Als ich klein war, wollte ich unbedingt einen C64. Das Geld dafür hatte ich natürlich nicht. Sparen hätte Jahre gedauert; als Neunjähriger hat man damals schlicht zu wenig verdient. Monatelang spielte ich nur bei Freunden mit und nervte gleichzeitig meine Eltern, wie wichtig so ein Ding doch für die Hausaufgaben sei. Bis dann schließlich, Monate später, ein C64 unter dem Weihnachtsbaum lag.
Für mich das schönste Geschenk, das ich mir vorstellen konnte, und der Spaß an dem Rechner hielt tatsächlich Jahre an. Vielleicht auch gerade deswegen, weil es mir unerreichbar weit weg schien und ich monatelang drauf warten musste? Ja, vielleicht.
Heute ist das anders. Ich verdiene jetzt mehr Geld als damals und ich könnte mir jedes Smartphone leisten, das ich will.
Fast jedes. Denn bei Smartphones für 1000 Euro hört es auch bei mir auf. Hab ich nicht über, müsste ich drauf sparen. Und wirtschaftlich wäre es ganz sicher nicht, eigentlich auch schon für Smartphones ab 700 Euro nicht. Die spannende Frage ist: Entsteht durch derart unerreichbar teure Geräte der gleiche Want-Faktor wie als Kind?
Smartphones für 1000 Euro? Zu teuer, aber…
Und die Antwort lautet: Hängt davon ab. Am iPhone X hat mich nichts wirklich umgehauen, muss ich gestehen. Nichts außer diesem hochinteressanten neuen Porträtmodus. Die Dualkamera im iPhone X nutzt künstliche Intelligenz, um Porträtfotos so aussehen zu lassen, als wären sie mit einer Spiegelreflexkamera geschossen. Sogar wie mit einer Studiokamera – abhängig vom Modus. Mensch, das würde ich doch zu gerne ausprobieren! Hätte ich Spaß dran. Das könnte ich meinen „inneren Eltern“ gegenüber als notwendig für die Arbeit verkaufen, wie damals das mit den Hausaufgaben.
Aber 1139 Euro…
Ich weiß: Das iPhone 8 Plus hat diesen Porträtmodus auch. Und kostet „nur“ 909 Euro. Aber am klobigen Design des iPhone 8 Plus hätte ich keinen Spaß. Obwohl es das kleinere Display hat als das iPhone X, ist es insgesamt größer. Und Apple war leider so schlau, den Porträtmodus nicht in das normale iPhone 8 einzubauen. Also bleibt die Hürde bei 1139 Euro.
Teure Smartphones? Die Nachfrage bestimmt den Preis
Ist der Preis gerechtfertigt? Viel Geld ist es sicher, und diese Smartphones für 1000 Euro heben unschönerweise auch das allgemeine Preisniveau an. 999 Euro kostet heute ein Galaxy Note 8. Der Vorläufer Note 4 war vor drei Jahren noch bei 799 Euro gestartet. 799 Euro UVP werden heute bereits für ein Motorola Z2 Force fällig; beim gleichen Preis war auch das Sony XZ Premium gestartet. Die Preisskala wirkt heute nach oben völlig offen.
Und, schlimmer noch, das alte, ungeschriebene Gesetz, dass die nächste Generation zum gleichen Preis mehr können muss als die vorherige, scheint nicht mehr zu gelten. Das erste Google Pixel war vergangenen Herbst in Deutschland UVP ab 759 Euro zu bekommen. Das Google Pixel 2 wird nun mindestens 799 Euro kosten. Google hat doppelt so viel Speicher eingebaut, okay. Aber trotzdem mal eben den Preis um 40 Euro anheben? Ähnliches Spiel bei der Neuauflage des VR-Headsets Daydream View. Dessen neues Modell kostet nun UVP 109 statt 69 Euro. Google hat das Design der Brille angepasst, die Linsen verbessert und eine Kühlung eingebaut. Aber rechtfertigt das einen Aufschlag von über 50 Prozent?
