Fensterkraftwerke: Was du zur Balkonkraftwerk-Alternative wissen musst

Fensterkraftwerke sind eine kleine Nische für alle, denen ein Balkon oder eine andere Möglichkeit fehlt, um Solarenergie zu gewinnen.

Fensterkraftwerke: Was du zur Balkonkraftwerk-Alternative wissen musst
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Die Idee eines Balkonkraftwerks ist so einleuchtend wie genial: An die zumeist ohnehin ungenutzten Außenseiten des Balkongeländers hängst du ein, zwei oder mehr Solarpaneele, die dann über den Tag verteilt Strom aus Sonnenenergie gewinnen.

Den speist die Anlage ins Hausnetz, wo der Sonnenstrom direkt nutzbar ist oder aber ins örtliche Netz eingespeist wird, um die eigene Stromrechnung zu drücken. Selbiges gilt auch für Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach, die mehr Strom als die steckerfertigen Balkonkraftwerke produzieren können.

Clevere Lösung für balkonlose Wohnungen

Was aber, wenn du gar keinen Balkon oder Dach für Solaranlagen zur Verfügung hast? Dann könnten Fensterkraftwerke eine Alternative sein.

Die Fensterkraftwerke hat der Berliner Physiker Christian Richter konstruiert. Er befasste sich mit einem Problem, das viele Mieter haben dürften, wenn sie Photovoltaik nutzen wollen, aber keine Möglichkeit haben, ein Balkonkraftwerk zu installieren.

Die Befestigung des Fensterkraftwerke erfolgt mittels Klemmen für den Fensterrahmen. Auf Bohrungen verzichtet das Kit. (Foto: Christian Richter)
Die Befestigung des Fensterkraftwerke erfolgt mittels Klemmen für den Fensterrahmen. Auf Bohrungen verzichtet das Kit. (Foto: Christian Richter)

Richter wich hier auf Flächen aus, die die wenigsten Mieter nutzen: Fensterbretter und Laibungen, also die innere Fläche in der Fensteröffnung.

Für diese Flächen bietet Richter drei verschiedene Photovoltaik-Systeme an, die zwischen 90 cm und 200 cm breit und nur 25 cm bis 35 cm hoch sind. Der Clou: Jedes Set kannst du ohne Bohren oder Eingriffe ins Mauerwerk und die Fassade außerhalb des Fensters befestigen – der Strom schlüpft durch ein Ultraflachbandkabel zwischen Fenster und -rahmen zum Wechselrichter. Dank dieser Konstruktion ist eine Einwilligung des Vermieters so eigentlich nur Formsache.

Günstiger Preis, vernünftige Leistung

Die Fensterkraftwerke kosten je nach Größe und Leistung zwischen 169 Euro und 239 Euro. Im Set enthalten sind immer die Paneele samt Befestigung, ein Energiezähler und ein passender Wechselrichter.

Die Investition ins Fensterkraftwerk ist überschaubar. (Eigener Screenshot)
Die Investition ins Fensterkraftwerk ist überschaubar. (Eigener Screenshot)

Der Wechselrichter operiert mit maximal 300 Watt (angegeben in Wp), gesetzlich erlaubt sind derzeit maximal 600 Watt. Für reguläre Balkonkraftwerke wäre ein solch schwachbrüstiger Wechselrichter ein klarer Hinweis auf miese Hardware-Zusammenstellung.

Für die kleinen Fensterkraftwerke ist der Wechselrichter aber potent genug. Je nach Größe erreichen die einzelnen Solarpaneele zwischen 20 Wp und 30 Wp. Maximal drei der Module liefern ihren Gleichstrom in den Wechselrichter, der den daraus erzeugten Wechselstrom ins Hausnetz einspeist.

Der Gesamtertrag der Fensterkraftwerke ist überschaubar. Das kleinste Set kommt auf maximal 204 kWh pro Jahr. Beim potentesten Kit sind es immerhin 306 kWh im Jahr.

Maximale Größe der FensterlaibungMaximaler Ertrag in kWh/Jahr pro Fenster
100 x 25 cm34 kWh
150 x 25 cm51 kWh
200 x 25 cm68 kWh
90 x 35 cm44 kWh
100 x 35 cm51 kWh
130 x 35 cm63 kWh
140 x 35 cm70 kWh
150 x 35 cm77 kWh
180 x 35 cm77 kWh
190 x 35 cm77 kWh
200 x 35 cm77 kWh

Christian Richter präzisiert das sogar etwas: Ein Solarpanel für Laibungen bis zu 90 cm Breite und 25 cm Tiefe erzeugt bis zu 44 kWh/Jahr. Das größte Kit für Laibungsflächen von bis zu 200 cm x 35 cm kommt auf 77 kWh pro Jahr. Die Werte gelten jeweils für ein Modul bzw. Fenster – bis zu drei solcher Module kannst du an den Wechselrichter anschließen.

Keine Konkurrenz fürs BKW – aber eine gute Ergänzung

Zum Vergleich: Reguläre 600-Watt-Balkonkraftwerke erzeugen real zwischen 500 und 600 kWh an Sonnenstrom. Den direkten Vergleich gegen steckerfertige Balkon-Photovoltaik verliert das Fensterkraftwerk also klar.

Beiden Produktkategorien eine direkte Konkurrenz andichten zu wollen, wäre grundlegend falsch. Balkonkraftwerke sind nun einmal für jene Mieter und Hausbesitzer interessant, die viel Fläche zur Verfügung haben.

Balkonkraftwerk-Besitzer dürften ein Déjà-vu haben: Solarpanel, Wechselrichter und Steckerverbindung - die Fensterkraftwerke ähneln im Lieferumfang ihren "großen Brüdern": (Foto: Christian Richter)
Balkonkraftwerk-Besitzer dürften ein Déjà-vu haben: Solarpanel, Wechselrichter und Steckerverbindung – die Fensterkraftwerke ähneln im Lieferumfang ihren „großen Brüdern“. (Foto: Christian Richter)

Die Fensterkraftwerke sind eine Behelfslösung, die rational gesehen Sinn ergibt, um einen weiteren Beitrag zur Energiewende beizusteuern. Die vergleichsweise geringe Investition in die Fenster-Photovoltaik amortisiert sich vergleichsweise flott: Nach nur 6 Jahren hast du den Anschaffungspreis wieder eingespielt. Bei einem „großen“ BKW dauert es mitunter doppelt so lange.

Du siehst also: Das Fensterkraftwerk erfindet das Rad nicht neu. Aber es ergänzt die etablierten BKWs um eine sinnvolle Produktkategorie und leistet einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zur Energiewende.

(Aufmacher: Christian Richter)

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Ein Kommentar zu “Fensterkraftwerke: Was du zur Balkonkraftwerk-Alternative wissen musst

  1. Eine super Idee für Mieter oder Eigentumswohnungen ohne Balkon, Solarstrom hat mit Wasserstoff eh die die größte Zukunft, eigentlich hinkt da Deutschland in punkto Solarstrom-Gewinnung hinterher und das schon seit Jahren – in den meisten südlichen Ländern gehört das zur Standard – Ausrüstung, egal ob zur Miete oder zum Eigentum !

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