Samsung Gear VR im Test: Das taugt die Virtual Reality-Brille zum schmalen Preis

Samsung Gear VR im Test: Das taugt die Virtual Reality-Brille zum schmalen Preis
Die Gear VR. (Foto: Sven Wernicke)

Virtual Reality wird 2016 zu einem großen Trendthema. Auch Samsung ist bestrebt, in diesem noch jungen Bereich mitzumischen. Bereits erhältlich ist die VR-Brille Gear VR, die den Einstieg in die virtuellen Welten einfach, kostengünstig und bequem macht. Für an die 100 Euro erhält man hier ein spannendes Produkt. Aber….?

Das wird benötigt

VR-Brille kaufen und loslegen? So einfach ist das zumindest mit der Gear VR nicht, denn das aktuelle Consumer-Modell für besagten Lockpreis setzt ein Highend-Smartphone von Samsung voraus. Genau genommen benötigt man ein Samsung Galaxy S6, S6 Edge, S6 Edge+ oder ein Note 5. Mit anderen Mobiltelefonen des koreanischen Herstellers oder anderen Unternehmen funktioniert Gear VR grundsätzlich nicht. Das ist etwas ernüchternd und bedauerlich, da dieser VR-Spaß damit vielen vorbehalten bleibt.

Hier kam ein S6 Edge zum Einsatz. (Foto: Sven Wernicke)
Hier kam ein S6 Edge zum Einsatz. (Foto: Sven Wernicke)

Aber: Wer über eines der genannten Geräte verfügt, kommt so tatsächlich recht günstig in eine reizvolle VR-Lösung, die zumindest bei mir und fast allen, denen ich die Brille aufsetzte, für Begeisterung sorgte. Freunde und Familienmitglieder waren sehr überrascht – das sei schon einmal vorweg gesagt. Die VR-Brille selbst wirkt recht wuchtig und sitzt bei längerer Benutzung gar nicht mal so bequem auf dem Kopf. Trotzdem stimmen Verarbeitung und das grundlegende Konzept: Auf der Vorderseite wird das Smartphone einfach eingesteckt, es versorgt die Peripherie mit Energie. Diese ist nötig, denn Gear VR selbst bietet eigene Sensoren (unter anderem Beschleunigungsmesser und Gyroskop), die die des Smartphones unterstützen und so eine präzisere Navigation garantieren. Am rechten Gehäuserand befindet sich ein Touchpad mit einer Zurück-Taste – das genügt völlig für die meisten VR-Anwendungen sowie ein Hangeln durch die Menüs.

Alles in allem ist Gear VR ein schlüssiges Produkt, das weitgehend selbsterklärend ist und sogar Einsteiger dank eines gelungenen Handbuches nicht überfordert. Einzig das Anbringen der Trageriemen ist dezent irritierend. Und bedauerlich ist es, dass Samsung darauf verzichtet, zumindest eine Schutztasche mitzuliefern. Aber auch das ist nicht tragisch.

Das Smartphone wird auf der Vorderseite eingesteckt, eine Plastikhalterung befestigt man davor. (Foto: Sven Wernicke)
Das Smartphone wird auf der Vorderseite eingesteckt, eine Plastikhalterung befestigt man davor. (Foto: Sven Wernicke)

Willkommen in der virtuellen Realität

Den Verantwortlichen war es sehr wichtig, Nutzer nicht mit komplizierten Installationen zu überfordern. Aus diesem Grund holte man sich professionelle Unterstützung von Oculus VR, den Machern der 2016 erscheinenden und für PCs gedachten VR-Brille Oculus Rift, ins Boot. Nach einer einmaligen Einrichtung, die aus dem Download einer nötigen App besteht, kann es schon losgehen. Ein interaktives Tutorial startet, sobald man die Brille das erste Mal aufsetzt. Im besagten Oculus Store kann man sich erste Anwendungen aussuchen, die zum Teil gratis sind, zum Teil bis zu 10 US-Dollar kosten. Bezahlt wird via Kreditkarte über das Samsung-eigene System. Das ist nicht zwingend nötig, denn auch so finden sich viele kostenlose Apps, Spiele, Techdemos und vieles mehr.

Die Linsen vergrößern das Bild, das das Smartphone darstellt. (Foto: Sven Wernicke)
Die Linsen vergrößern das Bild, das das Smartphone darstellt. (Foto: Sven Wernicke)

Ich bin mir sehr sicher, dass gerade Neulingen zu Beginn ein „wow“ über die Lippen kommen wird, obwohl Gear VR recht schnell an die eigenen Grenzen stößt. Es ist schon erstaunlich, wie dank zweier Linsen in der Brille und einem Smartphone mit hochauflösendem Display ein virtueller, riesiger Bildschirm entstehen kann. Zudem darf man sich komplett umschauen – nach links, rechts, oben und unten. Zuerst schaute ich mir Videos von Cirque du Soleil an und war begeistert. Beeindruckend ist ebenfalls das experimentelle „The Night Café“. Hier besucht man das berühmte Gemälde von Van Gogh. Ähnlich imposant sind das minimalistische „The Box“, das intensive „Temple Run VR“, das gruselige „Sisters“ oder „Ocean Rift“.