Und wenn man schwach wird?
Ich habe das Gefühl, wir lassen uns von den Herstellern zu viel gefallen. Die Nachfrage regelt den Preis. Und wenn Apple oder Samsung erkennen, dass sie Smartphones für 1000 Euro statt 700 Euro verkaufen können und die Nachfrage trotzdem nicht ernsthaft sinkt – warum sollten sie es dann nicht tun? Mit anderen Worten: Es liegt an euch. Macht ihr jede Preiserhöhung mit? Zahlt ihr auch doppelt so viel wie früher, wenn euch ein Gerät besonders gut gefällt?
Ich selbst habe mich für den Moment dagegen entschieden. Ja, ich werde dem Porträtmodus sicher noch eine Weile hinterher schmachten. Aber weder iPhone 8 Plus noch iPhone X üben genug Reiz auf mich aus, als dass ich sie unbedingt haben müsste. Zu dem Preis sowieso nicht.
Und wenn im nächsten Jahr ein handlicheres, wunderschönes, noch viel besseres iPhone X2 für 1.500 Euro auf den Markt käme, das ich dann wirklich haben wollte. Würde ich darauf sparen? Würde ich es mir dann irgendwann kaufen? Ich kann es nicht gänzlich ausschließen.
Neulich, als ich ein Angebot des Samsung Galaxy S8 für 699 Euro samt DeX-Station sah, ertappte ich mich dabei, wie gut mir das Angebot gefiel. So weit ist man also schon, dass einem ein 700-Euro-Smartphone günstig erscheint.
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Ich habe die Alle-2-Jahre-ein-neues-iPhone-Serie mit dem iPhone 6 beendet. Das habe ich heute noch und es wird mir wohl auch noch ein weiteres Jahr gute Dienste tun. Es läuft auch mit iOS 11 noch gut und vor ein paar Monaten habe ich ihm einen neuen Akku spendiert. Die neue Modelle finde ich auch sehr interessant aber mir fehlt dieses eine Killerfeature, das sie absolut begehrenswert macht. Und bei den aktuellen Preisen kauft man eben nicht mehr einfach mal so ein neues iPhone, nur um das neueste Modell zu haben.
Würde mein iPhone 6 jetzt kaputt gehen, würde ich wahrscheinlich zum iPhone 8 greifen.
Wie Du auch schon mal geschrieben hast, hat „das Smartphone an sich“ sich im unseren Empfinden auch schon verändert, entsprechend dazu auch die sehr verschiedene Marktpositionierung. Teilweise sind die Leute nicht bereit mehr als 200 Euro auszugeben, (auch mich zähle ich dazu, nach einem „Ausflug“ zu Android in Form von BB Priv, habe ich mir wieder ein tolles „neues“ BB Classic für 100 Euro (will keiner haben) besorgt und bin glücklich damit). Andere Leute haben immer noch teurere Verträge bei denen alle 2 Jahre das Handy gewechselt wird, da nimmt man gerne „das Beste“ mit. Wiederrum gibt es aber auch Menschen die sich über ein teures Telefon wahrnehmen und positionieren, das gab es aber auch schon immer, siehe die 8000er Serie von Nokia, bzw. Vertu, usw.
Echt? BB Classic? Wie sieht da die Versorgung mit Apps wie WhatsApp aus? Das wären halt meine größten Bedenken bei einem auslaufenden System in einem ansonsten sehr schönen Telefon.
Ich kaufe mir meist Vorjahresmodelle und habe deshalb immer weniger als 400 Euro für ein Mobiltelefon gezahlt. Gute Technik musste es aber dennoch sein. Mich nervt das, wenn der Touchscreen nicht richtig funktioniert oder der Akku nach wenigen Monaten keinen Tag mehr durchhält. Deshalb bin auch bereit, mehr als 300 Euro zu zahlen. Und dann lieber drei als zwei Jahre nutzen.
