Jürgen Vielmeier
Ich würde mein Englisch als „eigentlich ganz gut“ beschreiben. Englisch-LK in der Schule (vor vielen, vielen Jahren), englischsprachige Ex-Freundinnen, Filme und Serien im Original… Aber ist mein Englisch auch gut genug, um damit an einer internationalen Universität auf Englisch studieren zu können? Und wie sieht ein rein online geführter Einstufungstest wie der Duolingo English Test aus? Das wollte ich mit dem DET herausfinden und habe ihn gemacht.
Inhalt:
- Was ist der Duolingo English Test?
- Voraussetzungen und Vorbereitungen
- Erfahrungsbericht
- Habe ich bestanden?! Das Ergebnis
- Fazit
Was ist der Duolingo English Test (DET)?
Der Duolingo English Test (DET) ist eine kostengünstigere Alternative, den die beliebte Sprachlern-App Duolingo den etablierten Einstufungs-Zertifikaten wie IELTS, TOEFL und CAE entgegenstellt. Laut Anbieter akzeptieren bereits über 5.000 Universitäten weltweit den DET (zum Vergleich: Bei TOEFL sind es etwa 10.000). In etwa 50-60 Minuten testet die App deinen Englisch-Wortschatz, Grammatik, Hör- und Textverständnis sowie dein gesprochenes und geschriebenes Englisch.
Der DET kostet zum Zeitpunkt unseres Tests 65 US-Dollar und ist damit erheblich günstiger als TOEFL, CAE oder IELTS, die zum selben Zeitpunkt zwischen 200 und 300 Euro kosten, oft einen Vor-Ort-Test verlangen und mehrere Stunden dauern. Anders als die „ewig“ gültige Cambridge Certificate of Advanced English (CAE), gelten die Ergebnisse des DET wie auch TOEFL und IELTS für zwei Jahre. Du bezahlst die Gebühr für den DET online via Kreditkarte – was derzeit das einzige akzeptierte Zahlungsmittel ist. Das Testergebnis ist eine Punktzahl zwischen 0 und 160, und es hängt von der gewünschten Hochschule ab, wie hoch dein Score dafür sein muss.
Bevor du den Duolingo English Test machst, informiere dich unbedingt, ob die designierte Hochschule deiner Wahl ihn akzeptiert, und wie hoch die Punktzahl ist, die du im DET erreichen musst.
Voraussetzungen und Vorbereitungen
Der Duolingo English Test findet nach einer kurzen Registrierung auf der offiziellen Website in der gleichnamigen App statt, die du für Windows oder macOS herunterladen kannst. Du musst mit einem amtlichen Dokument – Reisepass oder Führerschein – deine Identität nachweisen. Die hältst du vor Beginn des Tests in die Kamera, wodurch die App ein Foto daraus erstellt und hochlädt. KI checkt gegen, ob das Bild lesbar und wirklich ein amtliches Dokument ist.
Für den Test musst du über einen Windows-PC oder Mac mit einer Webcam und einem Mikrofon verfügen. Ein externes Mikro ist als Hilfsmittel erlaubt, Earbuds oder Kopfhörer sowie andere Hilfsmittel nicht. Der Anbieter weist darauf hin, dass der Test mangels Kompatibilität der App nicht auf einem iPad, iPhone, Android-Smartphone, Chromebook oder Linux-System durchführbar ist.
Die App verlangt von dir, während des Tests nur auf die Tastatur zu schauen und deinen Bildschirmplatz dabei nicht zu verlassen. Sie fordert Berechtigungen für die Tastatureingabe, Webcam, Mikro und Bildschirmaufzeichnung. Die musst du vorab gewähren – und kannst sie nach dem Test wieder abschalten.
Du kannst einen einzelnen Test kaufen oder zwei im Paket, was pro Test etwas günstiger ist. Soll es besonders schnell gehen, kannst du für eine Gebühr (bei uns zum Zeitpunkt des Tests 39 Dollar) bereits binnen eines Tages dein Ergebnis verlangen. Ansonsten dauert es zwei Tage. Ein menschlicher Begutachter bei Duolingo geht deine Testergebnisse durch. Nach dem Kauf musst du übrigens den Test nicht sofort ablegen, sondern hast bis zu 21 Tage dafür Zeit.
