Indie-Spiele haben oft ihren ganz eigenen Charme und bringen neue Ideen in die Videospiel-Welt. Aber was genau sind überhaupt Indie-Spiele? Die Frage kann man nicht zu 100 Prozent sicher beantworten, da es verschiedene Meinungen zur Definition gibt. Auch ich habe eine Meinung dazu: Damit ein Indie-Spiel, Indie-Spiel genannt werden darf, müssen zwei Kriterien erfüllt sein. Zum einen muss es von einem unabhängigen Entwickler ohne finanzielle Zuschüsse eines Publishers entwickelt worden sein und es muss frische, neue Ideen mit in den Videospiel-Markt bringen.
Aber generell zeichnen sich Indie-Spiele durch minimalistische Grafik, oft Pixel-Look, innovatives Gameplay und kleine Preise aus. Dann werden selbst Spiele mit diesen Merkmalen als Indie-Games bezeichnet, die von Publishern finanziert wurden. Definition hin oder her, einige meiner Lieblingsspiele sind Indie-Spiele, weil sie mit ihrem Charme die Spieler verzaubern können.
Beispiel: Moonlighter
Ein gutes Beispiel hierfür ist Moonlighter. Bei Moonlighter spielt ihr einen Abenteurer namens Will. Dieser lebt in einem kleinen Dorf, das von mysteriösen Höhlen voll mit Monstern umgeben ist. So weit, so normal. Allerdings hat Will auch den Laden seines Vaters geerbt, in dem er alle möglichen Gegenstände an reisende Abenteurer verkauft.
Darum ist Will nachts in den tiefen Dungeons unterwegs, wo er zahlreiche Monster erledigt um deren Gegenstände und Materialien einzusammeln, die er dann tagsüber im Laden verkauft. Dazu müsst ihr euch als Spieler überlegen, was ihr verkaufen wollt und zu welchem Preis. Bei zu hohen Preisen kaufen die Kunden eure Gegenstände nicht, setzt ihr den Preis zu niedrig an, verliert ihr bares Geld. Diese Kombination – nachts Monsterjäger, tagsüber Geschäftsmann – bringt ein cleveres Spielelement mit sich, das es in der Form noch nicht gab.
Early Access ist oft ein Lebensretter
Für Entwickler, die kein großes Budget für ihr Spiel haben oder sogar aus eigener Tasche arbeiten, können Early Access-Programme wie Steam Early Access ein Lebensretter sein. Diese Programme erlauben den Entwicklern, ihr Spiel zu vermarkten und Geld damit zu verdienen, sobald eine erste spielbare Version entstanden ist. Das bringt nicht nur Geld in die Kassen, sondern auch wertvolles Feedback von den Spielern, welches im Entwicklungsprozess helfen kann.
Damit das funktionieren kann, muss das Spiel natürlich einiges an Aufmerksamkeit von der Gaming-Community bekommen. Und das ist wahrscheinlich der schwierigste Schritt, wenn es darum geht sein Spiel zu vermarkten. Das ist auch der Grund warum Indie-Spiele oft eine frische, neue Spielmechanik gerade brauchen. Dazu eine charmante, aber einfach Grafik, die den Spieler verzaubert. Denn wenn Indies aussehen und sich spielen wie alle anderen Spiele auch, gehen sie einfach in der Masse unter.
Beispiel: Rimworld
Ein Beispiel für ein erfolgreiches Spiel mit wenig bis keinem Budget ist Rimworld. Es wurde von einer einzigen Person entwickelt, Tynan Sylvester, und wird durchschnittlich von 6000 – 8000 Spielern täglich gespielt. Dabei hat es stark von dem Early-Access-Programm profitiert. Rimworld ging bereits im Juli 2016 mit einer Alpha-Version auf Steam online, wobei die 1.0-Version in Kürze erwartet wird.
Es hat also vor der eigentlichen Fertigstellung schon mehr Spieler als viele Indie-Titel jemals haben werden. Bei Rimworld erlebt ihr eine Bruchlandung auf einem fremden Planeten. Mit den überlebenden Besatzungsmitgliedern müsst ihr nun eine Kolonie aufbauen, mit dem Ziel eines Tages von diesem Planeten fliehen zu können. Der Kniff dabei ist, dass ihr die Figuren nicht direkt steuert. Ihr könnt Aufgaben verteilen, wie: „Dies soll gebaut werden“ oder: „Bitte erforscht diese Technologie“. Die Aufgaben erledigen die Kolonisten dann selbstständig. Das Spiel ist fesselnd und kann über mehrere hundert Stunden unterhalten.
Charme der Indies: Die Leidenschaft der Entwickler
Da es verdammt schwierig ist, ein gutes Indie-Spiel zu entwickeln, und die Entwickler oft allein dastehen, stecken sie ihr gesamtes Herzblut in das Spiel. Außerdem sind die Spielideen oft ihre eigenen, was die Bindung des Entwicklers zu seinem Spiel stärkt. Für Indie-Entwickler ist es oft mehr als ein Job oder ein Projekt, an dem sie arbeiten. Darum sind sie in der Lage, das beste aus ihrem Spiel herauszuholen und die Games zu schaffen, die Indie-Fans so lieben.
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„Außerdem sind die Spielideen oft ihre eigenen.“
Ich würde sagen, die Aussage ist nur zu 50% richtig. Natürlich versuchen viele Indies ihre eigenen, kreativen Rezepte durchzuboxen, aber es gibt ebenso viele Indie-Developer, welche auf bekannte und bewährte Konzepte zurückgreifen, um ein „Stück vom Kuchen“ abzubekommen.
Die Beispiele dazu sind unzählbar… So kam es u.a. nach dem Erfolg von „Doodle Jump“ vor einigen Jahren zu einer wahren Flut an (Indie-)Klonen, die auf der Erfolgswelle mitreiten wollten. Aber auch wahre Klassiker wie Tetris oder Mahjong werden von unabhängigen, kleinen Entwicklerstudios immer wieder kopiert, interpretiert oder neu aufgelegt. Das erste (und einzige) Spiel von OEZB z.B. (https://www.oeffnungszeitenbuch.de/stickerboy.html) ist eine Neuinterpretation vom bekannten Paperboy, seines Zeichens Arcade- und (S)NES-Klassiker.
Hi Derryck,
da gebe ich dir vollkommen recht. Bei der Masse an Indie-Titeln gibt es auch viele Kopien von Kopien von Kopien von Kopien. Dabei kann eine sehr gute Kopie sogar besser sein als eine schlechte Idee.
Wenn ein Indie-Entwickler allerdings eine gute, innovative Idee gekonnt umsetzt, schlägt mein Indie-Herz etwas höher 🙂