Beim aktuellen Preisanstieg wird es aber schwer, das auf Dauer durchzuhalten. Momentan habe ich ein Sony Z5 Compact, davor war es ein Blackberry Q10. Etwas mehr Display fände ich schon gut. Gespannt bin ich auf den Nachfolger des LG G6. Aber bis da der Preis gefallen sein wird, ist es Herbst 2018.
Ich gehe schon ein bisschen nach Killerfeatures. Mit meinem günstig geschossenen iPhone SE bin ich eigentlich zufrieden. Neulich kam tatsächlich ein bisschen Neid auf, als ich mit einem Freund zusammen die Dualkamera in seinem ZTE Blade V8 ausprobierten. Die zaubert da schon echt tolle Bokeh-Effekte rein und du kannst anhand der Blende sogar wählen, wie stark der Effekt ist. Das Smartphone sonst brauche ich eigentlich nicht, aber so eine Dualkamera ist schon echt eine tolle Sache. Da ich mittlerweile iOS wieder deutlich lieber mag als das in meinen Augen zunehmend vernachlässigte Android, ist das problematisch. Finde schade, dass Apple es nicht geschafft hat, eine Dualkamera im kleinen iPhone 8 einzubauen. Das 8Plus ist mir, wie oben gesagt, zu unhandlich. iPhone X mit zu wenigen Killerfeatures für den Preis.
Ja, BB Classic, echt, und ich bin Glücklich 🙂
Bzgl. auslaufendem BB10: Bis jetzt wird das System selbst immer noch versorgt und ist auch sehr stabil, ich hoffe dies bleibt noch ne Weile so, da das System immer noch von den Behörden in USA und Canada verwendet wird. Zumindest 2 Jahre nach „Passport“-Vorstellung (letztes BB10-Gerät) sollte das hoffentlich der Fall sein. Bzgl. Apps, es werden immer weniger native, aber ich nutze kaum welche, da das System vielfach Funktionen integriert hat. Einzig wichtige App wäre Spotify, gab es für BB10 leider nie, ich verwende aber ohne Probleme ein Android-Port. Ansonsten verzichte ich seit einigen Monaten bewusst auf die „Flut“ auf dem Handy -> https://trendblog.euronics.de/telefon-navigation/alp-traum-smartphone-was-ich-nach-14-tagen-urlaub-gelernt-habe-52889/ Muss man es aber sicherlich unbedingt so wollen, ist natürlich nicht jedermanns Sache. Wenn aber, dann ist BB10 schon das richtige dafür, intuitiv, komplett ausgestattet (wenn auch kein Schweitzer Messer, wegen fehlender Apps), klein, starkes Empfangsteil, gute Gesprächsqualität, Akkukapazität, BB Blend, BB Link, usw., Kamera ist dagegen 08/15.
Wenn auch noch wichtig, die „Killerapplikation“ WhatsApp wird noch bis Ende 2017 unterstützt (wobei ich denke die verlängern wieder, ursprünglich sollte es Ende 2016 auslaufen, wurde aber immer wieder verschoben), zur Not kann man die Android-Version portieren (muss nach Updates aber leider immer wieder erneuert werden), läuft.
Phuuu, is`n Roman geworden 🙂
Die Hersteller können Preise setzen, wie sie lustig sind. Den Rest regelt der Markt. Aber ich stimme Dir zu: Es scheint, dass Smartphones immer teurer werden. Und das iPhone X schießt den Vogel ab. Aber solange es Leute gibt, die dafür bezahlen… dem einen ist der 1000-€-Thermomix wichtig, der andere braucht ein Auto für 100.000 € und der dritte Muss im Loft für 3000 € Warmmiete hausen, um sich gut zu fühlen. In einer Welt, in der jeder alles hat, ist Distinguierung Mangelware – und Leute, die Zuviel haben, greifen jede Chance dafür dankbar auf.