Starlink von Tech-Milliardär Elon Musks Satelliten-Netzwerk Space X ist eine längst auch in Deutschland verfügbare Breitband-Alternative. Vor allem (aber nicht nur) für Gegenden, die mit VDSL, 5G oder Glasfaser bisher nicht versorgt sind. Die neueste Version des Starlink Standard-Kit, die wir hier testen, setzt auf einen ausklappbaren Ständer und ist damit mobiler als der Standard-Kit mit Motor.
Das Wichtigste in Kürze:
Inhalt:
Starlink Standard-Kit ohne Motor: Test im Ballungsraum
Wir haben den Starlink Standard-Kit ohne Motor in der Stadt und auf dem Land getestet. Am Standort unseres Stadttests, der Telekom-Stadt Bonn, herrscht für gewöhnlich kein Mangel an Breitbandanbietern. Glasfaser, Gigabit-Kabel, VDSL und 5G-Mobilfunk sind von mehreren bekannten Anbietern verfügbar. Gegenüber denen braucht sich ein Starlink aber nicht zu verstecken: Im Garten unseres Mehrparteienhauses erreichen wir Downstream-Raten zwischen 150 und etwas über 200 Mbit/s. Damit liegen wir knapp unter Obergrenze der von Starlink beworbenen Datenraten zwischen 25 und 220 Mbit/s.
Wichtig zu wissen: Der Starlink Standard-Kit braucht direkte Sicht auf den Himmel. Genauer gemeint ist damit ein Winkel ohne Hindernisse von mindestens 110 Grad. Übrigens zwingend bei aufgeklapptem Ständer – die App meckert, wenn du den Empfänger einfach flach auf den Boden legst.
Der überdachte Balkon einer Wohnung fällt dadurch aus. Bei einem Versuch verlangt die Starlink-App, dass wir mit dem Smartphone den Himmel abscannen, was zu 100 Prozent entsprechend nicht möglich ist. Hilft ein Trick? Den Satellitenempfänger einfach schräg auf einem Tisch auflegen wie im nachstehenden Bild? Leider nein, die App beschwert sich zwar nicht, sucht und sucht und sucht aber nach einem Satelliten, ohne einen zu finden.
Im Garten des Mehrparteienhauses haben wir dafür mehr Glück. Hier baut das Starlink Standard-Kit ohne Motor nach einigen Minuten eine Verbindung auf.
Der Menüpunkt „Ausrichtung“ in der Starlink-App schlägt uns gelegentlich vor, den Satelliten-Empfänger („die Platte“) etwas mehr nach Süden, Osten oder Westen auszurichten. Ist sie das nicht schon? Eine Kompass-Funktion bringt die App leider nicht mit, wir behelfen uns mit der Kompass-App im Smartphone und drehen die Platte ungefähr in die gewünschte Richtung. Zwingend notwendig scheint das letztendlich nicht – nur Geduld ist gefragt.
Regen ist kein Problem
Denn bei jedem unserer Versuche nach etwas über 5 Minuten steht eine Verbindung dann – und ist erfreulich schnell. Webseiten laden sofort, Mails sind umgehend verschickt, Video-Livestreams in HD laden ohne Verzögerung. Verbindungen reißen nur gelegentlich ab und sind danach schnell wieder aufgebaut. Das beste Ergebnis, das wir in der Stadt erzielen, ist laut dem eingebauten Geschwindigkeitstest 204 Mbit/s im Downstream, 20 Mbit/s im Upstream und eine Latenz von 19 ms.
Eine gute Verbindung bekommen wir übrigens auch bei einem Regenschauer zustande – den das Standard-Kit problemlos übersteht. Selbst als wir bei ein wenig Regen im dritten Stock am Fenster stehen und den Router nur aus der Ferne sehen, messen wir einen Empfang von 190 Mbit/s im Downstream (14,5 Mbit/s Upstream, 19 ms Latenz).
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Starlink Standard-Kit auf dem Land: Besser!
Zugegeben: Selbst in der lange als strukturschwach geltenden Eifel finden sich echte Funklöcher innerhalb von Ortschaften nur noch selten. Eine davon ist laut den öffentlichen Portalen Breitbandmessung.de und Gigabit Grundbuch/Breitbandatlas aber der Ortsteil Pomster-Heidehof. Hier weisen beide Portale weder Festnetz-Breitband noch überhaupt irgendeine Mobilfunkversorgung aus. Da fahren wir hin!