Auch gut: Bevor es ernst wird und du den Test startest, kannst du eine 45-minütige Übung durchführen, die den eigentlichen Duolingo English Test ziemlich gut simuliert. Und das ist ratsam. Denn beim eigentlichen Test stehst du unter Zeitdruck und musst schnelle Entscheidungen treffen. Da ist es besser, schon zu wissen, was auf dich zukommt, und das sogar schon einmal gemacht zu haben. Ferner gibt die Übungsfunktion dir eine Einschätzung, mit wie vielen Punkten du rechnen kannst.
Darüber hinaus beschreibt Duolingo die Aufgabenarten im Infobereich auf der Website sehr gut. Auch das kann sich lohnen, vor dem Test einmal durchzugehen.
Duolingo English Test: Erfahrungsbericht
Mir fehlt aber die Zeit für eine Übung, und oft ist es ja nicht schlecht, völlig unvoreingenommen in eine Prüfung zu gehen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt… Ich melde mich also direkt ohne Übung zum Duolingo English Test an. Und bin tatsächlich etwas nervös. Mein Studium ist schon fast 20 Jahre her; wahrscheinlich gab es auch danach noch die eine oder andere Prüfung unter Zeitdruck, aber ich kann mich spontan an keine mehr erinnern.
Nachdem alle Formalitäten geklärt sind und die App noch einmal darauf hinweist, dass Hilfsmittel nicht erlaubt sind und ich nur in die Kamera und auf die Tastatur aber auf keine Hilfen links oder rechts davon gucken darf, geht es auch schon los. Und gleich die erste Übung hat es in sich.
Die folgenden Bilder und Screenshots sind offizielle Screenshots von Duolingo selbst. Tester dürfen während des Tests keine Screenshots anfertigen und gar veröffentlichen, sonst ist der Test ungültig. Ich möchte natürlich auch keine genauen Prüfungsaufgaben weitergeben. Deswegen sind die Screenshots nicht meine eigenen und einzelne Details verklausuliert.
Bei „Read and Select“ wirft der Duolingo English Test Worte ein, von denen Prüflinge erkennen müssen, ob sie wirkliche englische Wörter sind oder nicht. Und das ist tricky, denn sie klingen tatsächlich alle Englisch, und Englisch ist eine sehr wortreiche Sprache. Die Zeit ist zwar großzügig bemessen, aber ich weiß wirklich nicht, ob es das Wort „adhesy“ (von mir hier gewähltes fiktives Beispiel) wirklich gibt und ob es das Substantiv von „adhesive“ (klebrig) sein könnte.
Ist es übrigens nicht, wie ich aber erst später nachschlagen kann. Das Substantiv von „adhesive“ ist ebenfalls „adhesive“.
Weiter geht es mit Lückentexten, in die ich einzelne Wörter einfügen darf („Fill in the blanks“). Das fällt mir recht leicht. Als nächstes kommt aber eine deutlich anspruchsvollere „Mehrkampfdisziplin“ namens „Mixed Language Skills“. Hier geht es um Lesen, Verstehen, weitere Lückentexte, Nachsprechen und Aufschreiben, was ich gehört habe (Listen and Speak, Listen and Type, Read and Complete, Read, then Speak). Es beginnt recht harmlos. Aber schon der zweite Lückentext wird lang und fachlich, das Hörverstehen wechselt rüber zu einem – ich meine – karibischen Dialekt.
In einem Satz, den ich vorlesen soll, meine ich einen Grammatikfehler gefunden zu haben. Ist das eine Probe? Was soll ich nun tun? Den Text so vorlesen, wie er da steht oder wie ich meine, dass er richtig gehört?
Ganz schön streng
Zu viel Zeit darf ich mir nicht lassen. Als ich mir in der Übung „Read, then speak“ einen Text noch im Geiste vorlese, um ihn anschließend ins Mikro zu sprechen, erwische ich die Aufnahmetaste zu spät, und die Zeit ist abgelaufen. Der Duolingo English Test geht erbarmungslos weiter zur nächsten Aufgabe.
Insgesamt acht Minuten bleiben, um einen Lückentext mit acht Wörtern auszufüllen, die ich aus einer Liste auswählen kann (Complete the Sentences). Denke ich zumindest, denn als ich nach knapp drei Minuten damit schon fertig bin, sehe ich, dass die acht Minuten auch die fünf folgenden Aufgaben mit einschließen. Und jetzt wird es ganz schön knapp.
