Peter Giesecke
Permanent dreckig ist er, mein Backofen. Anders kenne ich ihn gar nicht mehr. Die Zeit verwende ich lieber, meinen Gästen die Teller schön anzurichten, als schnell wegzuwischen, was vom Gitter oder aus der Auflaufform getropft ist. Auch hinterher nehme ich mir die Zeit oft nicht. Und so ist schon einiges eingebrannt.
Anstatt nun mit viel Chemie anzurücken und mich halb in den Backofen zu schieben, wäre ein Selbstreinigungszyklus hilfreich – wie die Pyrolyse. Dabei zerfällt all das Eingebrannte zu Asche. Anschließend einmal auswischen reicht. Doch mein Backofen hat diese Funktion leider nicht. In meiner nächsten Küche vielleicht.
So funktioniert die Pyrolyse
Die Pyrolyse ist ein chemischer Prozess, bei dem sich organische Materialien unter hohen Temperaturen zersetzen. Dazu zählt auch alles, was im Backofen zubereitet wird: heruntergefallene Lebensmittel, Fettspritzer und andere Ablagerungen.
Dieser Prozess startet jedoch erst ab einer Temperatur von 300–800 Grad. Die genaue Gradzahl hängt davon ab, was zersetzt werden soll. Um Lebensmittel im Backofen zu Asche werden zu lassen, heizt dieser auf 450–500 Grad. Das reicht, um ihn effektiv zu reinigen.
Nach der thermischen Aufspaltung der Moleküle bleiben gasförmige, flüssige und feste Produkte zurück. Nichts davon klebt oder haftet noch am Backofen. Du bemerkst vor allem die Asche, wischst den Innenraum einmal feucht aus und bist fertig.
Die Pyrolyse benötigt für diesen Prozess keinen Sauerstoff – anders als eine normale Verbrennung. Die meisten Backöfen filtern die Gase oder binden Schadstoffe in Katalysatoren, damit sie nicht in die Küche und die Atemluft gelangen.
So reinigst du deinen Backofen per Pyrolyse
- Vorbereitung: Entferne alle Teile im Backofen, die du herausnehmen kannst: Gitter, Roste, Bleche, aber auch die seitlichen Schienen. Die hohen Temperaturen während der Pyrolyse könnten sie beschädigen.
- Start der Pyrolyse: Schließe die Klappe und starte die Pyrolyse. Das Programm verriegelt die Tür des Backofens automatisch, damit die enorme Hitze nicht nach außen gelangen und jemanden verbrennen kann. So funktioniert auch die Kindersicherung.
- Pyrolyse: Der Backofen heizt nun auf die hohe Temperatur, die die Pyrolyse startet. Organische Verbindungen zersetzen sich chemisch. Das dauert mehrere Stunden – abhängig von Gerät und Verschmutzung.
- Abkühlung: Nach Beendigung dieses Prozesses kühlt der Backofen langsam ab. Erst dann kannst du die Tür wieder öffnen.
- Auswischen: Du fegst die Asche aus dem Innenraum des Backofens und wischt ihn mit einem Tuch oder Schwamm feucht aus.
Ist Pyrolyse Energieverschwendung?
So praktisch die Selbstreinigung per Pyrolyse auch ist, der Preis dafür ist ein hoher Energieverbrauch. Die hohe Temperatur von 450–500 Grad wird über mehrere Stunden gehalten. Mit Aufheizen und Abkühlen kann das 2–6 Stunden dauern.
Der übliche Stromverbrauch liegt bei 3–5 kWh. Das entspricht 1,20–2,00 Euro bei einem aktuellen Strompreis von 40 ct/kWh. Die genauen Verbrauchswerte hängen jedoch stark von Verschmutzungsgrad und Modell ab.
Das ist viel Geld für einen einmaligen Vorgang. Doch die Selbstreinigung per Pyrolyse sollte nur alle paar Monate notwendig sein. Letztlich hängt das aber davon ab, wie häufig du den Backofen nutzt und wie sehr er dabei verschmutzt wird. Was herunterfällt, solltest du dann doch lieber direkt wegwischen.
Die Selbstreinigung des Backofens verbraucht zwar Strom, reduziert aber den Einsatz chemischer Reinigungsmittel. Die Pyrolyse muss die Umwelt also nicht belasten.
Bei EURONICS kaufen
Backöfen mit Pyrolyse
Backöfen mit Pyrolyse-Funktion gibt es von viele Herstellern – von AEG, Amica, Beko, Bosch, Constructa, Electrolux, Gaggenau, Gorenje, Haier, LG, Miele, Neff, Samsung, Siemens und noch einigen anderen.
Der einfachste Backofen mit Pyrolyse von Miele kostet knapp 900 Euro, einfache Modelle dieses Herstellers ohne Selbstreinigung gibt es schon ab 500 Euro. Diese Funktion gibt es also nur gegen Aufpreis. Dafür sind dann meist aber auch weitere Komfortfunktionen wie eine katalytische Rückwand und Teleskopschienen dabei.
In der Kategorie Backöfen & Herde des Onlineshops von EURONICS kannst du die Auswahl einfach einschränken, indem du im Punkt Selbstreinigungsfunktion den Unterpunkt pyrolytische Selbstreinigung wählst.
Warum ich Pyrolyse in meiner Küche gerne hätte
Ich habe mir schon mehrmals einen Backofen gekauft, doch noch nie mit Pyrolyse-Funktion. Einerseits war mir der Preis zu hoch. Andererseits war ich davon ausgegangen, dass ich Pyrolyse nicht brauche, weil ich den Backofen auch so reinigen kann: mit den richtigen Putzmitteln, Kraft in den Armen und Geduld beim Putzen. Tatsächlich verdreckte mein Backofen dann immer recht schnell.
Mittlerweile habe ich keine Lust mehr, vor meinem Backofen zu hocken, mit Kopf und Armen im Gerät. Dazu noch die sperrige Tür im Weg.
Wenn ich eine neue Küche planen würde, hätte sie einen Backofen auf Brusthöhe, mit einer im Gerät versenkbaren Tür, Teleskopstangen und Pyrolyse. Dennoch würde ich versuchen, die Selbstreinigung so selten wie möglich zu nutzen, um Energie zu sparen – also nach dem Anrichten der Teller doch noch schnell mit dem nassen Lappen die heruntergefallen Reste aufwischen.
Jetzt kommentieren!