ISO 819.200: Die neue Pentax KP braucht dann wohl fast gar kein Licht mehr

Ricoh Pentax hat eine erschwingliche neue Spiegelreflexkamera mit einem schier unglaublich lichtempfindlichen Sensor vorgestellt: Der Extremwert von ISO 819.000 übertrifft die meisten Kameras um Längen und soll sich – auch dank des wetterfesten Gehäuses – ideal für die Outdoor- und Nachtfotografie eignen.

ISO 819.200: Die neue Pentax KP braucht dann wohl fast gar kein Licht mehr

Pentax, das mittlerweile zu Ricoh gehört, hat eine neue digitale Spiegelreflexkamera (DSLR) vorgestellt. Das wäre an sich noch keine bedeutende Meldung, auch wenn es um den legendären Hersteller Pentax in den letzten Jahren ein wenig ruhiger geworden ist. Die Pentax KP, um die es hier geht, bringt allerdings eine gigantisch anmutende Lichtempfindlichkeit mit: ISO 819.200.

Zum Vergleich: Meine Panasonic G6 bringt es auf ISO 25.600. Teurere Vertreter haben auch manchmal noch mehr im Angebot. Bisheriger Spitzenreiter war die Sony Alpha A7S II, die sich mit ISO 409.600 „begnügen“ musste. Auch die Pentax KP setzt dabei auf einen Sony-Sensor, und die Kollegen von Engadget.com vermuten deswegen, dass Ricoh nur der erste Hersteller ist, der eine derart hohe Lichtempfindlichkeit ermöglicht. Nicht unwahrscheinlich dann wohl, dass hier in absehbarer Zeit die Millionenmarke geknackt wird. Aber das ist nur eine Vermutung von mir.

Doppelt so hoher ISO-Wert = doppelt so hohe Lichtempfindlichkeit

Nochmal zur Erinnerung: Der ISO-Wert stammt ursprünglich aus der Analogfotografie und beschreibt die Empfindlichkeit eines Films. ISO 100 war der Standard und für Aufnahmen bei Sonnenlicht geeignet. Wenn weniger Licht zur Verfügung stand, griffen Fotografen gerne auf ISO 200 oder 400 zurück. Zu mehr wurde im Fotografie-Kurs nur unter besonderen Bedingungen geraten: „ISO 800? Puh, besser nur, wenn ihr in der Abenddämmerung dringend etwas belichten müsst!“

Pentax KP Beispielbild mit ISO 51200: Bis hier sieht eigentlich alles ganz okay aus. Bild: Ricoh
Pentax KP Beispielbild mit ISO 51200: Bis hier sieht eigentlich alles ganz okay aus. Bild: Ricoh
Und hier das gleiche Motiv in ISO 819200. Wer noch nicht wusste, was Bildrauschen ist, sieht es hier ganz deutlich. Der Fotograf hat bei der Aufnahme allerdings im Vergleich zum ersten Bild auch die Verschlusszeit angepasst, deswegen ist das Bild nicht heller. Bild: Ricoh
Und hier das gleiche Motiv in ISO 819200. Wer noch nicht wusste, was Bildrauschen ist, sieht es hier ganz deutlich. Der Fotograf hat bei der Aufnahme allerdings im Vergleich zum ersten Bild auch die Verschlusszeit angepasst, deswegen ist das Bild nicht heller. Bild: Ricoh

Der ISO-Wert fand auch in der digitalen Fotografie Einzug und hilft dabei, analog zu Verschlusszeit und Blende, die Lichtmenge einfach zu regulieren. Mit den Werten verhält es sich hier ähnlich: ISO 100 bei hellem Tageslicht; höhere ISO-Zahlen bei dunklerer Umgebung. Ein doppelt so hoher ISO-Wert bedeutet, dass doppelt so viel Licht auf den Sensor trifft. Bilder mit ISO 200 sollten bei der gleichen Kamera und gleich bleibenden übrigen Einstellungen also doppelt so hell werden wie welche mit ISO 100. Folgende Schritte gibt es in der Regel (viele Kameratypen bieten auch Zwischenschritte):

ISO 100
ISO 200
ISO 400
ISO 800
ISO 1.600
ISO 3.200
ISO 6.400
ISO 12.800
ISO 25.600
ISO 51.200
ISO 102.400
ISO 204.800
ISO 409.600
ISO 819.200
(ISO 1.638.400)

Im Vergleich zu meiner Kamera mit einer Maximal-ISO-Zahl von 25.600 hat die Pentax KP also eine 32-mal so hohe Lichtempfindlichkeit in der höchsten Stufe. Das ist schon ernorm, oder sagen wir: berauschend. Denn natürlich hat eine derart hohe Lichtempfindlichkeit einen klaren Nachteil: das Bildrauschen. Je höher die Lichtempfindlichkeit, desto mehr wirken die Farben falsch und verwaschen und Details nicht mehr erkennbar. Bilder mit einer zu hohen Lichtempfindlichkeit verlieren an Qualität. Es muss also davon abgeraten werden, die ISO-Zahl zu hoch zu drehen. Besser, man belichtet länger oder sucht sich hellere Lichtquellen oder nimmt bei mehr Tageslicht auf – natürlich nur, wenn das möglich ist.