Die Realität vor Ort sieht etwas anders aus: Direkt neben dem Hof zeigt unser mit der Telekom verbundenes Smartphone sogar 5G mit voller Signalstärke an. Ein paar Felder weiter ist es immerhin noch LTE mit 2/4 Balken. So oder so: Gäbe es hier noch ein Funkloch, könnte Starlink es problemlos stopfen: knapp 176 Mbit/s im Downstream und stolze 34 Mbit/s im Upstream weist unsere Messung aus.
Ein paar Orte weiter in Jünkerath wirbt eine alte Reklame am Ortseingang noch mit den Vorzügen von VDSL und bis zu 50 Mbit/s. Das toppt der – auf einem Wanderparkplatz am Ortsausgang – eingesetzte Starlink mit 317 Mbit/s im Downstream, 10 Mbit/s im Upstream und einer Latenz von 26 ms.
Funkloch Grenze
Ein echtes Funkloch finden wir dann schließlich im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Belgien. Hier scheinen sich die Mobilfunkanbieter die Kompetenzen gegenseitig zuzuschustern und darauf zu hoffen, dass der jeweils andere das Grenzland auch noch mit abdeckt. Ein Freund schickt eine Sprachnachricht, ein Bild vom Grenzlandmarkt soll über den Äther gehen – weder im belgischen noch im deutschen Mobilfunknetz allerdings kommt ausreichend Bandbreite für unser Testsmartphone dafür zustande.
Es hilft: der Starlink! Zwar dauert der Verbindungsaufbau mit dem Standard-Kit auf einem Parkplatz neben dem Grenzlandmarkt hier besonders lange. Als die Verbindung dann steht, misst der Breitbandmesser aber erfreuliche 369 Mbit/s im Downstream und 20 Mbit/s im Upstream (26 ms Latenz).
Starlink ist eher ein Ersatz für einen heimischen Festnetzanschluss und mögliche weiße Flecken auf der Breitbandlandkarte. Dass ein Satelliten-Internetzugang auch auf dem Land funktioniert, vielleicht sogar besser als in der Stadt, haben wir erwartet. Und wollten wir nachweisen – hiermit geschehen.
Starlink bei Regen und Gewitter: Kein großes Problem
Das wollten wir natürlich wissen: Funktioniert der Starlink auch bei Gewitter und kräftigem Regenschauer, überlebt er trotz IP56/54-Einstufung auch Nässe?
Ein Nachmittag voller Sommergewitter dient uns als Referenz. Bei mäßigem Regen tut das Starlink Standard-Kit ohne Motor beinahe so, als wäre nichts. Im Garten registrieren wir die gleichen Downloadraten wie immer – um 150 Mbit/s.
Bei einem kräftigen Gewitterschauer mit starkem Regen schließlich reagiert der Starlink. Die App meldet Hindernisse, die Downloadrate sinkt auf zeitweise nur noch 60 Mbit/s. Der Verbindung bleibt allerdings bestehen, und eine Live-TV-Übertragung auf dem Smartphone läuft ohne jegliche Probleme. Zwischenzeitlich meldet die Starlink-App, dass die Platte beheizt würde, wohl um die erkannten Regentropfen zu entfernen.
Als der Regen nachlässt, steigt die Downloadrate allerdings ohne unser Zutun wieder auf ungetrübte 150 bis 200 Mbit/s – der Standard für unseren Empfang in der Stadt.
Starlink-Standard-Kit ohne Motor: Der Aufbau
Das Starlink Standard-Kit ohne Motor besteht im Wesentlichen aus drei Teilen:
- Satellitenempfänger (die weiße Platte) mit integriertem Klappständer
- Starlink-Router der 3. Generation
- Netzteil
Alle notwendigen Kabel (Netzstecker 1,5m, LAN-Kabel 15m und Verbindungskabel 1,5) befinden sich ebenfalls im Set. Die Steckverbindungen erklärt eine mitgelieferte Schnellanleitungs-Karte. Aufbau und Abbau gehen allerdings auch relativ idiotensicher von der Hand, weil jedes Kabel nun in eine dafür vorgesehene Buchse passt.
Schön übrigens: Die Steckverbindungen sind mit Silikonabdeckungen verstärkt, um einen hinreichenden Schutz gegen Staub und Wasser nach IP56 (Satellitenempfänger) und IP54 (Router) zu ermöglichen. Das bedeutet allerdings auch, dass nur der Satellitenempfänger gegen Regen geschützt ist und dauerhaft draußen stehen darf. Router und Netzteil solltest du nur drinnen betreiben. Das 15 Meter lange LAN-Verbindungskabel zwischen Router und Satellitenempfänger kann dabei helfen. Als optionales Zubehör bietet Starlink sogar ein 45 Meter langes LAN-Kabel an.