Meine Familie war ausnahmslos begeistert von den Wasserwelten mit ihren computergenerierten Lebewesen – niemand besaß bzw. besitzt allerdings eine hohe technische Affinität. Denn dann wäre meinen „Probanden“ aufgefallen, dass die Inhalte doch recht verpixelt sind und man sich eben nicht frei im Raum bewegen kann, also zum Beispiel nach vorne oder hinten laufen darf. Das ist grundsätzlich nicht vorgesehen bzw. möglich – zumindest mit dieser Variante von Gear VR und den verwendeten Smartphones, die zwar leistungsstark sind, aber noch nicht das perfekte VR-Erlebnis ermöglichen können. Das dürfte in ein paar Jahren allerdings ganz anders aussehen.

Dezente Verpackung. Viel Spaß steckt aber drin. (Foto: Sven Wernicke)
Dezente Verpackung. Viel Spaß steckt aber drin. (Foto: Sven Wernicke)

Ja, klar. Gear VR lässt Menschen nicht in völlig neue Welten zu 100 Prozent eintauchen. Dafür ist die optische Qualität einfach noch nicht ausgereift. Aber sobald man auf die Reise genommen wird oder mal ein VR-Spielchen wagt, sind diese Defizite vergessen. Die Begeisterung macht sich schnell breit, mein Bruder beispielsweise konnte einfach nicht genug bekommen. Bei einem 360-Grad-Horror-Video erschreckte er sich so sehr, dass er sogar die VR-Brille vom Kopf riss und sich zeigte: Das Smartphone könnte ruhig etwas fester sitzen. Vorsicht ist also geboten. Bedenken sollte man ebenfalls, dass das Touchpad nicht immer optimal funktioniert und sich ein Gamepad empfiehlt.

Einen Bluetooth-fähigen Controller bietet Samsung sogar an – für an die 70 Euro. Leider. Das Eingabegerät ist allerdings eher für diejenigen gedacht, die längere Zeit spielen möchten. Für den Alltag und Genuss in der Freizeit sehe ich da keine zwingende Notwendigkeit, vor allem wenn man sich mehr Videos, Fotos oder Netflix zu Gemüte führen möchte. Bei letztgenanntem Streaminganbieter sitzt ihr in einer virtuellen Wohnung auf der Couch und blickt auf eine riesige Kinoleinwand. Ein netter Effekt, aber visuell schwächer als würde man auf einem 55-Zoll großen HDTV in Full HD Filme und Serien gucken.

Ärgerlich ist aber eines: Samsung sperrt absichtlich alternative VR-Ansätze wie Google Cardboard-Apps komplett aus. Hier hilft nur ein kleiner, preisgünstiger Trick.

Fazit: Ein feiner Spaß!

Ich könnte noch viel über Gear VR schreiben, letztlich aber bin ich der Auffassung, dass ihr die VR-Brille selbst erleben solltet. Wer ohnehin ein S6, S6 Edge, S6 Edge+ oder das Note 5 verwendet, der bekommt für 100 Euro einen echten Spaß für die gesamte Familie. Klar, technisch ist das alles nicht das Maß aller Dinge – gerade bezogen auf das seltene Motion Sickness (aufkommende Übelkeit), die Rasterbildung vor allem bei zu hellen Szenen oder gestreamten Inhalten und den verhältnismäßig geringen Betrachtungswinkel.

Aber diese Defizite sind kurioserweise schnell vergessen – taucht man das erste Mal ins Meer ab, schießt sich durch kreative Schauplätze oder guckt sich 360-Grad-Videos an. Das ist wahrlich imposant und bringt auch erfahrenere Gadget-Liebhaber ins Staunen. Allein dafür lohnt sich schon der Kauf. Immer wieder wird man die Gear VR hervorkramen, um zu schauen, was es Neues im Store gibt. Das heißt, der Unterhaltungswert bleibt auch noch nach einigen Wochen und sicher Monaten bestehen. Zumindest am App-Nachschub mangelt es nicht.

Die Gurte müssen einmalig selbst angebracht werden. (Foto: Sven Wernicke)
Die Gurte müssen einmalig selbst angebracht werden. (Foto: Sven Wernicke)

Weitere Details erhaltet ihr auf der Webseite des Herstellers.

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