Relativieren muss man allerdings auch hier: Da sich die ISO-Zahlen verdoppeln, kommen astronomisch anmutende Werte zustande, je größer die Zahlen werden. Dabei ist ISO 819.200 auch nur eine Stufe weiter als 409.600, verhält sich also wie ISO 200 zu 100.

Pentax KP: Ausstattung der Preisklasse angemessen

Was die Pentax KP ansonsten noch mitbringt, klingt der Preisklasse (ca. 1.300 Euro ab Ende Februar) entsprechend. Schön ist noch der sehr schnelle elektronische Verschluss von 1/24.000 und der 5-Achsen-Bildstabilisator. Sie soll wasser- und staubdicht sein. Ricoh verrät allerdings nicht, nach welchem IP-Standard.

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Die Pentax KP nimmt Videos dafür nicht in 4K auf, sondern nur in Full HD, der Autofokus besitzt 27 Messfelder – da kommen andere Hersteller jeweils drüber. Und obwohl dem Akku einiges an Technik weichen musste, reicht eine Akkuladung trotzdem nur für 390 Fotos. Das Vorgängermodell schaffte mehr. Und auch das die Aussehen der Kamera überzeugt mich nicht. Aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache.

Die Kollegen von Fotointern fassen die Eigenschaften der Pentax KP mit einem schönen Wortspiel zusammen: „Pentax dreht weiter am ISO-Rad“.

Bilder: Ricoh/Pentax

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4 Kommentare zu “ISO 819.200: Die neue Pentax KP braucht dann wohl fast gar kein Licht mehr

  1. Wow! Das ist mal ne Hausnummer. Meine olle 5D aus dem Jahr 2007 macht gerade mal ISO 3.200 aber mehr als ISO 800 verwende ich gar nicht, wenn die Bilder noch halbwegs vernünftig aussehen sollen.

    Die Beispielaufnahmen sind interessant. Bei ISO 51.200 könnte man demnach mit 1/60s noch problemlos aus der Hand fotografieren und die Qualität ginge noch in Ordnung. Sofern man das auf den kleinen Bildern beurteilen kann.

    1. Ah, du hast noch Beispielaufnahmen gefunden. Ich vorhin nicht. Hab die jetzt mal oben ergänzt. Danke!

      Aber ich weiß nicht… Irgendeinen Kompromiss gehst du immer ein, wenn du den ISO-Wert hochpegelst. Und das nur, um mit 1/60s fotografieren zu können. Dann lieber einen festen Untergrund suchen oder eben doch ein Stativ verwenden. Aber bis ISO 25.600 sehe ich tatsächlich fast keinen Unterschied. Das ist schon nicht schlecht!

  2. Klar, Stativ ist immer besser bei schlechtem Licht. Wenn du aber sich bewegende Menschen bei schlechtem Licht ohne Bewegungsunschärfe fotografieren willst, hilft das Stativ auch nicht. Da brauchst du mindestens 1/60s, je nach dem wie schnell sie sich bewegen. Und da sind ordentliche ISO-Werte mit wenig Rauschen natürlich von Vorteil.

    Ja, nicht schlecht, was man so auf den kleinen Bildchen sieht.

  3. Die sich bewegenden Menschen sind dann zwar nicht verwischt, dafür aber total verwaschen :-). Für mich ist diese hohe ISO reine Marketing-Effekthascherei. Genau derselbe Blödsinn, wenn man versucht immer Pixel auf einen APS-C Sensor zu quetschen. Glücklicher Weise rudert man ja mittlerweile zurück und besinnt sich auf praktische Werte. Mit einem 1.2er oder 1.8er Objektiv, kann man auch nachts ganz ordentliche Fotos hin bekommen. Eine Kamera ist so gut, wie das Objektiv was an Ihr steckt :-). Fotografie ist eben auch ein teurer Spaß, wo exzellente Objektive teilweise mehr kosten, als der Body selbst!

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