Strom bezieht das Starlink Standard-Kit über einen handelsüblichen, flachen Schuko-Stecker am drinnen postierten Netzteil. Für unsere Tests draußen kam dafür die mobile Powerstation Jackery Explorer 1000 Pro zum Einsatz.
Starlink Standard-Kit mit oder ohne Motor im Vergleich
Das von uns getestete Starlink Standard-Kit kommt ohne Motor im Satellitenempfänger daher. Technik im Inneren der Platte sorgt für die notwendige Verbindung zu einem Satelliten im Starlink-Netzwerk.
Das Setup erlaubt die kompaktere Bauweise im Vergleich zum Standard-Kit mit Motor, der eher für den dauerhaften Außeneinsatz gedacht ist. Jenes Set verfügt über einen Metallständer und eben einen Motor, der die Platte je nach Ausrichtung dreht. Und dann auch im ausgeschalteten Zustand in dieser Position belässt. Was die Lagerung und den Transport etwas umständlicher macht. Da ist der Starlink Standard-Kit ohne Motor und mit dem integrierten Klappständer deutlich mobiler.
Noch ein weiteres Detail hat Starlink geändert: Im Standard-Kit ohne Motor assistieren nun wieder zwei Geräte dem Empfänger – der Gen3-Router und ein Netzteil. Im Standard-Kit mit Motor hatte Starlink beides in einem Gerät (Gen2-Router) untergebracht, was wir trotz der etwas größeren Ausmaße eigentlich begrüßten. Dafür verfügt der neue Gen3-Router nun wieder über zwei Ethernet/LAN-Buchsen, die Starlink im Gen2-Router eingespart hatte.
Wir vermuten, dass Starlink mit dem Split beider Geräte auch der Routerfreiheit in Deutschland entsprechen möchte. Wie der Hersteller in den FAQ schreibt, kannst du Starlink auch mit einem Router eines anderen Herstellers benutzen.
Starlink: Kosten im In- und Ausland
Neben der Hardware für das Starlink Standard-Kit, die du einmalig bezahlst, entstehen dir für die Nutzung weitere Kosten. Starlink agiert hier wie ein ganz gewöhnlicher Internetprovider und bietet dir folgende, an das Starlink-Set gekoppelte, Tarife an (Stand: August 2024):
- Standard: 50 Euro/Monat mit unbegrenzt Daten (vor allem für Zuhause)
- Mobile Regional: 59 Euro/Monat mit unbegrenzt Daten kontinentweit
- Mobile Priority: ab 284 Euro/Monat für 50 GB Datenvolumen kontinentweit und auf See (für Boote)
Zum Vergleich: Datenpakete für Mobilfunk sind mit vergleichbaren Geschwindigkeiten und Datenvolumina ab etwa 20 Euro erhältlich, DSL oder Kabel ab etwa 30 Euro. Für Glasfaser wird es teurer mit Tarifen ab 40-60 Euro. Der Vorteil für Starlink ist, dass es praktisch keine Funklöcher gibt, du deinen Anschluss mitnehmen kannst und er zudem monatlich kündbar ist. Auch Tarifwechsel sind ständig möglich.
Fazit: Die Alternative fürs Land
Vor allem für ländliche Regionen mit schlechtem Breitbandausbau ist das Starlink Standard-Kit ohne Motor eine echte Alternative. Mit von uns gemessenen Bandbreiten von mehreren hundert Mbit/s kann das Satelliten-Kit vor allem da zum Einsatz kommen, wo sich Nutzer:innen derzeit noch mit Anschlüssen mit wenigen Mbit/s herumschlagen müssen. Auch für Reisende im Camper ist das System interessant.
In der Stadt kann das Set ebenfalls zum Einsatz kommen – ist aber mit 50 Euro im Vergleich zu ähnlich potenten Breitband-Anschlüssen verschiedener Hersteller nicht unbedingt die preiswerteste Lösung. Notwendig ist in jedem Fall eine Freifläche mit mindestens 110 Grad Radius für den Empfänger. Der überdachte, heimische Balkon ist dafür in den meisten Fällen nicht geeignet.
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Wer sich für Starlink interessiert, sollte auch beachten, dass das Netzwerk ein Shared Medium ist. Bandbreiten bis 1 GBit/s sind zwar theoretisch möglich, aber vom Standort abhängig und müssen mit anderen Nutzern geteilt werden. Realistisch sind derzeit 100-200 Mbit/s und mehr. Auch wenn immer mehr Nutzer:innen auf Starlink umsteigen sollten, will der Anbieter mindestens 25 Mbit/s gewährleisten. Wir rechnen mit weit mehr.
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