Immerhin: Nach einer der Übungen bin ich tatsächlich zwei Minuten früher fertig als nötig gewesen wäre. Ich will die Zeit nutzen, renne kurz in meine Küche und trinke einen Schluck Wasser. Als ich wieder am Rechner bin, ermahnt mich der Duolingo English Test streng, dass ich den Platz nicht verlassen dürfe. Das kann die App mit der Videoüberwachung durch die Kamera offenbar feststellen. Respekt!
Ich hoffe für mich nur, dass es bei der Ermahnung bleibt und dadurch nicht gleich der ganze Test ungültig wird. Willst du so etwas vermeiden, stelle dir auf jeden Fall schon vor dem Test ein Glas Wasser an deinen Arbeitsplatz…
Als nächstes geht es um Textverständnis. Ich soll einen Text lesen und dann anhand Multiple Choice ankreuzen, worum es darin geht (Identify the Idea), den Text danach um ein passendes Fragment erweitern (Complete the Passage) und eine passende Überschrift dazu finden. Das erscheint mir nicht all zu schwer, aber die Zeit ist knapp bemessen und der Countdown läuft erbarmungslos. Besonders, als ich Bilder beschreiben (Write about the Photo) und Sachverhalte in eigenen Worten erklären soll, fehlen mir am Schluss einige Sekunden.
Und dann soll ich ein Bild beschreiben, auf dem Arbeiter ein Gitter vor einem Fenster anbringen (ähnliches Beispiel). Verdammt! Was hieß nochmal „Gitter“?
„Grid“ oder „grille“, aber das werde ich auch erst später nachschlagen können. In der Erklärung versuche ich das mir unbekannte Wort notdürftig zu umschreiben.
Eine Diskussion mit einer anderen (virtuellen) Person, bei der es nur darum geht, die richtigen Antworten auszuwählen (Listen and Respond), fällt mir recht leicht. Schwer wird es, in den 75 Sekunden danach noch einmal genau zu erklären, worum es in dem Gespräch ging und was letztendlich dabei herauskam (Summarize the Conversation). Denn auch hier ist die Zeit sehr knapp bemessen – und was waren nochmal die genauen Details?
Weil ich in letzter Zeit im Ausland oder auf internationalen Stammtischen viel Englisch gesprochen habe, fallen mir die nächsten Übungen wiederum leicht, bis zu 90 Sekunden über ein Thema zu referieren („Speak about the Photo“ und „Listen, then speak“).
Und dann ist, nach knapp 60 Minuten, der Duolingo English Test auch schon plötzlich vorbei. Und ich bin ganz schön erschöpft. Das war anstrengend! Und Fehler werde ich einige gemacht haben. Habe ich wohl bestanden? Ich könnte mir denken, dass es knapp gereicht hat. In 48 Stunden werde ich mehr erfahren.
Habe ich bestanden? Das Ergebnis
Als das Ergebnis etwa einen Tag später bei mir eintrifft, bin ich ganz schön nervös. Denn ich habe überhaupt keine Idee, was mich jetzt erwartet. Als ich dann öffne, bin ich beinahe überrascht: 145 von 160 Punkten. Damit hätte ich nicht gerechnet. Das übertrifft meine Erwartungen bei weitem, vor allem nach dem fiesen Read-and-Select-Test, den ich vom Gefühl her vermurkst habe. Noch etwas überraschend allerdings: Ausgerechnet in der Übung, die ich dachte, am besten hinbekommen zu haben („Speaking“) habe ich am wenigsten Punkte…
Aber ich bin auf jeden Fall zufrieden damit. Sollte ich die Gelegenheit nutzen und jetzt tatsächlich noch einmal etwas studieren? Zumindest an den Englischkenntnissen würde es jetzt an sehr vielen Hochschulen nicht mehr scheitern.
Fazit
Der Duolingo English Test ist eine tolle Alternative zu den deutlich aufwändigeren und teureren Tests der Anbieter wie TOEFL oder IELTS. Die mögen noch etwas intensiver sein, aber einen schwierigen Test unter Zeitdruck, der ein gutes Verständnis der englischen Sprache erfordert, liefert auch der DET. Mit anspruchsvollen und vielseitigen Aufgaben ermittelt der DET in nur einer Stunde zuverlässig, wie gut die Englischkenntnisse eines Prüflings sind. Und das ist letztendlich ja, worum es bei einem solchen Test geht.
Für Bewerber:innen bei einer bestimmten Hochschule bleibt es dabei: Sie sollten unbedingt vorher klären, ob die designierte Forschungseinrichtung den Duolingo English Test akzeptiert oder nicht. Wenn ja, dann können Interessierte hier viel Geld und Zeit sparen.
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