Nicky Arps
Das Google Pixel 6 war das erste Smartphone, dass Sprachbarrieren zumindest einseitig verschwinden liess: mit der passenden Einstellungen zeigt es eingehende Textnachrichten genauso wie Webseiten automatisch in der eigenen Sprache an. Anrufe werden leider nicht direkt übersetzt – dabei ist sogar das heute schon möglich! Skype ist hier die Wunderwaffe.
Nachrichten live übersetzen lassen: wofür eigentlich?
Eine Nachricht anklicken und übersetzen lassen ist in vielen Apps möglich, bei Apples iMessage genauso wie bei Telegram. Das funktioniert für einzelne Nachrichten gut, aber um eine gesamte Konversation mit jemandem in einer anderen Sprache zu führen, ist es mühselig und stört den Kommunikationsfluss. Zudem funktioniert es nur in eine Richtung, deine eigenen Texte musst du zuerst in eine Übersetzungsapp kopieren, damit dein Gesprächspartner sie in seiner Sprache bekommt.
Keine der großen Messenger-Dienste hat bisher Live-Übersetzungen im Angebot. Das ist sehr schade, denn eine ganze Gruppe zu motivieren von Whatsapp zu einem alternativen Messenger zu wechseln, nur weil einzelne Personen Sprachbarrieren haben, ist nicht einfach.
Aber wäre es nicht schön, wenn der serbische Neuzugang zur Münchner Tischtennis-Gruppe einfach alle Gruppennachrichten auf serbisch lesen könnte und seine Nachrichten in seiner Muttersprache eintippen, anstatt die ganze Gruppe auf englisch wechseln zu lassen? Auch die zugezogene französische Familie könnte an der Planung des Kindergartenfestes teilnehmen ohne mühselig jede Nachricht erst in einen Übersetzer zu kopieren. Du könntest mit der italienischen Nonna, die dir deine Ferienwohnung vermietet, einfach auf Deutsch schreiben, wie du bei Anreise an deinen Schlüssel kommst.
Textnachrichten automatisch übersetzen
Die Apps, die dir mehrsprachige Kommunikation erleichtern, lassen sich in zwei Gruppen aufteilen: Die, die sich in vorhandene Messenger einklinken und dort übersetzen und die, die ein eigenständiger, multilingualer Messenger sind.
Mehrsprachige Messenger
Die Auswahl ist – in der Theorie – überraschend gross. Die Big Player wie Whatsapp, Telegram, Signal oder Threema sind aber leider nicht darunter.
Durch Metas Implementierung der eigenen KI in diverse Produkte, sind die Chancen aber hoch, dass Whatsapp zukünftig damit ausgestattet werden könnte. Denn „Seamless M4T“ ist ein vielsprechendes KI-Übersetzungstool, das diesen Dienst perfekt übernehmen könnte. Aktuell ist es aber leider noch nicht verfügbar.
Es gibt in den Appstores zig Messenger, die versprechen automatisch übersetzen zu können. Getestet habe ich „Translator“, „Neeo“ oder „Entiendo“ – zumindest wollte ich sie testen, aber bei Neeo und Entiendo brach die Einrichtung mit Fehlermeldung ab und bei „Translator“ kam ich ohne kostenpflichtiges Abo nicht weiter.
Am Ende gab es nur eine App, die geliefert hat, was ich haben wollte: einen Chat mit einem fremdsprachigen Menschen führen, als gäbe es die Sprachbarriere nicht. Ich schreibe auf Deutsch, mein Gesprächspartner auf Englisch. Und ohne weiter in Aktion treten zu müssen, können wir beide vollständig in unserer Muttersprache kommunizieren. Und diese Messengerapp ist: Skype.
Whatsapp & Co mehrsprachig machen
Wenn du deine Gesprächspartner nicht motiviert bekommst auf einen mehrsprachigen Messenger zu wechseln, gibt es Möglichkeiten vorhandene Apps wie Whatsapp oder Telegram multilingual zu machen.
Eine Option ist eine App zu installieren, die ein weiteres Keyboard bereitstellt. Das macht zum Beispiel „Translator Guru“ für iOS. Nach der Installation kannst du über das Weltkugelsymbol auf diese Tastatur wechseln und anschliessend mit einem Tipp deinen Text übersetzen und verschicken lassen. Leider übersetzt es aber nicht den reinkommenden Text und das stört dann wieder den Kommunikationsfluss.
Eine bessere Lösung ist da eine tiefere Integration wie „Langlang„, das für Android verfügbar ist. Nachdem du die Berechtigungen erteilt hast, legt sich Langlang quasi auf deinen Whatsapp-Chat drauf und übernimmst die Übersetzung. Das funktioniert tatsächlich ziemlich gut – allerdings verhält sich Whatsapp spürbar langsamer. Datenschutzbedenken sind hier ausserdem mehr als angebracht, denn um funktionieren zu können, muss die App unzählige Berechtigungen bekommen.
Mehrsprachig telefonieren – Anrufe übersetzen lassen
Klingt nach Zukunftsmusik? Ist es aber nicht!
Auch hier ist Skype das Mittel der Wahl. Skype erkennt automatisch die Pause hinter dem eigenen Sprachbeitrag und lässt den Anrufpartner zunächst das Original hören und dann die Übersetzung. Damit bekommt man auch die Tonalität seines Gesprächspartners mit – eine ziemlich gute Lösung also.
Fazit
Maschinelle Sprachübersetzung ist leider immer noch nicht perfekt und so wird ein übersetzter Chat oder ein übersetztes Gespräch wohl noch lange unnatürlich klingen und Übersetzungsfehler beinhalten.
Trotzdem ist es wunderbar, dass sich auch heute schon kostenlos schriftliche oder sogar mündliche Gespräche mit Menschen führen lassen, mit denen du keine gemeinsame Sprache sprichst.
Dass die weit verbreiteten Messenger wie Whatsapp und Telegram noch keine automatische Übersetzungen anbieten ist schade. Telegram hat immerhin im Kontextmenü Übersetzungsoptionen, bei Whatsapp bleibt – zumindest auf dem deutschen Markt – erstmal nur die Option über Drittanbieter.
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Skype war früher mal der Platzhirsch, heute wird er nur noch von wenigen genutzt. Die Funktionen sprechen eigentlich für Skype aber die meisten Nutzer kennen diese Möglichkeiten nicht.
Wenn WhatsApp diese Funktionen ausrollen sollte werden das die Leute feiern auch wenn es eigentlich dann ein alter Hut ist.