompts ChatGPT oder Google Gemini dazu bringen, auf die Schnelle für Leistungskontrollen, Wiederholungen oder Arbeitsblätter einzuspannen. Zwar sind die Ausgaben noch rein textbasiert, doch häufig brauchbar.

Wortschatzerweiterungen und Übersetzungen

Das gesprochene und geschriebene Wort ist neben den mathematischen Fähigkeiten die Grundlage für Schüler schlechthin, um den Unterrichtsstoff zu verstehen.

Textausgabe von Google Gemini
Sogar zu schwarzem Tee kann die KI ihren Senf dazugeben. (Eigener Screenshot)

Nicht immer sind die sprachlichen Fähigkeiten schon in dem Maße vorhanden, wie es der Unterricht bräuchte. Hier kann die KI helfen. Etwa, indem du nach Attributen eines Wortes fragst: Welche Eigenschaften hat Tee? Oder danach, welche Worte sich auf eine Vorgabe reimen.

Auch können die KIs erstaunlich gut bestimmte Textstile imitieren. Etwa mittelalterliches Deutsch. Für viele Klassen auch eine Möglichkeit, mal etwas Heiteres mit KI zu erleben.

Unterrichtsinhalte illustrieren

Neben den textbasierten KI-Modellen bieten die einschlägigen Anbieter mittlerweile auch Bildgeneratoren an, die per Prompt teils richtig gute Illustrationen aus dem Hut zaubern. Klar, diese Ergebnissen ersetzen keine Fotos, keine historischen Dokumente und dergleichen.

Aber, ein wirklich fettes Aber: Sie können Unterrichtsinhalte auf eine neue Ebene heben. Ich persönlich – immerhin seit eineinhalb Jahren als Quereinsteiger im Lehrberuf – habe so eine ganze Klassenarbeit als Comic illustriert und in Affinity gelayoutet – und dafür gesorgt, dass meine Schülerinnen und Schüler mal etwas Denkwürdiges vorgesetzt bekamen. Das sie so schnell nicht vergessen:

Klassenarbeit 07 12 2023
Alle Bilder entstanden mit Hilfe von KI – nach einem Prompt, S/W-Bilder im Stile französischer Comics zu gestalten. (Eigenes Werk)

Klar, das ist nur eine Spielerei – aber sie löst sich von dem Dogma, KI auf Biegen und Brechen nur für die „harten“ Unterrichtsinhalte zu verwenden.

Klassenarbeit 07 12 2023
Das Gesamtwerk zu illustrieren, dauerte gut 4 Stunden – irgendwann hat man den Prompt-Dreh raus, dann geht es flott. (Eigenes Werk)

Wie du siehst, kann KI deinen Unterricht auf verschiedene sehr konstruktive Arten und Weisen bereichern – unabhängig vom Fach.

Bis hierhin bist du immer die Lehrkraft, die die KI hauptsächlich nutzt. Sollen Schüler selbst ran, zieht das einen Rattenschwanz an juristischen Problemen nach sich…

Diese Schwierigkeiten gibt es mit ChatGPT und Co. im Unterricht

Die kinderleichte Nutzbarkeit von ChatGPT und Co. überstrahlt häufig das Thema Datenschutz. Wer ChatGPT, Windows Copilot oder Google Bard nutzt, muss sich dafür erst einmal registrieren. Die Registrierung ist erst ab 18 Jahren möglich, den AGB nach die Nutzung erst ab 13 Jahren erlaubt. Dass Lehrerinnen und Lehrer ihre Klassen auffordern, sich für ChatGPT und Co. zu registrieren ist daher gar nicht erlaubt.

Die DSGVO als „Bremsklotz“

Selbst wenn alle Erziehungsberechtigten einer Klasse der Anmeldung zustimmten, macht die DSGVO der ungezwungenen Nutzung einen Strich durch die Rechnung: Die Eingaben (Prompts genannt) sendet das KI-Tool nämlich zur Verarbeitung in die USA, wo das jeweilige Unternehmen sie zwischenspeichert und verarbeitet. Das ist nicht zulässig.

Alternativen wären Offline-KI-Modelle und DSGVO-konforme Angebote wie Smodin.io, die aber nach einer sehr geringen Anzahl an KI-Anfragen zur Kasse bitten.

Smodin.io ist DSGVO-konform - aber auch teuer. (Eigener Screenshot)
Smodin.io ist DSGVO-konform – aber auch teuer. (Eigener Screenshot)

Brauchbare, im Sinne von „im Unterricht einsetzbare“ KI-Alternativen gibt es derzeit nicht – einzig die Lehrenden können mit privaten Accounts und Duldung der Schulleitung vor der Klasse demonstrieren, zu was KI heutzutage (nicht) in der Lage ist.

Deutschland – ein digitales Entwicklungsland.

Ist die Schulleitung aber d’accord, kannst du die KI als Unterrichtsbereicherung einsetzen.

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