Sharp dürfte den meisten von euch als Hersteller von TV-Geräten ein Begriff sein. Die einstige Laptop-Sparte firmiert längst unter dem Namen Dynabook, die Rechte an der Marke hält seit 2016 der chinesische Auftragsfertiger Foxconn. Die wenigen Android-Smartphones des Traditionsherstellers wirkten bislang eher altbacken. Doch das ändert sich jetzt mit dem Sharp Aquos R6.
Sensor so groß wie in Edelkompaktkameras
Größtes Highlight des neuen Smartphones, das Sharp jetzt für Japan angekündigt hat: Der 1-Zoll-Sensor der Kamera und der damit größte in einem echten Smartphone bisher verbaute. Kleine Faustregel aus der Fotografie: Je größer der Sensor, desto besser. Denn so kommen mehr Licht und mehr Details beim Prozessor an, was letztlich zu besseren Fotos führen sollte – wenn der Rest der Technik es nicht verbockt.
Gerät | Sensorgröße |
---|---|
Standard-Smartphones | ca. <= 1/3 Zoll |
Aktuelle Highend-Smartphones | ca. 1/1.6 bis 1.12 Zoll |
Sharp Aquos R6 | 1 Zoll |
Sony RX 100 VII (Edelkompaktkamera) | 1 Zoll |
Olympus E‑M10 Mark IV (MFT-Systemkamera) | 4/3 Zoll |
Canon EOS 250D (Spiegelreflex) | APS-C (ca. 2 Zoll) |
Sony Alpha-7- und Alpha-9-Serie | Vollformat (ca. 3 Zoll) |
Canon EOS-R-Serie, Nikon Z-Serie | Vollformat (ca. 3 Zoll) |
Auch die weiteren geplanten Eigenschaften des Aquos R6 klingen insgesamt überzeugend:
- Das OLED-Display soll mit maximal 2.000 nits leuchten – damit wäre es ganz nebenbei auch noch das Smartphone mit dem derzeit hellsten Display…
- … und mit bis zu 240 Hertz auch das mit der höchsten Bildwiederholrate. Derzeitige Spitzen-Smartphones setzen auf 120 Hertz.
- Das 6,6-Zoll-Display löst ansonsten mit 2.730 x 1.260 px auf.
- Der Akku ist mit 5.000 mAh großzügig portioniert, womit Sharp aber nicht alleine dasteht.
- Prozessor ist ein Snapdragon 888, der aktuell schnellste Chip des Herstellers Qualcomm.
- Der Speicher fasst großzügige 12 GB RAM, aber dem Vernehmen nach nur zufriedenstellende 128 GB Festspeicher.
- Sharp spendiert dem Kamerasystem auch noch einen Time-of-Flight-Sensor, belässt es aber sonst offenbar nur bei dieser einen Kamera mit dem großen 1-Zoll-Sensor. Als Blende verwendet Sharp f/1.9 und eine Brennweite von 19mm, also ein sehr weitwinkliges Objektiv.
Größer Wermutstropfen aber wohl: Sharp möchte das Aquos R6 erst einmal nur auf den japanischen Markt bringen. Preise sind außerdem noch nicht bekannt.
Smartphones mit den größten Sensoren
Schon Panasonic brachte 2014 ein Android-Gerät mit einem 1 Zoll großen Kamerasensor auf den Markt. Aber war das eher eine kompakte Kamera mit Android oder ein etwas zu groß geratenes Smartphone mit besonderen Kamera-Eigenschaften? Das ist umstritten. Der Sensor des Aquos R6 zumindest ist genauso groß:
Smartphone | Sensorgröße |
---|---|
Sharp Aquos R6 (2021) | 1 Zoll |
Panasonic CM1 (2014)* | 1 Zoll |
Xiaomi Mi 11 Ultra (2021) | 1/1.12 Zoll |
Nokia 808 PureView (2012) | 1/1.2 Zoll |
Samsung Galaxy S21 Ultra (2021) | 1/1.33 Zoll |
Oppo Find X3 Pro (2021) | 1/1.56 Zoll |
Ich würde das Panasonic CM1 als ambitioniertes (und leider nicht ganz erfolgreiches) Hybrid-Gerät einstufen und nicht als echtes Smartphone. Nach der Betrachtung wäre das Aquos R6 also das erste echte Smartphone mit einem 1-Zoll-Sensor. Interessante Randnotiz übrigens: Bei beiden Malen hat und hatte Leica die Finger im Spiel.
Die deutsche Kamera-Edelmarke hatte vor 5 Jahren eine weit beachtete Kooperation mit Huawei geschlossen. Endet diese nun, wie die Kollegen von Mobiflip spekulieren? Das wollen beide Unternehmen aktuell nicht kommentieren. Der Start des angedachten neuen Kamera-Flaggschiffs Huawei P50 Pro zumindest verzögert sich zur Zeit. Huawei leidet zunehmend stärker unter dem anhaltenden Bann durch die US-Regierung und dem damit verbundenen erzwungenen Verzicht auf Android.
Ähnlich wie das Xiaomi Mi 11 Ultra und dessen ebenfalls sehr großem 1/1.12-Zoll-Sensor soll übrigens auch das Sharp Aquos R6 einen weit herausstehenden Kamerabuckel haben. Die Tiefe misst dabei an der dicksten Stelle 9,5 Millimeter, was insgesamt recht viel für ein modernes Smartphone wäre. Die Optik lässt sich anders noch nicht bauen. Das ist der Preis, den ihr für Smartphones mit großen Sensoren derzeit zahlen müsst.
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